Gustav Gans - Spassnurflügel aus Holz

Hi in die Runde,

es ist mal wieder soweit: mieses Wetter, Holzreste, RC- und Antriebskomponenten übrig und etwas Zeit. Da muss sich doch was draus machen lassen!
Diesmal geht es nicht um Ästhetik, sondern die maximale immer-dabei-Tauglichkeit steht als so ziemlich einziger Punkt im Lastenheft.
Das lässt sich am besten umsetzen, indem man möglichst viel weglässt, und so kommen wir fast zwangsläufig zum Nuri. Positiv und negativ gepfeilte Exemplare habe ich schon gemacht, aber was mit gebogenen Linien gibts noch nicht im Hangar.
Also erstmal eine Skizze, am besten gleich mit reproduzierbarer Geometrie:

20160616_190101.jpg

Es handelt sich um ein einfaches Gebilde mit 600mm Spannweite, ti=150mm, ta=100mm, und um die Form etwas aufzulockern beschreibt die Nasenleiste ein Kreissegment, dessen Radius ich auf dem vollgekritzelten Blatt hergeleitet habe.

Wie gesagt, damit gewinnt man keinen Schönheitspreis, aber die Flugeigenschaften dürften sehr anständig werden.
Nicht berücksichtigt bei den genannten Abmessungen sind die Ruderklappen, die aus 25mm Endleiste entstehen und später auch für den S-Schlag sorgen werden.
 
Grundlagen

Grundlagen

Die Unterseite der Tragfläche bleibt topfeben. Aus 1mm Balsareststücken entsteht so die untere Schale, auf die dann der Radius des Nasenbogens übertragen wird:

20160616_190043.jpg

Jetzt kommen die Hausaufgaben: Neutralpunkt ermitteln.
Das erfolgt grafisch direkt auf der Unterschale. Der Nasenbogen wird dabei ignoriert, dafür werden auch die Ruderklappen nicht berücksichtigt. So kommt man in zwei Minuten auf den NP, und mit 10% Stabilitätsmass liegt der Schwerpunkt dann bei 45mm hinter der Nasenleiste an der Wurzel.

20160616_191133.jpg

Etwas näher:

20160616_191140.jpg

Soweit zur Theorie.
 
Flächenbau - schneller als ARF bestellen

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Auf die untere Schale kommen jetzt nacheinander die Nasenleiste,

20160617_082148.jpg

sowie der Holm, die Endleiste und die wenigen Rippen:

20160617_095025.jpg

Alle Klebungen bis hier erfolgen mit Sekundenkleber.
Die untere Schale besteht aus 1mm Balsa, Nasen- und Endleiste sind 5x5mm, die Rippen 3mm Balsa.
Der Holm (auch 3mm Balsa) hat hier eigentlich keine statische Funktion, sondern dient in erster Linie als profilbildendes Element: er verläuft bei 1/3t und ist so verjüngt, dass sich über die ganze Spannweite eine Dicke von 10% ergibt.
Die Halbrippen vor dem Holm sind zur Nasenleiste hin frei Hand gekrümmt, während die hinter dem Holm schnurgerade zur Endleiste verlaufen.
 
In diesem Zustand wird die Fläche jetzt auf dem Baubrett an sechs Punkten festgezackt.

20160617_102602.jpg

Die obere Schale aus 1mm Balsa kann so garantiert verzugsfrei aufgebracht werden. An Nasen- und Endleiste klebt Pattex Classic, Holm und Rippen sind mit Weissleim eingestrichen:

20160617_103334.jpg

Die obere Schale an der Endleiste ansetzen, nach vorne glattstreichen und auf die Nasenleiste drücken, das geht ungefähr so schnell wie das Lesen dieses Satzes.
Danach wird die Oberseite flächig belastet, bis der Weissleim trocken ist:

20160617_103801.jpg
 
Fläche: fertig.

Fläche: fertig.

So,
nachdem alles durchgetrocknet ist, wird die Fläche vom Baubrett getrennt und verschliffen.
Vorne kommt noch ein Ausschnitt rein, der so breit ist wie die Rumpfinnenbreite. Dadurch ist später in jedem Fall genug Platz, um den Schwerpunkt durch verschieben des Akkus ohne Ballast hinzubekommen.

Inzwischen sind auch die Rumpfseitenteile aus 3mm Balsa ausgeschnitten. Die Form ergibt sich daraus, dass die Motorachse etwa auf Höhe der Fläche sein soll und alle Komponenten im Rumpf Platz finden sollen. Das sieht dann so aus:

20160617_184627.jpg

Und zusammengesteckt:

20160617_184700.jpg

Einen Motorspant habe ich noch aus einem ausgemusterten Modell recycelt:

20160617_190100.jpg

Soweit für heute. Bauzeit bis hier: ca. vier Stunden.
 
Rumpf

Rumpf

Der Rumpf wird langsam. Naja, eher schnell. Nach vorne soll es einen anständigen Übergang zum Spinner geben, deshalb brauchen wir ordentlich Substanz zum verrunden:

20160618_070231.jpg

20160618_070216.jpg

Motorspant und Rumpfboden geben dem ganzen schon etwas Halt:

20160618_074440.jpg

20160618_074428.jpg

Und zusamnengesteckt kann man schon ahnen, was da herauskommen wird:

20160618_074047.jpg

20160618_074021.jpg
 
Allmählich wirds etwas runder. So ein Schleifklotz ist schon ein tolles Werkzeug...

20160618_092757.jpg

20160618_092727.jpg

Der Motor hat auch schon probegesessen. Der 28mm/30g/1100/min/V Aussenläufer passt mit dem Schuhanzieher rein.
 

KUDI

User
Interessantes Schnellprojekt

Interessantes Schnellprojekt

Da staune ich, wie schnell man von einer Skizze ausgehend ein Rohbaumodell vor sich liegen hat.

Etwas Bedenken habe ich aber: Wie kriegst du den Schwerpunkt an die richtige Stelle. Da musst du wohl den Rumpf nach hinten verlängern um das Gewicht der Rumpfnase mit möglichst weit hinten platziertem Akku auszugleichen.
Aber das kriegst du schon hin :)

Kudi (der alles zuerst bis ins Detail konstruieren muss :confused:)
www.keiro.ch
 
Tipptopp!

Tipptopp!

Schön, einfach scratch-build, wer das kann !
Wenn ich mir jetzt eine Alula ähnliche Schwanz-/Stabiflosse vorstelle,
die eben ggfls ein bissle schwerer wird, passt das bestimmt !
Bin ebenfalls gespannt, wie es weitergeht ...
Gruss, Jens
 
Gewichtsverteilung

Gewichtsverteilung

Hallo zur nächsten Runde,
danke für die Anteilnahme!;)
Es gibt einen Grund, warum Gustavs Rumpf hinten ziemlich geräumig ist: da soll ausser Akku und Motor alles andere rein!
Das passt auch:

20160618_191350.jpg
 
Rohbau: fertig.

Rohbau: fertig.

Zum Thema Seitenleitwerk:
Sicher, so eine zentrale Flosse hinter der Fläche sieht elegant aus und wäre sogar als "Gegengewicht" geeignet. Aber sie macht den Rumpf aufwändiger, und eine verdeckte Elevon-Anlenkung würde auch komplizierter.

Deshalb bekommt Gustav Gans Ohren:
 

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Die Nurflügelfüchse werden zurecht anmerken, dass die Endscheiben viel zu gross sind.
Es gibt aber zwei gute Gründe für die Riesenfinnen:
1. Lageerkennung.
2. Bei Verlust einer Endscheibe passiert - gar nix!;)

So ganz nebenbei ist damit der Rohbau vollendet. Netto-Bauzeit etwa 8 Stunden.
 
Komplettiert mit Kabinenhaube und den Ruderklappen, sieht man hier die vollständigen Proportionen:

20160619_112609.jpg

Und von hinten:

20160619_112747.jpg

Jetzt fehlt nur noch das Finish und die Anlenkungen.
Erstmal geh ich aber fliegen:D
 
Hey Holger,

ich finde den Flieger Klasse!

Da kommen Erinnerungen an meinen Geier, den Wonder oder den Twinjet auf.
Ich mag Flieger mit zwei Seitenflossen!

Hab ichs überlesen? Welches Profil nutzt du? Ist das wirklich frei Schnauze?
Das wäre ein schön schnelles Nachbauprojekt.

Grüße, Bernd
 
Hallo Bernd,

nee, du hast nichts überlesen: das "Profil" ist tatsächlich handgemalt. Ist aber für diesen Einsatzzweck auch völlig unwichtig.

Für ein paar Hintergrundinformationen und die Wurzeln von Gustav Gans bitte hier klicken:

http://www.rc-network.de/forum/show...Spassnuri-selbst-gemacht?highlight=Kookaburra

Daher stammt das aerodynamische Konzept, es ist narrensicher und bürgt für problemloses Flugverhalten. Hochleistung? Gleitzahlrekord? Eher nicht. Aber wer das braucht, liest hier eh nicht mit;)
H.
 
Hallo Holger,

danke für den Link. Das mit dem Nuriforum kann ich nachempfinden!;)

Wenn du mal ein Flugvideo vom Vorgänger hast, oder vom Gustav wäre das interessant.

Zum "Profil" bin ich schon überrascht. So änlich wurde ja auch der Dizzybird ausgelegt. Zwischenlage aus Depron und dann einfach Schaum drüber gezogen. Nur war ich von einigen Dizzys auf unserem Platz überhaupt nicht angetan. Die Flugeigenschaften waren eher grottig. Und manches verhalten nicht wirklich reproduzierbar. Ich meine natürlich die Urversion. Meine beiden Flügelhälften liegen noch ungeflogen irgendwo auf Halde, weil ich mir den Krampf nicht antun wollte.

Grüße, Bernd
 
Video...

Video...

...von Gustav gibts noch nicht, weil der noch immer nicht fertig ist. Das wird auch noch ein paar Tage dauern, bis ich wieder Muße dafür habe.

Aber von einem aerodynamisch sehr engen Verwandten gibt es dieses Erstflug(!)filmchen:

http://www.rcmovie.de/video/f1cb73d97d96c1c65354/FAST-FORWARD-selbst-gemacht-Teil-6

Der ist zwar viel grösser, aber nach exakt derselben Masche gestrickt.

Den Dizzy kenn ich nicht, aber am Profil liegts so gut wie sicher nicht.

Gruss,
H.
der bescheid sagt, wenn Gustav Gans fertig ist
 
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