Fliegen mit dem Vario

Merlin

User
Hallo Thermikflieger,

ich überlege schon lange, ob ich mir ein Vario anschaffen soll.
Thommy wird sicherlich denken: "gute Idee!". :D

Meine Rahmenbedingungen: Ich fliege im Flachland und starte mit dem Gummiseil auf Höhen zwischen 50m und 90m :rolleyes: . Wenn´s Thermik gibt kann ich die im Normalfall auch nutzen. Flugzeiten relativ problemlos zwischen 10 und 20min - wenn´s gut geht auch bis weit über eine Stunde :p .

Meine - zugegebener Maßen difuse - Befürchtung ist nun, dass ich mir durch das Variofliegen das Gefühl für die Thermik verderbe. "Liest man die Luft" noch so, als wenn man ohne Vario flöge?
Fliegt man vielleicht später auch ohne Vario besser? :rolleyes:

Frage an die F3J/F3B-Flieger unter euch: fliegt ihr mit Vario, und wie sind die Erfahrungen?

Ich bin gespannt!

Bernd
 
Hallo Bernd Brunner,

zwar bin ich kein ausgesprochener F3B/J- Flieger, aber ich bin seit etwa 10 Jahren Vario-Flieger im flachsten Flachland (und dort, wo es auch Wind gibt!) und kann zu Deiner Frage nur eines antworten:

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Man lernt erst richtig, die Thermik zu lesen! ...was auch in sofern logisch ist, als das Vario das erste Hilfsmittel ist, mit dem man die Bewegungen/Reaktionen des Modells mit beobachteten Wetterphänomenen etc. in Verbindung bringen kann.

Gruß H. Eberbach
 

Quack

User
hi bernd

das vario ist schon ne feine sache! man braucht es zwar nicht bei hammer thermik aber wenn es denn nicht so gut geht zeigt es dir gringstes steigen an wo du ohne einfach durch fliegst ;) und wenn du dann etwas höher fliegst hilf es auch sehr :D

gruss hendrik
 

Thommy

User †
Hallo Bernd,
was es bedeutet mit Vario zu fliegen, kann man am besten im "Thermikbuch für Modellflieger" nachlesen.
Wenn´s Thermik gibt kann ich die im Normalfall auch nutzen.
These aus dem Buch : Es gibt fast immer Thermik :D

Wenn man über einen normalen Segelflugtag noch einmal nachdenkt, dann fällt einem auf, dass die Hammerthermik eher selten vorkommt, ordentliches Steigen ist schon häufiger, und dass es ein bisschen trägt, das ist sogar sehr häufig der Fall.

Hier kommt nun das Vario ins Spiel, ein guter Pilot erkennt ungefähr 0,5m/s steigen auf eine entfernung von ca 50m. Wenn Du allerdings keinen Vergleich hast wie den Horizont, also steil über Dir oder unter Dir fliegst, wird es wesentlich schwieriger. Ein modernes Modellflugvario erkennt 5-10 cm/s, und das unabhängig von Winkel und Entfernung.

2. Punkt ist, ohne Vario kreist Du oft auf Verdacht ein, um festzustellen, ob was geht oder nicht, so ein Kreis dauert mindestens 10-15s. Mit einem durchschnittlichen Modell verlierst Du wenn doch nichts da ist schnell 10-15m. Mit Vario merkst Du schon im Geradeausflug, ob es sich lohnt einzukreisen oder nicht.

Ein Vario erweitert Dir den nutzbaren Bereich der Thermik sehr weit auf die schwache Seite.

Oft hilft zum Überbrücken sogar an Stellen zu fliegen, an denen es nur nicht so schnell runter geht wie an anderen. Gerade im Gebirge kann so etwas schon das Modellleben retten.
Gerade bei schwachen Bedingungen kannst Du mit dem Höhenwert noch besser Entscheidungen treffen.

Ich bin früher auch öfters mit einem F3J am Gummiseil geflogen, selbst wenn es so schwach geht, dass Du nur 1-3m in 20s machst, kannst Du mit Höhenmesser feststellen was Sache ist, das Variosignal selbst, hilft dann kaum mehr weiter.
Hier erleichtern die Zahlen dann die Entscheidung.

Eine besonders interessante Methode zur Schulung benutzte vor einigen Jahren die F3J-Nationalmanschaft. Die Modelle waren zur optimierung des Hochstarts und zur Schulung des Thermikauges mit Vario mit Höhenmesser ausgerüstet. Allerdings hatte nicht der Pilot den Ohrhörer sondern sein Coach. Das war für die Piloten und Helfer eine sehr wertvolle Erfahrung.

Wer mit Vario fliegt, erlebt Thermik viel intensiver als ohne Vario, insofern schult es auch das Thermikgefühl. Trotzdem sollte man natürlich nicht die Erfahrungen die man ohne Vario gemacht hat, ausser Acht lassen. Thermik funktioniert für Modelle mit und ohne Vario gleich. Kreisende Vögel, Schwälbchen, ein Flächenwackeln ... sind immer Anzeichen für Thermik, mit Vario kannst Du sie nur leichter finden und besser zentrieren, oder den Abwinden besser ausweichen.

Für die allermeisten die mal ein Vario geflogen haben, stellt sich die Frage, wie es ohne ist nicht mehr.
Die meisten möchten schon auf Grund der Möglichkeit jederzeit die Bordspannung abrufen zu können, nicht mehr auf das Vario verzichten.
Gerade am Gummiseil hat man keine Höhe zu verschenken.

:D Risiken und Nebenwirkungen sind sicher Suchtgefahr, steifes Genick und womöglich Bewegungsmangel :D
Gruß
Thommy
 

Dude

User
Thommy hat die Vorteile schon weitgehend geschildert. Ich fliege sowohl am Hang als auch in der Ebene. Gerade in der Ebene, wenn die Bärte meist senkrecht über einem stehen und man sich am liebsten auf den Rücken legen würde, ist ein Vario eine Riesenhilfe zum Obenbleiben.
Ein zweiter wichtiger Aspekt ist für mich das Runterkommen. Geht's dann mal richtig und der Flieger ist auf 300m, kann man mit dem Vario auch die Kontrolle über die Ausstiegshöhe behalten. Großflächige Thermik mit 3 bis 4 m/s Steigen und ein Thermikmodell ohne Störklappen lassen da auch mal Panik aufkommen.
Die laufende Spannungsansage ist für mich ein weiteres Sicherheitsplus. Die Flugzeiten haben sich durch Einsatz des Varios bei mir ca. verdoppelt. Bin davor 15 Jahre ohne geflogen und behaupte von mir, dass ich einen Bart schon einigermassen erkennen und ausfliegen kann.
Wenn Du also die Kohle erübrigen kannst, greif zu!
Vielleicht findet sich ja auch jemand in Deiner Nähe, dessen Vario Du mal probeweise einbauen kannst.
 

mec

User
nicht zu vergessen: reichweitentest vor dem erstflug.

auch dann, wenn das vario in fünf, sechs fliegern einwandfrei funktionierte.
der siebte flieger war bei uns dann kaputt :(

mec
 
Ich denke, die Meisten schreiben an Bernds Kernfrage vorbei:
Meine - zugegebener Maßen difuse - Befürchtung ist nun, dass ich mir durch das Variofliegen das Gefühl für die Thermik verderbe.
Ich fliege mit Varios seit es diese für Modelle gibt.
Und da kann ich Bernd beruhigen: Nein! Im Gegenteil.
Man lernt (so glaube wenigsten ich) die Flugbahn und "das Gehabe" des Modells viel besser zu interpretieren und "zuzuordnen". Das Vario sagt einem, warum das Modell sich gerade so benimmt.
Das ist dann beim "Fliegen ohne" sehr hilfreich.
Den längsten Flug bei schwachen Bedingungen habe ich dieses Jahr "ohne" gemacht. Weil ich "mit" viel gelernt habe.
Gruss Jürgen
 

Jan

Moderator
Variometer für Modellflug
Picolario talk

Skymelodie und Skypanel

Mehr kenne ich nicht.

Kaufentscheidungen kann Dir keiner abnehmen.

Vergleiche die Leistungsfähigkeit, den Vario-Ton, den Preis, den (Internet- und Email-)Service. Frage andere und probier es selbst aus. Mein Tipp: Kauf Dir ein LPD und stell Dich neben verschiedene Piloten, die ein Vario im Modell haben und guck' und hör' einfach mal eine Weile zu. Wenn Dich dann das Geräusch eines bestimmten Varios nervt oder Dir das Geräusch eines anderen gut gefällt, ist das schon mal ein Hinweis. Alleinseligmachend ist das aber nicht. Denn beim Fliegen gewöhnt man sich an Manches, wenn einem andere Eigenschaften als ein schöner analoger Variosound wichtiger sind.

Mach' Dir klar, was Dir wichtig ist. Beantworte Dir folgende Fragen: Was willst Du ausgeben? Brauchst Du Wechselkanäle? Brauchst Du TEK? Brauchst Du eine Höhenansage? Brauchst Du eine Spannungsüberwachung? Brauchst Du Impulsüberwachung? Brauchst Du GPS?

Viele Antworten wirst Du erst kennen, wenn Du Flugstunden mit den einzelnen Produkten hinter Dir hast.

Die eierlegende Wollmilchsau, also ein Vario, das extrem präzise ist, Impulsüberwachung hat Höhenmessung hat, TEK hat und dabei die Höhenmessung mit eigener Messdose betreibt und bei allem auch noch billig ist, gibt es (soweit ich weiß) nicht. Ein Vario ist ein Präzisionsinstrument. Das kann nicht richtig billig sein.
 

Merlin

User
Hallo zusammen,

Danke für eure Beiträge. Ich habe natürlich auch das "Thermikbuch" gelesen und mir sind die Vorteile auch bewußt, doch geht´s mir - wie Jürgen richtig bemerkte - um das Fliegen mit/ohne Vario, nicht um die Technik.

Was ändert sich, wenn man mal wieder "ohne" fliegt?

Ich will auch ohne Variounterstützung besser werden, daher die Frage an die F3B/F3J-Piloten, da diese im Wettbewerb auch "ohne" auskommen müssen.

@Kugelblitz: bemüh´ die Suchfunktion. Es gibt wirklich reichlich Info´s über Hersteller, Vor-und Nachteile der Systeme usw.

Gruss,
Bernd
 
moin bernd,
thommy hat recht, mit vario kannst du nur gewinnen
wir im flachland schauen ja meistens nur senkrecht hoch und können höhenunterschiede schlecht abschätzen, ein vario zeigt dir, wo thermik ist und wenn du meinst, in thermik zu kreisen, ob du komplett drin bist, oder nur mit einem halbkreis. Thermik finden und zentrieren wird vereinfacht, das beobachten der luft zählt nach wie vor, denn wer sucht schon thermik, wo keine zu erwarten ist.
Seid 4 Jahren habe ich das piccolario von thommy und möchte es nicht mehr missen.
Gruß Gerrit
 
Hallo zusammen,

ich bin auch schon seit Jahren ein sehr überzeugter Varionutzer. Und ich meine, dass ich mit Vario erst richtig Thermkfliegen gelernt habe (Nein, ich halte es nicht für notwendig, dass diese Aussage jetzt von einem Pfinztäler kommentiert wird!!). Das "Thermikgefühl" hat sich damit bei mir überhaupt erst entwickelt. Ausserdem finde ich, dass das Vario einem einfach ein schöneres Flugerlebnis bietet. Neulich bin ich mit bei starker Thermik mit einem Hotliner ohne Vario relativ lang geflogen. Fazit war, dass es dennoch nicht soviel Spaß gemacht hat wie mit Vario, weil einfach die Rückkoppelung gefehlt hat. Ich kann also mit voller Überzeugung nur zuraten!

Gruß

Thomas
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo,

zum Thermikfliegen gehört mehr als nur Thermikblasen zu finden. Natürlich ist das wichtig sonst kommt man ja nicht rauf.

Aber genau so wichtig, ist es die Landschaft die man befliegen will mit einzubeziehen. Man sucht sich vor dem Start, Stellen an denen es Ablösungen geben könnte, achtet im Gelände auf Hell/Dunkel Kontraststellen, schaut nach kreisenden Vögeln, flimmernden Luftschichten am Boden, bewegte Getreidefelder usw.
Die Erfahrung kommt dann durch die Bestätigung der Beobachtungen. Dabei ist ein Vario ein gutes Mittel, Fehleinschätzungen oder die Richtigkeit der Annahme zu hören. Verlernen wird man das Thermikfliegen mit einem Vario nicht.
Wer die Zusammenhänge nicht versteht, kann mit einem Vario von Abwind zu Abwind fliegen, ohne zu merken wo es denn nach oben gehen könnte. ;)
 
Halo Bernd,
ich habe die Erfahrung gemacht, daß man mit dem Vario auch das Setup seines Modells besser abstimmen kann, man hört einfach, welche Wölbklappenstellung in welcher Situation des beste Steigen bringt. Dadurch, daß Du ja das Modell weiterhin beobachtest, zusätzlich aber die akustische Rückmeldung bekommst, wirst Du auch ohne Vario besser Thermik finden und nutzen können. Fazit: Man lernt eine Menge über seinen Flugstiel, sein Modell und natürlich die Natur !

Gruß Markus
 

Merlin

User
Ganz herzlichen Dank an alle, die hier ihre fliegerischen Erfahrungen mit dem Vario gepostet haben. Das ist genau das, was ich wissen wollte.

Dann werd´ ich mal in die Kasse gucken... :D

Gruss,
Bernd
 

VOBO

User
Ich kann das alles nur bestätigen. Seitdem ich mit dem Picolario fliege bleibe ich mit meinem FLOWER 2 einfach deutlich länger oben und ich fliege viel entspannter, weil ich ständig über den Accuzustand informiert werde.

Gruß Volker

[ 14. Oktober 2004, 11:03: Beitrag editiert von: VOBO ]
 

Wimh

User
Original erstellt von Dude:
Die Flugzeiten haben sich durch Einsatz des Varios bei mir ca. verdoppelt...
Hmmm, vielleicht kan Ich die signale nicht richtig interpretieren aber bei mir ist das nicht so, meine ( rekord : 57 min mit Robbe Arcus),sind immer noch geringfussig besser ohne vario (Picolario Talk). Das ding arbeitet eigentlich ganz gut , endlich weiss Ich wie hoch Ich wirklich mal war/bin. Aber Ich denke Ich werde meines verkaufen. Ich fliege nur elektro, meist segler, F5F und zum spass meistens Graupner Junior Sport Plus ( 54 min), letzter zeit auch KIS mini HLG( da geht er nicht rein...) . Ich steige damit meistens auf 50m hoch (100m wenn nichts geht) , mit thermikeinfluss geht's rauf bis zu 200m max danach siehe Ich das modell nicht gut genug mehr um spass zu haben. Mit ein grosseres modell war's vielleicht besser. Also, wie die Ami's immer sagen, YMMV.

[ 14. Oktober 2004, 20:13: Beitrag editiert von: Wim ]
 
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