Unterschied zwischen Drehschieber- und Flatterventilgesteuerten Motoren ?

1hummel

User
Hallo,

bei der Auswahl eines geeigneten Motors für die bestellte MP Extra 330 mit 2,6m Spannweite habe ich mich für den neuen ZDZ 140 entschieden.
Dieser verfügt über eine Drehschiebersteuerung und soll damit ein sehr viel besseres und lineareres Regelverhalten als die Flatterventilgesteuerten Motore aufweisen.

Mich erstaunt dabei, dass mir keinen anderen Verbrennungsmotore mit Drehschieber bekannt sind. Wenn die Drehschieber eine besseres Regelverhalten bewirken, warum bieten andere Hersteller das nicht auch an?

Gibt es dazu Erfahrungen?
 
Servus Bernd,

Drehschieber-gesteuerte Motoren gab es etliche auf dem Markt. Ich möchte nur an die KING-Motoren aus der Neuzeit erinnern (frühere Serien waren kolbengesteuert).
Der Grund, warum man als Hersteller gerne die Lamellenventil-Steuerung nimmt, ist sehr einfach: sie ist simpel und günstig herstellbar und steuert sich praktisch selbst. Beim Drehschieber sind mechanisch präzise Teile zu entwickeln und herzustellen, das kostet.
Natürlich hebt man sich von der Masse ab, wenn man anstatt eines Lamellenventils einen Drehschieber vorweisen kann. Warum nicht, ist mal wieder was erfrischend anderes. Aber einen großen Vorteil im Regelverhalten des Motors sehe ich eher nicht. Berichte mal, wenn du den Motor in Betrieb genommen hast!

Gruß,

Robby
 
Ich hatte einen älteren ZDZ 160 und jetzt den ZDZ 112 im Einsatz.
Laufen bzw. leifen sehr gut, würde aber nicht sagen besser oder schlechter als die Motoren mit Flatterventil.
Was der Drehschieber etwas hat ist beim Ansaugen will er nicht richtig da er Anfangs nicht ganz abdichtet zumindest wenn er warm ist. Da hab ich mir schon als 15 Minuten lang en Wolf gekurbelt da ihm nach dem Choken einfach der Sprit gefehlt hat um weiter zu drehen. Daher würde ich gleich en Servo auf Choke setzen. Nach dem Chocken dann so halb auf und anwerfen. Seitdem springt er Warm und Kalt nach ein par mal kurbeln stressfrei an.

Grüße
Stefan
 
Hallo Bernd,

nun, ich versuche mal, ein wenig den Unterschied zu erläutern.

Beim Flatterventil (Lamelle) entsteht in der Aufwärtsbewegung des Kolbens ein Unterdruck im Kurbelgehäuse. Ab einem Bestimmten Unterdruck öffnen sich nun die Flatterventile und das vom Vergaser aufbereitete Benzin-Luftgemisch strömt ins Kurbelgehäuse. Bei der anschließenden Abwärtsbewegung des Kolbens entsteht ein Überdruck im Kurbelgehäuse, der nun die meist schräg im Ansaugtrakt stehenden Flatterventile durch den Überdruck wieder schließt, damit kein Frischgas durch den Ansaugtrakt in Richtung Vergaser zurück strömen kann! Die Flatterventile haben also keine "Zwangssteuerung", sondern sind abhängig von Über- und Unterdruck im Kurbelgehäuse. Die Öffnungs- und Schließzeiten sind nur begrenzt veränderbar, z.B. durch härtere oder weichere Lamellen. Gerade im Zwischengasbereich kommt es daher oft zu einem unruhigeren Regelverhalten des Motors. Im Standgas und bei Vollgas hingegen, merkt man davon nichts!
Ein Vorteil der Flatterventil-Steuerung ist, das eine große Fläche beim schlagartigen Öffnen der Flatterventile freigegeben wird und viel Frischgas eingesaugt werden kann, was eine hohe Leistung der Motoren ermöglicht. Der Nachteil dieses schlagartigen Öffnen- und Schließenes ist jedoch, das die Ventile einen "Knall" beim Schließen erzeugen, wenn die Lamellen wieder auf den Lamellenkasten aufschlagen. Dadurch entstehen lautere Ansauggeräusche, als bei Drehschiebern.

Nun zu den Drehschieber gesteuerten Motoren:

Es werden meistens zwei Arten des Drehschiebers verwendet:
1. Der "Rohrdrehschieber", kennen wir alle von unseren Glühzünder-Zweitaktern á la OS, Webra; Rossi....usw. Dort wird Frischgas durch ein Fenster und die hohl gebohrte Kurbelwelle ins Kurbelgehäuse eingesaugt. Der Vergaser ist hier vorne am Motor angebracht.

2. Der "Flachdrehschieber" oder auch "Scheibendrehschieber" genannt. Diese Art kommt oft bei größeren Benzinern zum Einsatz (King, ZDZ, KOENIG).
Hier dreht sich am Heck des Kurbelgehäuses eine flache Scheibe, die mit der Kurbelwelle verbunden ist. In dieser Scheibe ist nun ein definierter Ausschnitt, der, bei jeder Umdrehung genau gesteuert, den Einlasskanal des Kurbelgehäuses öffnet und wieder schließt.

Der Vorteil bei allen Drehschieber-Varianten ist:
Die Einlasszeiten sind hier genau steuerbar und nicht abhängig von Über- und Unterdruck. Mit dem Drehschieber sind asynchrone Steuerzeiten möglich, womit man etwas mehr Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen aus den Motoren herausholen kann. Außerdem wird der Einlasskanal nicht schlagartig (wie beim Flatterventil) geöffnet und geschlossen, sondern der Einlasskanal wird "langsam" durch die Drehung des Drehschiebers geöffnet und auch "langsam" wieder geschlossen. Dabei entsteht auch kein Knallen, wie es durch die Flatterventile entsteht. Dadurch ist das Ansauggeräusch deutlich leiser. Außerdem sitz der hinten am Gehäuse montierte Vergaser meistens im Rumpf, was das Ansaugeräusch nochmals dämpft!

Kein Vorteil ohne Nachteil:

Beim Drehschieber können oft bauartbedingt nicht so große Einlasskanäle verwirklicht werden, wie es bei Flatterventilen möglich ist. Mit einem Flatterventil kann man also zuerst einmal mehr Spitzenleistung aus den Motoren heraus holen, oft in Verbindung mit großen Vergasern.
Drehschieber sind deutlich aufwendiger und teurer in der Herstellung, als ein Flatterventil, dass man im Motorradzubehör günstig zukaufen kann.
Jedoch bringt das nur Vorteile bei höheren Drehzahlen, die uns Modellfliegern aber dann oft Lärmprobleme bereiten.

Also sollte man auch bedenken: Bei Flatterventil-Motoren mit ihren oft sehr großen Vergasern und hoher Spitzenleistung leidet immer das Regelverhalten im Zwischengasbereich. Bei Kunstflugmodellen ist das vielleicht nicht ganz so wichtig, da dieser Gasbereich nicht wirklich lange benötigt wird.
Anders bei den Schlepp-Modellen, die oft auch mit Halb-Gas oder Dreiviertel-Gas einen kompletten Schleppflug machen. Die Piloten, die z.B. bei Schlepp-Meisterschaften mitfliegen, benutzen oft sogar weniger als Halb-Gas für die Wertungsflüge. Daher haben sich dort auch die Drehschieber-Motoren durchgesetzt, die im Zwischengasbereich deutlich ruhiger und gleichmäßiger laufen. Beim F-Schlepp zählt nicht immer die aller letzte Umdrehung, viel eher wird eine lineare Gasregelung ohne Drehzahlsprünge benötigt.
Bei den Kunstfliegern sind es dann halt eher die Flatterventil-Motoren mit der höheren Spitzenleistung und der etwas schnelleren Gasannahme für die kraftzehrenden Figuren.

Fazit:

Ob nun Flatterventil-Motor oder Drehschieber-Motor, beide haben ihre Daseinsberechtigung bei den Modellfliegern, halt je nach Verwendungszweck!

Ich hoffe, dass ich ein wenig die Unterschiede zwischen den beiden Einlassteuerungen verständlich erläutern konnte.

PS. Die älteren Vespa-Roller sind berühmt für die Drehschieber-Technik in Ihren Motoren. Auch dort zählte nicht die Spitzendrehzahl, sondern das Drehmoment für den Zwei-Personen-Betrieb (z.B. mit einer hübschen Blondine als Sozius) in den Städten Italiens

Gruß
Stefan Thiel
 
Zuletzt bearbeitet:

harly42

User
König

König

Hallo,

bei der Auswahl eines geeigneten Motors für die bestellte MP Extra 330 mit 2,6m Spannweite habe ich mich für den neuen ZDZ 140 entschieden.
Dieser verfügt über eine Drehschiebersteuerung und soll damit ein sehr viel besseres und lineareres Regelverhalten als die Flatterventilgesteuerten Motore aufweisen.

Mich erstaunt dabei, dass mir keinen anderen Verbrennungsmotore mit Drehschieber bekannt sind. Wenn die Drehschieber eine besseres Regelverhalten bewirken, warum bieten andere Hersteller das nicht auch an?

Gibt es dazu Erfahrungen?

Hallo zusammen,

das was ich bisher über die König Motoren in Erfahrung bringen konnte, würde ich dir immer zu einem König raten!
bei deinem Projekt den König 100 sollte allemale reichlich Leistungsreserven haben bei 2,60m
Auch wenn sie ein wenig teurer sind.

Die Firma nennt sich Tiehl-Modelltechnik www.thiel-modelltechnik.de

Bei meinen nächsten Projet werde ich auf alle Fälle den 170er berücksichtigen.

Gruß Hagen
 

1hummel

User
nochmal...

Hallo Tobi,

wenn die o.g. Aussage fehlerhaft ist, dann kläre uns doch bitte auf!

Danke schon mal für Deine Mühe
 

akafly

User
nochmal...
wenn die o.g. Aussage fehlerhaft ist, dann kläre uns doch bitte auf!

Aussagen sind nie falsch, denn sagen darf man alles!
Meinung oder gesicherte Erkenntnis, das ist ehr die Frage.:eek:


Membranventile haben immer den Federdruck + Srömungswiderstand als Einlassdruckverlust. Glockendrehschieber geben ihren ganzen Querschnitt ohne Federgegendruck frei und weil sie am Umfang liegen haben sie auch ordentlich Querschnitt und somit wenig Strömungswiderstand. Man findet letztere deshalb in Rennmotoren.

Ein Drehschieber der erst 45° nach OT den Einlass schließt, arbeitet gut in hohen Drehzahlen, im Leerlauf schiebt er schon Gemisch zurück zum Vergaser. Man muss sich nur die dynamischen Vorgänge vorstellen. Mambranventile arbeiten druckgesteuert und somit nach Bedarf, d.h. bei niedrigen Drehzahlen öffnen und schließen sie bei früheren Kurbelwinkeln und bei hohen Drehzahlen bei späteren, so wie es die sich jeweils einstellenden Druckverläufe im Kurbelgehäuse bedingen (und erfordern), so zu sagen mit automatischen Steuerzeiten.

Dass nun ausgerechnet Membranmotoren im Übergang schlechter wären, würde ich solange keine Begründung kommt unter Meinungen verbuchen.

Gruß
Rene'
 

UweHD

User
Hier noch etwas Info bzgl. Drehschieber vs. Flatterventil im Zweitakter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zweitaktmotor#Drehschiebersteuerung

Das Flatterventil kam erst nach dem Drehschieber zum Einsatz, und sollte vor allem die Effizienz bei verschiedenen Drehzahlen verbessern. Problematisch waren die Flatterventile wohl bei hohen Drehzahlen, weshalb man im Rennmotorenbau eher auf Drehschieber setzte, die auch generell einen besseren Durchsatz bei Vollast versprechen (wurde von Rene ja schon gut erklärt)

Übertragen auf unsere eher gemütlich ausgelegten Modellmotoren, vermute ich mal, dass das Flatterventil keinen nennenswerten Nachteil ggü. dem Drehschieber haben sollte. Vermutlich funktioniert für unsere Zwecke beides ähnlich gut.
 
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