Hängender Motor, Absaufen oder nicht

Stichworte: Falsche Ansaugtechnik, Kompressionsschläge, Selbstabsaufgerücht

:) Hallo Motorinteressierte:

Als Erstes möchte ich mit dem gerade wieder gehörten Gerücht über das SELBSTABSAUFEN bei geparktem Modell aufräumen.
Da der Sprit ja kaum senkrecht nach oben rinnt, kann er aus einem Vergaser ja nur nach unten tröpfeln und nicht in Richtung Kurbelwellenbohrung.
Dazu mehr Worte zu verschwenden erübrigt sich wohl.

Kompressionsschläge:
Jede in den Brennraum eindringende Flüssigkeit sammelt sich am tiefsten Punkt in Kerzennähe und wird dort durch eine falsche Handhabung u. U. noch vermehrt.

Irgendwann ist der Punkt einer extremen Kompression bis zum nicht-mehr-durchdrehen-können. Die Verwendung von Gewalt (Anlasser!) führt zu Schäden an Motor, Motoraufhängung und sogar Rumpfvorderteil samt Lockerung des Motorspants etc.

Ursache 1: Wurde der Motor "kalt" mittels Drosselung auf (fettem!) Leerlauf abgestellt, verbleiben erkleckliche Volumina an Sprit samt nur langsam verdunstendem Öl und Verbrennungskondensate im Motor.

Spätestens beim Bereitstellen für den Start, sammelt sich dieses Gemisch an zwei neuralgischen Punkten:

Offensichtlich: in Kerzennähe.

Versteckt: im Kolbenraum, der ja bei hängendem Motor wie ein Becher wirkt.

So sind wir auch schon bei Ursache 2:
Beim Anlassen wird diese kaum zündfähige Gemisch aus dem Kolben geschleudert und gelangt jetzt wieder unter Kompressionsschlagrisiko in den Brennraum, bevor es dem Motor (Anlasser, Finger) gelingt, es von dort auszuschleudern.

Und jetzt zum Ansaugfehler:

Wenn, wie oft gesehen, durch ununterbrochenes Zuhalten des Vergaser und mehrmaligem Durchdrehen angesaugt wird (CHOKEN), verteit sich der Spritnebel nicht im Motor und schon gar nicht in Richtung Überströmkanäle, sondern er tröpfelt
unvergast in den Kolbenbecher und sammelt sich dort.

Weiterer Ablauf: siehe einen Absatz höher.

Die richtige, in jeder Lage empfehlenswerte 2-Hand Ansaugmethode, die sich auch bei hängendem Motor etwas griffungünstig, aber doch durchführen lässt:
Der Vergaser wird mit Propeller horizontal (Kolben beginnt gerade zu komprimieren) zugehalten, der Prop ca. in die Vertikale verdreht UND JETZT der Finger wieder vom Vergaser genommen. Jetzt schmatzt schnellbewegte Luft in den Motor und reisst Sprittröpfchen mit, vorteilhafter weise auch in die Ansaugkanäle anstelle des o.a. Sprit-"Wasserfalls"in den Kolbenbecher.

Wenn der Sprit schon erkennbar im Schlauch beim Vergaser ist und der zuhaltende Finger schon spritspuren hat, sollte 2-3mal genügen, eine Wiederholung ist allemal noch motorschonender als
hydraulische Kompressionsschläge mit sogar blockierendem Anlasser.

Ausserdem ist es sinnvoll, die ersten Startumdrehungen, egal ob per Hand oder
Anlasser OHNE Einschalten der Glühung zu machen. Das vermeidet pneumatische Kompressionsschläge durch Frühzündung bei momentan zu hoher Verdichtung durch Sprit etc. im Brennraum.

Ganz besonders gilt das für 4-Takter wegen der gefährdeten Ventile(mechanik), die nach dem Durchdrehen ohne Glühung meistens ganz unproblematisch beim ersten Versuch anspringen.

Jetzt die 3-Handmethode mit Anlasser, NUR zu empfehlen bei SENKRECHT +-30Grad hängendem Motor, bei allen anderen Zylinderlagen sind schwere Motorschäden möglich!!!

Starten wie mit einem Anlasser üblich und zweckvoll (NICHT drauffetzen mit dem schon laufendem Anlasser, purer Blödsinn!) und ein Kollege hält kurz den Auspuff zu. Damit wird im Tank ein leichter Druck aufgebaut, der Sprit in den UNVERSCHLOSSENEN Vergaserkanal fördert (ähnlich dem PRIMEN mit Pumpe im echten Flieger) und dieser wird jetzt ausschließlich gegen die Schwerkraft von der angesaugten Luft zerstäubend mitgerissen. Was zu viel ist, besonders
wenn die Kurbelwellenöffnung kinematisch bedingt gerade geschlossen ist, tröpfelt ohnedies nach unten und kann den Motor nicht hydraulisch schädigen. 1/4-1/2 Gas günstig, nicht ganz "zu"!

Noch eine Anmerkung zu den Anlasser-"Orgien":
Synthetische Öle verdunsten ziemlich schnell. Ein ein paar Wochen nicht geschmierter stillgelegter Motor kann ohne Vorschmierung mittels angesaugtem Sprit ohne weiteres schwer geschädigt werden, am gefährdetsten sind da natürlich die Pleuelgleitlager, deren Luft dadurch massiv verschlechter wird.

Besonders wenn man die korrosionsverhindernde Heissabstellmethode mit Abquetschen
der Spritzufuhr bei einer mittelhohen sauberen 2-Taktdrehzahl (50-70% vom Max.) verwendet, bei der ja prinzipiell wenig Schmierendes im Motor bleibt.

Konsequenz: Choken oder Primen und wenn er dann nach 2 KURZEN Versuchen nicht anspringt, selbiges nochmals statt minutenlanges Anlassergenudele.

DAS gilt allerdings für jede Motoreinbaulage.

Nachteile des hängenden Motors:

1) Vergaser näher am schmutzigen Boden und somit hochgewirbeltem Staub bei Start ausgesetzt (gilt nicht bei Heckvergaser oder Ansaugumlenkung).

2) Die ungünstigste Motorlage für Kunstflug, siehe:
Mathematische Beweise zur optimalen Tanklage:
www.prop.at/kurzber/tanklage.html

[ 10. Juni 2002, 11:07: Beitrag editiert von: Rudolf Fiala ]
 

PW

User gesperrt
Hallo Rudolf,

Deine beschriebenen Nachteile des hängenden Einbaus kann ich nicht ganz folgen.

Seit Jahren werden im Bereich F 3A Kunstflug hängende Motore eingebaut (10 ccm Hanno, heute OS 140 RX oder Webra 145 etc.).

Warum sollen bei einer hängenden Montage die Eigenschaften für Kunstflug nachteilig sein?

Selbst die 4 T Motore sind alle hängend eingebaut. Mindest 99 % der Teilnehmer fliegen so seit mehr als nunmehr 20 Jahre im Kunstflug.

Schon 1986/87 bei meiner ersten EM und WM, als wir Weltmeister und Europameister wurden, wurde mit hängenden Motore geflogen. Prettner´s MAGIC Zeiten sind lange her und schon da war der Motor hängend eingebaut.

Hängende Motore laufen nicht schlechter !! Schliesslich haben die Motore im Flug - gerade Kunstflug - ständig wechselnde Fluglagen.

Also, dem Argument kann ich gar nicht folgen.

Bzgl. des "Dreckansaugen" stimme ich Dir zu, aber hier gibt es schöne GFK Vergaseransaugungen, die dieses verhindern, zusätzlich die Lautstärke reduzieren sowie den gesamten Motorinnenraum sauber halten.

Zu 99 % werden die hängenden Motore auch hängend angeworfen. Wenn ich den Flieger im Jahr ca. 5 mal in Rückenlage anwerfe (bei ca. 400 Flügen im Jahr), ist das hochgegriffen.

Der "Absauftheorie" kann ich auch nicht folgen, da ich seit Jahren in der Wettbewerbspraxis sehe, dass die Motore in der Normallage angeworfen werden.

Gruss

PW
 
Hallo Peter

Bitte meinen Beitrag nochmals genau lesen, auch den Link über die Relation Motor-Tank.

Kann mich Deinen Vorwürfen nicht anschließen, da ich nirgends behauptet habe, dass die Motoren schlechter laufen oder von SELBST ohne ungünstigem menschlichen Einfluss absaufen. Auch vom Umdrehen habe ich nicht gesprochen etc. etc.

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