Welches Messing für einen Kessel?

Hallo,

ich studiere gerade verschiedene Pläne für Dampfmaschinen und Kessel. Bei den Materiallisten sind immer die benötigten Materialien und Abmessungen angegeben und bei den meisten Teilen auch die Güte des Materials, z.B. MS58.

Bei den Messingrohren für die Kessel steht aber nicht bei welches Messing man nehmen soll. Es gibt die Abmessungen z.B. bei Willms-Metallmarkt in MS58 oder MS63, welches ist geeigneter?

Wäre nett wenn mir wer einen Rat geben würde. Danke!

MfG HaJo
 

Volker Cseke

Moderator
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Hallo HaJo,

bei einem Einsatz als Kesselmaterial ist es egal, ob du MS58 oder MS63 nimmst. MS63 hat die etwas besseren Materialeigenschaften, jedoch wird niemand einen Messingkessel auf den Punkt berechnen und die Wandstärke auf das Minimum reduzieren.

Aber so pauschal kann man nicht sagen was besser ist, es kommt auf die Bauform und den Zweck an. Wenn du einen Hals anziehen willst oder einen Flansch, so ist das MS58 besser, da es sich besser umformen läßt. Doch sollte man hier schon wirklich Erfahrungen haben, da Messing zu Rissen neigt, wenn es umgeformt wird. Bitte sorgfältig ausglühen und in kleinen Schritten treiben.

Viele Grüße

Volker
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo KNO3,

auf jedem Fall schön vorsichtig :D .

Wenn es irgend geht, mache ich mir aus Schamottziegeln einen kleinen Raum, stelle oder lege das Bauteil hinein und erwärme es mit einem großen Propanbrenner vorsichtig schön gleichmäßig. Ich benutze geräde bei Messing keinen Schweissbrenner, da der zu heiß ist und man recht schnell ein Loch einfallen läßt. Also alles schön gleichmäßig hochheizen, dabei eine sehr dunkle Sonnenbrille oder eine Autogenschweißbrille tragen.Wenn das Messing oder das Kupfer ganz leicht dunkelrot glüht, mit der Flame schön wedeln und versuchen möglichst das ganze Bauteil auf gleiche Temperatur zu bekommen. Dies für einen Augenblick halten (so 10 Sekunden oder so) und dann die Flamme löschen. Jetzt die Stücke auskühlen lassen. Durch die Schamottsteine erfolgt die Abkühlung schön gleichmäßig und man bekommt keinen Verzug. Wenn die Temperatur etwas runter ist und das Glühen verschwunden ist, kann Messing oder Kupfer direkt in Wasser abgeschreckt und gekühlt werden. Im Gegensatz zu Stahl gibt es keine Spannugsrisse mehr oder Verzüge. Durch das Abschrecken im Wasser kann man zügig weiterarbeiten, jedoch daran denken, das Wasser verdunstet zum Teil und sollte die Luftfeuchtigkeit der Werkstatt nicht zu weit nach oben treiben, sonst rostet alles :D . Also besser draußen machen oder auf das Wasser verzichten und die Zeit abwarten.

Viele Grüße

Volker
 
Hallo Volker,

vielen Dank für die Ausführungen, war mir nämlich sehr unsicher!

Habe hier ein sehr schönes Buch "Dampf 33/34", da sind auch Materiallisten für die Projekte drin, nur eben nicht die Güte.

MfG HaJo
 

AdV

User
Moin,

ich habe schon seit fast 15 Jahren keine Dampfmaschine und auch kein Kessel mehr gebaut aber ich denke mal, dass ich noch weiß wie es geht.:rolleyes:
Von Messing und vor allem von MS 58 kann ich nur abraten! Es sei denn, wenn der Kessel vernickelt wie bei Wilesco oder mit Holz verkleidet wird.
Die Begründung liegt darin, dass Messing die Eigenschaft hat bei UV-Licht bzw. Bestrahlung aushärtet und spröde wird. Frei nach den Motto: „Stetig Wasser höhlt den Stein“
Ich habe meine Kessel immer aus Kupfer oder Stahl gebaut. Kann natürlich sein, dass sich in den Letzten Jahren was geändert hat.;)

Gruß Armin
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo Armin,

schön dich hier zu lesen, aber ist deine Aussage bezüglich der UV-Angriffe an Messing nicht etwas unhaltbar? Ich bewege mich seit ca. 40 Jahren im Dampfmodellbau und auch beruflich seit ca. 20 Jahren im Dampf - Kraftwerksbau und habe so etwas noch nicht gehört. Eine schnelle Rechersche in der Firmensammlung hat hierfür nichts geliefert. Hast du eventuell eine Quelle für uns?

Ich habe große Hochachtung vor deinen handwerklichen Fähigkeiten und deinem Sachverstand der Motorentechnik, doch ich glaube, hier liegst du falsch.

Seit ca. 1870 werden Spielzeugdampfmaschinen mit Messingkesseln hergestellt, mit Weichloten verbunden und in den Handel gebracht. Probleme bereiten hier nur die verschiedenen Kesselwasser mit ihren chemischen Eigenschaften und die eventuell vorhandenen Materialmischungen - meist nach Reparaturversuchen der Besitzer. Ich kenne viele alte Dampfkessel mit Betriebs- und Lebensaltern von mehr als 50 Jahren, die alle nicht verkleidet sind und jede Druckprobe einwandfrei bestehen.

Die Vernickelung der Wilesco-Kessel ist auf der Außenseite ein optisches Element, im inneren ist die Vernickelung ein Schutz gegen "falsches" Kesselwasser. Auch die Firma Wilesco bietet immer wieder Modell in Messingfarben an und liefert für alte Anlagen auf Anfrage auch "blanke" Kessel.

Sicher ist der Einsatz von Kupfer in dynamisch hoch belasteten Kesseln vorzuziehen, doch im Bereich der Spielzeugmaschinen nicht üblich. Wenn es um Fahrmodelle - egal ob es schwimmt oder fliegt oder fährt, so sit der Kupferkessel sicher die bessere Wahl, aber bei kleinen Leistungen nicht erforderlich.

Stahlkessel tragen das erhebliche Problem der Korrosion, kaum ein einfacher Hobbyanwender ist mit den Theorien und den erforderlichen Schritten der Speisewasseraufbereitung vertraut, die erforderlich sind um einen Stahlkessel über viele Jahre zu betreiben. Hierfür muß man sich schon damit auseinandersetzen. Jeder Modelldampflokbesitzer mit Stahlkessel kann ein Lied davon singen.

Der vermeintlich gute Werkstoff Edelstahl birgt große Gefahren bei der unsachgemäßen Verarbeitung und sollte nur den versierten, industriell tätigen Kesselbauern vorbehalten bleiben. In einigen Ländern ist Edelstahl als Kesselmaterial für den Selbstbau nicht zugelassen. Kupfer, Messing und Kesselstahl sehr wohl.


Viele Grüße

Volker
 
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