Gummihochstart-Optimierung

Liebe Hoch- und Höchststarter,

für meine 2m bis 2,5m-Flieger will ich mir eine Gummihochstarteinrichtung optimieren. Dabei stellt sich mir die Frage der zu wählenden Seildicke und damit der auftretenden Kräfte. EMC-Vega gibt auf der Webseite an, dass ein kräftiger Helfer max. 180N Startzug halten kann. Nun möchte ich gern wissen, wie weit diese Seilkraft während des Hochstarts (mit Wölbklappen) noch ansteigen kann.
Letztlich will ich auch kein Seil verwenden, dessen Reißgrenze die des Gummis überschreitet.
EMC gibt dazu an, dass der „Mega Rubber Allround“ bei 500% Dehnung 10,8kg Zug entwickelt. Nehmen wir nun einmal an, dass die Reißgrenze etwa beim doppelten Wert liegt (Reißdehnung laut Hersteller 850%), dann hätten wir also rund 216N maximale Seilkraft und könnten damit die mit 0,7mm dünnste Speedline als Seil verwenden. Möglich wären auch entsprechende Drachenschnüre mit noch geringerem Querschnitt, weil die Dehnung des Seils nicht unbedingt benötigt wird.
Hat jemand Erfahrungswerte mit Seilrissen beim Gummihochstart? Mir kommen die errechneten Seildicken nämlich vergleichsweise sehr gering vor.

Eine andere Frage ist: Komme ich mit einem festen, schnellen Modell womöglich per Bungeestart (waagerechte Beschleunigung an starkem Gummi, steile Steigphase nach Ausklinken) höher als mit konventionellem Hochstart?

Friedmar
 

hbe

User
Hallo Herr Richter,

da dachte ich schon genug Theoretisches in meiner Homepage zur Auswahl zu haben, da wird man wieder herausgefordert.
1. Die reisskräfte der Gummis im Neuzustand sind so groß, daß ein erwachsener Mann die nicht ohne Werkzeug zerreißt. Die Gummis sterben auf Dauer den Ozontod oder werden schlicht aufgerieben. Selbst der halbe Querschnitt reicht noch für 800 N.
2. Das Seil wird nicht wie bei F3B-Starts schockartig belastet, weil das Gummi in jedem Fall eher nachgibt. Im Hochstart erreichen 2-2,5 m Hangflieger etwa bis zu 500 N-Auftrieb plus Luftwiderstand-bedingten Seilzug.
Die Herrigs und Dieter Perlick kommen mit ihren Modellen mi 0,8-1,0 mm Seilen im WIndenbetrieb aus. Und dort werden die Seile mit 60er Kernen mit ca. 560 N belastet.
3. Dyneema-Schnüre sind zwar dünner, haben aber einen höheren Luftwiderstand wegen der Rauhigkeit.
Aber sie sind auch abriebfester.
4. Ein Dickenunterschied von 0,3 mm im Seil macht beim Gummistart bei einem schnellen Modell maximal einen Höhenunterschied von 6-7 m aus. Ob man das mit dem Auge feststellen kann, weiß ich nicht.
5. Während der F3B-WM schreibe ich meine neue Hoch- und Flitschenstart Broschüre. Vielleicht darf sie auch in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. (Schleichwerbung ? ODER Kompetenz?)
Letztlich gilt es immer noch: Probieren geht über Studieren. Für eine Reduzierung des Probieraufwandes sind unsere Daten gedacht.
MfG
HB
 
Danke an Heinz-Bernd für die fundierte Antwort. An dieser Stelle sei mir nochmal ein Lob für die sehr ausführlichen Hochstartinformationen auf seiner Homepage gestattet - da sollten sich andere Anbieter ein Beispiel nehmen.

Das Problem des Aufreibens im Alltagsbetrieb - besonders im ersten Drittel des Schlauchgummis - versucht unsere Jugendtruppe neuerdings durch einen hohen (>1m) und natürlich ordentlich abgespannten Erdanker zu verringern. Dadurch schleift der Gummi nicht mehr so viel auf dem Boden herum. Der 1. Platz beim Jason-King-Pokal am Schwartenberg bei Neuhausen/SN konnte damit (und mit ..räusper.. dem Mega Rubber F3B) jedenfalls erfolgreich verteidigt werden :D .

zu 3. und 4.: 6-7m Höhenunterschied sind immerhin bis zu 15 Sekunden mehr Flugzeit, die sich ohne Steigerung des Pilotenkönnens ;) holen lassen. Es kann sein, dass man das mit bloßem Auge nicht erkennt, aber wozu gibt es Logger?
Über die große Rauhigkeit von Dyneema-Flechtschnur gegenüber Nylonseilen habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Hier muss man allerdings die verschiedenen Herstellungsverfahren beachten. Da gibt es nämlich flach und rund geflochtene. Die runden besitzen oftmals das feinere Garn. Zum Probieren werde ich wohl die "climax PROTEC longlife"-Schnur von ockert verwenden, die neben ihrem runden Querschnitt auch noch eine sehr glatte Oberflächenversiegelung besitzt.
Dazu muss allerdings erst einmal mein neues Modell fertig werden, denn die anderen sind zur Zeit leider „verhindert“ :( .

Friedmar
 
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