Lipo-Brandschutz mit Pyrobubbles - wer hat Erfahrung?

Hallo,

habe gestern von den sogennanten "Pyrobubbles" erfahren. Das ist so eine Art Silizium-Dioxid-Granulat (besser bekannt als Quarzsand [am Meer] )
die aber in diesem Fall porös sind. Diverse Demonstrationsvideas sehen viel versprechend aus. Von Tomahawk gibt es Lip-Safe-Behälter die in Schweinegeld kosten.

Hat jemand Erfahrung mit den Pyrobubbles? Hat schon mal jemand einen Lipo-Akkus der in Pyrobubbles eingebettet ist durch Kurzschluss oder Überladen
hochgejagt und ein Video davon aufgenommen? Wenn das Produkt hält was es verspricht wäre das eine tolle Sache. Ich bin aber skeptisch. Daher die Frage.

viele Grüße

Stefan Ludwig
 

BZFrank

User
Die Hohlglasskugeln ersticken Brände, sie löschen primär durch Abtrennen. Der Hauptvorteil gegenüber Sand ist das Gewicht (8 mal leichter) und die einfachere Handhabung (schwimmt auf Wasser, mit Staubsauger verteilbar/recycling) - von der Löschwirkung her schenkt es sich aber sonst nicht viel. Die Methode funktioniert gut wenn man das Brandgut vom Sauerstoff separieren kann, also "Brennbares" von der "Luft"... Das nutzt aber bei Lipos nur relativ, denn die Energieumwandlung der elektrischen Ladung in Wärme durch den Kurzschluss wird trotzdem passieren und der Thermal Runaway setzt sich im ganzen Akku fort. Die Flamme wird allerdings unterdrückt und auch die Rauchentwicklung etwas unterdrückt, sofern man genug "Schüttgut" verwendet. Wie schon gesagt - Sand tuts auch, wenn Gewicht keine Rolle spielt.

Der Thermittest im Test von den Pryobubbels ist werbewirksam aber entspricht nicht ganz den realen Bedingungen, wenn man das Thermit natürlich mittels Einbringen von Hohlglasskugeln verteilt geht es aus - das ist auch der einzige Weg das Zeug aus zu bekommen. Das passiert im Falle eines Lipos nicht, da geht es halt unter den Bubbles fröhlich weiter bis der "Dampf" raus ist.
 

schmie

User
Brandschutz

Brandschutz

Frank hat sicher recht, bei lipos können die Kugeln den Zerfall sicher nicht stoppen.
Für mich ist da eher die Frage, mit welcher Umhüllungsmenge sind die Kugeln in der Lage ein Zünden von andern Dingen zu verhindern (im Auto oder Lager).

Denn im schlimmsten Fall wird es sicher schwierig Versicherungsausgleich zu bekommen wenn sich herausstellt, dass ungesichert gelagerte Akkus schadensursächlich waren.

Gruß
Ernst
 

v.p.

User
Mal doof in raum geworfen....
Umhüllst du dein Handy/Tablett/Laptop/Fitnessuhr/etc. Auch zum laden und lagern mit pyrobubbles??

Beste Grüße
Max v.P.
 

schmie

User
Sicherheit bei Transport und Lagerung

Sicherheit bei Transport und Lagerung

Hallo Max,
beim lesen Deiner Anmerkung fällt mir spontan der Spruch meiner Lehrherren vor 50 Jahren ein:
Der Mensch kann nie dümmer reden als er ist, daran müssen wir arbeiten, denn nur wer die Erkenntnis trägt, dass das gesamte Leben ein einziges Lernen ist, wird auf Dauer erfolgreich sein.
Also lass uns dran arbeiten.
Die UN hat LiPo Akkus grundsätzlich als Gefahrgut der Gefährdungsklasse 9 eingestuft.
Daraus sind entsprechende Regularien erarbeitet worden.
Man hat Klassifizierungen eingeführt und daraus resultierend Verarbeitungsregeln für den gesamten Umgang damit erstellt. Es wurde eine Einstufung nach Wattstunden geschaffen.
(falls Du auch das noch nicht gelernt hast: Spannung in Volt mal Kapazität in Ah = Wattstunden in Wh)
Die von Dir angeführten Geräte sind allesamt unter 100 Wh und sind mit entsprechendem mechanischem Schutz für den Akku versehen. Darum dürfen die z.B. auch bei den meisten Fluggesellschafften mit in die Kabine.
Das was wir zum Antrieb unserer Flugmodelle benutzen (bei mir ein Elektroschlepper) ist um Welten höher.
Bei mir z.B. 10 Zellen also 40 Volt und 5600 mAh also 224 Wh und davon gleich 5 Stück, denn mit einem Pack brauch ich nicht zum Schleppen fahren.
Schau Dir zu diesen Akku-Leistungen mal die UN 3480 und darin die ADR (Straßentransport) und auch die Verpackungsvorschrift ADR SV188 an.
Klar steht da drin, dass diese Dinge für den gewerblichen Transport gelten (privates Versenden zu einem Freund oder Käufer gehört da auch dazu!), aber was bitteschön unterscheidet unsere sehr oft riesigen PKW von den üblichen Packet Transportfahrzeugen? Außer der oft sinnlos überdimensionierten Luxusausstattungen kann ich da keinen Unterschied erkennen. Denn wenn der Worst Case eintritt und ein Helfer an die Karre ran muss um zu helfen ist bei beiden gleiche Arbeit zu tun.
Ich sehe das Ganze mit den Augen eines (freiwilligen) Feuerwehrmannes und es geht bei jedem Hilfseinsatz auch um die Unversehrtheit aller Kollegen.
Darum sehe ich es schon als Pflicht, in einem Fachforum zu dem ich RCN (noch) zähle über solche sicherheitsrelevante Themen und neue Erkenntnisse zu diskutieren und Fortbildung (siehe oben) zu betreiben.
Denn wenn das alles so Easy und unnötig ist und sowieso nie was passiert, frage ich mich, warum all die Feuerwehrkollegen so viele (meist freiwillige) Einsatzstunden leisten müssen.

Wünsche Euch frohe Ostern
Ernst
 
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