Allegro und Ag-Profile

Hallo!

Hab ein bisschen Geschichtsforschung betrieben und den Allegro von Mark Drela aus dem Jahr 2000 ausgegraben.
Es gab 2 Varianten.
Den Composite Allegro mit Ag16 - 17 - 18 - 19 und einer Abflugmasse von 632 g und den Holz Allegro mit Ag35 - 36 - 37 - 38 mit 515 g Abflugmasse.
Die Holz-Variante ist wie allgemein bekannt, der Urvater vieler heutiger RES-Modelle. Die im Vergleich zu heutigen Modellen relativ hohe Abflugmasse ergab sich wegen der für Windenhochstarts ausgelegten Holme.

Mark Drela hat damals 3 Profilsätze für 2 m Flieger entworfen:

Für schwerere 2 m Composite Flieger: Ag25 (2,4% Wölbung), Ag26 (2,55% W), Ag27 (2,7% W)

Für leichtere 2 m Composite Flieger: Ag16 (1,9% W), Ag17 (2% W), Ag18 (2,2% W), Ag19 (2,3% W)

Für leichte 2 m Holz Flieger: Ag35 (2,38% W), Ag36 (2,24% W), Ag37 (2,18% W), Ag38 (2,07% W)

Für unsere RES-Modelle passt davon am Besten der Ag35 Strak, weil der Holz-Allegro unseren Abflugmassen am Nächsten kommt und sehr einfach zu bauen ist. Für alle an RES Interessierten lohnt sich der Besuch folgender Seite: http://www.charlesriverrc.org/articles/drela-airfoilshop/markdrela-ag-ht-airfoils.htm
Neben Profilen und Bauplänen gibt es auch eine Menge nützlicher Bautips, Einstellanleitungen und flugtaktische Empfehlungen.

Rund 15 Jahre nach der Entwicklung des Allegro hat Ruben Bühler an Mark Drelas Arbeit angeschlossen und auf Basis der Ag-Profile mit dem BC 70, BC 50 und BC 30 einen neuen Strak veröffentlicht. Unter dem Rc-Network-Thema: Windkanalmessungen: Res-Profile findet man nicht nur die Profile und ihre Entstehungsgeschichte sondern auch Windkanalmessungen.

lG

Franz
 
Basis

Basis

Hallo Franz, vielen Dank für diesen Beitrag, sehr hilfreich für Leute, die in RES einsteigen wollen und selbst bauen. Zumal Mark Drela nicht nur Profile sondern komplette Konstruktionen liefert. Auch nur die Baumethoden sind schon beachtenswert.
Die weitere Entwicklung in Stuttgart natürlich ebenso.

Die nächste Frage ist, wie es danach weiter geht,Stefan
 
Hallo Stefan!

Die letzten 2 Jahre gab es jede Menge neuer Modelle, die mit sehr unterschiedlichen Profilen ausgestattet wurden. Speziell die sehr leichten Flieger benötigten den geringeren Re-Zahlen angepasste Straks. Messlatte für alle Neuentwicklungen sind aber nach wie vor die mit Ag und BC Profilen ausgestatteten Wettbewerbsgeräte. Durch die vorgeschriebene Bauweise stößt man profilseitig rasch an Grenzen, denn selbst wenn ein Flügel mit einer CNC Fräse hergestellt wurde, muss er manuell nachbearbeitet und foliert werden. Anders als bei, zum Beispiel bei F3K, wo es durch die jetzt übliche Bauweise praktisch keine selbst gebauten Flieger mehr gibt, hat man bei RES mit guten Eigenkonstruktionen immer noch reelle Chancen auf
sehr gute Wettbewerbsplatzierungen. Das Reglement erlaubt Wettrüsten zum Glück nur in sehr bescheidenem Umfang und auch der Faktor Pilot spielt mehr als nur eine Nebenrolle.
Trotz dieser Tatsachen wird nichts unversucht gelassen werden, selbst kleinste Vorteile herauszuarbeiten.

lG

Franz
 
Ergänzung

Ergänzung

Die Ag 35 - 36 - 37 - 38 haben nicht grundlos eine weitgehend gerade Unterseite und Ecken an der Profiloberseite. Wenn man sich an die von Mark Drela verwendeten Tiefenverhältnisse bei D-Box, Hilfsleiste und Endleiste hält, entstehen beim Bespannen gerade Flächen und die Folie fällt in den Rippenfeldern nicht ein. Das trägt laut Drela dazu bei die errechneten Profilwerte tatsächlich zu erreichen und hat weniger negative Auswirkungen als herkömmliche Rippen mit eingefallener Bespannung.
Mark Drela hat sich bei seinen Profilen nicht nur Gedanken über die einfallende Folie gemacht, sonder sie auch sonst auf die geplante Bauweise hin entworfen. Der Ag 35 Strak ist recht unempfindlich, unweigerlich beim Holzbau auftretenden, Ungenauigkeiten gegenüber. Der Ag 16 und der Ag 25 Strak wurde für Positivbauweise entworfen und auf die dabei auftretenden Ungenauigkeiten hin optimiert. In Holz sind diese Straks deutlich schwieriger umzusetzen, optimal funktionieren sie wenn man mit Gfk - Cfk in Formen baut. Für in Formen gebaute Flächen gibt es inzwischen aber speziellere Profile, die nicht wie die von Drela mit Spielraum für Baufehler ausgestattet wurden und daher noch bessere Leistungen vorweisen können.
Wenn man die BC-Profile verwendet, muss man sehr sorgfältig beim Bespannen der Unterseite vorgehen. Es reicht schon etwas zu viel Temperatur beim Bügeln und die Folie hebt sich im hohlen Bereich von der Rippenkonstruktion ab. Auch wenn das nur an einem Teil des Flügels passiert gibt es spürbare Auswirkungen auf das geringste Sinken. Begünstigt wird das Abheben der Folie am konkaven Profilbereich zusätzlich durch das Umschlagen der Folie an der Endleiste. Besser bewährt hat sich bei mir die Folie an der Endleiste abzuschneiden und die Endleiste mit dünnem Sekundenkleber nachträglich zu versiegeln. Auf diese Art und Weise gelingen mir auch die Endleisten bei sehr weichen Holzteilen schön gerade.

lG

Franz
 

Hägar

User
Die Ag 35 - 36 - 37 - 38 haben nicht grundlos ... Ecken an der Profiloberseite.

Nur der Vollständigkeit halber: Auch die BC Profilserie hat solche Ecken an der Profiloberseite. Auch hier gibt es das Konzept aus D-Box + Hilfsleisten, um ebene Bespannungsfelder ohne Einfälle zu erzielen. Das Bespannungsproblem reduziert sich hier auf die konkave Unterseite der BC-Profile.

Gruß,
Stefan
 
BC Unterseite

BC Unterseite

Hallo Stefan,
in Anlehnung an eine andere Diskussion stellt sich für mich die Frage, ob man die BC Reihe auf eine geringere Wölbung bringt. Dann könnte die konkave Unterseite gerade werden und leichter zu bespannen sein. Was man dabei an ca max verliert? Hat das schon mal jemand ausprobiert?
Auch Stefan
 
Nur der Vollständigkeit halber: Auch die BC Profilserie hat solche Ecken an der Profiloberseite. Auch hier gibt es das Konzept aus D-Box + Hilfsleisten, um ebene Bespannungsfelder ohne Einfälle zu erzielen. Das Bespannungsproblem reduziert sich hier auf die konkave Unterseite der BC-Profile.

Gruß,
Stefan

es sind diese Ecken und dieses Konzept,

und meine Fläche mit dem BCxx passt auf die selbe Flächenauflage/ Rümpfe, wie meine AG16x Fläche.;)


LG Andreas
 
Hallo Stefan!

Ruben hat im oben angeführten Thema die Entstehung der BC- Profile beschrieben. http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/513057-Windkanalmessungen-RES-Profile Das BC-70 besteht aus der Oberseite des Ag 36 und der Unterseite des Ag 25. Man kann sehr einfache Variationen durch die Verwendung von Unterseiten anderer Ag-Profile herstellen, da es sehr viele Drela-Profile mit unterschiedlich ausgeprägten Unterseiten gibt. Das Ag 25 hat Ruben aber sicher nicht ohne Grund für seinen Flugzeugentwurf ausgesucht. Bei anderem Flächeninhalt, anderer Geometrie, anderer Flächenbelastung,.... kann auch eine andere Unteseite, mit der Originalunterseite funktioniert das Ag 36 ja auch sehr gut, optimal sein. Für die aerodynamischen Werte der Profile spielt allerdings nicht nur der Hohlzug im hinteren Bereich der Unterseite sondern auch der Bauch im vorderen Bereich der Unterseite eine große Rolle. Meist sieht es so aus: Unterseite gerade - vorne kleiner Bauch, Unterseite stark konkav - vorne großer Bauch um die Strömung gut auf alles, was im vorgesehenen Geschwindigkeitsbereich auf sie zukommt, vorzubereiten.
Wenn man die BC-Profile verwendet, muss man sehr sorgfältig beim Bespannen der Unterseite vorgehen. Es reicht schon etwas zu viel Temperatur beim Bügeln und die Folie hebt sich im hohlen Bereich von der Rippenkonstruktion ab. Auch wenn das nur an einem Teil des Flügels passiert gibt es spürbare Auswirkungen auf das geringste Sinken.
Beim Abgleiten in ruhiger Luft ist der Unterschied auf jeden Fall spürbar. Man erreicht weniger Ausgangshöhe und sinkt zudem schneller.

lG

Franz

P.s.: Bei oberflächlicher Beschäftigung mit den Drela Profilen kann es leicht sein, dass man glaubt sie sehr einfach verbessern zu können. Meist kauft man sich durch Modifikationen aber Probleme ein die sich wie folgt äußern können: schlechteres Sinken, Witterungsempfindlichkeit, unangenehme Kreisflugeigenschaften, schlechtes Beschleunigungsverhalten nach langsamem Thermikkreisen, usw..
 

Hägar

User
Hallo Stefan,
in Anlehnung an eine andere Diskussion stellt sich für mich die Frage, ob man die BC Reihe auf eine geringere Wölbung bringt. Dann könnte die konkave Unterseite gerade werden und leichter zu bespannen sein.

So von Stefan zu Stefan ;):
Franz hat mit Recht darauf hingewiesen, dass das BC70 die Oberseite des AG36 und die Unterseite des AG25 hat. Wenn Du nun das BC70 mit einer geraden Unterseite ausstatten willst, dann hat das zwei Effekte: Erstens wird die Wölbung geringer (wie von Dir angedacht), und zweitens hast Du dann genau das AG36, von dem ja alles vor noch nicht ganz 20 Jahren ausging.

Stefan
 
Profilentwicklung

Profilentwicklung

Hallo Franz und Stefan,
herzlichen Dank für die Hinweise. Es macht schon Sinn, wenn man sich zuerst Gedanken, hier über die Entwicklungsgeschichte macht und dann erst postet.
Stefan
 
Patent

Patent

Hallo Stefan!

Wenn man die Geschichte kennt muss man möglicherweise nicht mit einem Viereck anfangen um ein Rad zu entwickeln. Bei einem Rad geht es nämlich tatsächlich ohne Ecken besser, wie Uwe an anderer Stelle schon festgestellt hat.

lG

Franz

Hallo, ich hab das Rad gerade neu erfunden und mir gleich patentieren lassen. Dann müssen alle an mich zahlen, gut nicht, :D
Stefan
 
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