Reparatur CFK-Fläche Pace V4

heal

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Hallo,

wie ich schon im Pace V4 Thread geschrieben habe, hat die linke Fläche meines V4 bei einer Kollision eine nicht unerhebliche Schramme davongetragen
http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/351863-Pace-V4?p=4415259&viewfull=1#post4415259

noch ein Bild dazu

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Außer einer aufgeplatzten Nase bei meinem Apus und einem angeknacksten Satorirumpf, beides habe ich in Plätzli-Technik repariert, hatte ich keinerlei weitere Erfahrung mit der GFK/CFK Verarbeitung. Das Wissen hierzu habe ich mir durch die diversen Threads hier in rc-network angelesen. Vielen Dank an Alle die hierzu schon gepostet haben.

Mit diesem Thread möchte ich zeigen, dass jeder mit etwas Geduld und Hartnäckigkeit einen solchen Schaden reparieren kann. Ich hatte schon bei Daniel Lesky wegen einer neuen Fläche angefragt. Er meinte aber, dass die Reparatur einfach möglich ist und hat mir entsprechende Tipps gegeben - Respekt!

An Werkzeug ist auch nicht allzuviel notwendig

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Es fehlen noch das Kohlegewebe und Aceton (nicht unbedingt notwendig, Spiritus oder Reinigungsbenzin tun es auch)

Eine Proxxon/Dremel reicht natürlich, sollte sowieso in keinem Modellbauer/-flieger Haushalt fehlen;)

Die Reparatur der Fläche ist nahezu abgeschlossen, es fehlt nur noch das letzte Finish. Von der Druckfestigkeit ist die reparierte Stelle dem Rest der Tragfläche ebenbürtig.
Ich werde nun nach und nach meinen Reparaturweg beschreiben. Wenn es Anmerkungen gibt, vor allem an Verbesserungsvorschlägen bin ich natürlich interessiert, dann würde ich mich über Posts freuen. Soll ja keiner meine Fehler nachmachen:)

Viele Grüße

Alex
 

heal

User
Alles muss raus

Alles muss raus

Zunächst wird mit der Trennscheibe das gesamte beschädigte Gewebe großzügig entfernt.

Dabei möglichst draußen arbeiten und die Staubschutzmaske nicht vergessen.

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Im letzten Bild kann man erahnen, dass sich der Holm (etwa ab Mitte des Ausschnitts) von der unteren Flächenhälfte gelöst hat. Wäre vermutlich unkritisch da danach keine 10cm Holm mehr kommen, kann aber einfach behoben werden.
 

heal

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Nasenleiste und Holmbefestigung

Nasenleiste und Holmbefestigung

Zunächst wird die aufgeplatzte Nasenleiste an der Bruchstelle angeschliffen, soweit möglich, und mit Aceton entfettet. Danach habe ich die Flächeninnenseite (Unterseite) und den Holm angeschliffen und ebenso entfettet.

Danach wird die Bruchstelle der Nasenleiste und der Zwischenraum zwischen Holm und Unterschale mit Harz eingepinselt und mit Kaptonklebeband und Klammern angedrückt. Zwischen Holm und Flächeninnenseite habe ich eine kleine Raupe Mumpe an die Kante gelegt. Darauf kommt eine Lage 80er Kohle und 160er Kohle in Köperbindung um Holm und Fläche wieder kraftschlüssig zu verbinden.

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160er Kohle in Köperbindung hätte mich bei den kleinen benötigten Stücken beinahe in den Wahnsinn getrieben. Die Schiebefestigkeit war gleich Null. Ich hätte hier schon Leinwand nachbestellen sollen.

Das wars für heute, morgen gehts weiter.

Gruß Alex
 

shoggun

User gesperrt

heal

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Hi Jörg,

Keine Angst, die nächsten fünf Jahre ist wieder Ruhe:D

Bei R&G gibts aerofix, damit kannst du gewebe einigermassen schiebefest machen

Hallo shoggun,

Ist mir bisher unbekannt. Sprühe ich damit das Gewebe vor dem Zuschnitt ein, lasse es trocknen und verarbeite es dann weiter?

Gruß Alex
 
Mehrere Lagen dünneres Gewebe führen zu deutlich weniger Wahnsinn beim Einlegen.

Bin schon gespannt, wie du das Loch schließen wirst. Ich hatte bei mir dazu mal das Flächenstück daneben abgeformt, aber bei dir geht das nicht (Loch ist zu groß und zu weit an der Rundung vom Randbogen).
 

heal

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Und es geht doch

Und es geht doch

Servus Lars,


ich habe lange darüber nachgedacht und mit Kollegen diskutiert, wie ich die Form der Tragfläche am besten nachbilde. Letztendlich blieben für die Tragflächenoberseite

- von Außen schäften, Öffnung mit eingeharztem Schaumstoff füllen, nach dessen Aushärtung in Form schleifen und dann mit Gewebe belegen
- Abformen und von Innen das Flächenstück aufbauen

als Möglichkeiten übrig.

Da ich zwar gerne schleife, dabei aber völlig talentfrei bin (Geraden werden zu Kurven und umgekehrt;)) und ich die Arbeit auch als Übung sehe, habe ich mich für das Abformen entschieden.

Man kann, oder muss, jetzt natürlich einwerfen, dass der Krümmungsradius der Nasenleiste nach außen hin stetig abnimmt und dadurch die abgeformte Negativform nicht hundertprozentig passen kann. Ich habe den Verlauf der Nasenleiste auf Papier übertragen und an die ausgeschnittene Stelle gehalten. Für mich sah das, vor allem mit dem Hintergedanken die Form noch etwas biegen zu können, ausreichend gut aus. Jeder hat da natürlich andere Ansprüche.
Für das Flugverhalten sehe ich bezüglich der Abweichungen des Profils keine Probleme. Der Pace flog ja auch mit offener Fläche nicht schlecht:)

Gruß Alex
 
Zuletzt bearbeitet:

heal

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Abformung der Flächenoberseite

Abformung der Flächenoberseite

Nach dem Aushärten habe ich die Nasenleiste fein verschliffen.

Die Tragläche wurde dann 3x mit Trennwachs und danach mit PVA behandelt. Um die Form etwas flexibel zu halten habe ich nur eine Lage 200er Kohle/Kevlar, dieses war bei mir noch vorhanden, verwendet. Das nächste mal würde ich aber etwas großzügiger abformen:)

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Nach dem Aushärten war es dann spannend, ob sich die Negativform von der Tragfläche lösen lässt. Ging ganz problemlos.

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Nachdem die Form zugeschnitten war, wurde sie wieder mit Trennwachs und PVA behandlet und mit Klebeband über der beschädigten Stelle befestigt.

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heal

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Aufbau Nasenleiste/Tragflächenoberseite

Aufbau Nasenleiste/Tragflächenoberseite

Die Innenseite des Ausschnitts habe ich zuvor so weit wie möglich geschäftet, am Holm natürlich nur bis zu diesem. Zur besseren Krafteinleitung wird das Gewebe noch auf den Holm gelegt.

An die Kanten kam zuerst etwas eingedickte, schwarz eingefärbte Mumpe, dann folgten zwei Lagen 80er, dann vier Lagen 160er Kohle (Vorgabe von Daniel war mindestens 3x 160er).

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In die Nasenleiste kamen dann noch 3x Rovings und abwechselnd Mumpe, die immer wieder getupfte wurde um Luftbläschen zu minimieren. Ein paar 80er Reste wurden auch noch eingelegt.

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Zum Aushärten wurde die Fläche natürlich senkrecht gelagert.

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So sieht der Arbeitsplatz aus, nachdem ich bereits mit dem Aufräumen begonnen hatte. Sah aus wie beim Friseur:)

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160er Kohle in Köper macht wirklich keinen Spaß:mad:
Ich habe dann spontan 160er in Leinwandbindung geordert. Vorneweg, es wurde nur unwesentlich besser...
Ich verwendete 160er Kohle anstelle 80er, da ich glaube, mit weniger Lagen weniger Lufteinschlüsse (war ein Trugschluss) zu bekommen und die Festigkeit zu erhöhen. Ich sollte vielleicht doch einmal die Grundlagenvorlesung zu Faserwerkstoffen am Nachbarinstitut besuchen;)

Gruß Alex
 

heal

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Entformen

Entformen

Nachdem alles 2 Tage durchhärten konnte, ging es ans entformen.

Die Fläche vor dem Abnehmen der Form

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danach

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von unten

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heal

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Orientierungslos?

Orientierungslos?

Hi Stefan,

da haben wir eigentlich darauf geachtet. Meine Frau hat den Zuschnitt just in time geliefert. Abwechselnd eine Lage parallel zur Fläche, die darauf folgende im 45Grad Winkel dazu. Hätte ich erwähnen müssen.

Wären nur 45Grad Deiner Meinung nach besser gewesen?

In den folgenden Bildern der Unterseite sieht man dann auch die 45 Grad Orientierung.

Gruß Alex
 
Zuletzt bearbeitet:

Relaxr

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An der Schadensstelle kann man sicher ein Auge zudrücken wegen der Orientierung. Hier tritt eh keine hohe Last auf.

Gut gemacht, ist immer eine Heidenarbeit, zig Schritte, die Bindezeiten etc.
 

jonasm

User
Diagonal zugeschnittenes Gewebe hätte aber den Vorteil gehabt, dass es an den Kanten nicht so schnell ausfranst und sich beim harzen schöner drapieren lässt....
 

heal

User
Vielen Dank für Eure Einschätzung.

Wie gesagt, wir haben abwechselnd parallel und diagonal gelegt. Viel gegeben haben sich die unterschiedlichen Schnittrichtungen bei der Handhabung aber nicht :confused:

Die restlichen Bilder liefere ich morgen nach.

Gruß Alex
 

Gideon

Vereinsmitglied
Vielen Dank für Eure Einschätzung.

Wie gesagt, wir haben abwechselnd parallel und diagonal gelegt. Viel gegeben haben sich die unterschiedlichen Schnittrichtungen bei der Handhabung aber nicht :confused:

Die restlichen Bilder liefere ich morgen nach.

Gruß Alex


Für eine Tragflächenschale ist nur Torsion relevant, deshalb machen hier auch nur ± 45°-orientierte Lagen Sinn. Beim nächsten Mal tränke doch das Lagenpaket auf einer Folie vor, mach eine zusätzliche Folie oben drüber und dann den Zuschnitt mit einem Rollmesser oder einem scharfen Abrechklingenmesser. Die Folie hat zudem den Vorteil, dass die Fasern unter Druck etwas ausgespreizt werden können und sich damit eine bessere Flächendeckung ergibt.
 

heal

User
Hallo Stefan,

das Vortränken des Lagenpakets zwischen zwei Folien werde ich auf jeden Fall beim nächsten Mal (hoffentlich in ferner Zukunft;)) versuchen. Vermutlich hätte ich so auch alles viel homogener hinbekommen und überschüssiges Harz schon hier herauspressen können und nicht wegschleifen müssen.
Die Dicke der Lage hätte ich dann auch direkt messen können und nicht durch zählen und darüberpeilen bestimmen müssen.

Habe ich so noch nirgendwo gelesen, besten Dank für den Tipp.

Gruß Alex
 

heal

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Aufbau Tragflächenunterseite

Aufbau Tragflächenunterseite

Als nächstes wurden die Kanten für die Schäftung angeschliffen

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Damit das Gewebe nicht durchhängt habe ich Verpackungsschaum mit Harz getränkt und wieder sehr gut ausgedrückt. Die Gewichtszunahme ist minimal

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Nach dem Aushärten habe ich die Schaumoberfläche passend verschliffen und die Schäftung noch etwas vergrößert. Leider habe ich davon kein Bild.

Der darauf folgende Lagenaufbau war, wieder alternierend in der Ausrichtung, 1x80er und darauf 160er Kohle bis die notwendige Dicke erreicht war.
Mit Klebeband, das ich einfach nicht faltenfrei aufgeklebt bekomme, habe ich alles angepresst.

IMG_1437.JPG
 

heal

User
Schliff und Schluß

Schliff und Schluß

So sah es nach dem Durchhärten aus. Ich denke mit dem von Stefan vorgeschlagenen Verfahren kätte ich das schöner hinbekommen können;)

IMG_1438.jpg

Die Flächenoberseite nach dem ersten Anschliff

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Die Unterseite

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Bei streifendem Lichteinfall sieht es hier noch gruselig aus:)

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Danach wurde noch bis 1200er Körnung nass geschliffen und ein wenig poliert

Wieder die Oberseite

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Unterseite

IMG_1635.JPG

Wenn es das Wetter zulässt, werde ich so erst einmal fliegen.

Leider wurden beim Schliff ein paar kleine Luftbläschen, freigeschliffen. Diese werde ich als Winterarbeit verschliessen, die Stelle komplett aufpolieren und die Folierung ersetzen.

Ende und Gruß

Alex
 
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