Randbemerkungen zu preisgünstigen Hotlinerantrieben

Hallo zusammen,

ich möchte hier gerne ein paar Bilder und Kommentare zu einem preisgünstigen Antrieb zeigen, der von seinen Antriebsdaten durchaus rein für Hotliner angedacht sein dürfte. Aus diesem Grunde wird nicht weiter auf den Hersteller eingegangen, weil es nciht wirklich eine Rolle spielen soll.

Vorweg allerdings die Bemerkung meinerseits, dass es sich in einer evtl. stattfindenten Diskussion nicht um einen Fernost-Kopien-sind-Mist Thread handeln soll, sondern bitte rein darum, was sich mit und in solchen Antrieben abspielt, und was man davon und damit erwarten kann und sollte.

Vorweg die Antriebsdaten:

Motor : Typ 540, 7 Windungen, Innenläufer, Kv=5400
Getriebe: 6,7:1 Planetengetriebe
Regler: Hextronik 120A
Preis zusammen: ca. $120 ohne Versand etc.
Auf den ersten Blick also scheint es als eine sehr günstige Alternatove zu den üblichen Verdächtigen vom Format B50, Fun500, 22/30/x, HP220/30 etc.

Geflogen wurde das ganze in einem Hotliner
Luftschraube: Aeronaut Cam Carbon Prop 14x12, 38er Spinner, normales Mittelstück
Antriebsakku: 12V unter Last
Strom etwa 90-100A

Freigegeben ist der Antrieb für 1000Watt Eingangsleistung.
Mit allem Verwendeten liegt man also nicht soweit ab davon, zumal man meinen könnte, "XY ist genausogut wie XZ, kostet aber die Hälfte, ist alles Marketing".
Aber wie gesagt, kein Fingerpointing bitte.

Mit erwähnt werden sollte, dass der Regler den Antrieb nicht unbedingt zum sanftesten Anlaufen überredet hat, was aber auch erstmal als Nebensächlichkeit behandelt werden soll.

Beim zwölften Flug schlugen dann Flammen aus den Kühlöffnungen des Rumpfes und der Segler zog eine Rauchwolke hinter sich her.

Folgende Bilder boten sich einem:

g5.jpg

Der Rumpf natürlich sauber angeflammt, keine Frage

g6.jpg

Der Regler hat wohl sogleich den Dienst quittiert und den internen Lötkolben angeschmissen. Das Modell ist soweit wohlbehalten gelandet, nicht zuletzt weil der Pilot besonnen ein externes Optomodul eingesetzt hat und somit der Empfängerakku nicht kurzgeschlossen werden konnte.

g9.jpg

Nach öffnen des Getriebes bot sich einem zunächst dieses Bild. Das Fett rabenschwarz, teilweise viele Späne, sprich übermässiger Verschleiss.

g7.jpg

Auch das Ritzel macht einen nicht allzu frischen Eindruck, zumindest nciht 12 Flügen entsprechend.

g1.jpg

g2.jpg

Die Planeten sind zwar nicht defekt, bzw. kariös, aber auch hier kann man schon deutliche Spuren ihres Werkes erkennen.

Warum nur 2 Planeten abgebildet sind ?

g8.jpg

Der dritte sitzt immer noch fest und ist nciht dazu zu bewegen sich zu lösen. Mit W40 konnte er zwar schwer gedreht werden, an abziehen ist dennoch nicht zu denken.

g3.jpg

g4.jpg

Von der Seite betrachtet sind nach der kurzen Betriebszeit schon deutlichste Spuren zu erkennen.

Mit Sicherheit war also der gesamte Antrieb vollkommen überlastet, auch wenn man zunächst das Gefühl hatte ein leistungsfähiges und durchaus brauchbares Paket vor sich zu haben.
Das im Grenzbereich betrieben wurde ist jedem bewusst, es ging mehr um die Frage und den Versuch, was kann man erwarten, und wo sind die Grenzen.

Nun, die Grenze ist nun ziemlich klar. Für $120 bekommt man eben keine Nadellager, auch die Fertigung glänzt nciht mit grösster Präzission. 1000W sind deutlich zu hoch gegriffen.

Im vorliegenden Fall hat ein Planet gefressen, den Motor blockiert, dabei bekamm der Regler einen gehörigen Schuss, rauchte standesgemäss ab. Kleine Ursache, grosse Wirkung.

Ich denke dieses sollte man einfach gesehen haben, bevor man sich entscheidet an welcher Stelle man die finanziellen Prioritäten in seinem Traummodell setzt.
Letzten Endes ist es doch so, wen man in einen 400,- Hotliner 300,- RC einbaut und dann 120,- Antrieb fehlt irgendwie das vernünftige Verhältnis, zu dem was man dadurch riskieren kann.

Auch möchste ich den Antrieb keinesfalls schlechtreden, im Gegenteil, im richtigen Bereich eingesetzt ist es bestimmt eine Alternative, vielleicht die halbe Eingangsleistung, nur ist ein Hotliner dann noch hot ? Das liegt im Auge des Betrachters. Hier jedenfalls kann ich nur sagen: Drei verheizte sind ein Richtiger.

Viele Grüsse an alle,
Domi
 

0815

User
.... und wieder einmal kann man sagen :.... .....Wer billig kauft ,kauft zweimal ...:D

Gruss Chris
 

Motormike

Vereinsmitglied
An einem Zapfen wurde etwas vergessen, sofern die Bilder nicht täuschen.
Das würde auch bei weniger ziemlich schnell fressen.
 
Hallo,

kann leider die Bilder nicht sehen. WOran liegts? Sind die auch verkokelt? ;)
 
Motormike schrieb:
An einem Zapfen wurde etwas vergessen, sofern die Bilder nicht täuschen.
Das würde auch bei weniger ziemlich schnell fressen.

Hi Mike,

du sprichst in rätseln ;-)

Ich interpretiere mal, du meinst die Nut in dem einen Zapfen, und mit weniger Leistung würde es genauso fressen.

Gebe ich dir natürlich Recht, womöglich kann man mit einem besseren Fett auch noch etwas Standzeit hinausschinden, aber primär sieht man so zumindest, erstens was einen zu kleinem Preis im Inneren erwartet, und zum anderen, wie sich ein Getriebklemmer so auswirkt.
Auch dass externe Optos und Schutzwiderstände im Pluskabel nicht unbedingt Nonsens sind, und vor allem, auch "leichte" Anwendung ist davor nicht gefeit.
 

plinse

User
Moin,

gleitgelagerte Planeten wurden auch von hiesigen Herstellern mal in Hotlinerantrieben eingesetzt, diese mussten aber auch regelmäßig gefettet werden. Das war noch zu Zeiten, wo F5B unter 2kW umsetzten und nur ein kleiner Kreis an üblichen Verdächtigen solche Antriebe einsetzte.

Ich habe mal so einen getöteten Antrieb geschenkt bekommen. Gleiches Fehlerbild, er war in unkundige Hände gekommen, wurde nicht mehr nachgefettet und ein Planet hat gefressen, in dem Fall aber seine Achse abgerissen ;) ... Folgen waren die gleichen.
Der Antriebe war mehere Saisions Wettbewerbe geflogen und verglichen mit obigen Bildern ist das Getriebe bis auf die gefressene Achse noch neuwertig.

planet.jpg

Der Dreck kommt aus meiner Grabbelkiste, wie gesagt, der Planet war in einem FAI-Antrieb mit knapp 2kW für mehrere Jahre.

Ohne Fettdepot an der Welle ist eine Gleitlagerung zum frühzeitigen Fressen verurteilt und wenn das ganze darauf basiert, ist es alles andere als wartungsfrei.
Muss jeder wissen, ob er noch gleitgelagerte Getriebe haben will, vor allem wenn so wartungsfreundliche Materialpaarungen verwendet werden, die schnell fressen. Späne im Getriebe sprechen auch eine klare Sprache.
 
Das ist wohl wahr, dagegen spricht ja auch soweit nichts.

Ich find nur mal schön, dass man die Dinge auch mal von innen sieht, die man sonst mit anderen gleichsetzt....

Bei 2kW ist natürlich Schluss mit lustig, da gibts soviel Faktoren die reinspielen, eben nciht nur beim Getriebe, da werden ganz banale Dinge schon mal schnell ganz wichtig.

Und schon sind wir wieder beim Einsatzbereich.....
 

Aschi

User
Hi zusammen,

ich hab auch so ein Getriebe allerdings nutze ich meines nur bis ca. 750 Watt. Oft hab ich es noch nicht im Einsatz gehabt.

Letzten Herbst hatte ich dazu auf der Messe in Friedrichshafen ein Gespräch mit dem Deutschen Importeur dieser Marke. Er hat genau das beschrieben was du erlebt hast , ab ca 1000 Watt verlust des Schmierfilmes und festgehen. Also nicht wirklich was neues.

Ich find nur mal schön, dass man die Dinge auch mal von innen sieht, die man sonst mit anderen gleichsetzt....

Dann musst du aber den Mitbewerb schon offen zeigen, denn 98% alller verwender von Deutschen Antrieben haben keinen blassen schimmer davon, wie es drin aussieht, das zeigen die Beiträge "hilfe mein Ritzel ist locker" und der Tenor dazu "schick es doch ein" .

Meine erfahrung mit anderem (Germany) Gear seht ihr hier im Anhang. Allerdings muss ich dazu sagen das Gear ist weit über seiner Spezifikation Betrieben worden. Allerdings hat durch die sehr kleinen Klebefläche des Ritzels auf der Motorachse das Locktide nachgegeben und somit der Regler und der Motor überlebt.
Übriges das wär noch ne Lösung bei diesen Antrieben Locktide als "Thermosicherung " und die Madenschraube weglassen. :) :)

Grüße
Thomas

Grüße
Thomas
 

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uzim

User
Hatte erst kürzlich bei meinem Cyclon Mini Elite (Aussenläufer mit Getriebe made in France) dasselbe Phaenomen. Vom Motor kam keine Leistung mehr, der Regler hatte bei Vollgas immer schön abgeschaltet und ich hab's mit den Vollgasversuchen auch brav nicht übertrieben. Nach der Demontage des Getriebes war ein Ritzel festgefressen und liess sich nur noch mit der Zange von der Achse entfernen. Der Hersteller schreibt auch von einem Wartungsintervall von 15' Laufzeit. Werde wohl das Ding öfters fetten müssen. Ist mein erster und letzter Mini Elite.

Gruss
Urs
 

plinse

User
Einblick in High End

Einblick in High End

Moin,

so sehen Getriebe von innen aus, die zumindestens ab ~1kW verwendet gehören, abhängig von der Wartungsfreudigkeit der Anwender, ... . Wer alle 20 Flüge nachfettet, kann sicher auch billiger befristet lange glücklich werden ;) ...

gear.jpg


Habe auch noch ein paar weitere Male mit der Kamera draufgehalten, als ich einen meiner Pletti mal auseinander hatte, das war aber mehr neugierdegetrieben und ich wollte halt mal so schaun, was nach ein paar Jahren an Verschleiß so zu finden ist - hätte ich mir sparen können, war ausgesprochen langweilig ;) ...

Paar mehr Bilder

Ich habe in noch keinem meiner Getriebe auch nur einen Span gefunden, Verschleißspuren sind wenn dann nur minimal und die Leistungen, die da bei mir umgesetzt werden, steigen regelmäßig mit besser werdenden Akkus. Über 2kW lag es bei den 27/24zellern wohl schon immer, inzwischen stellenweise über 3kW.

Wer richtig Leistung verfeuern will, kommt einfach nicht drum herum, einen Flieger zu kaufen, der dabei zusammen hält und einen dazu passenden Antrieb. Einem Hersteller würde ich aber schon zugestehen, dass er maximale Belastbarkeiten angibt ;) . Dann sollten die Teile aber im Rahmen modellbautypischer Messgenauigkeiten (+/-10% bei Spannung und Strom, also Leistung + 110%² - also gute +120%) auch durchhalten. In dem Rahmen muss man davon ausgehen, dass der Modellbauer anhand seiner Messungen denkt, dass er "in Spec" ist.
 

Figaro

User
Alles ziemlich aufschlussreich.
Was mich allerdings interessieren würde ist, was in so einer Situation ein "guter" Regler machen würde?
Denn bis jetzt ist es ja so daß die verwendete Elektronik wohl ok war und nur die Mechanik versagt hat.

André
 
Ein guter Regler regelt wohl bei Überlast ab bevor er verbrennt. Der schlechtere verbrennt gleich.
Bei ersterem hast die Chance, noch auszuschalten bei Leistungsverlust.
 

plinse

User
Voll GFK schrieb:
Ein guter Regler regelt wohl bei Überlast ab bevor er verbrennt. Der schlechtere verbrennt gleich.
Bei ersterem hast die Chance, noch auszuschalten bei Leistungsverlust.

Ein guter geht meistens auch drauf, dazu sind die Blockierströme zu hoch und kommen zu schlagartig. Strombegrenzungen sind weniger Strombegrenzungen sondern meistens mehr Leistungsbegrenzungen, sprich sie begrenzen, wenn sie eine Überlast erkennen. Was über die µC geht, kommt in der Regel nicht zuverlässig schnell und wird in seriöser Elektronik nur als Überlastschutz verwendet, nicht aber als Fehlerfallschutz. Diese Pfade können erstens schon zu lange dauern und in scharfen Modi werden sie auch oft gezielt abgestellt.

Als sicheren Schutz bräuchte es eine Hardwareschaltung an jeder Software vorbei, die z. B. den Treibern die Versorgung kappt und die Endstufe hart abschaltet.

Ein versagendes Getriebe ist als abzufangender Fehlerfall in Modellbauelektronik meines Wissens nach nicht vorgesehen oder aber diese Schaltungen haben in den mir bekannten Fällen nicht funktioniert. Sogesehen spielt man hier nicht mit dem Getriebe sondern mit dem gesamten Antrieb (Getriebe, Motor, Steller, Akku), je nach schwächstem Glied in der Kette.
 
Voll GFK schrieb:
Ein guter Regler regelt wohl bei Überlast ab bevor er verbrennt. Der schlechtere verbrennt gleich.
Bei ersterem hast die Chance, noch auszuschalten bei Leistungsverlust.

Beim vorliegenden Fall ist das schon zu langsam, geh davon aus es ist wie wenn du einem Fahrrad einen Stock in die Speichen schiebst bei voller Fahrt...
 

Figaro

User
Hi Dominik, nachdem du 12 Flüge erfolgreich absolviert hast, könnte man sagen das Regler und Motor der Sache gewachsen waren.
Einzig das Getriebe aus Fernost "schrott" ist.
Der gleiche Antriebsstrang mit einem renomierten Getriebe ausgestattet aber dann jederzeit tauglich wären?

André
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Figaro schrieb:
Hi Dominik, nachdem du 12 Flüge erfolgreich absolviert hast, könnte man sagen das Regler und Motor der Sache gewachsen waren.
Einzig das Getriebe aus Fernost "schrott" ist.
Der gleiche Antriebsstrang mit einem renomierten Getriebe ausgestattet aber dann jederzeit tauglich wären?

André

nie im leben !

bei klemmern im motor oder im getriebe sollte der regler abstellen.

zumindest sollte nicht gleich alles in flammen stehen. ;)

gruß Andreas
 

X-Wing

User
Ich hatte auch schon vor ein paar Jahren einen Bürstenregler und den passenden Bürstenmotor, der sich anfangs komisch anhörte und irgendwann mal blockierte - ich schätze dass da ein Magnet locker wurde.

Danach 'roch es nach Feuerwerk, der Zagi hatte schicke Kriegsbemalung und der Anfänger war enttäuscht.

Obwohl der Regler als überlastsicher verkauft wurde. Aber Überlast- und Worst Case- sicher sind wohl zwei verschiedene, dachte ich mir.

Heute, wo ich die ganze Technik etwas besser kenne weis ich dass ein schlagartig Blockierter Motor das Ende des Reglers bedeutet, egal was für ein Regler.

Wie oben schon beschrieben, man müsste geradezu eine Schutzschaltung mit einbauen die die FETs kurz vor erreichen der absoluten Grenzwerte von den Motoranschlüssen wegnimmt. Erst dann könnte man sowas als DAU- Sicher verkaufen.
 

plinse

User
Figaro schrieb:
Hi Dominik, nachdem du 12 Flüge erfolgreich absolviert hast, könnte man sagen das Regler und Motor der Sache gewachsen waren.
Einzig das Getriebe aus Fernost "schrott" ist.
Der gleiche Antriebsstrang mit einem renomierten Getriebe ausgestattet aber dann jederzeit tauglich wären?

André

Moin,

da gibt es noch andere "Kleinigkeiten", die sich nach 12 Flügen noch nicht unbedingt bemerkbar machen, nach 1/2 Saison aber schon manchmal stören ;) . Such mal nach den üblichen Verdächtigen und dem Stichwort "Lager". Bei meinen Antrieben sind mir noch keine Lager krepiert, aus dem Lagersitz gerutscht oder haben in diesem geklappert, ... aber das "billigste", was ich verwende sind Mega.

Die Drehzahlen, die hier abverlangt werden, sind kein Spaziergang für Kugellager und drüber hinaus sollten diese auch tunlichst da bleiben, wo der Konstrukteur sie eingeplant hat ;) ...

So ein paar Berichte gab es hier schon dazu, wo Lagerschäden ohne eigenes Zutun beklagt wurden ;) ...
 
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