Höhenruderanlenkung bei einem T-Leitwerk: turbulenzsicher aber nicht unlösbar...

Jan

Moderator
Hi,

bei einem Großsegler mit ca. 4 Meter Spannweiter kann es bei ruppigen Landungen - die im Gebirge schon mal vorkommen können - zu starken Beschleunigungen am Leitwerk kommen. Folge: Das Höhenleitwerk schert ab. Problematisch wird das bei gedämpften Leitwerken. Denn die Anlenkung zwischen Höhenruder und Umlenkhebel hängt am Leitwerk dran. Es kommt beim Abscheren zu enormen Belastungen des Gestänges, des Umlenkhebels und ggf. des Servogetriebes.

Es besteht die Gefahr, dass Schäden vor dem Neustart unentdeckt bleiben und die HR-Funktion plötzlich ausfällt. Besser wäre es also, wenn eine Art "Soll-Lösungs-Stelle" eingebaut wäre, die die Belastungsspitzen von den Bauteilen abhält.

Wie löst man dieses Problem?

Ich habe gedacht einen Gabelkopf zu nehmen, dessen Stift entfernt ist. In die Wangen des Gabelkopfes kommen Bohrungen hinein, die eine kleine Messingkugel festhalten. Die Kugel wird auf einen Draht gelötet und in das Ruder eingeklebt. Durch z.B. einen Spritschlauch über dem Gabelkopf kann man sehr genau die "Haltekraft" einstellen. Bei einer harten Landung löst sich das Leitwerk vom Gestänge.

So ähnlich gibt es die Dinger von Grp.:

3525gr.jpg


Quelle: Grp. Shop
(siehe Zubehör, allgemeines Zubehör)

Bei Grp. gibt es die Dinger - soweit ich gesehen habe - aber nur mit M2. Ich habe das für mich auf einen M3 Gabelkopf übertragen, indem ich den Stift entfernt und die Wangen aufgebort habe.

Was haltet Ihr davon?

Ich mache mir Gedanken, was bei einem schnellen Durchflug eines Aufwindschlauches passieren kann. Ein Fliegerkollege hat erlebt, wie bei einem F3B Modell mit einem Schlag alle vier Flächenservos kaputt gingen, als das Modell mit Topspeed durch eine starke Thermik-Turbulenz geflogen war. Eine solche Turbulenz könnte bei meiner Konstruktion gewaltig auf das Ruder schlagen und die Anlenkung aushängen. Die Folgen wären eher unerfreulich ;)

Was tun?
 

Giotto

User
Lieber Jan
Als es noch nicht Mode war, die Servos in den Flächen einzubauen, habe ich jeweils die Querruder mit solchen Clips/Kugelköpfen an das zentrale Servo angeschlossen. Die haben aber sehr oft ausgehängt, auch ohne meinen Willen. Mit einem hängenden Querruder zu landen ist ja so eine Sache, geht aber. Mit einem hängenden HR habe ich es aber noch nie ferig gebracht!

Habe aber eine praktikable, seit Jahren und an vielen 1:3,5 Seglern erprobte Lösung.
Am Höhenruder wird eine Messing-Augenschraube eingeklebt. Dort wird ein Metall-Clips eingehängt, genau wie von Dir abgebildet. Die Flanken dieser M2 Clipse werden aber auf fast die hälfte zurückgeschliffen. Bei Zug- und Druckbelastung reicht das allemal und beim Abscheren der M6 Pan-Head Polyamidschraube löst sich das auf wundersame Weise, ohne jegliche Probleme. Frag mich nicht wie, aber es geht problemlos!

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Jan

Moderator
Hallo Giotto,

gute Sache!! Beim Abscheren kommt es bei Deiner Lösung anscheinend zu einem Verdrehen der Wange des Gabelkopfes. Eine "Soll-Öffnungs-Stelle", wie ich sie mir vorgestellt habe.

Entscheidend ist, dass bei senkrechten Kräften die Anlenkung nicht öffnet. Da dabei kaum an Deinem angeschliffenen Gabelkopf Torsion auftritt, wird das so sein.

So bald allerdings das HLW nach vorne oder zur Seite "abgeworfen" wird, wirkt die Zugkraft anders, der Gabelkopf verdreht sich und geht auf.

(Was ist das eigentlich für ein Modell? War da nicht mal was vor ein paar Jahren mit einem Selbstbauprojekt? ;) Thema: Ultimativer Hang und Thermikflieger in Alpinqualität mit ca. 4,5 Meter Spannweite? Ich habe so ein mieses Gedächtnis. Hoffentlich verwechsele ich nicht wieder was...)
 

Jan

Moderator
Genau! Daran hatte ich mich erinnert. Freue ich mich, dass mich mein Gedächtnis mich noch nicht völlig im Stich gelassen hat. :)

Ich kenne diese Pdf-Datei schon länger. Es ist aber auch schon länger her, dass ich sie zuletzt angeschaut hatte. Drum hatte ich mich an die Höhenruderanlenkung nicht mehr erinnert. Das Projekt hat mich sehr gefallen. Damals hatte ich nur noch kein besonderes Interesse am Alpinfliegen. Das kam erst danach auf.

Ich mach' das so.
Danke für den Tipp!
 

Jan

Moderator
uhps, genau lesen sollte man. ;) Die HLW-Anlenkung kam erst jetzt dazu. Die konnte man also gar nicht kennen.
 

Jan

Moderator
Ausgehend von der Idee von Giotto und weil dieses "Patent" bei mir nicht einzubauen war, habe ich Folgendes entwickelt:

So sieht es im montierten Zustand von oben aus:

1102019176.jpg


Funktioniert zumindest unter Laborbedingungen auf dem Küchentisch spielfrei und mechanisch überzeugend.

So sieht der "Kugelkopf mit Steckung" aus, wenn das HLW demontiert ist:

1102019225.jpg


Die "Steckung" war mal Teil eines Gabelkopfes. Beraubt um die Federwangen (nennt man die Dinger so??) wurde in der Proxxon mit Schleifpapier langsam der Umfang vermindert, bis das Ding spielfrei in ein Messingröhrchen passte.

Das ist das Gegenstück im Höhenleitwerk:

1102019255.jpg


Ein Messingröhrchen, sorgfältig eingeklebt. Da dadurch eine Schwächung des Ruders entstand, habe ich das Mittelteil noch mit den Anschraubplatten eines Ruderhorns verstärkt.

Und so wünsche ich mir das bei einer harten Landung:

1102019286.jpg


Die Schrauben scheren ab, das HLW fliegt weg, die Steckung löst sich.

Ob das klappt?

Die nächste Saison wird es zeigen. Denn die nächste unschöne Landung kommt bestimmt...
 

Jan

Moderator
Danke auch noch mal an die Tipps! :)

(PS: Der Tesafilm ist nur provisorisch, da kommt noch ein schöneres Klebeband drauf...)

Wenn es jemanden interessiert: Das ist sie, meine weiße Schönheit, allerdings noch ganz ohne Kabine:

1102020760.jpg
 
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