Vorzeitige Entformung & Temperung = schlechte Oberfläche?

Hi

ich baue meine Leitwerke mit 68er CfK, 1mm Rohacell und 29er Glas. Das getränkte 68er CfK wird dabei zwischen 2 Folien mit einem Teflonroller dicht gerollt.

Beim letzten Leitwerk ist mir beim Reinigen des Schleifstaubs mittels Druckluft scheinbar Luft unter die Schale gekommen und das Leitwerk hat sich zur Hälfte aus der Form gelöst. Natürlich habe ich es trotzdem geschlossen - nun habe ich allerdings da, wo es bereits gelöst war, eine schlechte Oberfläche (siehe Bilder).

Kann es sein dass sich die Gewebestruktur der schon ausgehärteten Schale, weil sie bereits von der Formoberfläche gelöst war, beim Tempern abgezeichnet hat? Ich tempere ab 25 Grad C + 5 Grad C/h bis auf 40 Grad C, halte diese Temperatur für ca. 10 Stunden und kühle das Bauteil in der Form dann innert ca. 2h auf 20 Grad C ab.

Grüsse
Raphael

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Hallo Raphael,

ich denke da passiert folgendes:
Die Adhäsion zur Form ist unterbrochen und dadurch markiert sich das Gewebe mehr als in den Bereichen wo nichts entformt hat, da dort die Form noch gegen hält.
Grundsätzlich werden meiner Meinung nach die Oberflächen besser wenn in der Form getempert/ warmgehärtet wird. Ein ähnlicher Effekt ergibt sich, wenn Du ein Laminat stark deformierst , dann zeichnet sich das Gewebe auch mehr ab.

Gruß
Thomas
 
Hey Thomas

danke für Deine Antwort!

Ich tempere allerdings ausschliesslich in der Form, hatte mich vielleicht oben unklar ausgedrückt. Diesmal lag das Teil zwar noch in der Form, haftete aber eben nicht mehr überall an der Formoberfläche.

Ich hoffe eben auch, dass dies die Ursache ist, denn bis auf dieses kleine Malheur (1s nicht perfekt aufgepasst) war der Bau eigentlich absolut in Ordnung.

Dass es an den Ecken des Leitwerks jedoch so aussieht wie auf dem Bild habe ich öfter mal, auch wenn sonst alles 1A ist?!

Ich mache das bei mir so:

Stützstoff links endet 1cm vor der Endleiste
Stützstoff rechts endet 2cm vor der Endleiste

Sobald Vakuum anliegt (meist 0.9-0.95) wird der Stützstoff zusammen mit der Innenlage durch einen harten Roller auf dem letzten Centimeter schräg gequetscht - also 1cm vor Ende Stützstoff gar nicht, am Ende des Stützstoffs auf "0" zusammengedrückt.

Vor dem Schliessen wird das ganze dann leicht angeschliffen und es kommt auf diese Stellen etwas Schaumharz drauf. Gibt feste und scharfe Endleisten.

VG
Raphael
 
Hallo Raphael,

das habe ich schon verstanden, dass du in der Form temperst, aber halt nicht in diesem Fall, da sich ein Bereich vorzeitig entformt hat und somit die Adhäsion zur Form da unterbrochen ist, daher auch nur in diesem Bereich das Markieren.
Wenn sich Bereiche aus der Form lösen ist das das gleiche als wenn Du extern der Form temperst.

Gruß
Thomas
 

Laminatorikus

Vereinsmitglied
Hallo Raphael,

das kommt definitiv vom prerealase. Ich würde einfach nicht tempern wenn sowas vorkommt, sonst musst du sowas zu 100% erwarten. Druckluft ist so eine Sache beim Reinigen, ich sauge lieber mit dem Staubsauger und einer Bürstendüse ab, die erzeugt nicht so viel Unterdruck.

Den Stützstoff würde ich immer abschleifen, ich hätte Angst das sich das gequetschte nach dem Entformen zurück verformt, besonders bei einem Leitwerk wo man mit Harz geizt.

Wir bauen für die schweren Hangflugversionen Hartschalenleitwerke, da muss man mit ein paar Gramm mehr am Leitwerk leben.

Gruß,
Memo
 
Ach, und nebenbei: Ist es für Ungeduldige eigentlich ok, das Zeug schon zu tempern, wenn es noch im Vakuum steckt, einfach nur um schneller weiterarbeiten zu können?

Ich arbeite mit Harz L Härter L von R+G, welches ja kalthärtend ist.

25 Grad C habe ich bisher immer gemacht, das ist schonmal deutlich besser als die 20 Grad, die üblicherweise im Bastelraum herrschen. Kann man auch risikolos mehr?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Maximale Tg ist bei Härter L 75 °C, wenn zuvor bei 55 °C über 15 h getempert wurde. Das bringt also doch noch was.

Deine Temperroutine halte ich für völlig ok. 5 K/h ist durchaus üblich. Damit kommst Du eigentlich nie über die Tg.

40 °C ist noch völlig safe - sowohl für die Formen als auch für die Bauteile.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Und hier die Erklärung etwas mehr im Detail

Und hier die Erklärung etwas mehr im Detail

"Ich habe einen signifikanten Unterschied bemerkt...wenigstens mit den Epoxydharzsystemen die ich benutze. Fast alle Teile die ich herstelle sind fertig eingefärbt. Ich habe haufenweise Versuche gemacht, um das Problem der Gewebeabzeichnung zu erkennen und zu beseitigen. Wenn man sich die Schwindungskurve anschaut, stellt man fest, dass der größte Teil der Schwindung erst gegen Ende der Aushärtung passiert. Sehr wenig Schwingung passiert während der ersten 70 % der Aushärtung. Danach steigt die Schwindung dramatisch mit jeder Phase des Härtungsfortschritts an. Die Vernetzung des Harzes verbessert sich, weil die höhere Temperatur eine höhere Beweglichkeit der Moleküle ermöglicht. Wenn das Bauteil sich noch in der Form befindet, bildet sich das Molekülgitter um die Moleküle, die an der Formoberfläche "kleben". Bei genügend langer Härtungsdauer sind keine Molekülverbindungen mehr möglich und die Oberfläche wird fest (solange die Tg nicht überschritten ist). Wenn das Bauteil nicht in der Form ist, können die oberflächennahen Moleküle sich neu anordnen und die Gewebestruktur wird sichtbar."

Übersetzung des Posts von Adam Pequette aka Wyowindworks: http://www.compositescentral.com/showpost.php?p=41637&postcount=8
 
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