Die Initiative "Modellbau bildet...!"

"Modellbau bildet...!"

Eine Initiative zur Stärkung der handwerklichen Bildung

Andreas Hornung


Am Anfang stand die Frage: „Was kann man tun, um den Modellbau zum Zweck der handwerklichen Bildung unserer Kinder zu erhalten?“ Auf Grund der überaus positiven Erfahrungen mit der Schülerarbeitsgemeinschaft Modellbau, waren einige Mitglieder des Modellsportverein "AeroNautic" Bad Salzungen e. V. der Meinung, dass dieses erfolgreiche Konzept vervielfältigt werden sollte.

Die oben gestellte Frage wurde einmal in einem Gespräch zum Thema Jugendförderung im Modellsport von dem erfahrenen Modellflieger und Modellflugförderer Wolfgang Schweidler aufgeworfen. Die Idee einer flächendeckenden Etablierung von Schülerarbeitsgemeinschaften Modellbau ist eine Antwort auf diese Frage. Seit ihrer Gründung im Dezember 2015 hat die Initiative Modellbau bildet...!, kurz "MObi", nicht nur ein konkretes Konzept erarbeitet, wie diese Vervielfältigung umzusetzen ist, sondern auch viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet und innerhalb der Modellbauszene sowie bei Handwerk und Politik nach Unterstützern gesucht. Mit ihren Spendeneinnahmen unterstützt die lokale Initiative die AG-Modellbau.

Der deutschlandweite Aufruf zur Gründung von Schwesterinitiativen innerhalb anderer Modellsportvereine blieb bisher leider ohne Resonanz. Deshalb konzentriert MObi seine Bemühungen auf eine Umsetzung des erarbeiteten Konzepts im Wartburgkreis, um im Erfolgsfall ein Beispiel für andere Regionen zu geben und damit eventuell den Anreiz zur Gründung von Schwesterinitiativen zu erhöhen. Das Problem des Nachwuchsmangels im Handwerk, das inzwischen offen zu Tage tritt (was bereits öffentlich diskutiert wird), ist eines der Argumente, mit denen MObi für eine Etablierung von Nachmittagsangeboten in Form von Arbeitsgemeinschaften im Modellbau wirbt. Im Laufe der intensiven Beschäftigung mit der Thematik hat MObi folgende Standpunkte entwickelt, die offen nach außen vertreten werden:
  1. Modellbau ist geeignet, Schüler und Schülerinnen zu einer handwerklichen Betätigung zu animieren.
  2. Modellbau von Grund auf beinhaltet ein enorm vielfältiges Bildungspotential.
  3. Nach diesem Konzept arbeitende Arbeitsgemeinschaften im Modellbau leisten im Wesentlichen Bildungsarbeit und nichts anderes! Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe der Daseinsvorsorge und somit Aufgabe des Staates. Es ist nicht begründbar, warum handwerkliche Bildung dabei weitestgehend ausgeklammert bleibt.
  4. Jahrzehntelange Erfahrungen zeigen, dass der Effekt, mittels Modellbauarbeitsgemeinschaften nachhaltig Nachwuchs für den Modellsport zu gewinnen, relativ gering ist. Momentan reicht der damit erzielbare Effekt bezüglich Nachwuchsgewinnung nicht zum Erhalt der Arbeitsgemeinschaften aus, da Modellbauarbeitsgemeinschaften rein ehrenamtlich geführt werden. Dafür gibt es unzählige Beispiele. Bleibt es dabei, werden sie aussterben. Dies ist ein weiterer Grund für die Forderung der Initiative Modellbau bildet…! nach hauptamtlichen Stellen für diesen handwerklichen Bildungszweck.
  5. Lediglich die modellsportliche Aktivität im Jugendbereich lässt sich durch Modellbauarbeitsgemeinschaften etwas steigern, sofern entsprechende Modellsportjugendbetreuer für diesen Zweck in den Vereinen zur Verfügung stehen. Natürlich kann sich daraus auch eine nachhaltige Gewinnung von Modellsportnachwuchs entwickeln. Dies ist aber auch nötig, um Modellbau und Modellsport als Bildungsquellen erhalten zu können.
  6. Frei nach JFK: Es gibt nur eines was auf Dauer teurer ist als handwerkliche Bildung: Keine handwerkliche Bildung! Damit ist das Argument der fehlenden finanziellen Mittel nicht haltbar. Wer möchte diese Wahrheit noch leugnen?
  7. Professionelle handwerkliche Grundbildung war nie so nötig wie heute! Vorherige Generationen wuchsen in einem Umfeld mit deutlich mehr Berührungspunkten zu handwerklichen Betätigungen auf. Das erklärt, weshalb handwerkliche Bildung in der Schulbildung womöglich jahrzehntelang als verzichtbar galt. Durch die gesellschaftliche Entwicklung verringerte sich der Bezug zu handwerklichen Betätigungen soweit, dass großen Teilen unserer Jugend handwerkliche Betätigung völlig fremd geworden ist. In dieser Situation ist es nun dringend erforderlich, handwerkliche Bildung von Schülern und Schülerinnen innerhalb des Bildungssystems deutlich zu verstärken.
  8. Die in der Gesellschaft bereits eingetretene handwerkliche Verarmung erschwert die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten an Schüler und Schülerinnen enorm. Es ist ein eklatanter Mangel an motorischen Grundfähigkeiten zu beklagen.
  9. Auch wenn die Vorbilder für das MObi-Konzept viele Jahrzehnte zurück liegen, ist das Konzept an die heutigen Gegebenheiten angepasst. Dies betrifft nicht nur die Organisation, sondern auch die Qualität. Auf Grund des Mangels handwerklicher Bildungsmöglichkeiten im Alltag unserer Kinder muss handwerkliche Bildung heute eine wesentlich höhere Qualität aufweisen, damit den bestehenden Defiziten professionell begegnet werden kann.
  10. Wenn man diesen Gedanken folgt, leuchtet ein, dass auch die Quantität, im Vergleich mit entsprechenden Angeboten in weit zurückliegenden Jahrzehnten, deutlich erhöht werden müsste. Da dies aus Mangel an geeignetem Personal nicht unmittelbar umsetzbar ist, muss dies vorerst ein Fernziel bleiben.
  11. Der Mangel an handwerklich gebildeten Menschen verursacht bereits heute einen volkswirtschaftlichen Schaden. Dieser wird rasant ansteigen, wenn man nicht zügig handelt!
Ich appelliere eindringlich an alle Modellbau- und Modellsportvereine, die diese Standpunkte teilen:

"Bildet MObi-Schwesterinitiativen"!


Informiert Euch auf unserer Homepage wie das geht und schließt Euch uns an! Spendeneinnahmen jeder Schwesterinitiative verbleiben im jeweiligen Verein. Lediglich die Namensliste der Unterstützer wird zentral geführt, um das Gewicht der Gesamtinitiative darzustellen. Die weiterführende Argumentation ist den Internetseiten der Initiative Modellbau bildet…! zu entnehmen.

Nachfolgende Bilder verdeutlichen das Bildungspotential welches im Modellbau steckt. Die Modelle entsanden unter dem weitgehenden Verzicht auf die Verwendung von Bausätzen und Fertigteilen, was bedeutet, dass fast sämtliche Teile dieser Schiffsmodelle von den Erbauern selbst gefertigt wurden. Ihre ersten Schritte im Modellbauhobby haben die Erbauer auch in Schülerarbeitsgemeinschaften, und beim Bau von Modellen gemacht, wie sie auch heute von Schülern in unserer AG Modellbau gebaut werden können. Die Faszination Modellbau war für diese Menschen so groß, dass sie ihr Leben diesem Hobby gewidmet haben. Die intesive Beschäftigung mit dem Modellbau hat sie befähigt ein enorm hohes handwerkliches Niveau zu erlangen. Sie haben Fähigkeiten entwickelt, welche es ihnen ermöglichten solch excellente und herausragende Modellbauten zu erschaffen. Auch im Bereich Flugmodellbau gibt es vergleichbare Beispiele.

Privat2008_1129(035).jpg
Modell eines Feuerlöschbootes der Wettbewerbsklasse F2b (Erbauer: Peter Engel +)

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Modell eines Fischereischiffes der Wettbewerbsklasse F2a (Erbauer: H. Wagner)

Fahrstand Stoltera.jpg
Offener Fahrstand am Modell des Seenotrettungsbootes "Stoltera" (Erbauer: H. Wagner)

KTS.jpgKTS_2.jpg
Modell eines KTS-Bootes der Wettbewerbsklasse F2a (Erbauer: A. Pfeifer)

GryMaritha-b.jpg
Modell des Inselversorgers "Gry Maritha" der Wettbewerbsklasse F2b (Erbauer: H. Wagner)
 
Bei allem Respekt vor dem gezeigten Engagement möchte ich da noch einen anderen Aspekt reinbringen:

Wer versucht, der Modellbauerei eine gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Relevanz zu verschaffen, muss sich darüber klar sein, dass er ihr damit die Unschuld als Hobby und Freizeitbeschäftigung nimmt.

Die im Artikel geäusserten Befürchtungen kann ich nicht teilen. Geht das Land unter, wenn “traditionelle“ handwerkliche Fähigkeiten von der nächsten Generation nicht mehr beherrscht werden? Die Antwort ist ganz klar Nein.

Wir alten Säcke müssen uns vielmehr die Frage gefallen lassen, ob unsere ach so wertvollen Fähigkeiten heute wirklich noch so wichtig sind, wie wir selbst glauben. Und ob wir nicht auf anderen Gebieten gnadenlos den Anschluss verpennt haben, während wir uns an der “Tradition“ festgeklammert haben.

Ich zum Beispiel kann Laubsägen. Nüchtern betrachtet nutze ich diese Fähigkeit ausschliesslich zum Bau meiner Flugmodelle. Für alle anderen Lebensbereiche ist sie völlig nutzlos.

Mit welchem Recht versucht einer, andere für sein Hobby zu begeistern, ja, dem ganzen auch noch eine besondere Wichtigkeit anzuhängen? Ich zum Beispiel würde extrem verschnupft reagieren, wenn mich einer anquatschen würde, ob ich nicht in seinen Kleingärtnerverein kommen will? Schliesslich kann man da gesundes Biogemüse anbauen, und das ist ja voll wichtig.

Ja, für ihn vielleicht.

Weiss jemand, was ich meine?
Die Modellfliegerei z.B. ist in den vergangenen Jahrzehnten immer dann am besten gelaufen, wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung nicht vorhanden war.

Und jetzt kommt mir nicht mit den vor 30 Jahren so erfolgreichen Jugendgruppen, die mit ihren Modellbaufähigkeiten den Einstieg ins Handwerk gefunden haben. Für jeden dieser Fälle gibt es auch ein Gegenbeispiel.

Ich mache seit über 40 Jahren Modellflug und habe auch sonst richtig viel geschraubt. Mein Sohn (heute 23) hat sich für Schrauben und Bauen nie interessiert. Heute macht er KFZ (war seine Idee), und hat meine 40 Jahre Vorsprung ganz locker aufgeholt.

Also locker bleiben, die jungen (Leute) machen das schon. Aber eben ganz anders als wir.
Ein Glück.
H.
 
Ach Holgi!
Kann es sein, dass du hier lediglich Form und Inhalt verwechselst?
Eine ziemlich destruktive und m.M.n. sehr subjektiver Sicht auf
eine Initiative, die doch vom Inhalt her erstmal nur Nützliches will.
Ich könnte verstehen, wenn dir der politisch-besorgte Ansatz,
die angestrebte 'Durchorganisiertheit' und der damit verbundene
Schreibstil nicht so zusagen,- aber dann gleich so'n Rundumschlag?
Also, meine Kinder haben im Bastelkeller alle was für später gelernt,
und meine Fähigkeiten als 'alter Sack' sind allgemein gefragter denn je.
Als Hausarbeit bekommst du auf, den Artikel oben mal in deiner kess-
lockeren Schreibe so zu übersetzen, als ob der Inhalt das Projekt deiner
Werbeargentur wäre. Abgabe noch vor unserem 80sten Geburtstag.
;) Gruß Jan



gleich ein
 
Kann es sein, dass du hier lediglich Form und Inhalt verwechselst?
Glaub ich nicht. Wir sind hier nicht im Deutsch-Leistungskurs, und deshalb kann jeder schreiben, wie ihm die Tastatur gewachsen ist.

Eine ziemlich destruktive...
Nö.

...und m.M.n. sehr subjektiver Sicht...
Na klar subjektiv! Andreas hat seine Sichtweise, ich meine. Beide hier im Forum. Alles gut.

Hmmm, manchmal braucht es halt etwas Provokation. Ich vermisse in den meisten Beiträgen zum Thema Modellflug als solcher und Nachwuchs fast immer die Überlegung, ob der jeweilige Autor die Sache nicht doch ein bisschen zu selbstzentriert betrachtet. Vergiss nicht, dass das für mich auch ein echt geiles Hobby ist. Aber ich nehme sehr wohl wahr, dass mein Umfeld diese Freizeitbeschäftigung als nette Spielerei wahrnimmt - was ganz ehrlich betrachtet ja auch voll zutrifft!

Als Hausarbeit...
Guter Gag.

...deiner Werbeargentur...
Noch besserer Gag. Ich wäre ganz sicher der Untergang der Marketingszene.

H.
 
Ich will / kann dich nat. nicht 'erziehen'. ;) und wir müssen auch nicht
wegen jedem Widerwort ineinanderrennen, aber nochmal ganz ohne Gag:
was mir bleibt, ist der Eindruck von viel Engagement und Mühe im Artikel
und einem aus meiner Sicht dünn untermauerten 'Gegenschlag' im Sinne
von: "ist doof und hat eh keinen Zweck". Man könnte deinen Beitrag Stück
für Stück dahingehend auseinandernehmen, - macht aber niemandem Spaß.
Das eine ist eben der Versuch, konstruktiv zu sein,- das andere sicher nicht.
Selbstzentriertheit ist für viele Schreiber hier ein gutes Stichwort (auch für mich ;) )
Es beruhigt mich aber, dass unser Hobby Modellbau auch dir viel Spaß macht.
In diesem Sinne kollegiale Grüße,
Jan
 
Vielen Dank!

Vielen Dank!

Vielen Dank für jegliche Kritik und auch für die Unterstützung!

Vor allem an besagter Hausarbeit bin ich sehr interessiert, und gerne belege ich einen Nachhilfekurs zum Thema Schreibstil!

Ehrlich, ich stelle mir gelegentlich die gleichen Fragen!

Selbstzentriert? Kann durchaus sein - aber es gibt zum Glück ein kleines Häufchen Mitstreiter, die mit mir "zentriert" sind auf das Thema!
Und wir sind uns einig: Der echte handwerkliche Modellbau kann Bildungsquelle sein, wenn man ihn richtig einsetzt. Womöglich wurde dies nur selten richtig professionell praktiziert. Wir gehen sogar noch weiter: Mit Modellbau und Modellflug ist umfassende, fachbereichsübergreifende und praxisorientierte Bildung möglich, welche so dringend nötig ist. Zugegeben, davon sind wir noch sehr weit entfernt - selbst mit unserer Forderung nach einer Vervielfältigung der Nachmittagsangebote.

Inzwischen wird die Initiative von der Politik wahrgenommen, und es ergeben sich Perspektiven.

Also warten wir mal ab, was die nächste Zeit bringt.

Und Holger: Du musst nicht Kleingärtner werden, nicht AG-Leiter im Modellbau und nichtmal Unterstützer unserer Initiative! Ich gebe Dir aber mal etwas zum Nachdenken mit auf den Weg: Was wird aus dieser Welt, wenn es im Wesentlichen nur noch theoretischen Sachverstand gibt, aber kaum noch praktischen? Es geht dabei auch nicht ums Laubsägen, es geht um handwerkliches Gefühl in den Fingern und praktischen Sachverstand im Kopf, um die Verknüpfung von Theorie und Praxis, um die Veranschaulichung theoretischen Wissens usw. Warum soll dies zukünftigen Schülergenerationen vorenthalten werden?

Bitte denke mal über die Feiertage darüber nach!

Weihnachtliche Grüße Andreas
 
Hallo,
sehr interessant Euer Ansatz. Das kann ich alles nur begrüßen: Anliegen, Zielsetzung und Umsetzung.
Auch ich leite eine Modellbau-AG und zwar im Bereich Fesselflug seit August letzten Jahres (zumindest will ich sie auf- und ausbauen).
Fesselflug - weil Fesselflug elektrisch auf dem Sportplatz an der Schule geflogen werden kann und somit weite Wege und Transporte entfallen... und weite Wiesen werden auch nicht benötigt...
Da die Schüler noch keinerlei Ahnung von Rippenbauweise usw. haben (zumindest ist das bei mir so gewesen), fangen wir auch mit einem Freiflieger, hier dem alten "Pionier" an. Da kommt einiges an Grundverständnis zusammen. Danach kommt der Fesselflug dran mit dem "KUKI" in neuem Gewand und Antrieb: Wolfram Metzner ist da an einer Neuwentwicklung seines bewährten Fesselfliegerinsteigermodells "KUKI" dran. Ein bewährtes Modell, insbesondere für Anfänger. Die Weiterentwicklung hat die Typenbezeichnung "WM 20XX" - ich taufte ihn "El KUKI", da mit Elektroantreb versehen...
Was mich aber interessiert ist
1. die Geschichte mit den AG´s an der Schule und der Nutzung dortiger Werkräume. Wie ist es da mit den Maschinenführerscheinen bzw. -einweisungen. Wer muss da was machen bzw. nachweisen - bzw. was reicht da aus?
2. dass wohl außerhalb der Schule/Schulgelände alles auf eigene Verantwortung läuft, also versicherungstechnisch nichts gedeckt wäre. Es sei denn, die Kinder sind Mitglieder eines Verbandes...
Oder wie ist das - ich bin mir da unsicher.
Danke, wenn es "sachdienliche Hinweise" für mich gibt.
Grüße!
Rainer
 

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