Delta Hawk - Alltagsflieger in Mischbauweise selbst gemacht

Guten Tag allerseits,
im Jahr 2014 habe ich ziemlich genau 100 Flüge mit einem Modell gemacht, das innerhalb von wenigen Tagen mit einfachen Mitteln entstanden ist und sich als enorm alltagstauglich erwiesen hat.
Freunde kleiner Deltas könnte das Ding ebenso interessieren wie Vielflieger, die noch etwas nicht alltägliches für den Alltag suchen;)

Hier mal ein Bild vom aktuellen Stand:
20150614_180449.jpg

Wie immer bei mir gibt es keine ausgefuchsten Berechnungen oder Simulationen, sondern ganz pragmatische, praxisorientierte Konstruktionsarbeit mit dem Hang zum weglassen:D
Wen das nicht abschreckt, bitte weiterlesen. Ich spring gleich mal zurück in den Dezember 2013, wo das Ding entstanden ist.
H.
 
Dezember 2013

Dezember 2013

Weihnachten, nix zu tun und draussen fast immer dunkel...
Wie ich so durch meinen Hangar schlendere, stell ich fest, dass eigentlich alles da ist:
Renner
Bodenturner
Thermikschleicher
Hangfräse
Kunstflieger
Nurflügler
Allzweckgeräte

Aber eins fehlt noch:

Ein DELTA!

Also erstmal was skizzieren. Wie so oft, war der erste Entwurf auch gleich der richtige.
Nach Sichtung der Schaumplatten- und Holzbestände musste allerdings die ursprünglich geplante Spannweite von 75cm auf gut 60cm angepasst werden, aber das macht nix. Mit 3S und nem 28mm/45g Aussenläufer wird das ein munteres Kerlchen.
IMAG1758.jpg
 
Die Theorie ist schon abgehakt: den Schwerpunkt hab ich gleich auf dem Baubrett auf der fertig ausgeschnittenen Unterschale ermittelt.
Also konnte ich gleich mit der Oberschale, dem Holm und dem konischen Anschneiden der Hinterkante der Unterschale weitermachen.
Das Profil wird wie beim Fast Forward und beim Kookaburra etwa 10% dick mit gerader Unterseite. Deshalb klebt die Unterschale jetzt an 12 Punkten auf dem Baubrett.
Aufwand bis hier: ca. 90 min.
Soweit erstmal.IMAG1760.jpg
 
Und weiter:

Hörte ich mich nicht mal sagen, Schaum wäre pfui und nicht mehr mein Material?
Stimmt. Wenn man mal genauer hinguckt, ist das Schaumzeugs immer dann untauglich, wenn es statisch mittragende Funktion hat. Dann zerplatzen die Dinger bei der kleinsten Berührung in der Luft.

Delta Hawk soll also in diesem Punkt anders werden.
Das Zauberwort heisst: KASTENHOLM!

Sieht dann so aus:
Inspiriert durch die aktuell im Kunstflug verwendeten Profile, läuft die Oberseite der Fläche hier nach dem dicksten Punkt schnurgerade zur Endleiste. Das ermöglicht einen blitzeinfachen, aber extrem robusten Holmaufbau, der später alle Kräfte aufnimmt und in den Rumpf einleitet.

Wie genau das geht, sehen wir später.
Zunächst mal die Unterseite des Kastens aus 3mm Balsa und die Knickverstärkung für den Holm:
IMAG1761.jpg

Dann die Oberseite des Kastens...
IMAG1762.jpg

...und den Kasten hinten mit nem ordentlichen Stück 5mm Balsa verschliessen.
Nachdem noch ein paar wenige Rippen aus Schaumzeugs reingeklebt sind, ist die Fläche fertig zum Aufbringen der oberen Schale.
IMAG1763.jpg
 
Die obere Schale ist drauf.
Jetzt kommt der Trick für viel Platz im Rumpf: die Fläche wird vorne für den Rumpf ausgespart, kein Problem dank Kastenholm!
Jetzt sieht man auch, wie die Krafteinleitung vom Holm in den Rumpf geht: der Hauptspant wird später einfach vor den Holm geklebt!

Jetzt noch alles mit Holz einfassen und die Querruder machen - fertig ist die Fläche!
Wenn die nicht so leicht wäre, könnte man damit Nägel in die Wand kloppen, so steif ist die!

Weiter gehts mit dem Rumpf.IMAG1766.jpg
IMAG1767.jpg
 
Bevor ich mit dem Rumpf anfange, muss ich noch die Frage nach dem Seitenleitwerk klären.
Aerodynamisch richtig (und auch am einfachsten) wären Winglets, die ich einfach an die Randbögen pappe. Lieber wäre mir aber ein zentrales SLW, das aber auf der Schaumfläche schlecht zu befestigen ist.
Deshalb habe ich beschlossen, den Rumpf nach hinten zu verlängern, so dass ich eine vernünftige Aufnahme für die Flosse habe. Sieht nebenbei auch noch elegant aus!

Also Seitenteile ausschneiden, Hauptspant sägen und den Motorspant aus dem Kakadu recyceln, und schon sind die wichtigsten Rumpfteile klar zum Zusammenkleben:
IMAG1771.jpg
 
Dann den Motorspant ordentlich festmachen, den Rumpf verschliessen, alles schön verrunden...
IMAG1774.jpg
IMAG1773.jpg
 
Zum Schluss noch ein schönes SLW ausschneiden und am Rumpf befestigen, und schon ist der Rohbau fertig. Geht wohl, vier Tage bis hierhin!
IMAG1778.jpg
 
Mit etwas Farbe und nach Einbau der Innereien sieht der Vogel in seiner Urform so aus:
IMAG1788.jpg

Vorne im Rumpf ist reichlich Platz:
IMAG1793.jpg
 
Moin Holger,

Idee und Konzept gefällt mir.
Hast du (gelb) auch mit Bespannfolie oder Klebefolie gearbeitet?
 
Die Flugeigenschaften waren von Anfang an einwandfrei, auch bei schlechten Bedingungen konnte man Delta Hawk einfach rauswerfen und Spass haben.
Was sich nicht so gut bewährt hat war die innenliegende Anlenkung der Elevons. Die sind nicht steif genug, um den Vogel bei Vollgas-Anstechen sicher abzufangen. Deshalb hab ich nach einigen Flügen die Anlenkung in die Mitte der Ruder gesetzt:
20150506_184131.jpg
 
So angelenkt, gab es keine Probleme mehr mit dem Abfangen. Delta Hawk hatte den Stammplatz im Kofferraum sicher. Nach 100 Flügen kam es dann (durch eine kalte Lötstelle zwischen den Ohren) zu einer sauber vollendeten "Steckenden Neun", mit Vollgas, Ehrensache! Danach hatte ich auch den halben Acker mit im Kofferraum...
20150613_115621.jpg
 
Fazit

Fazit

Bei der nun fälligen Reparatur wurde die Nase um etwa 50mm kürzer. Der Spinner ist jetzt nicht mehr ganz so schön eingestrakt wie im Urzustand, aber angesichts des Zerstörungsgrades nach dem Absturz bin ich mit dem Resultat zufrieden.
Schwerpunktmässig wirkt sich die Verkürzung nicht aus, der Akku musste in der langen Nase immer ganz nach hinten. Die Proportionen stimmen mit der neuen Front eigentlich sogar besser als vorher.
In der Luft ist jedenfalls kein Unterschied zu sehen oder zu merken.
Es hat sich gelohnt, Delta Hawk zu bauen. Als Zweckmodell ohne Hochglanz-Anspruch spielt er seine Rolle perfekt. Mit weniger Aufwand habe ich noch kein vollwertiges Modell gebaut.

Gruss in die Runde,
H.
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Sauber umgesetzt

Sauber umgesetzt

Hallo Holger,
schönes Delta. Sauber in Mischbauweise umgesetzt. Gibt es davon auch einen Plan/Skizze zum nachbauen? Was für einen Motor und welche Zellengröße hast du eingesetzt?

Gruß
Stephan
 
Hi Stephan,
Motor ist ein 28mm/45g/1900/min/V Aussenläufer. Akku 3S 1000 bis 1300mAh.
Ich guck morgen nochmal nach, ob ich die Skizze auf dem Bierdeckel noch habe, die man im zweiten Bild des Freds sieht. Dann knips ich die und stell sie hier rein.
H.
 
Skizze

Skizze

So,
hier kommt die originale Skizze, nach der der Delta Hawk entstanden ist. Alle Abmessungen sind ohne Berücksichtigung der Ruderklappen angegeben, die kommen also noch dazu.
Der Holm, also die dickste Stelle des Profils, verläuft bei 1/3t. Die Elevons sind innen 35mm tief, aussen 25. Das sollte reichen, um den Vogel nachzubauen.
Auf der Skizze sind die Maße für die 600mm Version klein neben den Werten für 750mm Spannweite geschrieben.
H.
20150621_133721.jpg
 
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