Ring aus Edelstahl drehen /fräsen

Hallo zusammen,

Ich bin neu hier im Forum und -ich hoffe ihr verzeiht es mir - kein Modellbauer. Ich bin jedoch auf dieses hervorragende Forum auf der Suche nach Möglichkeiten, einen Edelstahlring zu erstellen, gestossen.

Dieser Ring dient dem Abschluss eines Uhrengehäuses und ist ca. 34mm gross (innen 30 mm) und 1,5 mm hoch.

Zur Erläuterung habe ich Fotos eines ähnlichen Rings beigefügt

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Gibt es hier im Forum einen Experten, der mir helfen kann?

Gruss und Danke
Ingo
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Ich bin jedoch auf dieses hervorragende Forum auf der Suche nach Möglichkeiten, einen Edelstahlring zu erstellen, gestossen.

Hallo,

ich nehme mal stellvertretend die Blumen entgegen und reiche sie an alle aktiven User weiter.

Solch einen Ring herzustellen, ist zum einen die Fragen nach den zur Verfügung stehenden Werkzeugen und zum anderen Ausbildung und Übung.

Eine Drehmaschine wäre sicher sehr hilfreich, aber auch eine Fräse mit einem Rundtisch ginge. Eine entsprechende CNC-Fräse ohne oder mit Rundtisch ebenfalls. Uhrmacher fertigen so etwas auf der Drehmaschine.

Sicher muss man sich die ein oder andere Hilfe zum Spannen bauen und den ein oder anderen Meißel schleifen, aber alles kein Teufelswerk, wenn man mal die richtigen Anleitungen erfahren hat und das ein oder andere Jährchen geübt hat.

Dein Ring ist sicher kein Bauteil, mit dem man seine Uhrmacherlehre beginnt.


Viele Grüße

Volker
 

kalle123

User
Voraussetzung ist ne vermaßte Zeichnung. Dann welches Material? Fängt irgendwo bei 1.4301 an.

Wie schon gesagt, so ein Ring ist kein Hexenwerk.

Gruß KH
 
Hallo,

solche im Verhältnis zum Durchmesser sehr dünnwandigen Teile sind knifflig herzustellen, da sie sich mit üblichen Methoden nicht spannen lassen ohne dabei deformiert zu werden.

Man kann versuchen es in einer Aufspannung auszudrehen und abzustechen. Bei Messing, Alu und Automatenstahl auch durchaus erfolgreich, die meisten Edelstahlsorten dürften dafür allerdings zu zäh sein und beim abstechen gleich den ganzen Ring mitreissen und zerstören. Und aufkleben auf einen Behelfsträger um von 2 Seiten arbeiten zu können kostet sehr viel Zeit und Geschick.

In großen Mengen wird sowas fast immer aus Blech gestanzt und tiefgezogen -> für Einzelstücke wegen der Werkzeugkosten allerdings unbezahlbar.

Fazit: du benötigst einen versierten Dreher mit viel Zeit der dir noch einen großen Gefallen schuldet - sonst wird dieses kleine Teil großes Geld kosten.

Christian
 
Oder Du suchst ein Rohr mit entsprechendem Durchmesser und arbeitest es davon ab.

Aus dem Vollen ohne Weiche Backen/Spannform mit Bordmitteln eher schwierig.
 
Nun, sooo schwierig ist das nicht, aber es ist schon viel Arbeit und man muss auch genau arbeiten können. Die Räder von Modelldampflokomotiven werden ähnlich hergestellt. Besser wäre übrigens Edelstahl 1.4305. 1.4301 lässt sich nicht sehr gut zerspanen. Allerdings hat 1.4305 wegen der Zerspanbarkeit einen höheren Schwefelanteil und man muss sich überlegen, ob das Teil in einer rostanfälligen Umgebung eingesetzt werden wird. 1.4301 neigt zum Kaltverfestigen beim Zerspanen und man sollte schon spezielle ( teure) Drehmeissel dazu verwenden.

Ich würde so vorgehen (ein Mix aus drehen und fräsen).

1. Aus einem Stück Flachmaterial der richtigen Stärke den inneren Kreis samt L-förmiger Tasche rausfräsen - oder wahlweise, im Vierbackenfutter oder auf der Aufspannscheibe (im Volksmund Planscheibe genannt) spannen (und aufkleben), mit dem Fühlerhebelmessgerät genau einmessen und innenausdrehen
2. Ein massives Gegenstück mit mehreren Zentimetern Länge drehen, das genau in "1" reinpasst
3. "2" in "1" einkleben (Loctite, etc.)
3. "1-2" ins Backenfutter der Drehmaschine spannen
4. Mit Fühlerhebelmessgerät genau im Backenfutter ausrichten
5. Äusseren Rand drehen
6. Erhitzen, damit sich Loctite löst
6. fertig

Dazu würde ich sehr scharfe, händisch geschliffenen HSS-Meissel verwenden - eventuell auch noch die Schneiden ein wenig vorher läppen. Wenn ich aber an den Arbeitsaufwand denke, surfe ich lieber ein wenig im Web herum und überlasse das einem Profi, der ist viel schneller fertig!

Liebe Grüße
Heini
 
Hallo und vielen Dank für die fundierten Einschätzungen. So wie's aussieht, ist die Anfertigung für mich wohl mehrere Nummern zu groß.

Gibt's unter den Forum-Mitgliedern einen furchtlosen User, der mir 2 solcher Ringe anfertigen könnte?

Vielen Dank

Gruß

Ingo
 
Hallo Ingo,

wie sieht's aus, hast Du die Ringe mittlerweile fertig oder hat jemand von hier Dir geholfen?

Ich hab so was auch noch nie gemacht, aber die Vorgehensweise von Heini (fliegerkind) klingt irgendwie richtig. Ich überlege mir, ob es vielleicht Sinn macht, den "Aufklebedorn" aus Schritt 2 gar nicht auszuspannen und direkt im Drehfutter zu kleben, das spart den Schritt 4. Nur wie es dann mit dem zweiten Ring weitergeht weiß ich nicht, kann man das Werkstück im Drehfutter so weit erwärmen, dass 1. das Loctite sich löst und 2. die Drehmaschine keinen Schaden erleidet?

Viele Grüße

Ralf
 
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