Silberstahl härten

Tiggr

User
Hi!

Es ist soweit ich will für meine Drehbank den ersten Drehstahl selber schleifen. Ich verarbeite im Moment nur Alu, und ich brauch für den konkreten Anlass einen Innendrehstahl.

Ich will mich da jetzt mal ran drauen, die Beschreibung wie ich den schleifen soll hab ich in "Drehen für Modellbauer - Band 1" gefunden, und ich hab aus einem Set von RC-Machines ein Muster, das aber komplett anderes aussieht! ;-) Da muss ich mich noch für ein Muster entscheiden. Ich glaub die Variante von Eichardt ist stabiler?

Auf alle Fälle hab ich aber nur Silberstahl hier liegen, und keine HSS-Rohlinge.

Jetzt kommen meine Fragen:

- Muss ich den Silberstahl-Drehmeisel für Alu überhaupt härten?

- Wie gehe ich beim Härten des Drehstahls am besten vor? Welche Farbe muss der Stahl beim Abschrecken haben haben, was kommt danach? Anlassen, aber wie? Und dann, ich glaub da war noch was mit abziehen? Ich weiß, dass ist in Band 2 des Buchs beschrieben, aber genau das finde ich im Moment nicht mehr, weil ich das wohl beim Keller renovieren ordentlich weg gepackt habe! :-( Gibt es einen Link, wo das beschrieben wird? Ich hab per Google leider nichts gefunden!

- Oder sollte ich lieber den Silberstahl in die Ecke stellen und HSS-Rohlinge bestellen?

- Oder sollte ich die Idee ganz vergessen, und einen Satz Bohrmeisel bestellen?

Tschüss
Marcus (aka Tiggr)
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo Marcus,

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Silberstahl ist für Alu schon ausreichend, um erste Versuche mit Selberschleifen und Härten zu machen. Du willst sicher keine Serienproduktion machen. Härten und Anlassen mußt du den Silberstahl schon für die Verwendung als Drehmeißel, im Auslieferungsstand ist der Silberstahl so recht nicht als Drehling einzusetzen.

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Schleifen ist sicher klar, die Form ist nicht egal aber für den Anfang noch nicht entscheidend. Wenn dir die eichardtsche Form besser gefällt, dann mach sie. Schön auf Freiwinkel, Spanwinkel und Keilwinkel achten. Schneide und Hals nicht zu dünn machen.

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Härten:

Zur besseren Erkennung der Farbe kann man eine gute Sonnenbrille aufsetzen.

mit einer weichen Gasflamme vorischtig von der Schneide her auf dunkelrote Gut erhitzen. Hierbei muß nur der Schneidenkopf glühen. Die Temperatur sollte von der Schneide nach hinten in den Meißel stetig abnehmen, es sollte keine Kante am Hals oder Schaft glühen. Dann senkrecht in Wasser eintauchen und mit krteisförmigen Bewegungen kühlen.

Jetzt ist die Schneide glashart und damit nicht zu gebrauchen, aber sie läßt sich wunderbar mit einem feinen Schmirgelstein (Schmirgelfeile) glätten und polieren. Zur Not geht auch feines Naßschleifpapier, welches man auf einen harten Untergrund - Alu oder Messing oder Stahl -- kein Holz - klebt und als Feile benutzt. Alle Flächen deines Meißels zum Schluß mit feiner Stahlwolle putzen, so das alles metallisch rein glänzt.

Anlassen:

Dies funktioniert mit einer guten Heißluftpistole oder eben einer weichen Gasflmme:

Der Meißel wird vom Schaft her vorischtig erhitzt. Auf der blanken Oberfläche sieht man, wie die Oberfläche sich verfärbt. Die Farbe ist ein Indikatior für die Temperaturt.
Grob gesagt geht es von gelb über rot nach blau nach grau. Für den Drehmeißel brauchen wir eine Temperatur von ca. 240 Grad - dies entspricht gelbbraun.
Du solltst erst mal ein einfaches Stück Stahl nur so härten und anlassen, um die Farben und die Zuggeschwindigkeit zu sehen.

Wir erhitzen also den Schaft bzw. Hals unseres Meißel und sehen die Anlassfarben auf die Meißelschneide zulaufen. wenn die Schneide gelbbraun ist, dann sofort in Wasser abschrecken. Jetzt ist die Schneide hart und zäh und der Schaft bzw. Hals des Innenmeißel ist zäh.

Beim Ausprobieren des Meißels dran denken, es ist nur Silberstahl, also keine gewaltigen Späne machen. Wenn die Schneide stumpf ist, kann man mit dem feinen Schmirgelstein etwas abziehen und eine neue Schneide anziehen. Wenn eine dicke Macke drin ist oder eine Ecke abbricht, muß man leider das Härten und Anlassen nach dem Schleifen wiederholen, da wir die richtige Eigenschaft nur in einem kleinen Randbereich hinbekommen. Ein HSS- Rohling ist halt überall gleich hart und zäh.

Viele Grüße

Volker
 
Um die Anlassfarbe besser zu erkennen solltest du schaun, dass du alles entfettest und dann nicht mehr mit den Fingern hinlangst.

Gruß
Korbi
 

Tiggr

User
Hallo!

Nach etwas Nachdenken, weiß ich nun noch etwas, dass ich nicht weiss: Woran erkenne ich, ob das Härten und das Anlassen jeweils richtig geklappt hat?

Tschüss
Marcus (aka Tiggr)
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo,

wenn du den Meißel ins Material fährst und er schneidet und nicht wegfliegt bzw wegfließt. :D

Das Härten ist noch leicht zu kontollieren, vorsichtig mit einer alten Feile über eine Ecke, die keine Schneide trägt, gehen. Die Feile muß über die glasharte Fläche einfach abrutschen und sollte kaum Spuren hinterlassen. Ob das Anlassen geklappt hat, sieht man nur im Gebrauch oder eben auf einer entsprechenden Prüfmaschine, aber auch dies ist bei einer Fehlproduktion verschleißend für deinen Meißel.

Eigentlich ist das Verfahren der Verarbeitung von Silberstahl sehr robust und werkstatttauglich. Einfach machen - es wird schon.

Viele Grüße

Volker
 

FamZim

User
Hallo Marcus

Ich nehme zum ausdrehen normaler Borungen , einfach gekürzte HSS Bohrer!!
Die werden an der linken Seite zu einer Schneide angeschliffen.
Die können, wenn stumpf, nachgeschliffen werden bis sie alle sind :D

Gruß Aloys.
 

Tiggr

User
Hallo!

@Aloys:
Ich bin mir aber sicher, das bleibt nicht der letzte Stahl, denn ich bauen werde, ich werde sicher noch den einen oder anderen Formstahl brauche. Deswegen sehe ich den Bohrstahl als einfaches Übungsobjekt an. Vor allem weil ich da auch ein Muster habe, wie es aussehe soll, wenn den HSS-Meisel aus meinem Drehmeiselsatz als Vorbild nehme, und nur die Maße an meinen Bedarf anpasse.

@Volker:
Das klingt ja eigentlich sehr ermutigend. Ich hab in einigen Messermacher-Foren nachgelesen, die machen da ja eine echte Wissenschaft draus, das macht einem richtig Angst. Aber bei dir klingt das viel einfacher! Das macht Mut!

Muss jetzt beim ersten mal ja auch nicht perfekt sein, nur funktionieren muss das Ergebnis!

Heute mußte ich leider zu lang Arbeiten, aber morgen gehts dann rund an der Schleifscheibe!

Tschüss
Marcus (aka Tiggr)
 

FamZim

User
Moin Tiggr

Ich brauche demnächst auch einen Drehstahl um eine Innennut zu drehen, da ist dann auch schleifen angesagt.

Gehärtet habe ich mal Uhrmacher- Schraubendreher, die richtig weich waren beim kauf.
Erstmal gradegebogen, mit dem Gasbrenner glühend gemacht und ab ins Wasser.
Dann ein bischen blank gemacht, "gelb" angelassen und abgeschreckt im Wasser, und, i am happy !!!!!!!!
Eben genau wie hier gesagt wird :D :D

Gruß Aloys
 

Tiggr

User
Nochmal Hallo!

FamZim schrieb:
Ich nehme zum ausdrehen normaler Borungen , einfach gekürzte HSS Bohrer!!
Die werden an der linken Seite zu einer Schneide angeschliffen.

Ich versuch mir das die ganze Zeit vorzustellen. Hast du mal ein Bild davon, wie das aussieht?

Tschüss
Marcus (aka Tiggr)
 

FamZim

User
Vergleich!

Vergleich!

Hi
Sieht SO aus:


Drehstähle1.jpg


Ein normaler Bohrer zum Vergleich!

Gruß Aloys.
 
Da der Spiralbohrer Spanwinkel und Nebenfreiwinkel (oder wie der heisst), sowie das Material schon mitbringt, musst Du wirklich nur noch für Einhaltung des Freiwinkels sorgen.

Genial einfach. Muss man erst mal drauf kommen.

Nachteilig ist allenfalls die Elastizität des Spiralbohrers, und beim tief Eindrehen ist wahrscheinlich der Spanabfluss nicht optimal.
 

Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Hallo,

der wesentliche Nachteil ist wirklich die große Elastizität des Bohrers. Und außerdem muß man das Schleifen der Schneiden sowieso lernen :D , wenn man eine Drehmaschine hat.

Da kann man schon besser einen Einzahn - Fräser in einem Rundstahlhalter zweckentfremden, doch dann kann man auch einen fertigen Innenstahl kaufen. Kaufen geht immer :D :D .


Viele Grüße

Volker
 

FamZim

User
Hi

Die Elastizität ist etwas doof, deshalb ja "kürzen" :D
Das schöne, es gibt sie in allen Durchmessern und die Winkel "wachsen " immer mit :D
Normalerweise werden Bohrer sowieso immer kürzer bei gebrauch, und irgendwann werden sie Drehstähle !

Gruß Aloys.
 
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