Hallo zusammen,
jetzt musste ich erstmal eine Weile rumprobieren, um die Fehlerursache zu finden.
Mir war der Fehler in Vasen-Dateien bei S3D bisher nicht aufgefallen, aber nachdem ich durch Michaels anschauliche Darstellunegn sensibilisiert war, konnte ich ihn auf Anhieb reproduzieren und auch in meinen bisherigen Testdrucken feststellen (viel mehr als Tests habe ich mit meinem China-Prusa-Klon in diesem Modus ja noch nicht gemacht). Daher habe ich erstmal versucht, die "Zacken" mit möglichst primitiven Objekten zu provozieren, um zu lernen, nach welchen Spielregeln der Fehler auftritt.
Erste, wenn auch nicht sehr überraschende Erkenntnis war, dass der Fehler nicht auftritt bei Objekten, deren Umfang bzw. Form sich über die Z-Achse nicht ändert, also z.B. Zylindern oder linearen Extrusionen.
Zweite: Die Knicke entstehen immer im letzten Schritt vom letzten Koordinatenpaar eines jeden Layers (der zwar physikalisch als solcher eigentlich nicht existiert, aber in der Programmlogik schon) zum Startpunkt des nächsten Layers. Auch wenn es erstmal im Preview auffällig ist, dass die Knicke nicht genau senkrecht übereinander liegen - wenn man im Preview mal die Layer runterstrippt, sieht man sehr deutlich, dass das daran liegt, dass S3D sich nicht genau an den zugewiesenen Startpunkt hält, sondern den layerweise variiert. Eine Drehung des Objekts wirkt sich dementsprechend genauso aus wie ein Versatz des starting point. So kann man sich in dem Fall, dass das Objekt auf der Außenkontur horizontal geradlinige Bereiche hat, noch damit "retten", dass man den Startpunkt genau senkrecht zum geradlinigen Segment setzt.
Das legt den Schluss nahe, dass der "Knick" nicht der eigentliche Fehler in der Umfangsberechnung ist (geht ja auch schlecht - wenn der Rest der Koordinaten stimmen würde, wäre die Verbindung als Gerade ja unauffällig), sondern vielmehr dessen unbeholfene/untaugliche Korrektur. Die Augen geöffnet hat mir schließlich der Test mit einem Objekt, das man real nie im Vasenmodus zu drucken versuchen würde, nämlich einem Ellipsoidsegment:
Hier zeigt der Layer Preview ganz deutlich, was eigentlich bei der Berechnung passiert:
Tatsache ist: Simplify3D "kann" überhaupt keine Spiralen. Wie man sieht, passiert ganz einfach Folgendes:
1. Der Layer wird ganz normal plano berechnet, so, als wäre der Vasenmodus gar nicht aktiviert.
2. Auf die so entstandenen XY-Paare werden proportional zur Layerhöhe Z-Sprünge verteilt. Damit folgt der G-code aber nicht mehr der Kontur des Objekts im Raum, wodurch eine schleichende Abweichung entsteht, die nach einer vollen XY-Umrundung ihren Höhepunkt erreicht.
3. An diesem Punkt springt das Programm dann einfach erstmalig wieder auf die XY-Position, die tatsächlich der Außenhaut des Objekts auf der mittlerweile erreichten Z-Höhe entspricht; hier entsteht der Knick. Dann beginnt die nächste Runde mit derselben Fehlberechnung, und immer so weiter.
Damit müsste man ja eigentlich S3D als untauglich für den Vasenmodus abtun. Leider steht es aber in der Hinsicht nicht allein da - Slic3r z.B. macht exakt denselben Mist, zeigt es aber noch nicht einmal im Preview an (der Preview wird beim Umschalten von regulärem Singlewall auf Vasenmodus noch nicht einmal aktualisiert; die einzelnen Layer haben keine Verbindung). Erst wenn man sich den von Slic3r generierten G-code z.B. in Cura anschaut, sieht man, dass genauso falsch gerechnet wird wie in S3D (lediglich der zufällige Versatz der start points fehlt; alle Knicke stehen senkrecht untereinander):
Auch Slic3r PE rechnet genauso, zeigt es aber zumindest im Gegensatz zum regulären Slic3R wie S3D auch in der Vorschau an:
Bis dahin als kein Licht am Ende des Tunnels... Bevor ich jetzt zu Cura komme (mit dem ich, allerdings im Gegensatz zu Michael, ebenfalls Probleme habe), muss ich noch ein paar Sachen probieren und schicke daher dieses Posting erstmal ab, damit mir nicht wegen Zeitüberschreitung die Anhänge gelöscht werden.
Apropos Anhänge: Ich hänge auch mal das STL mit dem "Noppen" an - falls damit jemand noch Slicer ausprobieren möchte, die ich nicht habe, wäre ich sehr interessiert daran, wie die sich denn verhalten.
Tschöö
Stephan