RC-Rally

Moin Freunde,

habe vor kurzem was über RC-Rallys gelesen und fand das recht spannend.
Zuerst wusste ich gar nicht recht, was die Jungs da treiben, aber nach einem ausführlichen Bericht auf einer Vereins-HP bin ich nun schlauer.

Der Aufwand ist nicht unerheblich und die rechtlichen Aspekte (Genehmigungetc.) sind auf jeden Fall zu berücksichtigen. Außerdem braucht man Helfer und ein auf diesen Zweck zugeschnittenes Modell mit großem Tank (die ham bis zu einen Liter drin).

Hat jemand von Euch schon mal an einer Rally teilgenommen oder hat sonst irgend welcher Erfahrungen disbzgl. gemacht, die er hier kundtun möchte ?

Viele Grüße
Klaus
 

Mooney

Vereinsmitglied
Bericht eines Infizierten ;-))

Bericht eines Infizierten ;-))

Hallo Klaus,

Da hast Du dir ein ganz besonderes und tolles event ausgesucht, aber leider zu spaet.

Es gab, meines Wissens, nur einen Verein, der die RC Rallye erfunden und ausgetragen hat. Und das sind die Haseluenner.
Ich war vor kurzer Zeit bei denen zu einem Combatwettbewerb und habe mich dann vor Ort ueber die RC Rallye unterhalten.
Das Ergebnis ist, das die Rallye in 2006 nach 25 Jahren zum vorlaeufig letzten Mal ausgetragen wurde.
Ausschlaggebend war die zu geringe Teilnehmerzahl und sicherlich auch die immer groesser werdenden Huerden eine solche Veranstaltung genehmigt zu bekommen.

Doch nun zur Rallye und meinen Erfahrungen damit:

Eigentlich alles ganz einfach, Du brauchst ein eigenstabil fliegendes Motormodell so in der Groese um 2m.
Dann brauchst Du ein Cabrio, ideal ist ein kleiner Suzi jeep derVW Kuebel. Zu meiner Zeit (2001), tat es auch noch ein PKW mit grossem Schiebedach. Alles schoen gepolstert, mich selbst auf den Beifahrersitz gestellt, Sonnenbrille auf und Klappe zu, damit man nicht so viel Fliegen frisst.
Dann brauchst Du einen Fahrer und wenn moeglich einen Navigator.

Das Modell sollte mit dem Kraftstoffvorrat sichere 45 Minuten Vollast fliegen koennen. Dann brauchst Du nicht zwischenlanden zum Nachtanken.

Nun kann es eigentlich losgehen.

Vor der Veranstaltung gibt es eine Modellabnahme, bei der die Tauglichkeit festgestellt wird.
Das macht traditionell Winni Ohlgart, nach dem Schema: „ Fliegt das? Haelt das zusammen?“....na klar...... „OK, abgenommen und tauglich“

Beim Wettbewerb uebergibt der Veranstalter die vorher unbekannte Fahrstrecke an die Teilnehmer. (Der Wettbewerb wird nicht gegeneinander geflogen, sondern gegen die Zeit und den restlichen Unbill. (Dadurch ergibt sich auch ein toller Zusammenhalt, jeder hilft jedem und jeder hat Spass.)
Enthalten sind auch Stopstellen fuer das Stempeln des Fahrtenbuches, Sonderpruefungen usw.
Die Gesamtfahrstrecke erstreckt sich auf ca 20 bis 30km. (ohne verfahren und das kommt vor!)
Enthalten sind Feldwege und auch normale abgelegene Strassen, es kann auch mal durch einen kleine Ansiedlung gehen.
Dadurch, das es ein Rundkurs ist, ergeben sich natuerlich drehende Windverhaeltnisse, Sonnenstand usw, die spaeter das Vorwaertskommen des Modelles und damit die Fahrgeschwindigkeit ergeben.

Die, meines Erachtens, groesste Herausforderung ist das durchqueren von Waldabschnitten, die keine Sicht nach oben erlauben. Das ist absolut eklig.
Da heisst es vor dem Wald anhalten.
Das Modell am Himmel positionieren, dann die Finger von den Knueppeln, dem Fahrer zurufen „gib Gummi“, der brettert los, hinterm Wald dann wieder in die Eisen, das es einen fast mit dem Kopf aufs Dach knallt, die Funke festkrallen, gucken, gucken, wo ist der Flieger, schei..e im Gegenwind total versetzt..
Wieder heranfliegen, zur Strecke ausrichten und weiter geht die Hatz.
Jetzt schon Schiss was hinter der naechsten Biegung kommt. Oh Mann... das Elend nimmt ja gar kein Ende. Der Motor kotzt und steht, schei..se, wo jetzt landen alles voller Mais. OK, dann auf die Strasse. Das war eine Allee mit Querwind!! Fahrer und Navigator raus aus dem Auto in beide Richtungen verteilen, um die Strasse dicht zu machen (nun ja in der Gegend ist nicht viel los). Der Telemaster schwebt ein. Es passt alles, dennoch das Ding so bloed aufgedotzt, das es den Propeller zerschmissen hat. Prop tauschen, Motor gecheckt, Kerze getauscht. Nass geschwitzt und .....Winni Ohlgart kommt in seinem Kuebel vorbei, steuert ein bisschen sein Modell und ein Liedchen auf den Lippen...das Leben ist nicht immer toffte.
Was mach ich hier ueberhaupt....
Gedanken weggewischt, dann Start von der Strasse, volles Programm hoch, um ueber die Allee Baeume zu kommen. Alle wieder ins Auto, weiter gehts.

Langsam naehert man sich wieder dem Flugelaende, nun kommen die Sonderpruefungen.
Zuerst ist der Fahrer faellig. Es war ein kleiner Rundkurz auf nem Acker abgesteckt, der mit dem Auto so schnell wie moeglich zu durchfahren war, ohne Pylone umzuschmeissen. Und natuerlich das Auto heile lassen, wie wollen Sonntag damit wieder heim.
Zur gleichen Zeit musste ich als Pilot mit der Funke in der Hand, Flugzeug in der Luft, ca 200 m querfeldein laufen, um an meinen Sonderpruefungsplatz zu kommen.
Dort angekommen ist der Puls bei 5000 und das Wasser laeuft den A....h entlang, ehrlich und ohne Flachs.
Sonderpruefung, ein Limbo, dann Looping und dann freies Fliegen mit Zeitangabe.
Das erste und zweite war easy, doch das dritte?
Nun galt es abzuschaetzen, was traue ich meinem Telemaster und meinen Nerven zu. OK, sag ich zum Sonderpruefer: 2 Minuten.
Gesagt getan, im Gegenwind Hoehe gemacht, Motor soweit gedrosselt das er Hoehe haelt. Seitenrudertrimmung 2 Zacken auf rechts, damit es Kreisflug wird.
Dann die Funke auf einen bereitstehenden Stuhl gestellt. 2 Meter Abstand genommen. Zeit laeuft.
Das Modell kreist gut, endlich klappt mal was, doch watt nu...das Ding ist in einen Hammerbart gekommen und steigt wie verrueckt, gleichzeitig treibt es vom Wind ab. Was mach ich, greif ich ein, sind die Punkte futsch. Mach ich nix, ist der Vogel vielleicht futsch. Hab mich fuers vielleicht entschieden. Man glaubt nicht wie lang die letzten 10 Sekunden werden koennen. Dann Zeit voll, ran an die Funke, Knueppel rum und den Telemaster im Schweinsgalopp erstmal wieder auf erkennbare Naehe geflogen.
Nun der Abschluss, Landen im vorgegebenen Feld, dabei muss der Motor anschliessend noch laufen.
Aufsetzen im Landefeld kein Problem, aber der Motor kotzt wieder und steht. Soon Schiet, keine Punkte. Was war da los? Nun, der Sprit war einfach alle, haette ja fast ganz genau gepasst.

So geht es ueber 2 Tage bei bestem Wetter, abends grillen und so.
Super Atmospaehre und wenn dann, zu spaeterer Stunde, die Rheinbacher mit Winni Ohlgart das Pilotengericht einberufen bleibt vor Lachen kein Auge trocken.
Bei all dem Erlebten wird die abschliessende Plazierung zur kompletten Nebensache.

So, das war mein Erfahrungsbericht von einer der schoensten und anstrengensten Veranstaltungen die ich kenne.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen die Begeisterung vermitteln und ich hoffe noch mehr, nochmal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen zu koennen.

Bis denne
 
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