Messen oder schätzen...

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
...das Kreuz mit den "Mess"geräten.

Hallo

Der interessierte Elektroflieger will gerne wissen, wieviel Leistung er durch die Kupferadern eines Motors jagt.

Dafür gibt es allerlei Messgerätschaften auf den Markt. In mein Portfolio haben sich dieser Tage ein Feigao Power Analyzer und die Auslesebox für die Jeti Spin Regler gesellt. Also habe ich mich mal an der "Messerei" versucht.

Der Feigao wird zwischen Akku und Regler geschaltet und zeichnet in Echtzeit Volt und Ampere auf. Die Jeti Box ermöglicht die im Regler gespeicherten Werte abzulesen.

Bei der Spannung hat es mich schon gewundert, dass diese obwohl vor dem Regler gemessen, um 0,2 V geringer ist als die vom Regler aktuell angezeigte. Andersrum würde es Sinn machen.

Beim max. Strom aber zeigte die Jeti-Box 8,45 A, der Feigao hingegen 12,4 A. Wohlbemerkt bei gleicher Messung im Stand.

Gibt es Jemanden der ähnliche Vergleichsmessungen gemacht hat?

Gemessen habe ich einen Hextronic 25D28 mit 9x5 CamFolding an 3s 2200mAh 20C Hextronic Lipos.

Hier das Feigao Power Analyzer Ergebnis:

HX25D28_Amp.jpg
 

plinse

User
Moin,

Wenn die Messgeräte dermaßen auseinander gehen, bei gleichzeitiger Messung, würde ich erst mal versuchen zu verifizieren, ob die Messung auch wirklich gleichzeitig ist und mir dann überlegen, welchem der Geräte ich mehr glauben würde, bevorzugt durch eine Messung mit einem "vertrauenswürdigen" Gerät, was nicht nur per Software schöne Graphen erzeugt, sondern diese auch rechtfertigt ;) - finden sich in den wenigsten Modellbauwerkstätten, da nicht ganz billig, speziell wenn es über 20A geht.
8,45A zu 12,4A ist aber schon etwas heavy als Abweichung, vorrausgesetzt die Messungen waren wirklich zeitgleich und der Anlaufstrom hat nicht in die eine Messung noch mit rein gespielt. Die Trennschärfe reicht nicht mal aus um abzuschätzen, ob ein LiPo überfordert ist oder den Strom kann, 50% des kleineren Wertes, das darf besser sein ;) . Besser keine Messung als so was.

Ansonsten muss ich aber ketzerisch sagen, dass die Modellbauwelt bekommt, was sie verlangt. Billige Messgeräte für unüberlegte Messungen, mit denen man eh nur wenig anfangen kann - wenn es hoch kommt, sagen sie aus, ob man seinen LiPo überlastet ;) . Messen fängt eigentlich ganz woanders an: Nachdenken, was man denn überhaupt misst! Solange unangeströmte Propeller am Boden bei verschiedenen Temperaturen, ... gemessen werden und diese Messungen nicht als gaaaaanz grobe Hausnummern betrachtet werden sondern dann auf die Nachkommastelle ohne weitere wirklich zeitgleiche Meßwerte wie Spannung und Drehzahl irgend wo gepostet werden... Ich weiß, warum ich mich da nicht beteilige ;) , auch wenn es immer wieder Leute verwundert, dass ich als Antriebstechniker nicht mal von den Antrieben auf meiner Homepage sagen kann (oder will ;) ), welche Ströme da fließen. Einfach auch deshalb, weil ich zu genau weiß, welche Fehler evt. wirklich mal gemachte Messungen enthalten oder aber die Kabel so kurz sind, dass ich keine Strommesszange zwischen bekomme und gar nicht messen kann ;) .

Aber wer kann wirklich behaupten, zu wissen, was im Flug abgeht und welchen Aufwand müsste man dazu treiben? Einen hohen, sehr wenige tun dies - mir ist das aber zu blöd, da mein Hobby Modellflug ist und nicht Antriebsvermessung im Flug ;) .

Statt zu messen nehme ich nach Gefühl einen nicht all zu großen Propeller und mess nach dem Erstflug mal die Temperaturen der im entsprechenden Antrieb kritischen Komponenten. Das zusammen mit der Motorlaufzeit sagt mehr aus als Messungen wie die obigen beiden.
Das traurige ist, dass nur selten so schön belegt wird, was da für ein Mist auf so manchen Anzeigegeräten erscheint, einfach weil kaum wer hinterfragt, ob das denn sein kann. Normalerweise würden jetzt 2 Modellbauer los laufen und evt. nie erfahren, dass ihre Messung evt. sogar 50% daneben liegt, wenn denn jetzt eine der obigen Messungen stimmen würde.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Eike

Als jemand der Ende der Siebziger mit einem Unigor 4p mit Spiegelskala, Ozillographen und anderen wirklichen Messinstrumenten in der Ausbildung arbeiten durfte, schreckt mich die neue "ichzeigeirgendwasan"-Welt natürlich auch ab.

Franz hat den guten alten Spruch genau richtig platziert. Was haben wir im der Ausbildung für Schaltungen entworfen, um Spannung und Strom gleichzeitig zu messen. Immer mit dem Wissen, eigentlich geht das gar nicht, ohne einen der beiden Werte zu verfälschen.
Heute kein Thema, es wird irgendwas gemessen, im Chip umgerechnet und schon bekommt man sogar die Leistung angezeigt.

Zum konkreten Fall werde ich wohl versuchen ein Zangenamperemeter zu bekommen, um wenigstens halbwegs zu erfahren wo die Wahrheit liegt. ;)
 

Eckehard

User
Hallo,

Zangenamperemeter.....Hm, ob das die richtige Wahl ist, bezweifele ich.

Gängige haben: 0-400A, bei 1% Genauigkeit....

Solch eins kannst Du bei den zu erwartenden Strömen nicht sinnvoll einsetzen, oder?

Eckehard
 

Otti

User
Servus,

hier mal ein Bild von dem Ding, mit dem ich den Strom messe....
(kostet nicht mal 15 Euro, ein Voltmeter muß man aber schon haben)

Grüße,

Otti
 

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Eckehard

User
Hallo Otti,

schönes Foto hast Du da.

Offensichtlich bist Du voll auf Bananen Stecker abgefahren, :) wohl in 4, 3.5 und 2mm Stärke....damit hast Du wohl alle Optionen ....fehlt nur noch ein MPX Stecker-Buchsen Anschluß....

Wichtig ist die "Beruhigung" des Spannungsabfalls über dem Shunt durch den 1müF Kondensator. Dies soll die Spannungsschwankungen bei Teillast "wegglätten".

Als Ergänzung vielleicht noch die Angabe des "sinnvollen" Meßbereiches:
Unter der Annahme von R_shunt = 1mOhm und U_max=199mV (gängiges digital Modul oder Multimeter in 200mV Einstellung) sind bei den Bauformen und Steckern wohl so max 50A maximal "sinnvoll", oder?
(Rechnerisch: 199A)

Grüße
Eckehard
 

Otti

User
Hi Eckehard,

ja, Multiplex-Stecker fehlt, aber die benutze ich sowieso nicht.
Conrad gibt die Belastbarkeit des Widerstands mit 10W an (bei Kühlkörper-Montage), d.h. bis 100A sollte gehen. Bei meinem "Kühlkörper" allerdings nur für ein paar Sekunden. Und bei solchen Strömen würde ich wohl auch andere Stecker nehmen.

Grüße,

Otti
 

Gerd Giese

Moderator
Teammitglied
Hallo Claus,
ich habe u.a. den Jeti-Spin auch dahin untersucht (Ab. Mitte):
http://www.elektromodellflug.de/Projekte/contr-verg-06.htm
... mit dem Ergebnis, dass die Werte von Imax gut übereinstimmten wie auch die anderen Größen (U,n,T).
Ich kann dir empfehlen mal eine normale Lastmessung (ca. 8A) mit einem Vielfachmessgerät in Reihe mit dem Feigao zu machen. Als Spannungsquelle entweder ein Akku oder ein Netzteil (ca. 12V). Als Last eignet sich hervorragend eine H4 Glühlampe wo beide Glühwendel parallel geschaltet werden.
Danach ist wenigstens klar ob der Feigao genau mist bzw. anzeigt.
Ach ja, noch was: Korrekte I-Werte erhälst Du nur bei 100% Vollgas! Bei Teillast regieren die Messgeräte sehr unterschiedlich wegen der zusätzlichen PWM.
Da macht die zusätzliche kleine Filterschaltung von Otti richtig Sinn wenn Selbstbau angesagt ist.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo

Danke für Eure Tipps.

Ich glaube ich habe den Fehler gefunden. Die Spinbox zeigt bei den Fehlermeldungen beim Strom ein "y", was soviel bedeuten wird, dass der Regler den Wert falsch gemessen hat.

Hm, jetzt ist guter Rat teuer, da ich noch keine Reset-Möglichkeit für den Regler mit der Spinbox gefunden habe.

Drauf gekommen bin ich durch einen Kollegen. Der hatte nämlich ein paar Tage vorher mit seiner Spinbox bei meinem Regler, aber als ich noch den Torcman-Motor im EGE drinnen hatte, exakt den gleichen Stromwert angezeigt bekommen. Und das kann ja nicht sein. Folglich dürfte die Datenaufzeichnung des Reglers beim Strom "hängengeblieben" sein.
 

plinse

User
Moin Claus,

genau deshalb hast du ja auch die Messungen hinterfragt. Die meisten glauben ja blind, was ihnen ein Gerät anzeigt. Schließlich gibt es mehrere Ansätze, Messungen zu machen:

- Versuchen raus zu bekommen, was wirklich an Strömen fließt, bei gleichzeitiger Messung verschiedener Größen... und anschließender Angabe der Toleranzen.

- "Sag mir das Ergebnis, ich messe es!" oder anders - solange rummessen, bis das Gerät anzeigt, was man sehen will - zur Beruhigung des Gewissens ;) .

Dazu kommt auch noch die Geschichte mit PWM, sprich Teillast, worauf die Geräte unterschiedlich reagieren, wie Gerd ja auch geschrieben hat. Da viele Modellbauer auch argumentieren, dass sie versuchen, ihren LiPo zu schonen, nicht dadurch, dass sie den Antrieb anpassen sondern dadurch, dass sie nicht vollgas fliegen, krämpeln sich mir bei solchen Geräten, den Einsatzbedingungen und vor allem der Bewertung der Ergebnisse die Fingernägel um.

Den ganzen Rest mal außen vor... nicht zuletzt auch, weil nicht wirklich bei den Geräten dazu gesagt wird, was alles zu beachten ist, damit man nur auf eine Messgenauigkeit von +/- 10% kommt. Würden die Hersteller dies aber tun, würde vielleicht vielen Modellbauern klar, dass Quervergleiche, z. B. über Foren mit unterschiedlichen Messgeräten / Randbedingungen / Personen, die das messen, wesendlich ungenauer sind, als wenn man selbst einen qualitativen Quervergleich mit einer Rechensoftware aber gleichen Randbedingungen anstellt ;) - die auch mal lockere 20% neben der Realität liegen kann. Die Verhältnisse kommen aber meistens ganz brauchbar raus.

Richtige Messungen und Simulationen fangen halt erst an, wenn man den Toleranzbereich mit angeben muss ;) .
 
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