"Siehst du aus Ameisensicht die Welt - such dir ein Außenlandefeld!"
Ist schon komisch, dass manche einfach immer wieder ihre klägliche Selbstbestätigung daraus ziehen müssen, andere nieder zu machen. Das Phänomen kenne ich schon aus dem Kindergarten. Interessanterweise waren und sind das meist nicht die intelligentesten Zeitgenossen.
Ich betreibe Modellflug nun schon seit vielen Jahren. Angefangen habe ich bei den Helis, dann Sportmaschinen und Warbirds und schließlich bin ich in der Segelfliegerei gelandet. Die Jetszene habe ich ausgelassen. Mein Eindruck über die Jahre hat sich verfestigt: In der ernsthaften Segelfliegerszene habe ich mit Abstand die interessantesten und intelligenstesten Menschen kennenlernen dürfen. Das soll jetzt kein Angriff auf andere Sparten sein, auch nicht auf einzelne Personen. Ich spreche ganz persönlich von meinen Erfahrungen. In all den Jahren bin in weit herumgekommen, fliege auf Segelflugveranstaltungen genauso wie europaweit am Hang und habe auch einen Pilotenschein für Segelflug und UL. Die Menschen, die einmal den Reiz des Segelfliegens erlegen sind, die das Spiel mit den Kräften der Natur beherrschen, die Ahnung von Meteorologie und Aerodynamik mitbringen, denen eröffnet das Segelfliegen eine ganz weite Welt, die nie langweilig wird. Jeder Flug ist anders, jedes Gelände und jedes Wetter. Ob man nun mit einem DLG in Bodennähe kleinste Aufwinde auskreist, oder mit einem stattlichen Scale Segler dem F-Schlepp und weiträumigen Thermikflug fröhnt, spielt keine Rolle. Uns alle eint der Flug mit der Natur. Denn nur damit geht was im Segelflug. Gegen die Natur geht gar nichts - höchstens abgleiten, was in der Tat langweilig ist.
Ich komme gerade mit einigen unserer Youngsters aus dem Club von einem von mir organisierten Campinglager am Gardasee zurück, bei der wir eine Woche am Hang geflogen sind. Wir hatten auch einige Nicht-Segelflieger mit dabei. Am Ende waren auch die Skeptiker begeistert.
Die atemberaubende Kulisse. Wenn du deinen Scale Segler einen Berg runterwirfst, wo es über 1000m fast senkrecht runtergeht, wo du so gut wie keine Außenlandechance hast, das ist Adrenalin pur. Gerade wenn der Wind nicht so stark bläst, dass sogar die sprichwörtliche Klopapierrolle oben bleibt. Da heißt es sich auf seine Fähigkeiten verlassen, auch mal weit rausfliegen um dort mit dem Vario einen Bart zu suchen. Dieses Kribbeln im Bauch hast du in so gut wie keiner anderen Sparte in der Form. Dann im Lee ein spannender Anflug, und das wertvolle, im besten Fall, selbstgebaute Flugzeug sitzt wieder sauber und sanft ins Gras: Jubelschrei! Ausstrecken im warmen Gras und genießen.
Deswegen fliegen wir Modellsegelflugzeuge! Nur kann das keiner nachvollziehen, der es nicht schon mal selbst gemacht hat. Also lass dich bitte nicht kirre machen. Ging mir mal genauso vor vielen Jahren. Inzwischen sind die Skeptiker und Langweiler um mich rum sehr still geworden. Auch ganz ohne dummen Spruch am T-Shirt.
Schöne Grüße,
Euer Oli