Restaurierungsbericht: B4 (Valenta)

lupos

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Liebe Leute

Für einen Apfel & ein Ei habe ich eine schwer gecrashte 3m Valenta Pilatus B4 erstanden.
Das Vöglein ward entflogen und nicht mehr gefunden.
Nach 3 (in Woten drei) Jahren fand es, dank Namens & Tel.Nr. Schild, zu seinem Herrlein zurück.

Nach schwerer Verletzung und 3 Jahren in freier Wildbahn sieht das gute Stück so aus:
IMG_3153.jpg

Um nur die schwersten Verletzungen zu nennen:
* Rechte Fläche auf Höhe Querruder komplette Abtrennung und Holbruch.
* Linke Fläche inneres Drittel oben & unten von Nase bis Holm komplett gestaucht gerissen gesplittert.
* Rumpf ab der Heckflosse komplett abgetrennt.

Trotz fehlender chirurgischer Ausbildung werde ich mich autdidaktisch der körperlichen Wiederherstellung des Patienten annehmen,
ob die seelischen Wunden nach 3 Jahren Wildniss noch heilen wird sich zeigen.

Die B4 wird sicher keine Schönheitskönigen mehr werden, ist ja mit der Magermodell Konkurenz sowieso ausgeschlossen.
Ich werde mich aber bemühen die Narben nicht nur funktionell sondern soweit beim dem Schweregrad der Verletzungen möglich und
sinnvoll auch ästhetisch zu behandeln.

Dieser Thread wird kein leichter sein, er wird sich auch ein wenig ziehen aber so Patient & behandelnder Chirurg durch halten
zu einem happy end führen.

... stay tuned on rc-network.de, Fortsetzung demnächst hier in diesem Theater.

LG Robert
 

lupos

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Komapatient

Komapatient

Liebe Leute

Der Vogel ist so schon schwer bedient, zu allem Überfluss habe ich im letzten Post den Linken mit dem rechten Flügel verwechselt.
Glücklicherweise wurde ja noch nicht operiert :D.

Habe jetzt folgenden OP Plan:

Netterweise handelt es sich bei den Flügeln im inneren Bereich um Rechteckflächen diesen Umstand werde ich nutzen um auf dem intakten Bereich des linken Flügels Transplantationsgewebe für den Rechten aufwachsen zu lassen. Werde also nicht negativ abformen sondern direkt auf dem Flügel dünn positiv auf laminieren. Danach werde ich das Ersatzstück von innen mit weiteren Gewebelagen und Furnierstreifen (Stützmaterial wie original) verstärken.
Das ca. 500mm lange Ersatzstück wird unten und oben in einem (rund) um die D-Box angefertigt.
An den Bruchstellen wird das tote Gewebe entfernt die Ränder werden angeschäftet, das Ersatztstück zugeschnitten, angepasst und ebenfalls angeschäftet mit dem Flügel verklebt.

LG Robert
 

lupos

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Hallo Leute

Die OP geht weiter.

Besonders schwer hat es den Piloten erwischt, Brust abwärts .... nichts.
Das Cockpit von Bioinvasoren überfallen.

IMG_3154.jpg

Hier sieht man wie die Spenderfläche vorbereitet wird

Zuerst werden alle Dellen ausgeschliffen:

IMG_3161.jpg

Anschließend werden alle Dellen mit (Autobedarf) Polyesterspachtel gefüllt:

IMG_3158.jpg

Und hier nach dem schleifen:

IMG_3163.jpg

Man beachte die mühsamst heraus gerissene Störklappe, war mit einem Montagekleber mit 3 Punkten angeheftet, Wahnsinn wie das gehalten hat.

Jetzt ist die Vorderkante (D-BOX) auf ca. 500mm bereit um hier frisches Gewebe aufwachsen zu lassen.

Fortsetzung folgt.


LG Robert
 

lupos

User
Hallo Leute,
es geht munter weiter.

Die Spenderfläche wurde als nächstes mit Backpapier als Trennfolie belegt.
Abkleben mit mehreren Streifen breitem Klebeband wäre besser gewesen.

IMG_3164.jpg

Auf das Backpapier wurden 2 Lagen 80g/m2 Glasgewebe trocken aufgelegt.
Das Gewebe wurde an den Rändern mit Kreppband fixiert.
Dann wurde auf das Gewebe mittels kleiner Lackierschaumstoffrolle Harz aufgetragen.
Bild fehlt leider.

Nach dem Härten wurde die Schale abgenommen, Backpapier auf der Fläche belassen.
Nun wurde eine Lage 160g/m2 aufgelegt,
mit Harz getränkt,
darauf wurden dann dünne mit 3 - 4 Superkleber Raupen zusammen fixierte Leistchen gelegt

gleichermaßen oben und unten,
Harz auf die Leistchen aufgerollt
und die 2x80g/m2 Schale drübergezogen.

Im folgenden Bild sieht man die Fläche mit dem noch trockenen 160g/m2 Gewebe, die angepassten Leistchen
und oberhalb der Fläche die zuvor hergestellte 2x80g/m2 Schale.

IMG_3165.jpg

Nächstes Bild zeigt die Fläche mit aufgelegten Leisten am rand mit Krepp fixiert, bevor die fertigen 2x80g/m2 drüber gezogen wurden:

IMG_3166.jpg

schließlich wurde die 2x80g/m2 Schale über die eingeharzten Leistchen gelegt und stramm mit Krepp auf die Fläche gepresst.

IMG_3167.jpg

Das vorläufige Ergebnis eine bombenstabile nicht ganz leichte Schale mit Holzleistechen als Stützstoff:

IMG_3169.jpg

Fast perfekt ...
Leider war das Profil dann doch 1-2mm zu dick.
Daher wurde die Schale an der Nase der Länge nach aufgeschnitten und mit einem eingelegten Kohleroving unter zuhilfenahme von Krepp frisch zusammen geklebt.

Die Transplantations Empfänger Fläche wurde großzügig in erwartung des Transplantates geschäftet wobei bis knapp in den Holmgurt geschliffen wurde:

IMG_3174.jpg

Das Spenderteil wurde natürlich ebenso geschäftet.



Fortsetzung folgt

Grüße Robert
 

lupos

User
Liebe Leute,

nun ist alles für die OP bereit, eine ausreichende Harz (nicht IV) Versorgung ist sichergestellt.

Nächsets Bild zeigt die Schäftung im Detail, weiters sieht man noch einen verletzten Holmsteg, das Loch im Steg wurde mit etwas Styropor aufgefüllt und mit einigen Stücken Kohleroving verschlossen

IMG_3177.jpg

Vorläufiger Höhepunkt der OP:
Nachdem die Schäftung mit Harz bestrichen worden ist wurde die Spenderschale aufgelegt und mit Krepp und Klammern fixiert:

IMG_3178.jpg

Nach 24h Tatataaaaaa das Ergebnis:

IMG_3181.jpg

Kontrolle der Schäftung:

IMG_3179.jpg

Demnächst mehr.

LG Robert
 

lupos

User
Liebe Leute,
es geht munter weiter.

Nach einer von vielen Spachel & Schleifsessions:

IMG_3185.jpg

Dann noch ein wenig wenig Füller Spray - hurra:

IMG_3195.jpg


Es ist keinerlei Abstoßungreaktion gegen das Transplantationsgewebe zu sehen.
Die rechte Fläche ist somit wenigstens grob wiederhergestellt.
Schaut doch gar nicht so schlecht aus oder?
Was sagt die geschätzte Mitleserschaft?

LG Robert
 
Hallo Robert,

Hallo Robert,

sieht super aus, Respekt, vor allem eine vorhandene Fläche abzuformen mit dem Holzsandwich hat mich beeindruckt und ich werde das bei der nächsten Gelegenheit auch so versuchen. Das nächst spannende wird werden, wie Du dem Holm der anderen Fläche seine Festigkeit zurückgibst.
Gruß
Gerrit
 

boesibua

User
Weiter so, ich werd das Ganze interessiert verfolgen!

Weiter so, ich werd das Ganze interessiert verfolgen!

Respekt Robert!

Ich hab auch schon viel repariert, aber das Ding hät ich glaub sofort entsorgt. Meinen Respekt und Aufmerksamkeit hast du auf jeden Fall. Weiter so, da kann man bestimmt so einiges lernen.

Eine Fläche so abgeformt hab ich z.B. noch nicht. Das ging aber auch nur, weil in dem Bereich keine Verkündung da war. Ein Vorteil bei der B4 

Gruß,

Stephan
 

lupos

User
Das nächst spannende wird werden, wie Du dem Holm der anderen Fläche seine Festigkeit zurückgibst.
Gruß
Gerrit

Ich habe mich dafür an einen Spezialisten der Chirurgie gewandt.
Dr. House meinte dieses Präzisionswerkzeug wäre genau das Richtige für so eine delikate Operation:

Scheibe.jpg

Man wird sehen.

LG Robert
 

khi

User
B4

B4

Hallo Robert,

super Bericht und super Arbeit bisher.
Ich lese fleißig mit, weil ich auch gerade einen Kandidaten habe, dem übel mitgespielt wurde.
Vermutlich zahlreiche Abstürze in Verbindung mit vermurksten Schönheits-OP's.
Der komplette Rumpf wurde einfach großflächig mit mehreren Lagen Gewebe verstärkt. Der hätte wahrscheinlich auch als Baseballschläger funktioniert :D
Das Gewicht des selbigen war natürlich auch denkwürdig ...
Nach teilweisem Abtrag des verpfuschten Gewebes sieht mein Rumpf auch recht jämmerlich aus.
Somit bin ich gespannt, wenn es bei Dir an die Rumpfreparatur geht!

Gruß, Karl-Heinz
 

guckux

Vereinsmitglied, Seniorenbeauftragter
Guckux Robert

Was sagt die geschätzte Mitleserschaft?

Ich verfolge Deinen Bericht hochinteressiert (bin teils sadistisch veranlagt), versuche etwas daraus zu lernen (schwierig - hängt aber an meine Ambivalenz) und genieße einfach!
Obercool - erinnert mich gerade an nen Internisten, der mir (uns) damals zu Zivizeiten Klage wegen Körperverletzung androhte, sollten wir die Alten... Hier ist das Gegenteil der Fall! :p
 
Hallo Robert,

Hallo Robert,

meine Modellflugzeuge habe ich in der Vergangenheit immer folgendermaßen versucht wiederzubeleben: Drachen am Drahtseil steigen lassen bei Gewitter, Blitz eingefangen und direkt in das verunglückte Modell leiten um die Molekularstruktur neu zu formieren. Verfahren frei nach Dr. Frankenstein. Leider hat das Verfahren ein paar Nebenwirkungen.
Nächstes Mal versuch ichs auch mit Fasern, Harz und Mumpe.
Gruß
Gerrit
 

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lupos

User
und Mumpe.
Gruß
Gerrit

Speziell beim reparieren vermeide ich Mumpe (welch schauerliches Wort südlich des WW Äquators) da pures Harz deutlich besser klebt.
Dringend benötigt wird auch noch Superkleber & Aktivator zum punktuellem fixieren der Teile welche man mit Harz verklebt,
zur Not auch noch während der Klebung wenn alles schon in Harz schwimmt.

LG Robert
 
Hi Robert,

Hi Robert,

da hast Du recht, Mumpe hört sich nicht sonderlich proffessionell an, Gerhard Reinsch nannte es Zuckerguß, als er einen voll GFK Gietzflieger in Augenschein nahm und er hatte recht, das Gemisch aus Harz und Microballon erinnerte wirklich an Weihnachtsbäckerei.
Allerdings meine ich, daß durch aufdicken des Harzes mit Aerosil die Klebekraft nicht so beeinträchtigt wird.
Gruß
Gerrit
 

jonasm

User
Harzkunde für Einsteiger

Harzkunde für Einsteiger

Es ist immer wieder interessant, wie die Begriffe hier durcheinander gewürfelt werden:

Mumpe bezeichnet eine Mischung aus Harz und Baumwollflocken, deren Thixotropie durch Aerosil eingestellt wird.
Mumpe dient zum Verkleben von Bauteilen und kann im Gegensatz zu reinem Harz, kleine Unebenheiten in der Verklebung ausgeleichen. Durch die Baumwollflocken wird eine Kraftübertragung gewährleistet.

Bei Harz mit Microballons, dienen die Microballons zum Verkleben von Bauteilen bei denen nur Schubspannungen (Schalenstücke, Endleisten usw.) übertragen werden müssen, also Bauteile die nicht auf Abschälung (Spanten, Holmstege usw.) belastet werden.
Außerdem eignet es sich zum Spachteln, wenns leicht werden soll.
 
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