Aircombat Europameisterschaft in Breslau 10-12.August

Tagebuch:
Mittwoch 08.08.2007
morgens zeitig aufgestanden und die letzten Sachen in Auto gepackt und nach Ahlen zu Daniel und Jürgen gefahren.
Alles in den Bulli gepackt (sogar einige Sachen zuviel, aber das weiß man immer erst nachher.)
Um 10:30 ging es los. Bis zum Weserbergland war alles klar, dann musste sich ein Kleintransporter mit überbreitem Anhänger rechts an uns vorbeiquetschen und den Bulli zermackeln.
Also erst mal mit dem netten Herren, der ein wenig wirres Zeug redete, auf den nächsten Rastplatz. 90 min später hatte er ein Knöllchen, und Jürgen in den nächsten Wochen noch Spaß mit der Schadensregulierung. (über 90 min Zeitverlust)
Nach 13:00 ging es dann weiter nach Osten, um Peter bei Lübben auf einem Rastplatz zu treffen.
Nach dem ersten Hallo, ging es ans Tanken, aber wenn Murphy da ist, dann gehen auch Benzinliter in den Dieseltank.
Schon wieder warten, bis das Problem mit Abschlepper und Abpumpen um 19:00 gelöst war. (hat ja nur zwei Stunden gedauert)
Daniel und Peter machten die Vorhut zum Zelte im Hellen aufzubauen, aber an der Grenze war ein Pass abgelaufen, (45 min?)
Aber in Polen war ich vom Fortschritt des Autobahnbaus beeindruckt. Haben die Polen doch in den letzten Jahren die einspurigen 70 km mit einer nagelneuen Seite erweitert. Der Hinweg poltert, aber die neue Gegenspur sah klasse aus.
Endlich in Breslau fanden wir kein Flugfeld, nur einen geschlossenen Zeltplatz.
Aber das Hotel, das auf der Website vermerkt war, zwar ausgebucht, aber mit nettem Personal, das uns eine preiswerte Unterkunft in der Nähe besorgte.
Dort ließen wir den Abend mit dem östlichem Nationalgetränk ausklingen.

Donnerstag 09.08.2007
Nach dem Aufstehen, (der Wecker war eine Betonbrechmaschine) ging es erst mal unter die Dusche, das letzte mal in Polen, aber das wussten wir noch nicht.
Dann suchten wir das Flugfeld und fanden einige Arbeiter, die die Sicherheitszäune aufbauen sollten und drei Männer mit Motorsensen.

Hier das schöne Bild von vorbereitetem Flugfeld.
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Das Problem wurde eigentlich nicht das Gras, denn das polsterte die Landungen ganz gut. Schlimmer waren die Wespennester. Ich war der einzige von uns, der an den vier Tagen nicht von den Wespen gestochen wurde, dafür hatten mich die Mücken lieber.

Die ersten anderen Nationen trafen ein.
Die Kommentare der anderen Piloten gingen von naja bis katastrophal.
Auch die Organisation kam ans Aufbauen.
Es war schönstes Sommerwetter, aber es konnte noch nicht geflogen werden, nicht angemeldet...
Was tun? Also erst mal ab in die Breslauer Altstadt. Es ist wirklich eine schöne Stadt mit vielen renovierten alten Häusern, aber leider auch noch vielen Stellen, an denen man in die Kriegsschäden erkennen konnte.
Auf dem Markplatz genossen wir ein Kaltgetränk und sahen uns die Schönheit (en) des Landes an.
Zurück am Flugfeld sahen wir, das es erst mal Zeit wurde, die Zelte aufzuschlagen.
Die Moldawier, Esten und Weißrussen zelteten mit uns in 400 m entfernten "Yacht-Club".
Toiletten Marke TOITOI (tägliche Reinigung) und ein langes Freiluftwaschbecken, da die Sanitären Anlagen im Gebäude defekt waren.
Aber wir wollten nicht weiter weg zelten, nur um mehr Komfort zu haben.
Abends standen dann am Flugfeld alle Absperrungen, Pavillons, Fressbuden...
Und die ersten Probeflüge wurden von andern Piloten gemacht.
Der Abend klang mit moldawischem Wein aus.

Freitag 10.08.2007
Die Sonne scheint, es ist morgens schon heiß.
Nach dem Frühstück geht es zum Flugfeld.
Nach einiger Zeit sind wir alle angemeldet.
Aber kein Ansehen und Vermessen der Flugzeuge.
Da bin ich ja mal gespannt, was wir an Modellen in der Luft sehen werden.
Zu den eingesetzten Modellen kann Daniel am besten was schreiben, denn er hat sich die Mitbewerber am besten angesehen.
Wir schauten ab und zu woanders hin.
Mittags zieht ein Gewitter an uns vorbei und es gibt einige Stunden mit Regen, aber zum Glück ohne Gewitterböen.
Die Zeit wird zum Kennenlernen und zum Informationsaustausch genutzt.
Ein polnisches Fernsehteam filmt die ganze Zeit und macht Interviews.
Wer TVP3 Region Wroclaw bekommt, kann es sich in den nächsten Tagen ansehen.
Da es nicht über Satellit gesendet wird, hoffe ich auf eine CD mit den Aufnahmen, die mir die Journalistin zugesagt hat.
Dann können wir den Film bei der DM in Ahlen zeigen.
Am späteren Nachmittag wird endlich die erste Runde gestartet. Die Polen stellen alle Punktrichter.
(Bei den letzten WASG waren die Piloten auch die Punktrichter.)
Die Safetyline hat eine nicht so glückliche Ausrichtung.
Die erste Runde sortiert schon mal das Feld. Einige Piloten flogen ohne Rücksicht auf ihr Material und es gab eine Reihe von Selbstmorden.
Viele flogen wegen dem ungewohnten Flugfeld auch noch vorsichtig.

Ergebnis nach Runde 1:
Abends stand ich nach zwei Cuts auf Platz 5. Es konnte nur noch abwärts gehen.
Daniel Platz 8 -1Cut- Streamer heil, vollste Flugzeit
Peter Platz 12 -1Cut- Streamer heil,
Jürgen Platz 14 -1Cut- Streamer heil, es fehlt etwas Flugzeit durch eine Kollision

Denn man konnte schon einige viel besser fliegende Piloten sehen.
Zwei Cuts je Fight waren schon nötig, um vorn dabei zu sein.
Die nächsten beiden Tage gab es dann die richtigen Knallerflüge mit bis zu 5 Cuts bei einigen Piloten.
Abends startete die Pilotenparty mit Freibier und lokalen Köstlichkeiten.
Zur rechten Stunde spazierten wir zum Zeltplatz und beendeten den ersten Wettkampftag.

Samstag 11.08.2007
Ja der Morgen nach der Fliegerparty. Einige sahen noch zerknittert aus.
Die Safetyline war gedreht und verdiente endlich ihren Namen, denn vorher lief sie zu nahe an die Zuschauer heran.
Der erste Fight morgens verlief für mich wieder mit zwei Cuts erfolgreich.
Ich hatte es wieder direkt in der ersten Minute geschafft, den ersten Cut zu machen.
Kurz vor Ende der Zeit passte ich nicht auf und die einzige Pilotin cuttete mich. :cry:
Es war ihr erster von drei Cuts auf der EASG.
Jürgen cuttete zweimal, verlor seinen Streamer mit 333 Punkten, das gleiche Ergebnis.
Daniel cuttete zweimal, behielt seinen Streamer.
Peter schafft einen Cut und hatte eine Kollision.
Patrik Swida hatte den ersten Flug mit vier Cuts!
Dan Pek und Tomasz Malinowski je drei Cuts.

Ergebnis nach Runde 2:
Rainer mit inzwischen 4 Cuts - Platz 5 (immer noch)
Jürgen mit inzwischen 3 Cuts - Platz 8
Peter mit zusammen 2 Cuts - Platz 15
Daniel, trotz 3 Cuts- Platz 24

3. Durchgang
So langsam wurden die Kämpfe heiß und heißer, der Kater ließ bei Einigen nach und es wurde eng in der Luft.
Mir gelang kein Cut, nur eine Kollision. Streamer heil, aber nur 42 Flugzeitpunkte und wurde durchgereicht.
Jürgen war mit zwei Cuts wieder erfolgreich.
Daniel schaffte drei Cuts und wurde bei seiner Zwangslandung (Streamer im Prop) gekillt.
Peter schaffte wieder einen Cut, Streamer heil.

Highlights:
Patrik Swida 5 Cuts,
Tomas Krajcovic 5 Cuts
Dmitrij Jakovlev 4 Cuts
Piotr Eciak 4 Cuts

Unser Ergebnis nach Durchgang 3:
Jürgen mit 5 Cuts - Platz 6
Daniel mit 6 Cuts - Platz 8
Rainer mit 4 Cuts - Platz 19 (halt durchgereicht)
Peter mit 3 Cuts - Platz 20 (bis jetzt noch nicht gecuttet worden)

Die Stimmung veränderte sich, denn jetzt war der Raum vor dem Sicherheitszaum von den Piloten und ihren Modellen belegt und das Fachpublikum applaudierte, wenn wieder mal ein spektakulärer Cut gelang.
Auch waren viele Zuschauer durch Bekanntmachungen in Presse und Fernsehen angelockt worden.
Denn die langen Streamer waren in einigen Gruppen sofort weg.
Für die Polen waren die Vorrunden schon erledigt, aber was sollten wir den ganzen Sonntag tun?
Es war in der Ausschreibung nur von drei Runden die Rede gewesen.
Während die WWI Runde lief, wurde diskutiert und es kam abends zu einem Pilotenbriefing, wo über eine weitere vierte Runde am Sonntagmorgen abgestimmt wurde.
Alle Piloten, bis auf die Polen, wollten noch eine weitere Chance nutzen, um nach oben zu kommen.
Abends ging es früher zum Zeltplatz, denn in uns wuchs der Wunsch nach einer Dusche.
Wir improvisierten und es gab dann die Plastikwaschschüsseldusche. Das Wasser war erdbodenwarm, aber es tat gut.
Der Abend klang ruhig aus und jeder war gespannt, was es am nächsten Morgen gibt.

Sonntag 12.08.2007
Der Morgen ist da, Jürgen und ich sind früher wach, als die Tage davor.
Nach einem kurzem Frühstück werden die Zelte abgebaut und alles in die Autos gepackt.
Es geht zum Flugfeld.
Dort die letzten Vorbereitungen.
Was soll ich einsetzen? Die altgediente Hurri oder die C-36 mit dem noch nie geflogenem neuen Flügel?
Ich entscheide mich für die C-36, denn damit hatte ich bei den bisherigen Fights die besten Ergebnisse.
Auch Peter macht mit seiner Il-10 quasi wieder einen Erstflug in der aktuellen Konfiguration.
Jürgen und Daniel nehmen altbewährtes Material.
Jürgen ist als Erster dran. Der Start klappt wie immer, er hat gerade gecuttet, als die Runde abgebrochen wird. ????
Die Organisation hat zwei Piloten mit der gleichen Frequenz eingeteilt. Diese Runde wird annulliert und zum Schluss nachgeholt.
Peter cuttet zweimal, wird aber diesmal selbst erwischt. 337 Punkte, es geht aufwärts.
Daniel fliegt volle Zeit, aber sein Streamer ist gekürzt.
Mein Flug ist erst mal trimmen, dann kurft der Flieger noch nicht wie gewohnt (Schwerpunkt??, das Profil hat auch eine andere Unterseite als sonst, da ich andere Flügelkerne verwendete.)
So, Zeit verplempert mit Spazierenfliegen, dann waren alle langen Streamer weg, also nur noch den eigenen Streamer retten und Zeit abfliegen. Drei Kollisionen später ( einmal war ich auch beteiligt, aber ich hatte nur einen Lackschaden am neuen Flügel), und ich war mit einer Mustang allein am Himmel. Es war dann noch ein langweiliges Kreisen, da ich nicht eng genug wenden konnte, um ihn zu bekommen, aber ihn ließ ich auch nicht ran.
In meiner Runde war auch Patrik, aber kollidierte beim oder kurz nach seinem zweiten Cut.

Dann war Jürgen wieder dran.
Der Start war schnell wie immer, aber diesmal war auch wieder das Taktieren am Start zu sehen, wo die Piloten warteten, um direkt hinter den Nachbarn direkt in den Streamer zu starten.
Aber die Il-2 wurde zur freien Seite hin abgeworfen und ist gut weggekommen.
Ruck zuck waren wieder alle Streamer kurz, aber Jürgen hatte zwei Cuts und war so im Finale!
In der 4 Runde gab es einige 3fach Cuts, aber sehr viele Doppelcuts.

Nach dem Auswerten flogen erst die WWIer ihr Finale.
Einige mit fehlenden unteren Flügeln, manoman, die schenkten sich auch nichts.

In der Mittagspause bauten wir schon mal unseren Pavillon ab. Die Nervosität stieg.

Alle Piloten strömten, wie eine sehr große Anzahl von Zuschauern, zum Flugfeld.
Das Fernsehen machte letzte Interviews und beide Kameras waren aktiv.

Endlich das ersehnte Startsignal und es ging ein Gewusel los in der Luft.
Tomasz S. hatte Probleme und startete nicht mit.
Es dauerte wohl keine Minute und da waren 5 Maschinen gecuttet, nur unser Jürgen, der behielt seinen Streamer, alle Versuche ihn zu bekommen, scheiterten.
Es war ein Bild für die Götter, Jürgens große weiße Il-2 verfolgt von allen anderen fünf Maschinen, jagte mal in Ameisenkniehöhe um die Büsche, mal senkrecht nach oben und immer die Meute hinter ihm her. Das was wirklich bemerkenswert war, bei der Verfolgung cutteten sie sich noch fleißig gegenseitig.
Dan kam ihm am nächsten, aber er streifte nur den Rumpf und landete unsanft im Gras.
In diesem Finale gab es 17 Cuts auf 5 Streamer, jeder Cut erzeugte ein Echo beim Publikum.
Trotz des sehr engen Fliegens gab es nur den einen Streifschuss.
Danach wurde erst mal lange und tief Luft geholt.
Man, so etwas ähnliches gab es zuletzt in Schweden bei der WASG 2006.
Es wurde Zeit, die Autos reisefertig zu machen.
Es dauerte noch einige Zeit (auch wegen einem versuchtem Protest) bis endlich die Siegerehrung stattfand.
So große Pokale habe ich bei einer Aircombat Meisterschaft noch nicht gesehen.
Leider gab es dafür nur Pokale für die ersten Drei.
Endlich war die Zeit der Ehrungen vorbei und es ging nach Haus.
Wir hatte viele neue und alte Bekannte getroffen. :)
Über die nagelneue Autobahn waren wir schnell und bequem wieder in der Heimat.
Um 1:00 in Ahlen und um 2:00 in Greven.
Fünf ereignisreiche Tage liegen hinter uns, aber die Erinnerungen behalten wir noch lange.
Es war auch schade, das wir die einzigen (ehemaligen) Westeuropäer waren. Mit den Engländern, Niederländern, Schweden und Österreichern wäre es noch bunter und bestimmt auch noch lustiger gewesen.
Die Tschechen waren eindeutig die beste Mannschaft, dann kamen wir, gleichwertig mit den Polen. ( Je nachdem wie viele Piloten bei einer Mannschaftswertung gerechnet werden.)
Pechvögel waren die Moldawier, neu dabei die Esten. Und es gab seit 2002 wieder eine Frau mit im Pilotenfeld einer EASG / WASG.
Schluss mit schreiben, jetzt sind die Anderen noch dran, denn jeder hat noch etwas anderes beizutragen.
:wave
TheoKamikaze, auch ab und zu Rainer genannt.
 
Hallo Klaus,
das hättest du tun sollen, war hyper Geil was da an Können und Fluggerät gezeigt wurde. Unsere Thun war aber nicht die schlechteste und auch die TA konnte mal ihre Zähne zeigen. Bei der Menge an Modelle die es da zu kaufen gab wärst du aber innerhalb von Minuten pleite gewesen, eine schöner als die andere:D
Gruß Daniel
 
Hallo Rainer,

wunderbar geschrieben, da macht das lesen so richtig freude.

Das Erlebnis, auch mit allen kleinen "Schikanen", wird Euch keiner mehr nehmen.

Gruß Oliver
 
Hallo
der Rainer hat alles supertoll beschrieben dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Aber vieleicht eine kleine persönliche Anmerkung zum Finale...

Diesen Fight werde ich wohl nie vergessen das war einfach nur geil von 5 Maschinen der Besten Osteuropäischen Piloten verfolgt zu werden .
Wärend des Fluges war ich glaube ich in einer anderen Welt das war Adrenalin Pur und ich brauchte noch einige Zeit um wieder auf den Boden zu kommen.

Rainer das Video würde ich mir zu gerne ansehen.

Gruß Jürgen
 
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