Ränder an soliden Teilen heben sich leicht an

onki

User
Hallo,

ich drucke derzeit die Teile für ein Druckergehäuse auf Basis den Ikea Lack Tisches.
Dabei ist mir mal wieder ein Problem aufgefallen.
Bei Dicken Teilen, die ich solide ausdrucke, heben sich die Ecken leicht von der Druckplatte (Gasplatte) ab. Wenn ich Teile mit dünnen Grundplatten drucke, ist alles OK.

3d_druckteil.png

Die Druckplatte ist gut ausgerichtet, das sollte also OK sein.
Was mache ich falsch (Slicer Einstellungen, Druckbett-Temperatur ?)

Gruß
Onki
 

onki

User
Hallo,

ich verwende derzeit weißes PLA von Verbatim. Mit dem schwarzen vom gleichen Hersteler hatte ich bisher nur Probleme.
Heizbett Glasplatte ist auf 80°C eingestellt (entspricht gemessenen 70°C) und 210° Extrudertemperatur bei der ersten Lage (danach 200°C).
Das PLA ist vom Hersteller für 200-220°C vorgesehen.

Ich blicke in der Vielzahl der Slicerparameter einfach noch nicht durch. Solide drucken ist zwar nett, dauert aber ewig, braucht Material und führt womöglich zu solchen Effekten bei massiveren Bauteilen.
Wie schaffe ich es z.B. dass der Infill als Grid gebaut wird aber trotzdem alle 2mm eine solide Schicht "eingefügt" wird um dem ganzen mehr Stabilität zu geben?

Gruß
Onki
 

Robinhood

Vereinsmitglied
Das Warping-Problem stelle ich bei mir auch fest, sobald die Bauteile größer und dicker werden. Die ersten 3-5 Vollschicht-Lagen werden ohne Warping gedruckt, aber sobald einige Lagen gedruckt sind, fangen die Ecken oder Außenkanten manchmal an, sich leicht anzuheben. Im Bauteil entstehen Spannungen, die sich an den Enden „entladen“. Auch bei geringem Infill und großen Waben ist das Warping manchmal nicht 100%ig wegzubekommen. Normales PLA ist bei mir anfälliger als Spezalfilament wie z.B. Green-TEC Pro.
Ich habe kein beheizbares Druckbett, versuche deshalb mit stärkerem Auftrag des Pritt-Klebers aus dem Stift die Haftung zu erhöhen. Ob eine Zwischenschicht ohne infill das Problem beseitigt, müßte man ausprobieren und m.E. schon beim Erstellen im CAD berücksichtigen. Im Text des o.g. Links steht, daß man mit zusätzlichen Bohrungen Stabilität erreichen kann. Das stelle ich mir wie Säulen in einem Gebäude vor, die zwischen Boden und Decke stehen. Nur daß die Säulen hohl sind und der Rest gefüllt.
 

wersy

User
Hallo Onki

Grundsätzlich gilt, je massiver gedruckt wird, desto höher wird die Schrumpfspannung. Dann heben sich die Seiten, die am weitesten vom Mittelpunkt entfernt sind. Das gilt besonders, wenn die Wände dick sind. Meist reicht aber schon eine Wanddicke von 1 bis 1,5 mm und 20% Infill.

Das Heizbett sorgt dafür, dass die unteren Schichten etwas elastisch bleiben, wie eine Art Dehnfuge, um die Schrumpfspannungen zu reduzieren.
Für PLA sind aber 80° zu viel. Möglicherweise ist das sogar kontraproduktiv. 50° bis 60° reichen aus.

Voraussetzung, für gute Haftung ist eine fettfreie Druckplatte. Die besten Erfahrungen habe ich mit einer Glasplatte, die mit einem Haftspray ganz leicht besprüht ist.

Besonders stabil werden die Teile mit Wabenmuster Infill. Erstaunlicherweise hat damit ein Kollege kein Warping gehabt, trotz mehr Materialeintrag. Vielleicht erzeugt diese Struktur genau die Steifigkeit, die das Warping reduziert.


Wie schaffe ich es z.B. dass der Infill als Grid gebaut wird aber trotzdem alle 2mm eine solide Schicht "eingefügt" wird um dem ganzen mehr Stabilität zu geben?


In Slic3r gibt es bei Infill die Option „Solid infill every“.
Ich habe das aber noch nie ausprobiert, ich würde dann eher Wabenmuster vorziehen.
 
Zunächst mal musst du dein Heizbett nicht derart hoch fahren bei PLA. 50-60°C reichen da locker aus.

Um das Hochziehen zu verhindern kann man solche Teile mit Brim drucken oder sich kleine Hilfsbauteile (z.B. kreisrunde Scheiben, Quadrate, Dreiecke - jeweils 2 Layer stark) konstruieren und diese im Slicer unter den Ecken des Haupbauteils platzieren, sodass sie nach außen ragen und somit die Spannungen im Hauptbauteil reduzieren und dessen Haftung am Druckbett verbessern.

Nach dem Drucken wird dann das überstehende Material einfach mit einem Seitenschneider abgeknipst.
 

hommelm

User
Hallo Onki,

der erste Layer des Drucks muss passen, hat mir mal ein erfahrener Drucker gesagt, ansonsten kannst Du den Druck sofort abbrechen.
Sprich Du must die Haftung des ersten Layer zur Bauplatte in den Griff bekommen, damit das Warping nicht entstehen kann. Warum das entsteht wurde
ja weiter oben schon mehrfach gut erklärt.
Dazu kannst Du die Bauplatte mit Haarspray, Prittstift, AprintaPro Produkte was auch immer Dir hier am liebsten ist bearbeiten.
Dann muss die Höhe des ersten Layers über die komplette Fläche passen, damit der erste Layer gut angedrückt aber nicht gequetscht wird,
dazu wird der erste Layer normal etwas langsamer gedruckt wie der Rest des Bauteils.
Wenn Du das im Griff hast kannst Du auch "solide Bauteile" ohne Probleme drucken.

Foto 14.01.19, 12 13 28.jpg

Dieses Bauteil ist solide gedruckt sprich mit 100% Infill.
Das ganze lief heute Nacht 11 Stunden und wurde in den Morgenstunden fertig. Habe das heute in der Mittagspause von der Bauplattform genommen.
Da war ja alles schon kalt und stand so noch ca. 5 Stunden das haftete aber immer noch so gut, das ich die PEI beschichtete Federstahlplatte aus dem
Drucker entnehmen und kurz durchbiegen musste. Danach löste sich das ganze ohne Probleme und mit einem einwandfrei ebenen Stand.
Das ganze ist aus PLA (silber) von Filamentworld, das Heizbett mit 60 °C und die Drucktemperatur beträgt 215 °C (beim ersten Layer 220 °C).
Die Druckgeschwindigkeit beträgt beim ersten Layer 40mm/sec. und für das restliche Bauteil 55mm/sec..
 

onki

User
Danke für die Tips,

das werde ich dann beim nächsten Bauteil mal beherzigen.
Ich habe die (real) 70°C genommen, weil andere das empfohlen hatten, damit die Haftung am Glas besser ist. Das kann ich so auch bestätigen.

Gruß
Onki
 
In Slic3r gibt es bei Infill die Option „Solid infill every“.
Ich habe das aber noch nie ausprobiert, ich würde dann eher Wabenmuster vorziehen.

Moin,
eine Kombination aus Wabenmuster und "Solid infill every" wäre ja auch kein Widerspruch. Der große (wenn auch nicht einzige) Nachteil des Wabenmusters ist aber, dass es kein anderes Infillmuster gibt, bei dem die Abstände zwischen den Musterlinien größer sind. Somit leistet das bei vergleichbarem Infill-Mengenanteil einen viel schlechteren Deckschichten-Support als jedes andere Pattern und ist damit auch für Zwischenschichten mit 100% wenig geeignet. Außerdem versteift es richtungsabhängig, was vielleicht beim Ersatz für den Solid-Druck durchaus ein Thema ist.
Sehr viel besser wäre da ein dreidimensionales Pattern, z.B. mein heißgeliebtes Gyroid-Füllmuster (minimaler Linienabstand wie bei Grid Lines, Deckschichtsupport ab 12% perfekt, beste Versteifung im Verhältnis zum Gewicht) oder Cubic (durchgängige Supportwände 45° gewinkelt auf allen drei Dimensionen, für Deckschichtsupport braucht es aber bei den meisten Filamenten 18% - was aber immer noch nur rund halb so viel ist wie beim Wabenmuster). Beide Patterns gibt es sowohl in Cura als auch in Slic3r. Lediglich S3D hat bezüglich Infill die A...karte (da sind nicht mal die gängigsten zweidimensionalen Patterns komplett verfügbar).

Ich blicke in der Vielzahl der Slicerparameter einfach noch nicht durch.
Nur Mut, das wird schon... Als erstes solltest du dir vor Augen führen, welche Parameter Filamentspezifika und Qualität steuern und welche für die, ich sage mal, "Ausgestaltung" des Druckobjekts zuständig sind. Die ersteren kannst du nur durch Ausprobieren ergründen, im Ausgleich dafür haben sie die erfreuliche Eigenschaft, in allen Slicern praktisch gleich zu sein. Die letzteren sind ein Fass ohne Boden, aber dafür kannst du da sehr viel drüber lernen, ohne einen Tropfen Filament zu verschwenden, indem du einfach ins Preview slicest und dir da die Unterschiede anschaust.

Tschöö
Stephan
 
BTW, was mir gerade noch zum Lack-Gehäuse in den Kopf kommt:
1. Bist du sicher, dass das solide geduckt werden muss? mE sind da maximal 2mm Wandstärke erforderlich.
2. Ist das nicht eigentlich für PETG gedacht (statt PLA)?

Tschöö
Stephan
 

onki

User
Hallo Stephan,

hast recht, die müssen nicht so solide sein. War mein Fehler beim Slicen. Der Druck hat auch 25h gedauert :rolleyes:.
Da ich nur PLA hab, nutze ich halt das. Hält ja auch ein klein wenig aus (hoff ich).

Gruß
Onki
 
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