Wie wird die Verwindung richtig angegeben?

Wattsi

User
Nachdem mich die Suche im Netz nicht weitergebracht hat, suche ich hier um Rat.
Es geht um die Angabe des Verwindungswinkels, also wie der Winkel definiert ist.
Ich verwende diese Definition:
Winkel zw. der NL und der EL zur Waagrechten durch die NL.
Zum Beispiel:
Pane1 InnenRippe 0° , AussenRippe -2°: Die Verwindung beträgt -2°
P2 IR -2°, AR -5°: Die Verwindung nach meiner Definiton ist dann -5°
ich nenne das mal absolute Verwindung.
Bezieht man jetzt die Verwindung auf die IR, so ist die Verwindung nur noch -3°
ich würde das als relative Verwindung bezeichnen, weil sie sich auf die IR bezieht und nich auf die Waagrechte.
Wenn ich mir Baupläne anschaue, so finde ich die Absolutwere der jeweiligen Arippen, daher sehe ich das als Bestätigung meiner Annahme, aber man kann sich ja auch täuschen. Also Bitte: Was ist richtig?

Wolfgang
 
Hallo Wolfgang,

ob es da eine eindeutige Definition gibt , mag ich bezweifeln .
Jeder Bauplankonstrukteur hat da wohl einen anderen Gedankengang.

Dann muß man genau hinschauen , auf welche Bezugslinie die Verwindungen bezogen sind.
In den Anfangsjahren der Fliegerei wurden die Winkel am Profil auf eine Tangente bezogen , die von der Hinterkante an die Unterseite des Profiles gelegt wurde , das sollte dann die Profilsehne darstellen.
Je nachdem welche Profilwölbungen , Profildicken und deren Rücklagen ab der Nase vorhanden waren hatte man dann aber unterschiedlichste Winkelangaben.
Hat man dann noch Profilstark's mit unterschiedllichen Profilen , war das Chaos vorprogrammiert.
Hast Du also einen Uralten Bauplan , dann kann hier noch die alte Sehnendefinition enthalten sein.

Heute nimmt man als Profilsehen die Verbindungslinie von der Nase zu gemittelten Endleiste.
Dann ist es eigentlich Wurst , welches Profil man vor sich hat , die Sehne (gerade Linie zwischen Nasen und Endleiste) ist immer eindeutig.

Dann sollte man untersuchen , ob die Verwindung der einzelnen Profilschnitte auf eine spezielle Bezugslinie (z.B. Die Sehne der Wurzelrippe) bezogen sind , oder immer Segmentbezogen angegeben sind (also Abschnittweise).
Das kann man nicht pauschal sagen , jeder Bauplan ist anders.

Dann gibt ja auch es häufig die Geschichte mit dem Abschnittweise unterlegen der Endleiste ohne direkete Winkelangabe.
Da wir dann der Hintere untere Teil des Wurzelrippe auf das Baubrett genagelt und an den Profilschnitten entsprechende Unterlegklötze fixiert , das entspräche dann der Uraltsehnendefinition.

Hast Du Winkelangaben , könnten diese entlang der Spannweite absolut angegeben sein, zu einer Bezugslinie z.B. in der Flügelmitte (Wurzelrippe) .
Dann kann man die Wurzelrippe parallel zum Baubrett ausrichten und Rippenweise die Verwindung einstellen.

Oder relativ immer Segmentweise (Segmentinnenrippe -> Segementaußenrippe) .
Dann addieren sich die Einzelverwindungen absolut zur Bezugslinie der Flügelmitte.

Es hängt also vom Bauplan ab , wie die Verwindungseinstellung gesehen werden muß, ne generelle Vorgabe gibt es da wohl nicht.
Und wenn es diese gibt , halten sich nicht alle daran .

Nächste Problem , der Drehpunkt für die Verwindung.
Dieser könnte theoretisch überall auf der Profilsehne liegen , an der Nasenleiste des Flügels , an der Hinterkante oder wer weis wo.
Auch hier muß man den Bauplan penibel studieren , kann immer anders sein.

Mit der Lage des Drehpunktes handelt man sich nämlich das Problem ein , das man die V-Form des Flügels verändert , wenn man Verwindungen einbaut.

Ich habe irgendwo mal gelesen (glaube in der Trukenbrodt-Bibel wars) , das die Aerodnynmaisch wirksame V-Form auf der 3/4-Punkt-Linie des Flügels liegt.

Das bedeutet nun aber , wenn Du den Drehpunkt an die Flügelnase legst und Du baust negative Verwindung ein (also Endleiste nach oben) , dann bekommt der Flügel immer mehr positive V-Form , je stärker die Verwindung ist .
Legt man den Verwindungsdrehpunkt an die Endleiste des Flügels , wird die V-Form (bei negativen Verwindungen) immer negativer.

Dann gibt es auch noch bautechnische Problem beim Verwinden.
Die Horten-Nurflügel z.B. habe teils sehr starke Verwindungen (bis -10°) .
Überall entlang der Spannweite ist die Verwindung anders , dazu kommt noch die starke Pfeilung und Zuspitzung des Flügels.
Je nachdem wohin man nun die Drehpunkte der Verwindung legt , handelt man sich eine V-Formänderung ein , die dann wieder durch einen V-Formausgleich kompensiert werden sollte .
Des weiten entstehen durch die Verwindung und die Lage des Drehpunktes geschwungene Nasen- oder Endleisten , oder auch beides , je nach dem wo der Drehpunkt liegt.
Hat man nun eine stark geschwungene Endleiste , kann es passieren , das man die Ruder (Klappen) nicht mehr vernüftig bauen kann, weil ja die Schanierlinie der Klappen gerade sein müssen und genau dort wo die Schaniere hin müssen ist auch ein bogenförmiger Verlauf.

So richtig helfen konnte ich dir jetzt wohl nicht .
Es ist von Bauplan zu Bauplan immer anders , weil jeder Konstrukteur sein eigenes Süppchen kocht.

Gruß

Frank
 

Wattsi

User
Vielen Dank Frank,für die ausführliche Betrachtung.
Ich werde daher zukünftig darauf hinweisen, nach welcher Methode die Verwindung anzugeben ist
Gruß
Wolfgang
 
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