Motorstrom messen, aber wie?

77-jährig fliege ich seit einigen Jahren verschiedene Elektrosegler mit Freude und Enthusiasmus, habe aber von Antriebs-Konfiguration und der ganzen damit verbundenen Elektrik schlicht und ergreifend keine Ahnung. Wenn mir nicht alle Lieferanten meiner Modelle nicht ausreichend gute Tipps gegeben oder gleich komplette Antriebe mitgeliefert hätten wärs mit meinem Enthusiasmus wohl längst vorbei...

Nun habe ich mir endlich einmal eine Stromzange geleistet. Meine Fragen mit der Bitte um Dummie-angemessene Antworten:
-> Wie genau (Messkonfiguration) wird der Motorstrom gemessen (im Stand, ohne/mit Spinner und Latten) und wie kann ich mit solchen Messungen Akku/Regler/Motor optimieren? Worauf muss ich achten?
-> Finde ich allenfalls entsprechende Anleitungen und Hilfen irgendwo im Netz?

Für gute Tipps zum voraus vielen Dank und...
 
Hallo,

Motorstrom wird mit Latte und (evtl. Spinner falls der Spinner mit dem Mittelschtück eine Einheit bildet) gemessen um die max. Stromaufnahme zu erfahren.
Das Zangenamperemeter hat an der Zange ein + Zeichen, die Zange wird dann um das Plus-Kabel vom Akku (Rot) mit dem + Zeichen Richtung Akku gehalten.
Bei Vollgas wird dann der entsprechnde Strom angezeigt.
Im Flug wird die Stromaufnahme um ca. 10% kleiner ausfallen, als beim stehenden Modell am Boden.

Alternativ geht auch ein im Modell verbauter Unisens-E, da hat man gleich Drehzahl usw. in einem Rutsch mit gemessen.

MfG

Frank
 
hoi Gallus (wenigstens Vorname wäre nett...)

Mit der Stromzange misst Du in flugfertiger Konfiguration und erhältst den sog. Standstrom. Dieser ist pimaldaumen 20% grösser als im Flug.

1. Optimieren kannst Du nicht viel ausser mit verschiedenen Propellern zu spielen und dabei herauszufinden ob Maximalstrom vom Motor, Regeler und Akku nicht überschritten werden.

2. Du kannst für die ersten Flüge - sofern es ein E-Segler ist der praktisch nur mit Vollgas geflogen wird - abschätzen wie lange Du den Motor laufen lassen kannst. Beispiel: Antrieb zieht im Stand 20A, also im Flug geschätzt 16A. Akku ist ein 2200mAh, ausgeflogen werden nur 1600mAh = 1,6Ah. Bei 16A sind die 1,6Ah also in 1/10 Stunde = 6min aufgebraucht -> Motortimer auf 6 Minuten stellen. Wenn Du wirklich genau 6min Motor laufen lässt kannst Du dann mit dem Ladegerät messen wieviel Strom (bzw. Ladung) Du tatsächlich verbraucht hast und wie hoch der "Flugstrom" war.

3. Interessant ist es mit der Stromzange zu gucken, bei welcher Knüppelstellung die Hälfte des Maximalstroms fliesst. Bei Motormodellen kann man dann abschätzen dass man plusminus doppelt so lange wie oben ermittelt fliegen kann wenn man im Prinzip immer nur mit Halbgas herumtuckert.

LG Bertram

edit: Frank war gleich schnell... ;-)

Um wieviel der Flugstrom kleiner ist als der Standstrom hängt von vielem ab, vor allem von der Steigung . "Schnelle" Propeller mit viel Steigung werden im Stand wesentlich stärker gebremst als "Steigpropeller" mit geringer Steigung.
 

steve

User
Hallo Gallus,
mit der Stromzange kannst Du, wie oben gesagt, den Standstrom messen. Interessant wird diese Angabe aber erst, wenn verschiedene Props und Zellenzahlen verglichen werden.

Ich mach mir da am Anfang immer eine einfache Tabelle, bei der ich in die erste linke Spalte die Zellenzahl und in die obere Zeile die Props in aufsteigender Größe notiere.
Dann fange ich zunächst damit an, den kleinsten Prop mit der kleinstmöglichen Zellenzahl zu messen. Dann trage ich mir in die Felder den gemessenen Strom ein. Idealerweise den Strom, der entsteht, wenn der Antrieb 5-10sec. lief. Der erste Peak ist meist deutlich höher aber nicht sehr aussagekräftig.
Wenn ich merke, dass ich noch sehr weit von den angestrebten Werten bin, überspringe ich auch mal ein Feld.
Komm ich meinen Bereich näher, werden die Schritte kleiner.

Interessant sind dann auch Angaben zur Drehzahl - wenn dafür die Möglichkeit besteht, alternativ die Zugkraft, indem z.B. an das Modell eine einfach Zugwaage gehangen wird.

Wichtig ist immer, klein anzufangen. Man kann sich immer steigern. War der Prop zu groß oder die Zellenzahl zu hoch und es wurde das System überlastet, kann man nicht immer zurück rudern.

Den Strom im Flug kann man mit einfachen Mitteln bestimmen. Ging dabei auch wie Bertam vor: Wenn man einige Zeit Vollgas fliegt, sich die Zeit notiert und landet. Dann wird der Akku nachgeladen und aus den mAh, die nachgeladen werden können und der zeit die Amperezahl im Flug errechnet wird.

Dazu der einfache Ansatz noch mal anders herum aufgefrimmelt: Wenn 6 Minuten geflogen wurden und 2.000mAh nachgeladen werden konnten, zieht der Antrieb im Flug durchschnittlich 20A, bei 3 Minuten Flugzeit und 2.000mAh sind es 40A, bei 1.30 Minuten und 2.000mAh sind es 80A.

Diese Werte kann man sich jetzt bei verschiedenen Prop und Zellenzahlen wieder auf einer Tabelle notieren. Mit einem Sternchen kann man sich dann noch markieren, bei welchen Kombinationen der Vogel für die eigenen Ansprüche optimal flog.

VG
 
...zur "Not" kann man auch DriveCalc verwenden und den beschriebenen Aufwand um 90% reduzieren.

und Telemetrieregler wie die HoTT Control +T vereinfachen das Leben noch mal um Faktoren.

Stefan
 
Hallo Gallus (richtiger Name?).

Wenn die Daten von einem selbst zusammengestellten Antriebssetup nicht bekannt sind, dann ist es sehr ratsam zumindest den Motorstrom zu messen.
Dies geschieht zuerst im Stand MIT PROP, die Spinnerkappe ist nicht zwingend erforderlich.
Wie hoch der Strom maximal sein darf entnimmt man den Herstellerangaben. Aber vorsicht, man kann nicht allen Angaben vertrauen. Viele
"Billigmotoren" werden oft mit geschönten Daten angeboten, in solchen Fällen kann man sich an vergleichbaren Motoren von Markenanbietern
orientieren.

Mit der Strommessung weiss man ob der Motor im grünen Bereich läuft oder schon in Überlast, ob das Setup zum Flieger passt ist eine andere Sache.
Mit der Zange musst du den Strom zwischen Akku und Regler messen, und die Messung wird auch nur genau genug wenn Vollgas gegeben wird.

Etwas genauer wird es wenn man z.B. ein Watt-Meter benutzt, leider bieten diese Geräte keine Hold-Funktion und haben keinen integrierten Drehzahlmesser,
dafür sind Sie günstig zu haben.

Soll es wesentlich genauer sein inkl. Drehzahlmessung, dann fällt mit momentan nur der UniLog2 von SM-Modellbau ein. Dies ist ein kleiner Datenlogger der eine eigene Micro-Speicherkarte hat und alle 0,5 Sek einen Datensatz aufzeichnet (einstellbar). Ist nebenbei mit einer geeigneten Fernbedienung auch Telemetriefähig, und ist auch eigentlich für den Betrieb in einem Modell gedacht ;) . Kann also zum Motoren vermessen am Boden, eigenständig im Modell als Logger oder als Telemetriebaustein (+Logger) verwendet werden. Auf jeden Fall sein Geld wert. https://www.sm-modellbau.de/UniLog-2-und-Zubehoer

Der Vorteil wäre, das man den Sensor mit in das Modell einbaut, und die Daten dann im Flug messen und aufzeichen kann. So kann man dann das Feintuning machen, wie z.B einen anderen Prop ausprobieren.

Aber benutze erst einmal für den Anfang die Meßzange, bevor Du dich unnötig in Unkosten stürzt und lese die Lektüre von den Links die fireball412 dir gegeben hat.

Gruß Andreas
 

steve

User
Hallo Gallus,
bei dem ganzen Messen geht es im Grunde immer um 3 Themen: Mit welchen Instrumenten messe ich, mit welcher Strategie messe ich und warum messe ich?

Hintergrund ist zum einen, dass es zwar Angaben zum Motorstrom etc. in Katalogen oder solchen tools wie drivecalc gibt, die aber aus verschiedenen Gründen im konkreten Modell nur eine geringe Aussagekraft haben.

Funktionieren tun fast alle Antriebsempfehlungen aber spätestens, wenn man zwei Möglichkeiten zur Auswahl hat und beide ausprobieren kann, könnte die Frage entstehen, welche Kombination denn die Bessere ist, woran man das erkennt, wie man es eben messen kann. Wenn man nur eine Kombination hat - ist es eigentlich egal - außer, um zu verhindern, dass nicht alles außerhalb der Limit läuft.

Bei den E-Antrieben hat sich nun einen Situation entwickelt, bei der man mehr als 2 oder 3 Möglichkeiten hat. Allein bei den Props gibt es bei ein und der gleichen Abmessung unzählige Varianten und Anbieter. Dann gibt es bei den Motoren eine Auswahl, die schlicht umwerfend ist.

Auf der anderen Seite unterscheiden sich die Setups im Wirkungsgrad teilweise ganz erheblich und dabei geht es nicht um 1 - 2 theoretische Prozente. Beim Prop kann der Motorstrom z.B. gleich mal um 20-30% variieren, bei gleichen Abmessungen und gleichen Standschub.

Bei der Zellenzahl kann bisweilen 1-2 Zellen weniger (wenn man z.B. von 14s auf 13s oder 12s geht) den gleichen Standschub bringen, weil der Motor vorher schon sehr stark abgewürgt wurde und das mehr an Eingangsleistung nicht mehr an der Welle rauskam, bzw. beim Akku durch die hohe Ampere-Last die Spannung senkte.

VG
 
@ alle

Vielenvielen Dank für die guten Beiträge, die mich wirklich einen guten Schritt weiterbringen. Habe auch meinen Inkognito-Status immerhin zu 50 % preisgegeben, das ist doch auch schon etwas :rolleyes:

Wünsche allen noch viele tolle Flugtage und...
 
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