Modellflug International ein einschneidendes Erlebnis

Ein Bericht über eine Erfahrung zum Thema Modellflug in Indonesien.

Ich berichte hier darüber wie ich den Modellflugsport in dem Heimatland meiner Frau kennen gelernt habe.

Als ich letztes Jahr im März in Jakarta(Indonesien) gewesen bin, habe ich den Teil meiner Familie kennen gelernt, der mir auf Grund der großen Entfernung bisher verwährt geblieben ist.
Darunter war auch der Gani. Das ist der Mann von der Cousine meiner Frau.
Er zeigte sehr großes Interesse an meinem Hobby und brachte mich auf die Idee nach einem Modellflugplatz in Jakarta zu suchen.
Auf Grund eines Trauerfalls in der Familie, blieb mir in der einen Woche Aufenthalt nicht genügend Zeit mich mit dem Modellfliegen zu beschäftigen.
Gani versprach mir bis zu unserem nächsten Besuch sich mal umzuhören wo es einen Modellflugplatz gibt.

Ende Juli sind wir dann wieder nach Jakarta geflogen, um Urlaub zu machen.
Schon am ersten Tag überraschte mich Gani mit der Neuigkeit, dass er einen Platz gefunden hat, an dem es Modellflieger gibt.
Wir sind dann allerdings erstmal nach Bali weitergeflogen, um dort 10 Tage richtig Urlaub zu machen.
Nach unserer Rückkehr nach Jakarta, habe ich mich dann mit Gani auf den Weg gemacht, das Modellfluggelände zu besuchen von dem Gani gehört hatte.
Auf dem ehemaligen Flughafen von Jakarta „Halim Perdana Kusuma“ soll es einen Bereich geben, wo sich die Modellflieger treffen und sogar Modelljets geflogen werden.
Das versprach einen aufregenden Tag.
Nach einer, zumindest für einen Deutschen, abenteuerlichen Fahrt durch die Millionen Metropole Jakarta sind wir in Halim angekommen und wurden von einer P51 und einem Militärposten empfangen.
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An dem ersten Posten durften wir passieren, um uns an der Hauptkontrolle zu melden.
Dort sah man mich mit prüfenden Blicken an und es standen schneller als ich schauen konnte drei schwer bewaffnete Soldaten um mich herum und haben mich nicht mehr aus den Augen gelassen.
Da stand ich nun zwischen zwei Panzern und den drei Soldaten und musste erfahren das jeder das Gelände betreten darf, ich als Ausländer aber eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Verteidigungsminister benötige, in der mir bescheinigt wird, das ich weder ein Terrorist noch ein Spion oder ähnliches bin.
Diese Bescheinigung hätten wir zwar besorgen können, dafür hätte aber die Zeit nicht mehr ausgereicht.
Enttäuscht haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Unterwegs beschlossen wir dann in einem Einkaufszentrum etwas essen zu gehen.
Gani der nicht locker lassen wollte, hat dann mehrere Einkaufszentren angesteuert und bei der Bombenkontrolle (kein Witz) in der Zufahrt zum Parkplatz die Security Mitarbeiter gefragt ob es dort ein Modellbaugeschäfft gibt.
Beim dritten Versuch teilte man uns mit das wir da richtig sind.

Ein Lichtblick! Juchhu.

Nach einigem suchen sind wir in dem Laden sehr freundlich empfangen worden. Der Verkäufer war ganz aus dem Häuschen und konnte gar nicht glauben dass jemand aus Deutschland zu ihm kommt um sein Geschäft anzuschauen.
Er hat uns dann auch von einem Modellflugplatz in „Alam Sutera“ erzählt.
Alam Sutera liegt am Rande von Jakarta und ist ein eher reiches Viertel, welches aus nobel Wohngegenden und großen Unternehmen besteht.
„Übermorgen am Samstag ist was los, da müsst ihr unbedingt zu uns zum fliegen kommen!“
Hat der Verkäufer zu uns gesagt.
Wir haben also die Telefonnummern getauscht und, sind nach hause gefahren.
Am Samstagmorgen gegen 9.30 Uhr hat das erste Mal das Telefon geklingelt.
Eine ganz aufgeregte Stimme fragte wann wir endlich kommen.
Wir haben uns dann eine Stunde später auf den Weg nach Alam Sutera gemacht.
Die Fahrt durch Jakarta war wie immer, wieder spektakulär und hat ca. 1 Stunde gedauert. Während der Fahrt hat der nette Mann aus dem Modellbaugeschäfft noch zwei Mal angerufen und wollte wissen wann wir endlich da sind.
Auch diese Fahrt war wieder Abenteuerlich. Zum einen wegen dem üblen Verkehr und zum anderen wegen der merkwürdigen Gefährte die dort immer wieder trifft.
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ein privates Transportunternehmen auf der Zufahrt zur Stadtautobahn

An einer Ampel an der wir wegen dem vielen Verkehr halten mussten(das anhalten versucht dort jeder zu vermeiden um nicht überfallen zu werden) sind dann vier Kinder aus einem Armenviertel hinten auf die Ladefläche von unserem Kleintransporter gesprungen um mit zu fahren.
Sie sind da so lange rumgeturnt(selbst auf der Stadtautobahn noch) bis ich mich rumgedreht habe und sie mit einem bösen Blick angeschaut habe. Geschockt von dem Anblick eines für die dortigen Verhältnisse riesen großen Mannes der auch noch Weißer war, haben die vier sich dann ängstlich auf den Boden der Ladefläche gekauert und gewartet bis wir am Ziel waren.

Endlich da!

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Ich hab mit vielem gerechnet, aber nicht damit das ich so Übermaßen herzlich empfangen werde.
In dem dortigen Verein wird viel Heli geflogen aber an dem Tag haben alle Mitglieder ihre Trainer Modelle mitgebracht um mir zu Ehren eine Fuchsjagd zu veranstalten.
Man hat mir dort das Gefühl gegeben ich würde auf Händen getragen.
Den Stolz einen Besucher aus Deutschland zu empfangen konnte ich den ganzen Tag deutlich spüren.
Jetzt will ich euch aber die Fotos von dort nicht länger vorenthalten.
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erstmal haben sich alle für ein Gruppenfoto mit mir aufgestellt.

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Der mit dem dunkelblauen T-Shirt links von mir hat mal in Deutschland studiert und ist begeisterter FMT Leser. Der auf dem oberen Foto mit dem weißen Hemd rechts neben mir gehört das ganze Stadtviertel Alam Sutera. Es war schon erstaunlich zu sehen wie er mit nem dicken Benz auf den Platz kam, während seine Mitarbeiter seine Modelle im VW Bus zum Platz brachten und dort unverzüglich aufbauten. In der Zwischenzeit hat dann der hauseigene Chaufuer auch seine Frau und Kinder in nem Alfad (Luxusvan) zum Platz gebracht.
So nun ging es daran die für mich organisierte Fuchsjagd durchzuführen.
Da alle mitgedacht haben stand auch für mich ein Trainer40 samt Sender flugfertig bereit.
Allerdings Mode 4 und daher für mich unfliegbar.
Aber es war auch schön zuzusehen. Meine Güte was war das ein heilloses Durcheinander.
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hier ist die Mannschaft gerade mit der Fuchsjagd beschäftigt

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Der Vorbereitungsplatz

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Hier sieht man ganz hinten einen Erdwall auf dem Leute sitzen. Das sind die Zaungäste die nicht auf den Platz dürfen. Da gibt es dann auch jede Menge Straßenverkäufer wo man leckere Bami Goreng kaufen kann.
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hier wird gerade die neue T14MZ von dem stolzen Herrn im karierten Hemd programmiert. Er hat den Trainer der vor ihm steht extra für die Fuchsjagd schnell aufgebaut

Zu guter letzt möchte ich mich noch bei Gani bedanken ohne den dieses Erlebnis für mich nicht möglich gewesen wäre. Ohne seine hartnäckige Suche nach einem Modellflugplatz, hätte ich nie erfahren können wie der Modellflugsport in der Heimat meiner Frau betrieben wird.
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Leider ist Gani bei dem Hochwasser in diesem Frühjahr durch einen Unfall ums Leben gekommen.
Danke für dieses tolle unvergessliche Erlebnis Gani.
Durch seinen Tod ist der Kontakt zu dem „Alam Sutera Aeromodeling Club“ abgebrochen.


Gruß Tobi
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Tobi,
es ist schön, neben dem ganzen Gemeckere über Dies & Das auch mal etwas ganz anderes zu lesen. Deinen Beitrag finde ich Klasse, zumal er nicht von irgendeinem Event der EXTRAKlasse und Wettbewerbsflieger erzählt, sondern von ganz normalen Menschen, die einfach nur Spaß am Modellfliegen haben wollen.
Das sollten wir uns alle immer wieder vor Augen halten; das es ein Sport und Hobby ist, welches Spaß bringt. Man muss nicht immer alles so toternst nehmen!!!
Viele Grüße
das_Gertl
 
Ich fände das auch klasse wenn hier noch mehr Leute ihre Geschichten erzählen in denen es um ähnliche Erfahrungen geht.
Legt mal los;)

Tobi
 

Holz

User
Hallo,

danke für den Bericht; es kommt die Begeisterung voll rüber.

Herzliches Beileid wegen Tobi. War echt geschockt, als ich zuerst das Bild sah und dann darunter die tragische Mitteilung lesen musste.


Grüße Werner
 

Holz

User
Hallo,

ist mir echt peinlich, ich wollte das heute in der Früh schon editieren, aber ich habe keine Möglichkeit dazu gefunden. Selbstverständlich war Gani damit gemeint.

Grüße Werner
 
Moin,

das war sicher einer der schönsten Beiträge hier im Forum.

... nur Schade ist die Geschichte mit Gani. Mein Beileid.

Aber wenn man die Adresse kennt sollte sich der Kontakt doch wieder aufnehmen lassen - ich glaube die Leute dort würden sich freuen.

Alles Gute

gecko
 
Holz schrieb:
Hallo,

danke für den Bericht; es kommt die Begeisterung voll rüber.

Herzliches Beileid wegen Gani. War echt geschockt, als ich zuerst das Bild sah und dann darunter die tragische Mitteilung lesen musste.


Grüße Werner

Mir erging es ähnlich. Zuerst sieht man den lächelnden Gani und dann die traurige Nachricht.
Aber sonst, toller Bericht, schön mal etwas aus einem anderen Land zu hören.
 

nowa

User
Toller Bericht, Respekt

Toller Bericht, Respekt

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. So ein Bericht lässt uns mal wieder über den Tellerrand schauen, erweitert unser aller Horizont und ist für mich viel wertvoller als das hundertausendste Video einer Extra in der Torquerolle.

Der Unfall von Gani macht auch mich sehr betroffen, ich glaube, ich hätte ihn gemocht.

Norbert
 
Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für das viele Lob für meinen Bericht.:)
Ich hätte nicht damit gerechnet das er so gut ankommt.

Hat denn niemand sonst ein ähnliches Erlebniss auf Lager?
Wäre echt schön wenn noch mehr Leute ihre Erlebnisse schildern.

Grüße Tobi
 
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