Argh! 3mm Stahldraht biegen - wie?

Hallo Leute!

Ich habe hier einen Baukasten einer Spacewalker von Jamara / Balsaworx in Arbeit (Baubericht folgt).

Die Bausatzqualität ist recht ordentlich, aber was mich an den Rand der Verzweiflung bringt, ist der Stahldraht für das Fahrwerk.
Den bekomme ich einfach nicht gescheit gebogen - von schneiden will ich gar nicht erst reden.

Wie bearbeitet, biegt und schneidet man sowas?
Freue mich auf Eure Tipps!
Danke!
Marc
 
Stahldraht

Stahldraht

Hallo,

ich melde mich mal zu Wort. Zum Schneiden kannst du eine Handelsübliche Eisensäge nehmen oder einen Dremel mit ner Trennscheibe drauf.
Zum biegen am besten in den Schraubstock spannen, so das dass Stück welches du biegen möchtest an der Kante heraussteht. Dienlich ist ein kleiner Hammer, welchen du für eine saubere Biegung nehmen solltest, dabei den Draht mit der anderen Hand etwas auf Vorspannung halten.
Nur mit leichten Schlägen dann an der Biegestelle klopfen.
Hat bei mir immer super geklappt, selbst mit 4 mm Draht. Wenn du eine Feder hineinbiegen möchtest, kann ich dir jetzt schon sagen, das es miserabel aussehen wird, hab ich auch noch nie hinbekommen.

Gutes gelingen, Ralf.;)
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Also wenn es der schwarze harte Federstahldraht ist,
dann geht sägen nicht !

zum Ablängen, geht da der Dremel oder eine kleine Flex,
bzw. ein sehr guter Bolzenschneider.

--

Was das biegen anbelangt, sollte man auch auf die neutrale Faser wegen der Länge achten.


--

Biegearbeiten ob Bleche, oder Federn verfolgten mich meine ganze Lehrzeit :D
Wenn du ein Bild hast dann kann ich dir sagen wo man wie beginnt.




Gruß
Andreas
 

GC

User
Den kleinen braunen Trennscheibchen einer Dremel traue ich nicht so recht. Außerdem kannst Du damit keinen geraden Schnitt an einen längeren Draht vornehmen.

Wie schon Andreas sagte, wäre eine kleine Flex nicht schlecht. Es gibt dafür Trennscheiben mit 1mm Dicke. Wurde mir empfohlen. Ich wollte es auch erst nicht glauben, dass es so was gibt. Für unter 2€ inkl. Porto aus deutschen Landen - allerdings musst Du in der Bucht tauchen;): http://www.ebay.de/itm/1x-10x-20x-4...hash=item237559b4e1:m:m_uZUK1oBfoBcENc3ayLE-w

Damit habe ich schon einmal eine 5mm Motorwelle gekürzt. Aber immer Schutzbrille tragen und aus dem, wie soll ich sagen, Fluchtkreis der Scheibe bleiben, falls doch mal etwas fliegen sollte.

Andreas,

kann man mit einem Satz erklären, was eine neutrale Faser ist (habe ich leider noch nie gehört)?
 
kann man mit einem Satz erklären, was eine neutrale Faser ist (habe ich leider noch nie gehört)?
Die Schicht des Bauteils, deren Länge sich beim Biegen nicht ändert. Aussenfasern werden gedehnt, Innenfasern gestaucht. Meist überwiegt beim Biegen etwas ersteres, so dass die neutrale Faser nicht genau in der Mitte des Bauteils liegt, sondern etwas näher zur Innenseite. Rund benimmt sich dabei anders als flach, auch der Werkstoff spielt eine Rolle. Eine Biegung ohne Versuch masslich genau hinzubekommen, braucht viel Erfahrung. Wird aber bei einem Fahrwerk eher nicht sooo heikel sein. Oft kann man sich auch so helfen, dass man erst biegt und dann auf Mass ablängt.
(Sorry, ist mehr als ein Satz...)

Zum Biegen selbst: Ich gehe, wenn kein besseres Werkzeug vorhanden, ähnlich vor wie Ralf, allerdings habe ich beim Hammer die umgekehrte Strategie: nicht kleckern, klotzen. Je schwerer, desto besser. Damit die Kraft am richtigen Ort angreift (also möglichst nahe an der Biegung, um unkontrolliertes Verbiegen des freien Drahtendes zu verhindern), verwende ich einen Hartholzklotz, den ich am Draht anlege und da mit dem Hammer draufhaue. Gut ist auch eine Zwischenlage z.B aus Kupferblech an der Klemmung, um zu Verhindern, dass der Draht an der harten Schraubstockbacke verletzt wird. Alu-Backen gehen natürlich auch, werden aber arg in Mitleidenschaft gezogen und führen oft zu einem grösseren Radius als gewünscht, weil sich der Draht relativ stark eindrückt.

Beim Googeln nach RICHTIGEM Werkzeug bin ich auf diesen Thread auf dieser unserer eigenen Platform gestossen. Ist recht informativ.
 

GC

User
Danke Markus für die aufschlussreiche Erklärung. Macht es Sinn ab einem gewissen Durchmesser mit vielen kleinen Hammerschlägen den Draht zu verformen, damit er beim Biegen besser rekristallisieren kann und sollte man etwas Zeit zwischen den Schlägen vergehen lassen, oder ist das schon homöopatisch?
 
Danke Markus für die aufschlussreiche Erklärung. Macht es Sinn ab einem gewissen Durchmesser mit vielen kleinen Hammerschlägen den Draht zu verformen, damit er beim Biegen besser rekristallisieren kann und sollte man etwas Zeit zwischen den Schlägen vergehen lassen, oder ist das schon homöopatisch?
Bei gehärtetem Federstahldraht brauchst Du relativ viel Energie, um eine bleibende Verformung hinzubekommen, damit ergibt sich das Biegen in kleinen Schritten von selbst. Auch die Methode mit dem Holzklotz sorgt dafür, dass ein Zuviel an Energie verpufft (sobald der Draht sich biegt, liegt er ja nicht mehr am Klotz an.) Der Vorteil davon ist aber eher, dass Du das formliche Resultat besser kontrollieren kannst.

Dass Rekristallisation nötig ist, glaube ich eher nicht. Beim kontinuierlichen Biegen einer Feder auf der Drehbank, oder mit den verlinkten Werkzeugen macht man auch keine Pausen, und das funktioniert gut. Das Material wird sich aber in den gebogenen Bereichen verfestigen. Für Teile mit exakt definierten Federeigenschaften folgt deshalb häufig eine Wärmebehandlung. Bei Teilen aus hartgezogenem Federstahldraht aber wohl nur ein Anlassen; das Gefüge, das im aufwendigen Ziehprozess zur Perfektion gebarcht wird, willst Du nicht verlieren.
 
Hallo Leute!

Wow, vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten!
Momentan ist erst mal das Biegen mein Hauptproblem.

Also, ich muss leider gestehen, dass ich in dem Sinne keine Werkstatt habe und werkzeugmäßig jetzt auch nicht so dolle ausgestattet bin.
Bis meine Werkstatt irgendwann kommendes Jahr "steht" wird es noch dauern - bis dahin bastele ich im Wohnzimmer.

Schraubstock habe ich, Dremel aber nicht und Hammer nur in der Form, dass man damit gerade mal Nägel in die maroden Wände des Altbaus schlagen kann.

Erst mal zum Draht:
ja, es ist dieser schwarze, unglaublich feste Stahldraht (wer die Balsaworx Bausätze kennt, weiß, was ich meine).
Mit Schraubstock und Arbeitshandschuhen habe ich gestern die erste Biegung geschafft, danach wurde mühsam.

Entweder ließ sich der Draht nicht gescheit einspannen ("hüpft" mir aus dem Schraubstock beim Biegen wieder raus) oder er biegt sich über die gesamte Länge, aber nicht dort, wo er soll.

Ich bin kurz vorm Aufgeben und dem Suchen nach einer Alternative.

Hier ein Foto aus der Bauanleitung wie er gebogen werden soll:
draht.jpg

Ich bekomm's einfach nicht hin mit den einfachen Mitteln, die ich habe.
Vielleicht doch anders lösen?
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Soll ich beim Flohmarkt in Lampertheim einen Biege Workshop machen ? ;)


Man muß aber auch wissen,
dass sich Federstahldraht nicht Scharfkanntig biegen lässt.
Des weiteren wird der Bogen, die Abkanntung immer ein paar Grad aufspringen,
da hat Herr Schmitthelm ein tolles Buch drüber geschrieben.
Auf alle Fälle gibt es ein paar grundlegende Vorgehensweisen,
wie man eine Drahtabwicklung in richtiger Reihenfolge biegt.

Ich nutze saubere (wenn möglich gehärtete) Backen mit kleinem Radius.
dann zuerst ein Rohr mit (hier 3mm Bohrung) obendrein
einen Aluklotz und einen schweren Hammer.
Kupferhammer wird für andere Dinge eingesetzt. ;)


Neutrale Faser / Biegeverkürzung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biegeverkürzung


Gruß
Andreas
 
Ui. Da ist ja doch allerhand Präzision gefordert. So wie ich das verstehe wird das "rechteck-Omega" ja in ein Sperrholz-Gegenstück eingelassen. (Als Alternative könnte man sich überlegen, erst das Drahtteil zu biegen und danach das Sperrholz Gegenstück anzupassen. Das Stanzteil kannst Du dann natürlich nicht verwenden.)

Da hätte ich auch Bedenken, das mit den Mitteln, die Dir zur Verfügung stehen, hinzubekommen.

Meine Strategie wäre: Modellbaufreund suchen, der Dir mit seiner Werkstatt aushelfen kann, oder einen kommerziell erhältlichen Alu-oder GFK Bügel einsetzen.
 
Ui. Da ist ja doch allerhand Präzision gefordert. So wie ich das verstehe wird das "rechteck-Omega" ja in ein Sperrholz-Gegenstück eingelassen. (Als Alternative könnte man sich überlegen, erst das Drahtteil zu biegen und danach das Sperrholz gegenstück anzupassen. Das Stanzteil kannst Du dann natürlich nicht verwenden.)

Da hätte ich auch Bedenken, das mit den Mitteln, die Dir zur Verfügung stehen, hinzubekommen.

Meine Strategie wäre: Modellbaufreund suchen, der Dir mit seiner Werkstatt aushelfen kann, oder einen kommerziell erhältlichen Alu-oder GFK Bügel einsetzen.

Danke, Markus, ich fürchte da wird es drauf hinauslaufen, es sei denn, mir fällt noch eine andere Lösung ein.
Ich finde zwar, dass man bei dem Preis des Baukastens ruhig das Ding fertig geformt hätte beilegen können, aber gut.
Dafür ist die Holzqualität sehr gut und die Schnitte sauber.
Wir Modellbauer sind ja für Kleinigkeiten schon dankbar ;-)
 

Hayabusa55

User †
Oder ein Profi?

Oder ein Profi?

Hallo Marc,
bestimmt gibt es in Ochsenfurt so um die Ecke rum eine Schlosserei, oder?
Für ein paar € in die Kaffekasse hast du bestimmt ein sauberes, fachmännisches Ergebnis:cool:
Grüße & gutes Gelingen
Frieder
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
kommst du an Schweißdraht, oder starres CU-Kabel mit Isolierung ?

hier kannst du mit der Zange das biegen üben.
- nie 100% scharfkanntig biegen dann hast du ein Muster.


Du beginnst in der Mitte, so wie du das gemacht hast
und biegst erst mal das " U " wenn es Außen 60mm haben soll nimmst du:
3mm Draht // 1mm Radius // - Mitte - // 1mm Radius // 3mm Draht => Mitte 52mm


Dann richtest du die 2 Schenkel paralell aus,
denn das muß beim Biegen nicht gleich passen

-

Jetzt das Abkannten der beiden Schenkel nach Außen. (angenommen Außenmaß = 40mm)
du machst bei 36mm mit Edding einen Strich (beide Schenkel)
Jetzt hast du 2 Möglichkeiten.
1) Aluklotz mit 54mm zwischen die Schenkel klemmen
und diese dann einfach runter biegen.
2) da man nach dem abwinkeln noch richten kann,
einen der Schenkel einspannen und das U weg kannten.
(hier mußt du aber 4mm länger lassen da diese 4mm der Biegeradius "frisst". ;)

Jetzt solltest du ____I¯¯¯¯I____ ab hier geht es dann quasi wie von allein.

Nach jedem Biegen mit Schraubstock und einer guten Zange leicht richten,
dann wird das Fahrwerk 100% gerade.


Zum Schluss beide Seiten Ablängen und fertig ist dein Fahrwerk.


Gruß
Andreas
 
Hallo Marc,
bestimmt gibt es in Ochsenfurt so um die Ecke rum eine Schlosserei, oder?
Für ein paar € in die Kaffekasse hast du bestimmt ein sauberes, fachmännisches Ergebnis:cool:
Grüße & gutes Gelingen
Frieder

Mönsch! Du hast recht.
An einer lauf ich jeden Tag vorbei!
Gute Idee.

UPDATE:
Mittlerweile hat einer meiner Fliegerkollegen sich angeboten, mir zu helfen. Der hat im Gegensatz zu mir eine "gescheite" Werkstatt.

Trotzdem Euch allen herzlichen Dank für's Mitdenken!
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Drahtbiegen

Drahtbiegen

Hallo

Vor dem Problem Stahldraht zielgenau zu biegen stand ich auch
einmal für Fahrwerk von Flumodellen.

Ich habe mir dazu ein kleines Werkzeug gebaut da die Biegeoption
Schraubstock und Hammer zu ungenau ist.

So hier die Bilder der Tipp kommt von Claus Maikis langjähriger Fesselflieger und Modellbauer

comp_DSCI0693.jpg

comp_DSCI0694.jpg

comp_DSCI0695.jpg

Zwei stabile Flacheisen und drei Passtifte im linken Eisen werden die beiden Passtifte
durch bohren und verschweißen befestigt.
Im rechten Eisen unten eine Bohrung für den Paßstift oben ein weiterer Paßstift wie gehabt befestigt.

Funktion sollte selbst erklären sein.

Eine weiter Variante hier

comp_DSCI0696.jpg

comp_DSCI0697.jpg

Da wird links ein Gegelager gebildet durch Schraube. Drehbolzen abgesägte Halsschraube.
Und Gegenhebel mit Bohrung und Schraube zum rumdrücken.


Stichwort für weitere Anregungen in Googel " Wire Bender"
http://www.ebay.co.uk/itm/MINI-WIRE-BENDER-/331334056662 Beispiel

Gruß Bernd
 
Danke Bernd!

Das sieht genau nach dem aus, was ich künftig brauchen könnte.

Inzwischen hat mir zwar ein Modellflug Kollege (der in der Metallbearbeitung arbeitet) geholfen, dennoch wäre ich bei sowas in Zukunft gerne autark.
Kann ja nicht jedesmal jemanden anbetteln, ob er mir was biegt.

Nur den Bau einer solchen Vorrichtung bekomme ich als Schreibtischtäter mit meinen Hausmittelchen nicht hin, ich frage mal im Bekanntenkreis rum.
 
Da wird links ein Gegelager gebildet durch Schraube. Drehbolzen abgesägte Halsschraube.
Und Gegenhebel mit Bohrung und Schraube zum rumdrücken.
Der Abstand zwischen Biegezentrum und Gegenlager, resp Mitnehmerbolzen ist da allerdings schon relativ gross. Da ist viel Platz für unkontrolliertes freies Biegen "auf dem Weg" zum eigentlichen Radius. Die Abstände sollte man möglichst kleiner halten. Resultieren dann allerdings auch grössere Kräfte auf die Bolzen.
 
Biegen mit der Ständerbohrmaschine / Fräsmaschine

Biegen mit der Ständerbohrmaschine / Fräsmaschine

Wenn es ein bisschen enger gebogen sein darf:



Der Dorn, der von oben kommt, ist aus einem Stück 5mm Federstahldraht geschliffen (Rundung mit Diamantfeile) Anschließend nochmal richtig hoch gehärtet.

Die Matritze hingegen ist weich (Automatenstahl), dadurch sieht man am Draht außen keinerlei Abdrücke vom Biegen.

Ich verwende Fahrradspeichen gerne für Anlenkungen. Da ist es manchmal vorteilhaft, wenn die Biegungen innen fast scharfkantig sind.

Gruß
Bernd
 
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