Löten – Ich hätte da gerne mal ein Problem ...

bie

Vereinsmitglied
Hi,

nun löte ich schon eine ganze Weile modellbauerisch vor mich hin – und bisher haben meine Lötstellen, soweit ich das überblicken kann, immer gehalten, ihren Zweck erfüllt und mir noch keine Ausfälle beschert.

Allerdings hat mein Versuch, einen Wackelkontakt am Temperatur-Einstellpoti der zehn Jahre alten ERSA-Lötstation mit dem Lötkolben der Station zu beheben, zu deren Ableben geführt. :D Ok., ich weiß jetzt, dass es Spannungsdifferenzen gibt, die ein IC killen können... :D

Nun zu den eigentlichen Knackpunkten: Meine neue Lötstation hat eine Temperaturanzeige.

Welches ist die optimale Temperatur, um zum Beispiel Servokabel miteinander zu verlöten?

Gilt die Regel: Heiß und kurz löten?

Kann ich aus irgendwelchen Angaben beim Lot (da sind verschiedene "Inhaltsstoffe" nach prozentualem Anteil aufgeführt) auf die notwendige Temperatur schließen?

Und zuletzt: Immer wieder liest man hier im Forum – ich glaube, Plinse hat das mal geschrieben –, dass viele gar nicht richtig "löten" würden, sondern eher mit Lot "kleben" würden. Woran erkenne ich den Unterschied und wie löte ich richtig?

Hätte ich nur weitere zehn Jahre mit dem Wackelpoti verbacht (hat immer funktioniert, wenn man wusste, wie es geht): Dann müsste ich jetzt nicht diese Fragen stellen.
 

Udo Fiebig

User †
Original erstellt von bie:
Thema: Löten – Ich hätte da gerne mal ein Problem ...
Aber Andy,
gibt es denn so etwas? Du hast wirklich gerne ein Problem ? :D :D :D
*** duckundschnellwech ***

Ansonsten: ich bin auch ein 'NachGefühlLöter' .

Gruß Udo
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo Andy,

schau mal hier: Löten

Wenn du die Zusammensetzung deines Lotes in etwa kennst, kannst du die Arbeitstemepratur nachschlagen. Ich stelle bei mir an der Lötstation die Temperatur immer 20 Grad C über der empfohlenen Temperatur ein. Wenn man noch mehr erhöht, kämpft man immer mit dem verbrannten Flußmittel.

Achtung! Die Erhöhung der Temperatur gleicht nicht die Größe der erforderlichen Lötspitze für große Teile aus.

Viele Grüße

Volker
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Udo,

so, so, ein "Nach-Gefühl-Löter"... ;)

Volker,

danke für den Link, da werden ja die meisten meiner Fragen beantwortet! Klasse.

Bleibt noch die Unterscheidung zwischen "Löten" und "Kleben"...

Ach ja: Kann man zu heiß löten? Wirkt sich das negativ aus, wenn man eine Arbeitstemperatur von 200 Grad bräuchte und man würde 300 Grad nehmen?
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo Andy,

nach meinen Erfahrungen macht einfach das Flußmittel früher die Grätsche. Bei ganz kurzen, heißen Lötungen sieht die Lötstelle prima aus, etwas länger (wir sprechen hier von 1 bis 5 Sekunden) dran rum gewerkelt, verbrennt das Flußmittel, das Lot fließt schlechter und zieht Nasen beim Abheben und die umliegenden Bauteile und Isolierungen gehen baden.

Viele Grüße

Volker
 

Darius

Vereinsmitglied
Hallo Andy,

eine "gute" Lötstelle erkennt man daran, dass das Lot schön verläuft und keine Klumpen oder Kugeln bildet. Wenn Du bsp. einem Lot durch zu viel Hitze das Flußmittel wegbrennst, wirst Du nur noch Klumpen bekommen. Solche Lötstellen kannst Du oft mit einem kleinen Nachschub an Flußmittel oder eben ein bisserl Lötdraht wieder flott machen.
Mein Ausbilder hat früher immer zwei Regeln beim Löten aufgestellt:

1) Den Draht vor dem Löten kürzen (sonst könnte die Belastung des abknipsens die Lötstelle lösen...)
2) Nach dem Löten muss zwischen der Platine und dem Draht ein schöner Innenradius entstehen.

Und wehe das war nicht sauber...

Wenn Du die Lötstation aus Hahnenjoch mitnimmst, dann machen wir ein paar Lötübungen, wenn nicht, nehmen wir hiesiges Bier und löten uns damit zu :D

[ 18. Mai 2005, 16:27: Beitrag editiert von: Darius ]
 

Darius

Vereinsmitglied
ich sehe schon, da brauchen wir ein paar mehr Lötstationen :D
 

bie

Vereinsmitglied
Da bekommt das Wort "Lötstelle" eine ganz neue Bedeutung... :D
 

bie

Vereinsmitglied
Ok.,

and now for something completely different, nämlich zum Ernst des Lebens, äh, Lötens zurück:

In dem von Volker weiter oben angegebenen Link sind Temperaturen für verschiedene Lote angegeben.

Allein: Bei mir haut das nicht so hin. Da geht es um Temperaturen zwischen 180 und 220 Grad, bei denen das Lot fließen soll. Ich habe es ausprobiert - und unter 315 Grad laut Temperaturanzeige meiner Station läuft da gar nichts bei 60Pb38Sn2Cu...

Aber warum?
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo Andy,

weil die Temperatur des Lotes im geschmolzenen Zustand angegeben wird. Bei deiner Lötstation muß aber erst mal die Hitze aus dem Kopf das Lot schmelzen und auch die Bauteile erwärmen. Wenn deine Lötspitze jetzt 220 Grad hat, wird durch die gefolgende Abkühlung auf dem Weg über Spitze, Bauteile und Lot die Schmelztemperatur nicht mehr erreicht.

Zum anderen ist es auch eine Frage, wie die Lötstation regelt und die Spitzentemperatur erfaßt. Wenn du die Gelegenheit hast, nimm doch mal ein Punktthermometer und bestimme die Temperatur an der vordersten Spitze deines Lötkolben und vergleiche dies mit der Skala.

Wichtig ist aber nicht wirklich die aufgedruckte Temperatur, sondern die Temperatur an der Lötstelle. Die muß zum einen so hoch sein, das die Lötstelle ausreichend und schnell warm wird und zum anderen nicht so hoch, das das Flußmittel verbrennt. Wenn die Lötspitze eine zu geringe Masse und damit Wärmemenge hat, um schnell zu löten, ist man versucht, die Temperatur hochzudrehen um doch noch zurande zu kommen. Doch dies kann dazu führen, das die Bauteile punktuell schon überhitzt sind.

Deshalb - wenn es nicht geht, lieber eine größere Spitze nehmen als die Temperatur hochdrehen. Ob die Temperatur an der Lötspitze nicht zu hoch ist, kann man beurteilen, wenn man das Flußmittel beobachtet, wenn man etwas Lot an der Spitze abschmilzt. Das Flußmittel sollte sich leicht und dünnflüssig verteilen und erst nach einigen Sekunden anfangen zu sieden und zu verdampfen. Das Lotmittel an der Stitze muß seine glänzende Farbe in dieser Zeit behalten.

Viele Grüße

Volker
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Volker,

danke für die Erklärungen, speziell, wie das Lot und Flussmittel reagieren sollen.

Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich da etwas verbrutzele, sondern es spielt sich so ab, wie du das beschrieben hast: Lot schmilzt, wird silbern und nach ein paar Sekunden steigt der Rauch des Flussmittels auf.

Scheint also alles im Lot zu sein... ;)
 
Hi Andy,

sollte es sich um die allseits bekannte Conrad / ELD undsw. Lötstation handeln, dann liegst Du mit den 315° genau richtig.

Ich stelle meine auch immer auf 315° ein wenn ich irgendwelche Kabelverbindungen löte und das klappt prima.
Das Lot bleit schön silber und das Flussmittel verkohlt nicht gleich.
Wenn ich sie auf 400° oder mehr einstelle verkohlt die Lötspitze ständig.

Gruß
Klaus
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Klaus,

es ist eine Conrad-Lötstation, die auch in Baumärkten angeboten wird. Hersteller ist Stannol...

Gut zu wissen, dass andere die gleiche Erfahrung gemacht haben.
 
Übrigens kann ich dir nur die Longlife (oder so ähnlich) Lötspitzen von ELV empfehlen, die funktionieren bei mir echt gut, besser als die orginalen und halten schon sehr lange.

Gruß
Klaus
 

bie

Vereinsmitglied
Danke für den Tipp.

Was Lötspitzen angeht, bin ich eigentlich ziemlich verwöhnt: Bis vor kurzem wusste ich noch gar nicht, dass die kaputt gehen können...

Mit meiner ERSA-Station habe ich zehn Jahre mit zwei Lötspitzen (einer breiten und einer spitzen) gearbeitet.
 
Original erstellt von bie:
Danke für den Tipp.

Was Lötspitzen angeht, bin ich eigentlich ziemlich verwöhnt: Bis vor kurzem wusste ich noch gar nicht, dass die kaputt gehen können...

Mit meiner ERSA-Station habe ich zehn Jahre mit zwei Lötspitzen (einer breiten und einer spitzen) gearbeitet.
Hi Bie

Wundert mich gar nicht, das Deine Station so lange herhält.
Meine ELS 7001 von ELV ist letztes Jahr 20 :eek: geworden und hat erst drei oder vier Lötspitzen verschlissen.

Das A und O für gutes Löten ist eine saubere und zunderfreie Lötspitze.

Das feuchte Lötschwämmchen schützt die Spitzen, wenn man es regelmässig anwendet(so ca. jede 10te Lötstelle, würde ich mal sagen), da Kolophonium-Rückstände und verbranntes Lot entfernt werden.
Diese Mischung "frisst" sich sonst gerne in die Spitzen, wenn der Kolben lange auf hohen Temperaturen bruzzelt und ruiniert die Spitzen.

Ich löte meist mit 330 bis 350 Grad (je nach Drahtstärke) und so kurz als möglich.

Die Lötspitze berührt beim idealen Löten gleichzeitig: Die Kupferbahn auf der Platine, das Bauteil und das Lötzinn.

In dem Moment, wo das Lot "fliesst", ist der Lötvorgang auch schon zu Ende.

Das Flussmittel umschliesst dann die hochglänzende Lötstelle und hat nach dem Erkalten die Farbe von verdünntem Honig (hellgelb).

Wenn das Flußmittel nach dem Löten braun oder schwarz ist, wurde zu lange gebruzzelt (schlecht für das Bauteil, schlecht für die Lötverbindung)

Offtopic:
Hat einer von Euch zufällig noch den Bauplan von der ELS 7001? (Falls sie doch mal den Geist aufgibt ;) )
Bei ELV finde ich ihn nicht mehr - die haben leider aufgeräumt und die alten Bauanleitungen rausgenommen :(

Gruß
Mike
 
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