Hallo,
mit diesem Thema habe ich mir auch sehr lange den Kopf zermartert, bis dann mein aktuelles Masterstudium (Wirtschaftsingenieur Energiesysteme) Aufschluss und Begründung gab.
Ich habe früher die Akkus immer voll geladen gelagert, weil leer wohl schlechter erschien. Zudem hatte ich Anfangs schlicht kein Ladegerät mit der Funktion der Lagerspannung.
Als dann das neue Ladegerät kam, habe ich diese Funktion natürlich genutzt. Zwar habe ich in der Vergangenheit die Lebensdauer nicht explizit nachgehallten, trotzdem bin ich der Überzeugung, dass meine Akkus nun deutlich länger leben und vor allem deutlich länger hohe Leistungen abgeben können.
In der Vorlesung Energiespeicher wurde diese Wahrnehmung wissenschaftlich bestätigt.
Eine vollgeladene LiPo-Zelle hat eine Spannung von 4,2 Volt (ist ja nix neues). Fakt ist, dass es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch kein Elektrolyt gibt, welches bei einer Potentialdifferenz über 4 V dauerhaft stabil bleibt. Das heißt, dass bei dieser Spannung das Elektrolyt chemisch zersetzt wird. Dies hat zur Folge, dass der Innenwiderstand der Zellen deutlich steigt, was zu einem Spannungseinbruch bei Belastung der Zelle führt.
Weiter hat dieses Zersetzen (was auch bei Spannungen unter 4 Volt stattfindet, dann aber deutlichst langsamer und als ganz normale Alterung bezeichnet wird) keine "Startzeit". Das heißt, immer, und wenn nur wenige Sekunden, wenn die Spannung über 4 Volt ist, findet das Zersetzen des Elektrolyts mit erhöhter Geschwindigkeit statt.
Somit hat Julian absolut recht damit, dass es das Beste ist, die Akkus erst vor dem Start zu laden. Optimal wäre es also tatsächlich, die Akkus vom Lader abzuziehen und direkt in den Flieger zum Start zu packen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt zum Thema Alterung ist übrigens die Temperatur. Alles was in einer chemischen Zelle altert geschieht aufgrund von "ungewünschten" Nebenreaktionen. Solche Nebenreaktionen sind temperaturabhängig und werden bei kühlen Temperaturen wieder deutlich verlangsamt. Da jedoch Lipos die Eigenschaft haben, bei warmen Temperaturen leistungsfähiger zu sein, ist dies natürlich eine Gratwanderung.
Optimal wäre eine Lagerung bei einer Spannung unter 4 V und Temperaturen unter 20 ° C.
Mir ist auch bewusst, dass dies nicht immer zu hundert Prozent eingehalten werden kann. Aber zumindest bei meinen teuren 10S-Packs achte ich auf die Lagerspannung, und dass sie im Sommer in der Wohnung nicht unnötig in der Sonne liegen. Ein kühler Keller reicht meistens schon.
@Werner: Zu dem Thema mit dem Senderakku kann ich mal folgende Erfahrung teilen: Ich hatte auch zwischenzeitlich einen Lipo in meinem Sender. Einen Dymond 3S 3200 mit 20 C. Ich habe hier auch immer nachgeladen und nie was gemerkt.
Aber was passiert denn, wenn man einen Senderakku nach jedem Flugtag nachläd? Richtig, er wird nie leer werden. Der Sender stellt für einen solchen Lipo überhaupt keine Belastung dar. Dass sich der Innenwiderstand des Akkus deutlich erhöht, ist zunächst kein Problem, weil ja kaum Belastung vorliegt, somit der Spannungsabfall sehr gering bleibt, und im Display eine schöne hohe Spannung angezeigt wird.
Mach mal den Test, und entlade den Senderakku vollständig und lade ihn außerhalb des Senders.
In meinem Fall konnte ich nach drei Jahren mit diesem Vorgehen der miserablen Akkupflege von den anfänglichen 3200 mAh noch 1400 mAh einladen.
Das merkt man nur nicht, weil man mit 1400 mAh immer noch 2 volle Flugtage auskommt
Schöne Grüße
Sebastian