Modellflugzeug selber konstruieren

Keckli

User
Hallo alle zusammen,
ich wollte mich mal vorstellen. Ich bin 19 Jahre alt, studiere Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen im 2. Semester. Schon seit der Oberstufe (vor ca. 2 Jahren) habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir mein eigenes Modellflugzeug zu konstruieren bzw. ein echtes Flugzeug als flugbereites Modell nachzubauen. Leider kam da das Abitur und viele andere Dinge dazwischen, aber da sich das Semester dem Ende neigt würde ich gerne in den Semesterferien meine alten Pläne wieder rauskramen.

Erstmal zu mir. Ich habe eigl. noch nie mit Modellflugzeugen zu tun gehabt, habe aber schon immer gerne selber Sachen gebaut, geschnitzt oder gezeichnet. Das waren zu meiner Kindheit dann keine Flugzeuge, sondern Schiffe, da man da nicht allzu viel falsch machen kann :D

Ich dachte mir, da ich nun LRT studiere wäre es eine gute Übung sich an mein späteres Gebiet heranzuarbeiten. Sei es der Umgang mit CAD oder die Aerodynamik. Deshalb bin ich hier durchaus bereit Zeit zu investieren, lernen werde ich es so oder so, sei es in der Vorlesung oder selbstständig mit ein bisschen Spaß beim Konstruieren.
Die Tatsache, dass ich bisher wenig Erfahrung mit der Modellfliegerei habe sollte hier nicht allzu gravierend sein. Mir geht es erstmal um das konstruieren, später kann ich ja, bevor ich meinen selbstkonstruieren Flieger starte, an einigen günstigen Modellen das Fliegen üben.

Als Flieger habe ich mir die Boeing B-29 ausgesucht. Klick Das Design gefällt mir gut und ich vermute (Bauchgefühl), dass man bei einem schweren Bomber am wenigsten falsch machen kann. Immerhin sind diese ja darauf ausgelegt schwere Lasten zu tragen, was bei der Modellfliegerei (Akku, Motoren) ja auch nicht schaden kann.

Was haltet ihr von meiner Idee? Gibt es hier vielleicht einige die soetwas auch schonmal gemacht haben und mir evtl. Tipps geben könnten wo ich am besten anfange?

lG Keckli
 
Hallo Keckli,
wenn Du Modellflugzeuge konstruieren willst, dann würde ich dir empfehlen, ein paar vorhandenen Konstruktionen (und in den letzten 100 Jahren gab es schon einige) kennen zu lernen.
Ein Modellflugzeug ist etwas anders aufgebaut, als ein Manntragendes. Einige Konstruktionstipps kann man aus den KIT- Anleitungen für die Modellkits rausholen. Man muss nur aufmerksam schauen und sich fragen, warum das oder dies so gemacht worden ist, und nicht anders.
Z.B hier: http://manuals.hobbico.com/gpm/gpma0235-manual-v1_1.pdf
oder hier: http://manuals.hobbico.com/gpm/gpma0156-manual.pdf

Vom Vorteil ist es, wenn man selbst auch lernt en Modell zu fliegen. Am Besten mit einem extra für Anfänger konstruierten und gut eingeflogenen Modell.

Gruß
Juri

P.S. Das mit dem Bomber ist nicht die schlechteste Idee aller Zeiten, aber ich würde trotzdem zu einem Schulterdecker raten.
 

ohaack

User
Ich kann dir nur raten, sich an einen Modellflugverein zu wenden und sich bei den fliegenden und konstruierenden
Kollegen vor Ort Tipps zu holen.

B-29 ? Alles andere als einfach zu bauen und zu fliegen.....

Gruß
Olaf
 
Da gibt es eigentlich nur eine ganz einfache Vorgehensweise:

Besorg dir doch mal 10 Baupläne von erprobten Modellen und rechne die alle mal durch, aerodynamisch und statisch.
Dann hast du schon mal eine gewisse Grundlage und kannst erkennen, was geht und was nur Hirngespinste sind.

Ohne diese Grundlagen wirst du wohl niemals den benötigten Holmquerschnitt im Flügel festlegen können, da neben den gerechneten Werten auch immer ein Sicherheitsfaktor berücksichtigt werden muß, abhängig von den Bautoleranzen und von den Schwankungen der Materialqualität.

Modellflugzeuge konstruieren ist Erfahrungssache und nicht nur ein Rechenprozess. Und Erfahrung :confused: fehlt dir zu Anfang eben völlig, aber das ist ja auch nur eine Frage der Zeit.


Bleib also dran, auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt


meint

der Nichtflügler
 
Super Idee selber zu konstruieren

Super Idee selber zu konstruieren

Hi Keckli,

mein Kumpel und ich haben damals in der 8. Klasse auch einen Segelflieger konstruiert.
Wir haben sogar das Profil - völlig unbedarft - im Freihand-Stil selbst entworfen (sah aus wie ein Clark Y).
Das Ding ist dann gar nicht soooo schlecht geflogen und wir waren richtig stolz.
Die Flächen waren zu weich und haben sich ziemlich durch gebogen.
Aber nach dem ersten Flug am Rodelberg konnten wir vor Glück kaum noch normal laufen.

Als zukünftiger Ingenieur (gibts den überhaupt noch in der schönen oder weniger schönen neuen Bachelor / Master Welt ähh ich meinte World?) solltest du kreativ sein.
Also mein unwichtiger Tipp: Selber Planen, Bauen und Fliegen!
Am nachhaltigsten lernt man aus dem Scheitern, den Fehlversuchen oder zumindest den möglichen Verbesserungspotentialen.

Als zukünftiger Luft- und Raumfahrttechnik Dipl.Ing./Bachelor/Master nach jemand anderes Bauplan zu bauen, ist wie für einen Künstler Malen nach Zahlen --> traurig

;-)

Uwe
 
Als zukünftiger Luft- und Raumfahrttechnik Dipl.Ing./Bachelor/Master nach jemand anderes Bauplan zu bauen, ist wie für einen Künstler Malen nach Zahlen --> traurig


NaJa, mit NULL Erfahrung als erstes einen 4-motorigen Bomber als Scale-Motor-Modell (?) bauen wollen...das kann nur zu Frust führen...

Modellbauer die so was betreiben haben langjährige Erfahrung mit Motor/Scale/ Eigenkonstruktionen und einen riesigen Hintergrund an Wissen und Erfahrung.

Ich würde mal bei der Akaflieg Aachen rein schnuppern, da gibt es Leute die von Aerodynamik etwas verstehen, auch von technischer Mechanik/Festigkeitslehre/Faserverbundwerkstoffen...

Das sind zwar die Segelflieger, manntragend wie es so heißt, aber die wissen was sie tun.
https://www.fva.rwth-aachen.de/
http://www.ftha.rwth-aachen.de/

Gruß Rolf
 
Hallo Keckli,

wenn Du damit auch fliegen lernen willst, würde ich Dir folgenden Bauplan empfehlen:

http://www.jomari.de/downloads/epiper.pdf.

Bauinfos auch dort.
Überziehe das Modell ganzflächig mit transparentem Tesa, das macht es bei einem Crash stabiler.

Bitte bedenke, dass Du als Anfänger mit einem Eigenbau mehrere Hürden nehmen musst
(und von Konstruieren rede ich da noch gar nicht):

- Bauen / Material
- RC Elektronikaustattung
- Fliegen lernen
- Ein (selbstgebautes) Modell einfliegen

Die ersten drei kannst Du mit einem mal nehmen, die vierte halte ich für gewagt.
Ich empfehle Dir, das Modell von jemandem mit Flugerfahrung einfliegen zu lassen.

Für Grundwissen im Konstruieren von Modellflugzeugen empfehle ich Dir den Klassiker:
Martin Simons, Model Aircraft Aerodynamics
Hat zwar wenig Formeln, vermittelt aber das notwendige Konzeptverständnis.

Oder auch einen Besuch auf www.aerodesign.de - dort weitere Literaturverweise.

Viele Grüße,

Georg
 
Hallo Keckli,

ich muß mich meinen Vorrednern anschließen, eine 4mot als Anfängermodell ist schon ein sehr sportliches Vorhaben.
Konstruieren kannst Du es ja schon mal, aber zum Anfang würde ich mit einer 1mot das RC-Fliegen lernen.

Was das Konstruieren angeht, weiß ich nun nicht ob Du selbst erlerntes Wissen verwenden möchtest, oder ob Dir auch ein modellbauspezifisches Programm zusagt. Ist Freeware, und es haben schon sehr Viele die nicht genügend Ahnung haben damit Modelle ausgelegt die sehr gut fliegen (mich eingeschlossen ;) ).

http://www.flz-vortex.de/

Und hier wird erklärt wie es bedient wird: http://www.rc-network.de/forum/show...-Arbeiten-mit-FLZ_Vortex?highlight=FLZ+Vortex

Gruß Andreas
 

Keckli

User
Hallo alle zusammen,
erstmal ein großes Dankeschön für die vielen Antworten. Hätte nicht erwartet so viel Rückmeldung in so wenig Zeit zu kriegen :eek:

Grundsätzlich war der Tonus, dass mein Vorhaben ziemlich gewagt ist, was mir durchaus bewusst ist. Es ist ja mehr ein Ziel, zu dem ich gerne kommen würde, aber noch nicht so recht weiß wie. Zunächst schaue ich mir die Links an die ihr hier alle angeführt habt (Danke dafür!).
Wie ich auf die Idee des B-29 gekommen bin: Ich dachte, es wäre einfacher zunächst Grundlagen zu erlangen, indem ich zum einen CAD kennen lerne beim konstruieren des Modells nach Bauplan, und außerdem Bauerfahrung beim Nachbauen des B-29 nach dem CAD-Modell. Alles auf einmal lernen (konstruieren, berechnen, bauen, fliegen) traue ich mir natürlich auf keinen Fall zu. Wieso genau der B-29? Naja, er konnte ja damals hohe Lasten schleppen, außerdem hat er 4 Triebwerke, ich dachte dass dies von Vorteil sein könnte :rolleyes:

Ich fasse gerne nochmal alle Vorschläge zusammen (hoffentlich vergesse ich nichts)
1. Anleitungen anderer Bau-Kits studieren und die Tricks die dort verwendet werden übernehmen
2. Bei einem Modell Fliegerverein Rat und Tipps suchen
3. Kleine Schritte führen zum Ziel, fang am besten mit dem Durchrechnen anderer erprobten Baumodelle an um ein Gefühl für die Materie zu bekommen
4. Selber neues probieren: Try and error Methode
5. Zunächst ein einfacheres Modell bauen und fliegen lernen. Währenddessen theoretisches Wissen sammeln.
6. Konstruieren okay- Bauen und Fliegen erst nach genügend Erfahrung
 
. Wieso genau der B-29? Naja, er konnte ja damals hohe Lasten schleppen, außerdem hat er 4 Triebwerke, ich dachte dass dies von Vorteil sein könnte :rolleyes:

Hallo Keckli,

du brauchst beim Modell keine hohen Lasten tragen, hohes Gewicht bringt nur eine hohe Grundgeschwindigkeit, ist zum Landen nicht so prickelnd...

4 Triebwerke --> 4-fache Probleme --> 4-faches Geld...:eek:

Gruß Rolf
 
Ich dachte, es wäre einfacher zunächst Grundlagen zu erlangen, indem ich zum einen CAD kennen lerne beim konstruieren des Modells nach Bauplan, und außerdem Bauerfahrung beim Nachbauen des B-29 nach dem CAD-Modell. Alles auf einmal lernen (konstruieren, berechnen, bauen, fliegen) traue ich mir natürlich auf keinen Fall zu.

gar nicht verkehrt, du kannst dich deinem Ziel in Etappen nähern, die Kiste muss sicher nicht gleich Vollscale mit allem Pipapo sein?
Mein Tipp: bau das Ding mal als Segler, oder einmotorig aus Depron, Tipps zum Thema findest du hier genügend, da kannst du locker eine Woche lesen. Bist du dann etwas weiter, kann die Diskussion weitergehen.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Keckli

Ein paar Eckdaten um überschlagsmäßig so ein Projekt zu durchdenken.
Grundsätzlich bleiben wir mal bei Deiner B29. So schlecht ist die nämlich wirklich nicht.

Ich vermute für Dich kommt nur ein E-Antrieb in Frage.
Dann nimm mal als Eckdaten 200-250 Watt/kg Fluggewicht für einen sicheren Bodenstart. Wir haben das früher mit Bürstenmotoren und NiCd mit weniger Leistung geschafft. Insofern ist der Wert okay. Nach dem Start die Leistung drosseln zu können, erhöht die Laufzeit.

Bauweise: Das kann Holz sein oder Styropor. Es gibt da genügend Beispiele von Herkules bis Transall oder Jumbolino die in Styro geschnitten wurden.

Größe des Modells: Das ist von Deinen Transportmöglichkeiten und dem finanziellem Einsatz abhängig. Als Gedankengang lege ich Dir mal die Antrieb-Combos für Quadrocopter nahe. Da könnte was passen. Gibt es für viele Größen. Ich würde mal stark vermuten eine Spannweite von etwas über zwei Meter wäre nicht schlecht.

Konstruktion: Um mal nur die Aerodramatik ohne Antrieb zu berechnen, könntest Du FLZ Vortex benutzen. Als Profil kommt eigentlich alles in Frage was nicht zu schnell ist, aber dennoch Auftrieb liefert. Z.B. ein ganz klassisches Clark Y. Evtl. auch was aus dem Seglerbereich wie ein Eppler-Profil. NACA 2424 oder ähnliche wenn es doch viel größer wird. :D
Aber da kommen bestimmt noch Ideen.
Wenn Du im CAD konstruieren willst, wäre es gut auch gleich die CNC-"Geschichten" zu generieren. He nach Bauweise bei Holz eben Fräsdateien, bei Styro dann Schnitt-Dateien.
Es gibt jede Menge CNC-Fräser oder CNC-Schneider hier und im Netz die das als Lohnarbeit machen.

Bau: Bei Styro gibt es die schnelle Bauweise mit einem Überzug aus Papier und einer Weißleim-Mischung. Kann man auch gleich mit Farbe mischen. Hinweise auch hier in :rcn:.
Gfk-Positivbauweise ist zwar auch möglich, aber sehr aufwändig.
Holzbauweise ergibt sich aus Deiner Konstruktion. Tipps und Hinweise auch hier.
Fahrwerk: Fest. Kein Einziehfahrwerk. Kostet, wiegt und braucht man beim ersten Modell wirklich nicht. :)

Anlageneinbau und Antrieb:
Das ist dann die leichtere Übung. Kleiner Tipp: Kabel zwischen Akku und Regler möglichst kurz, zwischen Regler und Motor ist die Länge fast egal. Evtl. sicherheitshalber abschirmen. Noch was: Motoren rechts und links gegenläufig spart den Seitenzug. Voraussetzung: passende Propeller verfügbar.

Fliegen:
Am Anfang niemals alleine. Die Überforderung steigt proportional mit dem nach vorne schieben des Gasknüppels. ;) Nimm den Rat an, einem Verein beizutreten. Da hast Du sämtliche versicherungstechnischen Dinge und alle guten Ratschläge zu Deiner Konstruktion vereint. :)
Vielleicht ist ein 3-Achs-Kreisel eine sinnvolle Investition?

Ansonsten, viel Erfolg und einen langen Atem. Denn es gibt unzählige Projekte die in allen möglichen Phasen gescheitert sind, weil der Projektant die Lust verloren hat. ;)
 
Hallo Keckli,

das ist schon ambitioniert, was Du das vorhast. Aber ist es zu viel? Das hängt ausschließlich von Dir ab. Mein Rat: lass Dich nicht verunsichern. Die Planung und der Bau machen alleine Freude. Selbst dann, wenn der Flieger nie in die Luft kommt.

Werde Dir über die Größe im Klaren. Wenn sie kleiner als 2m werden soll, Google mal nach Pat Tritle. Pat hat kleinere Modelle von Mehrmotorigen konstruiert, die z.B. auf die Beplankung des Rumpfes verzichten. Was Claus schon sagte: leicht fliegt leicht. Bei allem was Du tust muss die Briefwaage (ich habe zudem eine Feinwaage) daneben stehen und bereits bei der Konstruktion muss überlegt werden:

* Muss es so massiv sein?
* Kann ich noch leichter bauen?
* Muss es für normale Rippen der Tragfläche wirklich Sperrholz sein?
* Reicht vielleicht eine Balsa Leiste statt einer Kiefer Leiste?
* Großer Motor bedeutet mehr Gewicht bedeutet eine stabilere Konstruktion bedeutet mehr Gewicht bedeutet einen noch größeren Motor mit mehr Gewicht... :D
* Räder gibt es in sehr leicht bis sehr schwer.

Diese Überlegungen müssen sich durch die gesamte Konstruktion ziehen!

Berechne den Flächeninhalt der Tragflächen in dm² und schau auf die Flächenbelastung bei einem bestimmten Gewicht. Je größer das Flugzeug, desto höher darf die Flächenbelastung sein. Oder eigentlich anders herum: je kleiner das Flugzeug, desto geringer muss die Flächenbelastung sein. Beim meiner 2,5m DC-6 werde ich wohl auf maximal 110 g/dm² kommen. Besser wären 90g/dm², aber das schaffe ich nicht mehr.

Wenn Du also ein Modell mit 2-2,5m SW planst, solltest Du als Zielwert die 90g/dm² wählen. Die Erfahrung zeigt, dass das schon hoch ambitioniert ist. Wählst Du aber einen höheren Wert, so kommt die Psychologie ins Spiel und Du denkst "Na ja, hier kann ich mir ein wenig Mehrgewicht leisten. Diesem Gedanken NIEMALS nachgeben :)

Aus meiner Sicht ist das der wesentliche Faktor beim selbst Konstruieren. Den auch schon genannten Rat, Dir Pläne von Modellen zu besorgen und diese genau zu studieren, kann ich nur bekräftigen. Es hilft auch, erst einen Holzbaukasten selbst zu bauen, z.B. eine SIG Piper. Das gibt Anregungen ohne Ende, macht Spaß und Du sammelst wertvolle Erfahrungen. Das habe ich auch gemacht: mehrere Holzbaukästen, dann ein Modell nur nach Bauplan und dann meine erste Konstruktion (wobei mir meine berufliche Entwicklung einige Steine in den Weg gelegt hat, ich bekenne aber: die DC-6 wird fliegen!).

Sonst schau mal in meinem DC-6 Thread. Du musst es ja nicht so übertreiben wie ich, aber einen 4-Mot Bomber zu konstruieren schon einige Herausforderungen.

Es gibt auch einen unglaublichen Baubericht meines Freundes John Borgen aus Dänemark, der eine Douglas DC-9 konstruiert und gebaut hat und dabei alle Register des leichten Modellbaus gezogen hat. Dabei ist er Wege gegangen, die ich vorher nie gesehen hatte:

http://www.rcgroups.com/forums/showthread.php?t=208512

Auch hier gibt es sicher spannende Anregungen. Ich verstehe mich so gut mit John, weil er noch verrückter ist, als ich.

Dann habe ich sehr viel von Otto Multert gelernt. Auch er ist Leichtbau Fanatiker und hat viele Erfahrungen mit Mehrmotorigen.

http://www.mulert-fotografik.de/modellbau.html

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Grüße
Alexander
 

Quaxx

User
Moin Moin.

Was haltet ihr von meiner Idee?

Insgesamt eine schöne Idee.

Ich habe selbst mehrere Flugmodelle konstruiert und gebaut. (Segel- und Motorflugmodelle; Freiflug und RC).

Meiner Meinung nach lernt man mehr über Flugzeugbau, wenn man ein Flugmodell selber konstruiert als wenn man ein Scale-Flugmodell baut - also ein bereits bestehendes Flugzeug maßstabsgetreu nachbaut.

Beim Scale Flugmodell sind die meisten Parameter schon vorgegeben, bei einer eigenen Konstruktion muss man hingegen selbst darüber nachdenken warum man sich für die eine oder andere Ausgestaltung von ... entscheidet:

- Flügelgrundriss
- Höhenleitwerksgeometrie
- Seitenleitwerksgeometrie
- Hebelarme.

Wenn Du beim Scale-Modell bleibst, dann würde ich Dein Wunsch-Modell vor allem groß genug bauen. Sie hat eine für Motorflugmodelle untypisch große Flügelstreckung. Dadurch sind die Re-Zahlen am Flügel klein. Im Wurzelbereich bis Mitte zwischen Wurzel und Flügelende machen die Propeller die Grenzschicht turbulent. Da sind die kleinen Re-Zahlen dann fast irrelevant. Aber am Außenflügel bekommst Du die kleinen Re-Zahlen dann zu spüren, auch wegen der Flügelverjüngung. Und genau dann wird es kritisch. Innen am Flügel schön turbulent und außen kleine Re´s. Aerodynamisch ein kleiner Alptraum. Bau sie schön groß, dann hast Du diese Probleme nicht so dolle. Mein Vorschlag mindestens über zwei Meter Spannweite. Ablfugmasse und Flügelprofilwölbung so aufeinander abstimmen, dass die Kiste nicht zu langsam fliegt und Du auf diese Weise gut große Re-Zahlen hast. Wenns mein Projekt wäre, dann würde ich sie so konstruieren, dass bei VStall die Re-Zahlen am Außenflügel Re >= 110.000 sind.

Bin zwar bekennender Verbrenner Fan - aber in Deinem Fall würde ich als Neueinsteiger und 4-Mot zu Elektro raten.

Tipp zur Auslegung: Bau den Flügel teilbar: linke und rechte Flügelhälfte samt Motoren abnehmbar. Jede Flügelhälfte 1 m lang. Dann kommst Du auf eine Spannweite von 2 m + Rumpfbreite: gute Re-Zahlen, transportfreundlich und bekommst Halbzeug auf Standardlänge (1 m Länge) für den Flügelbau.

Flügelprofil: könnte natürlich eine Vielzahl von Profilen passen. Wenns mein Projekt wäre, würde ich am Flügel ein NACA 1414 nehmen und am Leitwerk ebene Platte.

Kannst ja alles noch genau durchrechnen, aber ich prophezeie Dir, dass Du ein bisschen tricksen mußt für ein gutmütiges Abreißverhalten. Ich vermute, Du kommst um circa 2 ° geometrische Flügelverwindung kaum drum rum. Und wenn Du nicht gerade exzessiven Rückenflug machen willst, dann spricht auch nichts dagegen. Mein Tipp: 2 ° Verwindung. Und die würde ich ausnahmsweise nicht von der Flügelwurzel aus zum Ende straken, sondern vom Ende des letzten Propellerkreises (ruhig die Nabe) zum Flügelende hin.

Zur Gutmütigkeit kannst Du am Außenflügel auch besonders großzügig mit "Nieten" und Kanten an den Bumpern tricksen - als Turbulatoren.

Viele Grüße
 
Wenn Du unbedingt eine B-29 konstruieren willst, würde ich daraus ein Modell mit der Optik eines Bombers, aber mit den Flugeigenschaften eines Trainers bauen, das heißt:
Vllt etwas kleiner bauen, 1,80m halte ich für gut
Bei Trainern erprobtes Profil, vielleicht ein Clark Y?
Etwas V Form
Leicht bauen!
Trotzdem würde ich vorher ein anderes Modell selber bauen(nicht selber konstruieren), vllt eine Piper o.ä.
 

Quaxx

User
Hallo zusammen!

Lukas schrieb:
Wenn Du unbedingt eine B-29 konstruieren willst, würde ich daraus ein Modell mit der Optik eines Bombers, aber mit den Flugeigenschaften eines Trainers bauen, das heißt:
Vllt etwas kleiner bauen, 1,80m halte ich für gut
:rolleyes:

technische Daten:
http://www.flugzeuginfo.net/acdata_php/acdata_b29_dt.php

Nach Adam Riese: Flügelstreckung = b²/A = 43,05²/161,3 = 11,5

Flügelgrundriss:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Boeing_B-17G.png

Bei 180 cm Spannweite ergibt sich nach Adam Riese (nur grob überschlagen):

ti = 334 mm
tm = 157 mm :eek:
ta = 127 mm :cry:

Die Flügelverjüngung hat ein Verhältnis von ungefähr: 1,9/5,0=0,38 :eek:.

Unterstellen wir realistischer Weise eine VStall von 40 km/h = circa 11 m/sec ergeben sich:

Re-Zahlen:
ti = 249.832
tm = 117.436
ta = 94.996 :(

Einmal ins Seitenruder gegriffen, eine Windböe von hinten oder einseitiger Motorausfall und die Re am Außenflügel geht locker auf 80.000 runter.

Der Bereich kritischer Reynoldscher Zahlen liegt bei 80.000 bis 100.00.

Fassen wir das mal zusammen: An der Flügelwurzel liegen fette überkritische Re´s vor. In der Flügelmitte Halbspannweite sind sie auch überkritisch. Wegen der Propeller ist´s im Wurzelbereich und Halbspannweite überkritisch ohne Ende. Aber auch bei Motoren aus bleibts überkritisch. Und am Außenflügel wirds dann kritisch.

Dazu denken wir uns jetzt noch die Auftriebsbeiwertverteilung aufgrund des Flügelgrundrisses mit einer Verjüngung, die sich gewaschen hat.

Fazit: Wer ein wirklich extrem giftiges Abreißverhalten will, muss genau diese Zutaten nehmen!

..mit der Optik eines Bombers, aber mit den Flugeigenschaften eines Trainers bauen...
:rolleyes:

Ein Trainer ist die Gutmütigkeit in Person. Entweder Rechteckflügel oder nur ganz kleine Verjüngung. Flügelstreckungen von 5 bis 7 maximal 8. DAS ist dann gutmütig bei 1.800 mm Spannweite. Aber nicht der Flügelgrundriß einer B-29.

Lukas, Dein Rat war konstruktiv gemeint, gut gemeint und helfend gemeint. Aber aus fachlicher Sicht ist er meiner Meinung nach, kein guter Rat.

Deswegen mein dringender Rat: Bau dat Ding groß! Je größer desto besser. Und ergreife ALLE erdenklichen Maßnahmen für Gutmütigkeit: lieber schneller fliegen als langsam; geometrische Flügelverwindung, aerodynamische Flügelverwindung, ...; zur Not den Flügelgrundriß entschärfen, scale hin oder her: wenn Du stumpf die Außenflügeltiefe um 7 % erhöhst, dann merkt das beim Hingucken kein ..., aber der Flieger wird gutmütiger, weil Flügelverjüngung und Streckung gesenkt werden.

Munter bleiben

Quaxx
 

akafly

User
gibt schon viele gute Tipps... ich möchte auch ermuntern zur eigenen Konstruktion. Der Weg ist steinig aber persönlich prägend und führt zu Sachverstand durch Erfahrung.

Doch bitte gebt unserem LRT-Studenten keine falschen "Fachbegriffe" mit in sein Studium. (Es heist richtig "geometrische oder aerodynamische Schränkung")

Ich hatte auch sehr früh mit Eigenkonstruktionen angefangen und schon die erste war durchaus erfolgreich (seit dem sind bei mir Baukasten oder Baupläne die absolute Ausnahme geblieben). Ich hatte wenig aber gute Literatur, wo ganze aerodynamische Rechengänge zur Konstruktion von Modellen beschrieben waren.

Heute möchte man alles auf einmal machen, doch wie bereits erkannt ist alles nur nacheinander schaffbar. Muss es unbedingt CAD sein? CAD ist nicht das Konstruieren sondern nur die 3-dimensionale Darstellung des Kontruktionsergebnisses. Heute fliegen immer noch Konstruktionen die noch aus der Welt ohne Bits und Bytes stammen. CAD kann, aber muss nicht.
Wer "zwei linke Hände und nur Daumen" hat und meint sowieso alles als Fräsdatei haben zu müssen, der kommt an CAD nicht vorbei. Ich mache heute noch vieles - nicht alles- von Hand, weil es in Summe schneller (und billiger) geht.
 

Quaxx

User
Hallo Akafly,

danke für Deine Kritik. Verwindung oder Schränkung? Die Frage trieb mich vor Jahren auch umher.

hier eins von vielen Beispielen
https://books.google.de/books?id=eW...K#v=onepage&q=geometrische verwindung&f=false

Nicht alles was in Büchern steht ist deshalb richtig, weil es in einem Buch steht.

Ich hab viele Bücher, Scripte und Co. gelesen. Beruflich bedingt hatte ich auch mit Luftfahrt zu tun.

Meine heutige Meinung nach Jahrzehnten mit Luftfahrtthemen: beide Begriffe werden verwendet. In einigen Fällen werden die beiden Begriffe sogar gleichzeitig synonym verwendet. Diejenige Literatur die ich fachlich höher wertig einstufen würde, verwendet häufiger den Begriff Verwindung als Schränkung.

http://www.dlr.de/as/desktopdefault.aspx/tabid-192/402_read-39548/

Der Begriff Schränkung hat den Nachteil, dass er in der Literatur doppelsinnig belegt ist. Denn gelegentlich wird das, was (i. d. R. nur in Modell-Literatur) als EWD bezeichnet wird, eben auch als Schränkung bezeichnet. Verwindung ist hingegen eindeutig.

Es gibt natürlich auch sehr viel angelsächsische Literatur. Dort wird meiner Ansicht nach ausschließlich der Begriff "twist" verwendet.

Übersetzung liegt hier bei Verwindung
http://www.dict.cc/englisch-deutsch/twist.html

Aus diesen vielen Gründen verwende ich lieber den Begriff Verwindung.

Schränkung wird häufiger in der Modell-Flieger-Literatur verwendet. In der Literatur über manntragende wird fast ausschließlich der Begriff Verwindung benutzt.

Deine Argumente für Deine Meinung würden mich sehr interessieren, weil ich gern dazu lerne.

Liebe Grüße
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten