Guter Kleber

Eigentlich mehr durch einen Zufall, bin ich bei Renovierungsarbeiten im Haus, auf den Duo 2K-Multispachtel von Henkel gestoßen.
Als sich herausstellte, dass die verwendeten Werkzeuge, wie Rührstab, Spachtel und Lanzette, anderntags nur mit viel Mühe und erheblichem Kraftaufwand wieder zu reinigen waren beschloss ich das Zeugs mal im Modellbau zu erproben.

Weil ich gegen Epoxydharze und dort insbesondere gegen 5-Min-Epoxy, eine Allergie entwickelt habe, war ich nämlich auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz.
Das Zeug klebt, wie schon beschrieben auch auf Metall sehr gut. Und es enthält keine stinkenden Bestandteile, das heißt es kann auch in einer kleinen Werkstatt ohne Lüftungsanlage problemlos verarbeitet werden. Selbst meine, zugegeben ziemlich empfindliche Nase, hat nichts bemerkt.
Trotzdem sind Einmalhandschuhe anzuraten denn es sind Diphenylmethan und -4,4’- diisozyanat drin. Der Kleber ist also, so steht’s auch auf der Verpackung,
-gesundheitsschädlich bei Berührung-.


So wie hier, wo die Störklappen aufgefüttert werden mussten, um in den Schacht der Styro-Abachi Fläche meiner SB 5 eingeklebt werden zu können, lässt sich der Kleber an Stelle von 5-Min-Epoxy sehr gut verwenden.

Duo Spachtel.JPG


Verkauft wird es als Arbeitspackung die 250g Binder und 65g Härter enthält. Die Verarbeitung ist einfach! Nur 2 Teile Binder und 1 Teil Härter als gleichlange Stränge herausdrücken, gut vermischen und in ca. 15 Minuten verarbeiten.
Nach ca. 90 Minuten ist die Masse klebefrei, nach 4 Stunden hart. Und hart bedeutet eine zähharte Kunststoffmasse die ähnlich wie Holz bearbeitbar ist. Die Farbe ist ein ganz helles beige-gelb ähnlich wie Lindenholz und auch die Festigkeit ist mit Fichten- oder Lindenholz vergleichbar.

Da wo Fugen nicht zu vermeiden sind, und Weißleim deshalb an seine Grenzen stößt, ist der Duo-Multispachtel als Ersatz für Harz gut einsetzbar. Er ersetzt bei mir inzwischen vollständig den vorher als Zwischenlösung verwendeten Konstruktionskleber aus der Kartusche! Denn die Verarbeitung ist einfach und der Kleber ist, unabhängig von der Menge und Verteilung, nach einer genau definierten Zeit, auch wirklich richtig hart. Ich habe damit auch schon Füllklötze zwischen Steckungsrohr und Holmgurt, als Holmfüllung eingeklebt, das hält bombenfest.

Zur Festigkeit kann ich soviel sagen, dass Vermuffungen aus Epoxydharz mit Glasfaserschnipsel oder Baumwollflocken zwar mehr Festigkeit besitzen, aber auch spröder sind. Die ausgehärtete Dou 2 K Mischung ist elastischer, zähhart und hat wirklich etwa die Festigkeit von Fichtenholz, das hat der Hersteller gut beschrieben. Ich kann es mit einem Stecheisen oder scharfen Messer wie Holz bearbeiten. Auch bohren und sägen geht problemlos.

Zu Testzwecken habe ich einmal zwei Alustreifen aufeinander geklebt. Woll't doch mal sehen wie sich das dann so macht, bei Belastungsproben.
Außerdem habe ich noch zwei Styroporteile mit dem Kleber bestrichen, bzw. das Probestück hineingedrückt. Innerhalb der ersten viertel Stunde war nichts zu bemerken von Auflösungserscheinungen. Ganz wichtig! Denn ich will ja eventuell auch mal an Styro-Balsa Flächen etwas einkleben.

Der Duo-Kleber greift, wie schon erwartet, Styropor nicht an. Er hält darauf sehr gut und das Styro reißt aus, wenn die Klebung später zu sehr belastet wird.

Nun zu den Alu-Verklebungen. Ich hatte lange Alureste von 25x4mm liegen. Auf 40mm Länge habe ich diese gut mit 240er Körnung angeschliffen und sofort beidseitig ganz dünn den Kleber mit einem Spachtel aufgestrichen. Dann zusammengefügt und ein 500g Gewicht über Nacht drauf gelassen.
Zum testen habe ich die verklebten Alustreifen in der Firma am Kran befestigt und unten dran zum Schluss etwa 300 kg angehängt. Diese 10 Quadratzentimeter halten wie Bolle! Es gab eher das Alu nach und verbog am Aufhängepunkt, als dass die Klebestelle nachgab.

Die benutzten Werkzeuge (Mischbehälter, Spachtel etc.)muss man allerdings nach jeder Benutzung entweder sofort mit Küchenpapier und Alkohol reinigen, oder am nächsten Tag mit einem Stecheisen mühsam sauber schaben und anschließend schleifen.

Fazit: Sehr zu empfehlen dieser Duo 2K Kleber! Keine störenden Gerüche. Mit 15 Minuten eine angenehm lange Verarbeitungszeit. Die Aushärtezeit ist mit 4 Stunden auch OK und die Festigkeit für die meisten Anwendungen im Modellbau sicherlich ausreichend.

Ich werde das in Zukunft sicherlich vermehrt einsetzen. So wie hier, wo Füllklötze nachträglich mit schlechter Passung einzukleben waren.
Andere, die wie ich eine Allergie gegen Epoxydharze haben, werden eventuell mit diesem Kleber auch wieder problemlos dem Modellbau fröhnen können.

DSCI0001.JPG


Gruß, Jürgen

PS: Sollte es eine bessere Rubrik für diesen Beitrag geben, bitte ich darum ihn dorthin zu verschieben.
 
Ponal Duo 2K Spachtel 😉

Hallo Jürgen, genau so was suche ich auch: Scheint eine ideale Kombination von Spachtel und Kleber zu sein!
Und immer noch keine Allergiezeichen entwickelt?
VG Werner
 
Es gibt vom gleichen Hersteller einen ähnlichen Spachtel "nebenan", den Ponal Reparatur PUR-Spachtel. Ähnlicher Preis, ähnliche Anwendung und leider auch die für PU-Lacke, -Kleber, -Schäume ähnlich kurze Haltbarkeit. Hat jemand Erfahrung, wo die Unterschiede aus Modellbauersicht liegen? Wegen der kleineren Packungsgröße neige ich eher zum von mir erwähnten.

neugierig,
Patrick
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Sehr interessante Beiträge! Ich stehe gerade vor der Aufgabe, einen Motorspant aus Sperrholz in einen GfK-Seglerrumpf einzukleben. Der Spant hat eine Stärke von 6mm und wurde außen ringförmig auf 12mm aufgedoppelt. Der Außenläufer treibt eine Klappluftschraube an 12S mit 90A an, da geht also ordentlich was durch.

Ich habe bisher mit Montagekleber gute Erfahrungen gemacht, hauptsächlich Pattex Kleben statt Bohren (aber ich denke, daß alle anderen Fabrikate vergleichbar sind). Eine ungeöffnete Schachtel Ponal Reparatur PUR-Spachtel liegt in der Schublade.

Was meint Ihr? Hält der PUR-Spachtel die Belastung aus? Ich habe dieses Material noch nie verarbeitet.

Der von Jürgen @hb23krueger beschriebene 2K-Spachtel scheint ja auch optimal für mein Projekt zu sein.
 
Moin,
ja, ich denke bei 12 mm Stärke und gutem anrauhen des GFK, hält das! Zusätzlich, wenn möglich, noch eine ordentliche Hohlkehle aus dem Kleber ziehen, dann reißt eher etwas anderes, als die Klebenaht.
Wichtig ist es, den Schleifstaub gründlichst zu entfernen und anfangs eine dünnen Kleberschicht mit der Lanzette aufzutragen. Erst dann, wenn das GFK wirklich vollflächig und gründlich benetzt ist, mehr Kleber auftragen und abschließend 'ne schöne dicke Hohlkehle ziehen.

Meine Packung ist nun auch bereits wieder etliche Monate alt, aber weder bei der Verarbeitung, noch bei der Haltbarkeit konnte ich etwas negatives feststellen. Und irgendwelche Allergieanzeichen habe ich auch nicht beobachten können. Gute Lüftung und Einmalhandschuhe vorausgesetzt.

Gruß, Jürgen
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Angeregt durch Jürgen habe ich mit den beiden Produkten DUO 2K-Spachtel und 2K-Reparatur Spachtel von Henkel näher beschäftigt. Für mich als Laien sind die beiden Produkte (Reparatur-Spachtel und Multispachtel) im Wesentlichen sehr ähnlich, jedenfalls was die Konsistenz und Optik von Nasenpopel betrifft 😂. Da ich den vorrätig habe, klebe ich den Motorspant mit diesem ein..also nicht mit Nasenpopel.
 
"Kleben statt bohren" :)

Hallo Robin et al.
ich verliere langsam den Überblick über die diversen Tubenkleber, insbesondere weil die üblichen Inhaltsangaben gelinde gesagt sehr rudimentär sind. Es ist halt schon bequem so einen pastösen Kleber aus der Tube zu drücken ohne weiteres anmischen einer zweiten Komponente!

Wichtig ist mir, dass er hält: Holz, GFK, CFK, ev. auch angeschliffenes Metall.
Dass er mumpenartig anwendbar ist, dh. spaltüberbrückend und muffenartig.
Dass er wirklich hart wird und nicht weichbleibt wie zB. Weissleim, Uhupor etc. (wobei ich hiermit nur die Konsistenz meine und nichts anderes).
Sind das Acrylatkleber oder eben "nur" PUR (welches ich nicht liebe wegen der geringen Haltbarkeit und den Problemen beim Auspressen aus dem Gebinde!)
Kann diesbezüglich hier jemand Auskunft geben?
VG Werner
 
Die Auskunft gibt Dir der Name "Ponal PUR-Spachtel", außerdem die Datenblätter, auf die sich meine Frage von vorgestern begründet. Übrigens steht da, daß beides 2K-Harze sind. Hier im Thread auch. Ich habe also doch bei Henkel nachgefragt, eine einfache und einleuchtende Antwort bekommen: der PUR-Spachtel ist für normale Leute ohne Waffenschein, darf also ohne Beratung im Baumarkt verkauft werden, vermutlich auch an meine Enkel. Weil's "normalen" Leuten nicht soo wichtig ist, daß das Zeugl laut Datenblatt erst nach 24h ausgehärtet ist. Der Duo Multispachtel ist für Gewerbetriebe, die heute früh geplant hatten, danach das Material zugerichtet, mit dem PU-Leim gefügt haben und das gern heute Nachmittag überschliffen und fertig lackiert ausliefern wollen. Die offene Zeit ist bei beiden in etwa gleich, die Endfestigkeit beim Duo schon nach 5h erreicht. Das geht nur mit einem MDI-Anteil über der Grenze für uns Normaldoofies.

BTW: Ich kann mich nicht an eine Temperaturangabe bei der Zeit in den Datenblättern erinnern, nur an Grenzverwendungstemperaturen. Gerade PU-Leime, -Lacke, -Schäume haben einen sehr ausgeprägten Temperaturkoeffizienten. AKA als ich noch selbständiger Handwerker war, hatte ich meine 10kg-PU-Schaumkanister im Winter einige Stunden vor Verwendung in meinen Ofen gestellt, der durchaus einen Unterschied zwischen 20°C und 21°C macht. Den Betrieb habe ich wegen der finanziell sehr fordernden Auflagen der Krankenkassen aufgegeben - ich bin Orthopädiemechaniker. (Ich hätte überschlägig einen rund dreifachen Umsatz für das gleiche Einkommen haben müssen, um mir die ganzen zusätzlichen Genehmigungen, Überprüfungen, Teilerlaubnisse "leisten" zu können. Das fehlt dann halt an der Zeit für meine Patienten.) Durch die Betriebsaufgabe bin ich ruckartig verblödet, darf nur noch Kleber und Lacke kaufen, die ich lutschen kann, die von mir gebaute Absaugung von Harzausdünstungen und Lösemitteldämpfen durch die Tischplatte wurde wirkungslos und die Bandsäge mit 70cm-Rollen und 4kW-Anschlußleistung viel zu gefährlich. Ich wurde auch vom FA gefragt, wo denn die Einnahmen aus dem Verkauf meiner Betriebseinrichtung seien. Ich hatte geantwortet, daß ich keinen Interessenten für die mir vorgeschriebene Patientendusche gefunden hätte und auch keinen Bäckerbetrieb für meinen aus Bäckersicht überaus sparsam ausgestatteten Ofen. Nach dieser (patzigen) Antwort war Ruhe.

Fazit zum Unterschied der beiden: der PUR-Spachtel ist für jeden kaufbar, der Duo schneller fertig ausgehärtet. In Funktion und Leistung seien sie annähernd gleich. Für mich als Modellbauer kommt dazu, daß der PUR-Spachtel nur rund die halbe Packungsgröße hat, was bei der vergleichsweise geringen benötigten Menge und der bei Polyurethanharzen grundsätzlich überschaubaren Lagerzeit mein Argument für den ist. Ich hoffe, morgen eine Packung zu bekommen ;-)

servus,
Patrick
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Ich habe vorgestern einen Motorspant mit PUR 2K Reparatur-Spachtel eingeklebt:

IMG_7313.jpeg

Bei einer Kellertemperatur von 17° fühlte sich die Oberfläche nach 12 Stunden noch leicht klebrig an. Nach 24 Stunden war die Klebrigkeit verschwunden, aber das Material konnte mit dem Fingernagel etwas eingedrückt werden, vergleichbar mit sehr hartem Gummi. Weitere 12 Stunden später hat sich die Konsistenz weiter verfestigt. Der Kleber ist nicht glashart, sondern macht einen mini-mini-minimal elastischen Eindruck. Das sehe ich als Vorteil an, denn Rümpfe haben unter Belastung ein Eigenleben. Harte Verklebungen platzen oder brechen da eher auf als leicht elastische.

Wenn es schneller gehen muss, wäre der DUO-Spachtel eher meine Wahl, denn der Reparaturspachtel braucht schon recht lange.
 
"Kleben statt bohren" :)
Hallo Patrick,
Besten Dank für Deine umfangreichen Ausführungen! Und ich glaube auch einen gewissen Frust herauszuhören: Für mich und in meinem Berufsleben, das ich vor 3 Jahren mit 70 aufgab, waren die Orthopädietechniker eine von mir hochgeschätzte Berufsgattung, hatte ich doch 2 Jahre u.a.m. in der Paraplegiologie verbracht! Ja, die vielen Vorschriften, ausgeheckt von einer ganzen Armada von Schreibtischtätern, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, neue Vorschriften auszuhecken! Und, ja, das Leben ist totgefährlich, ich haben noch keinen Gesunden sterben sehen…. (Aber schon viele, die trotz mangelnder Leistungsbereitschaft noch immer munter leben…..).

Bei uns in helvetischen Landen ist es nicht viel besser, in den Baumärkten zB sind alle Nitroprodukte und PUR-Produkte faktisch verschwunden, oder die Inhaltsangaben sind derart nebulös (Farbe: „ Farbpigmente und Bindemittel“) dass man trotz Lupe und angestrengtem Lesen erst bei dem Hinweis, wie die Pinsel zu reinigen sind merkt, dass es sich um wasserbasierte Produkte etc. handelt, die allesamt nich „filmbildend“ sind, sondern nur wasserunlöslich …. (Bestes Beispiel kürzlich: „Bootslack“, darf nur oberhalb der Wasserlinie gebraucht werden! 😳)

Die in den obigen Beiträgen beschriebenen Produkte gibt es teilweise bei uns gar nicht, wie sich unschwer auf den online-Angeboten wie zB Obi et al. Leicht erkennen lässt…

Ich lasse mich nicht entmutigen und suche weiter im bei uns heimischen Baumarkt. Acrylbasierte hochfeste Spachtelmasse mit hohem Aushärtungsgrad, (sh auch Beitrag 9 et al.)

Besten Dank auch für Dein vielsagendes Statement
VG Werner
 
Ich habe vorgestern einen Motorspant mit PUR 2K Reparatur-Spachtel eingeklebt:
Das sieht doch gut aus 👍 . Und gerade die Restelastizität kann man gut gebrauchen.

Ich habe bei der Verarbeitung meiner PU Kleber immer darauf geachtet, für die Gesamtaushärtezeit, die Werkstatt auf mindestens 20-21 °C zu halten. Und weil ich einen Raumentfeuchter laufen habe, sind es auch höchstens 35-40% Luftfeuchtigkeit. Das hält alles Holz schön trocken und verhindert Flugrost auf den Werkzeugen.
Außerdem bleiben die diversen Papier- und Kartonsorten, die meine Frau hier in einem großen DIN A 0 Schubladenschrank lagert, so stets knistertrocken.

 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten