Störungen im 35-MHz-Band

Ungefähr seit Anfang Juli 2006 beklagen sich Vereine im Raum der Wasserkuppe, Gießen, Limburg über erhebliche Störungen im 35-MHz-Band. Aufgrund von Meldungen über diese Störungen wurde der Funkstörungsmessdienst der Außenstelle Fulda der Bundesnetzagentur aktiv und hat Untersuchungen vor Ort durchgeführt.

Die Untersuchungen brachten folgendes Ergebnis: Bei der derzeit vorherrschenden Wetterlage kommt es durch troposphärische Irregularitäten und Reflexionen in der Ionosphäre in einer Höhe von 90 bis 120 Kilometer zu Überreichweiten im unteren VHF-Funkbereich. Das 35-MHz-Band gehört zu diesem Bereich. In Mitteleuropa tritt dieser Effekt meist tagsüber in den Sommermonaten auf. Prinzipiell ist mit Beeinträchtigungen der lokalen Funkanwendungen zu rechnen. Bei Normalwetterlagen verschwinden diese Effekte wieder.

Bei den Messeinsätzen auf der Wasserkuppe, in Elbtal-Elbgrund, Nentershausen/Westerwald und Fulda-Dietershan zeigte sich außerdem, dass im 35-MHz-Band französische Bündelfunkanwendungen mit teilweise ansehnlicher Feldstärke detektierbar waren. Je nach Polarisation lagen sie im Bereich der Feldstärken von Fernsteuersendern. Bündelfunk dient dem Austausch von (zumeist) kurzen Nachrichten im Nahbereich innerhalb geschlossener Benutzergruppen. Dabei sind sowohl Sprach- als auch Datenübertragung möglich. Anwender sind Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – beispielsweise Feuerwehren, Rettungsdienste, Taxiunternehmen, Pannendienste oder Flughäfen. Die Sendeleistungen können bis zu 16 Watt betragen.

Frankreich ist das einzige europäische Land, das nicht die europäische Harmonisierung der Frequenzzuteilung im Bereich 35 MHz vollzogen hat und aufgrund des Bestandsschutzes in absehbarer Zeit auch nicht umsetzen wird. Der Einsatz von modellbautypischen Frequenz-Scaneinrichtungen kann hilfreich sein, gibt aber keine Garantie für zeitlich und örtlich verlässliche Anzeigen. Es sollte grundsätzlich darauf geachtet werden, dass während des Fluges nicht mit der Senderantenne auf das Modell gezielt wird. Bei der Installation der Empfängerantenne im Modell ist darauf zu achten, dass nie die gesamte Antenne vom Sender aus als Punkt gesehen werden kann.

Berücksichtigt man diese Ratschläge, werden sich Störungen weniger stark auswirken. Ausschließen kann man sie allerdings nicht. In der Verfügung 53/2003 der RegTP, jetzt Bundesnetzagentur, wird im Abschnitt 3 folgender Hinweis gegeben: Die in der Verfügung genannten Frequenzbereiche, (dazu gehört auch das 35-MHz-A- und -B-Band) werden teilweise auch für andere Funkanwendungen genutzt. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) übernimmt keine Gewähr für eine Mindestqualität oder Störungsfreiheit des Funkverkehrs. Ein Schutz vor Beeinträchtigungen durch andere bestimmungsgemäße Frequenznutzungen kann nicht in jedem Fall gewährleistet werden. Insbesondere sind bei gemeinschaftlicher Frequenznutzung gegenseitige Beeinträchtigungen der Funk-Fernsteuerungen nicht auszuschließen und hinzunehmen.

Dieter Perkuhn
Fachreferent für Funk im DMFV
 
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