Wieviel Querruderdifferenzierung ist richtig?

Hallo Forum,

mich würde interessieren, wie man das beste Maß für die Querrruderdifferenzierung beim Segelflugmodell findet. Woran erkenne ich, dass ich mehr oder weniger brauche? Gibt es ein objektiv richtiges Maß für ein bestimmtes Modell, oder ist das mehr oder weniger Geschmacksache?

Gruß
Bernd
 

Relaxr

User
Ich probiere immer ab 50% und bleibe meist so bei 70%. Wenns passt, kurvt und rollt es eben am schönsten !
 
Kurvenwechsel fliegen (45° zu 45° Querlage). Dabei soll das Heck möglichst wenig schwänzeln.
Falls Kunstflugtauglich: Rolle fliegen. Dabei merkst Du auch deutlich ob noch zuviel negatives Wendemoment spürbar ist.

Da man das Wendemoment mit Seitenrudereinsatz auch aussteuern kann, und jeder andere Schwerpunkte hat (Thermikkreisen oder Turnen?), ist das ein Stück weit schon auch Geschmackssache.
 
..aus dem Graupner Handbuch MC 32

"Am nach unten laufenden Ruder eines Querruderausschlages entsteht aus aerodynamischen Gründen prinzipiell ein größerer Widerstand als an einem gleich weit nach oben ausschlagenden. Aus dieser ungleichen Widerstandsverteilung resultiert u.a. ein Drehmoment um die Hochachse und in der Folge ein „Herausdrehen“ aus der vorgesehenen Flugrichtung, weshalb dieser unerwünschte Nebeneffekt auch als „negatives Wendemoment“ bezeichnet wird. Dieser Effekt tritt naturgemäß an den vergleichsweise langen Tragflächen von Segelflugzeugen stärker auf als z.B. bei Motorflugzeugen mit ihren in der Regel doch deutlich kürzeren Hebelarmen und muss normalerweise durch gleichzeitigen und diesem Effekt entgegenwirkenden Seitenruderausschlag kompensiert werden. Dieser Ruderausschlag verursacht jedoch zusätzlichen Widerstand und verschlechtert daher die Flugeigenschaften noch mehr"

Hallo Bernd,

ein richtiges Maß (übertragbar auf alle Modelle) gibt es leider nicht. Hier macht nur der Versuch klug! Aber du fragst ja woran man erkennt, dass das richtige Maß erreicht ist. Und so wie mein Vorredner es richtig formuliert, ist die richtige Ausschlaggröße dann erreicht, wenn der Segler in der Rolle schön geradeaus fliegt, ohne auszubrechen. Wenngleich natürlich nicht nur das "negative Wendemoment" daran Anteil hat, ob ein Modell geradeaus rollt.
Hier haben auch andere Faktoren Einfluss, z. B. Verzug in den Flächen, oder wenn eine Fläche schwerer ist als die andere, oder wenn der Masseschwerpunkt der Flächen nicht gleich ist. Oder habe ich ein Modell mit Knickflächen (wie der Habicht z. B.) All das hat Einfluss wie ein Modell rollt. Und deshalb muss man mit der Zeit ein Gespür dafür entwickeln wie viel Differenzierung gut ist. Und das wird jeder Pilot anders empfinden. Das ist wie mit dem Schwerpunkt. Da fliegen gleiche Modelle mitunter auch mit sehr unterschiedlichen Schwerpunktlagen. Ist halt auch immer ein bisschen Geschmackssache.

Gruß Thomas
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Bernd,

Hallo Forum,

mich würde interessieren, wie man das beste Maß für die Querrruderdifferenzierung beim Segelflugmodell findet. Woran erkenne ich, dass ich mehr oder weniger brauche? Gibt es ein objektiv richtiges Maß für ein bestimmtes Modell, oder ist das mehr oder weniger Geschmacksache?

Gruß
Bernd

richtig gut erkennen kann man das vor allem, wenn man am Hang fliegt, denn dann kann man - entsprechende Wind-, Thermik- und Geländeverhältnisse vorausgesetzt - genau auf Augenhöhe von sich weg oder auf sich zu eine Rolle fliegen und sieht sehr schön, ob das Modell aus der Längsachse dreht.


Dreht es in Richtung des nach unten ausschlagenden Querruders, ist die Differenzierung zu klein (das nach unten ausschlagende QR leistet zu viel Widerstand, der Ausschlag muss verringert werden).

Dreht es in Richtung des nach oben ausschlagenden Querruders, ist die Differenzierung zu groß (das nach unten ausschlagende QR leistet zu wenig Widerstand, der Ausschlag muss vergrößert werden).
 
Zuletzt bearbeitet:

Mix22

User gesperrt
Wenn es schwach trägt am Hang,fliege ich alle Segelflug Modelle mit 100 % Differenzierung.Das ist auch meine Thermikstellung.(Bei Segelflugmodellen mit 4 Klappenentsprechend einige mm nach unten verwölbt..hat man keine Angaben,wieviele mm,dann in vielen Flügen optimieren)
Wie oben richtig beschrieben,bremst das nach unten ausschlagende QR:
Also gibts du links,geht nur das linke Querrduer hoch,das rechte rührt sich nicht.

Probier es einfach und lege die 100 % Diff. auf einen Schalter.

Trägt es gut oder man will Kunstflug machen,schaltet man auf Normalstellung:
Hier hat jedes Modell seine spezielle Einstellung,die in vielen Flügen (ruhige Luft,turbulente Luft,Starker Wind) erflogen werden muss.
Nach unten in der Regel weniger QR Ausschlag als nach oben.

Mit einem weiteren Schalter kann man dann auch die ev. vorhandenen Wölbklappen zu den QR zuschalten.Bei guten Bedingungen.
Bei schwachen Bedingungen verliert man hier nur Leistung.

Ein Profil trägt ja wohl am Besten,wenn man gar nicht steuert,also sollte man sich auch angewöhnen,viel nur mit dem Seitenruder zu fliegen (F3J).
Steuert man viel und mit QR und WK ,wird ja das Profil satändig verändert =max Auftrieb verändert.
 

jonasm

User
Wenn man mit dem Seitenruder das negative Wendemoment aussteuert ist das deutlich widerstandsärmer, als wenn man das gleiche Resultat mit Differenzierung erreichen will. Deswegen gibts bei mir meist nur noch genausoviel QR hoch wie runter....
 
Wenn man mit dem Seitenruder das negative Wendemoment aussteuert ist das deutlich widerstandsärmer, als wenn man das gleiche Resultat mit Differenzierung erreichen will. Deswegen gibts bei mir meist nur noch genausoviel QR hoch wie runter....
Im Prinzip ja

ABER...

Da ein Ausschlag nach unten mehr Widerstand hat als nach oben, ist die widerstandsoptimale Differenzierung die, bei der für ein bestimmtes Rollmoment der Widerstand minimal wird. Das ist NICHT symmetrisch.
 

reinika

User
Das liebe negative Wendemoment......:D

Bei welchem ca Wert soll es denn optimal sein?

Bei ca= 1 kommt etwas ganz anderes heraus, als bei ca = nahe 0.

Gerade Rollen als Kriterium für ausgeglichenes neg. Wendemoment (nW) heranzuziehen ist etwas gewagt. Das nW entsteht zu fast 100% aus dem unterschiedlichen induzierten Widerstand aufgrund unterschiedlichem ca Wert der Flügelhälften, bei Querruderausschlag. Ein bisschen kann noch Profilwiderstand mitmischen, der könnte je nach Anstellwinkel und Profil sogar eine positive Komponente erzeugen.

Da der induzierte Widerstand quadratisch mit ca ansteigt, wirkt das nW im Langsamflug stark, im Schnellflug sehr wenig bis gar nicht (bei ca =0).
Warum also soll eine gerade Rolle den Ausgleich des nW bestätigen? Und warum soll das dann beim Thermikkreisen passen? Tut es nämlich nicht.

Wenn Kunstflieger an ihren Kisten auf Quer differenzieren, dann verschieben sie damit die EWD bei Querruder und damit das Rollzentrum der Maschine.
Das hilft bei starker Höhenstaffelung der Hauptelemente (Flügel, Motor, Leitwerk), oder bei extremer hecklastiger 3D Trimmung. Dann braucht mitunter sogar eine sonst neutrale Yak 55 etwas Differenzierung. Das hat aber NICHTS mit dem negativen Wendemoment zu tun! (Pssst, wissen die meisten von ihnen nicht)

Typische Steckensegelflieger verhalten sich ähnlich wie besagte Yak 55, sie sind fast neutral gestaffelt und können schön gerade rollen. Dazu brauchen sie keine Differenzierung, man muss nur sicherstellen, dass die Rollen nahe ca =0 geflogen wird. Das bedeutet erstmal im Speed / Kunstflugtrimm, ohne jeglichen Abfangbogen.
Meist ist da aber auch noch ein leicht positives ca anliegen (sonst will das Teil immer senkrecht runter), das ergibt dann eine minimale Fassrolle, welche mit einem Tick Tiefenruder in der Rückenflugphase weggesteuert wird. Evtl kann sogar etwas "Tief" zumischen zum Querruder helfen, wenn das sonst zu schwierig sein sollte.
Schwanzlastige Trimmung kann auch stören, weil die Querruder auch Nickmomente erzeugen, welche stabilisiert werden müssen, so sie sich nicht aufheben.

Im Thermikkreis haben wir hohe ca Werte, heisst hohen induzierten Widerstand (cwi).
Nehmen wir an Cwi hat den hypotetischen wert = 1.
Das Querruder nach oben halbiert ca , das reduziert cwi auf 25% !!! (quadratische Beziehung)
Das undifferenzierte Querruder auf der anderen Seite erhöht ca sinngemäss um die Hälfte. das erhöht cwi auf 2.25 !!! (auch Quadratisch)

Daraus sehen wir, dass das nW mit Differenzierung NICHT zu eliminieren ist, weil auch bei 100% Differenzierung immer noch eine ca- Differenz zwischen den Flügeln liegt.
Muss ja, denn daher kommt das Rollmoment. Das nW wird aber etwas geringer.

Als Sekundäreffekt verringert das differenzierte Querruder den mittleren ca Wert am Flügel (mittlere EWD wird kleiner), das verringert den cwi eben auch quadratisch und damit auch die potentionelle Differenz = nW.
Erfahrene Piloten drücken daher vor dem einkreisen oft die Nase des Flugzeuges leicht nach unten. Das bewirkt nicht nur das vielzitierte saubere anliegen der Strömung, sondern reduziert das nW beim folgenden Querruderausschlag. Speziell empfohlen vor Kurvenwechseln!

Wir sehen also, dass wir durchaus verschiedene Differenzierungen brauchen können (Flugzustände programmieren). Ansonsten fliegen wir halt mit einem Kompromiss und steuern etwas mehr aus.
Für die grösseren Anstellwinkel empfiehlt sich ein Flugversuch mit der oben von Markus N. empfohlenen Methode mit den Kurvenwechseln, zur Beobachtung des nW. Das Resultat wird sein, dass wir das nW nicht wegkriegen, zudem dürfen wir das Rollmoment nicht zu sehr schwächen mit zu viel Differenzierung, sonst schlagen wir nur das eine Ruder mehr aus und erzeugen dort mehr Widerstand.

Wer es ganz genau wissen will, was bei Querruder noch so passiert, überlege sich wie die Auftriebsverteilung aussieht, bevor die Masseträgheit des Flugzeuges überwunden ist. Alternative Frage: wie sieht Die Auftriebsverteilung aus, wenn maximal Rollrate anliegt, also volle Dämpfung des Rollmomentes?
Auch da ist das Optimum unterschiedlich!

Wo ich es schon mal wieder nicht lassen kann, hier zu posten, noch ein paar Argumente gegen den alten Modellfliegermythos, dass die dichtere Luft unter dem Flügel das nW verursache.
1. Die Prof`s sagen, dass Festkörperumströmung unterhalb von mach 0.3 inkompressibel sei. Also ist da nix dichter.:p
2. Sagen dieselben, dass der Widerstand im Quadrat zur Geschwindigkeit wächst. Dann müsste aber ein positives Wendemoment entstehen, weil die Strömung mit steigendem ca oben auf dem Flügel schneller wird, unten langsamer. Selbst an einer Ebenen Platte als Profil.

UUUPPSS, was jetzt? :eek:
Der Denkfehler liegt in der Vorstellung, dass das Ruder einseitig in eine Strömung eintauche. Tatsächlich verwölben wir nur und die Strömung folgt idealerweise beiderseits der Oberfläche, also ändert sich die Reibung nur soviel, wie sich die Potentialströmung des verwölbten Profils ändert. Genaueres entnehme man passenden Polaren.
Ausnahmefall ist, wenn die Strömung zb am stärker nach oben ausschlagenden Ruder einseitig abreisst. Dann kann Differenzierung mehr bringen, aber was ist dann mit der Flugleistung :D

Ich hoffe, dass dieses komplexe (!) Thema einigermassen rüberkommt.
Ansonsten: Feuer frei! ;)

Reini
 
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