Zurück zum Methanolmotor Enya 60XLF-4-AL Chrome Rear Exhaust.

Zurück zum Methanolmotor

Enya 60XLF-4-AL Chrome Rear Exhaust

Rainer Ziehe


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Mal etwas anderes, als immer nur Elektro- oder Benzin-Großmotoren. Auf meinen letzten Artikel "Alte Liebe rostet nicht" kamen so viele Zuschriften die mich beflügelten, meine RC1-Flieger mal wieder zu reaktivieren. Meine Antriebe sind vor allem Enya-Motoren, 60X AL- Chrome , 10 cm3 mit Seiten- oder Heckauslass. Diese Motoren sind echte Leistungspakete und bereiten bei sachgemäßem Gebrauch sehr lange Freude, beispielsweise 32 Jahre in einem Modell mit rund 1800 Betriebsstunden.

Ein paar allgemeine Daten zu den kleinen Kraftpaketen aus Japan von Ken Enya, die immer noch, entgegen vielen abweichenden Meinungen, im Handel zu erwerben sind, zum Beispiel bei Andy Ullmann: www.scalehobbyshop.de.
Neue Motoren, immer wieder in Kleinserien von Ken Enya neu aufgelegt und gefertigt.
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Zum Motor

Allgemeine Daten: (Auszug aus der original Bedienungsanleitung von 1976)
  • Das Kurbelgehäuse ist sehr dickwandig sowie zweiteilig, mit angeflanschtem Lagerteil und Metalldeckel.
  • Die Kurbelwelle ist aus Chrom-Nickelstahl, gehärtet und geschliffen, Drehschieberfenster geräumt, mit großem Gegengewicht als Massenausgleich.
  • Das Pleuel ist ein geschmiedetes Bauteil aus Dural, das an den Lagerstellen ausgebüchst ist.
  • Der Kolben besteht aus hochsiliziumhaltigem Kolbenmaterial, ist geschmiedet und zerspanend gefertigt. Er ist geschliffen und wird von Hand eingeläppt, der Kolbenbolzen wird durch Drahtringe gesichert.
  • Der Zylinder ist ein innen hartverchromter, geschliffener und gehonter Duralzylinder. Manuelles Einpassen des Kolbens ergibt engste Passungen.
  • Der Zylinderkopf aus Leichtmetall wird ganz zerspanend gefertigt, verrippt und das Kerzengewinde mittig positioniert.
  • Der Vergaser ist ein Drosselvergaser mit Gemischregelung, einfach zu regulieren, nicht schmutzanfällig und weist enge Toleranzen bei den Passungen auf.
  • Das Laufverhaltenbei hoher Drehzahl: Ruhiger, vibrationsarmer Lauf. Mit einem Resorohr sind Leistungen bis zu 1,5 kW erreichbar, bei 15.000 1/min. zuverlässiger Leerlauf und von Leerlauf bis Vollgas gute Gasannahme.
Anmerkung
Die Laufbüchse ist oben auf Null gefertigt und der Kolben klemmt bei einem neuen Motor im OT, deshalb niemals einen neuen Motor ohne Kerze durchdrehen, denn dabei kann es zur Beschädigung des Kolbens kommen.
Bei den neuen Motoren wird ein GM-Vergaser montiert, der eine Gemischregulierung im Teillastbereich erlaubt.

Technische DatenHubraum: 9,95 ccm
Bohrung: 24,00 mm
Hub: 21,90 mm
Gewicht ohne Dämpfer: 481 g
Max. Drehmoment: 0,67 Nm
Leistung mit Dämpfer: 1,0 kW, bei 16000 1/min

Propellerdrehzahlen gemessen mir Resorohr trockenes Wetter, Sprit 15%Rizinus, 7,5% Nitro

Graupner Sonic: 11x7 - 13550 1/min
APC: 12x6 - 12950 1/min


Meine weiteren aktuellen Motoren Enya 60X-AL Chrome

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60x-AL-Chrome, schachtelneu von Ende der 70er

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und mein 32 Jahre alter 60X mit 1800 Betriebsstunden in meiner Monza


Zum Einbau des 60XLF-4-AL Chrome Rear in meine alte Extra 300 L von Jamara

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Einbaulage hängend, damit passt er perfekt unter die Haube und natürlich braucht ein Retromodell auch eine Retro-Anlage, in meinem Fall die MC24 von Graupner

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Gut zu erkennen sind die engen Einbauverhältnisse für den Krümmer und das Hatori-Reso mit seinen vier Kammern. Das Resonanzrohr hat einen super Sound bei niedriger Lärmemission.

Die Extra mit 1,6 m Spannweite war in den 90er Jahren mal ein Weihnachtsgeschenk meiner Frau. Leider musste ich die Originalfolie durch Oracover-Folie ersetzten, da die Originalfolie sich gewellt hatte und sich nicht nachbügeln ließ. Das war ein Megaaufwand, der sich aber gelohnt hat, denn seit dem sieht die Extra aus wie am ersten Tag.

Der Einbau des Enya 60X ist absolut unkonventionell und gestaltet sich mit dem Alu-Motorträger einfach.
Der Krümmer und das Hatori 606 Resorohr einschließlich Zubehör sind ebenfalls bei Andy Ullman "ScaleHobby Shop" erhältlich.
Da es für meine Einbauvariante keinen Krümmer zu kaufen gab, habe ich mir aus Edelstahlrohen und Flexrohr mit einer selbst erstellten Flanschplatte aus Edelstahl einen Krümmer angefertigt.
Die Resonanzlänge sollte genau auf 45 cm vom Auslassflansch Motor bis zur Prallplatte Reso betragen, diese Länge hat sich als optimal erwiesen.

Da der Motor hängend montiert ist, habe ich einen sehr flachen Tank mit 350 cm3 eingebaut, um annähernd auf Vergaserniveau zu bleiben. Ein größerer Tank hatte zur Folge, dass sich der Druck der Spritsäule zum Druck aus dem Abgassystem addierte und einen unregelmäßigen Lauf des Motors ergab.

Die engen Passungen und die Hartverchromung von Laufbüchse und Kolben erfordern eine lange Einlaufzeit mit Rizinusöl und Nitromethanzusatz.

Als Einlaufpropeller verwendete ich eine 11x6 Sonic von Graupner. Sie ist klein genug, damit der neue Motor in der Einlaufphase nicht überlastet wird.

In den ersten beiden Laufstunden war ein Gemisch von 20% Rizinus mit 10% Nitromethan bei fetter Einstellung und vielen Gaswechseln mit geringen Vollgasanteilen notwendig. Der hohe Rizinusanteil befördert den Abrieb gut aus dem Motor heraus. Da im Rizinusöl keine Additive enthalten sind, die den Abrieb verringern, wie es bei vielen vollsynthetischen Ölen der Fall ist, können sich die Bauteile optimal einschleifen.

Nach der ersten Tankfüllung am Boden ging es schon in die Luft. Dort kann der Motor gut gekühlt einlaufen.
Einfaches Herumfliegen mit vielen Gaswechseln machen auch Spaß, da die Freude über den super laufenden Motor groß ist.

Zwischen der dritten und der zwanzigsten Betriebsstunde, solange benötigt der Motor, um seine volle Leistung zu entfalten, wurden die restlichen 7,5 l Gemisch auf 15% Rizinus umgestellt, woraus sich ein Nitromethananteil von etwa 7,5% ergab und ich wieder 10l Sprit hatte.

In den folgenden Flügen habe den Vergaser immer weiter auf "mager" gestellt, blieb aber immer noch im fetten Bereich.
Beim Fliegen muss eine deutliche Rauchfahne zu sehen sein. Auch die Gemischverstellung für den Teillastbereich wurde immer weiter optimiert. Denn je nach Einstellung der Hauptdüsennadel muss der Teillastbereich etwas angepasst werden.
Ab diesem Zeitpunkt können auch schon die ersten Kunstflugfiguren mit Vollgasanteilen geflogen werden und da die Abwärtspassagen ja im Leerlauf erfolgen, haben wir immer auch einen Drehzahlwechsel.
Der Enya 60XLF-4AL mit seiner Mega-Power zieht die Extra sauber durch alle erdenklichen Figuren.

Erwähnenswert ist noch, dass durch die Werkstoffkombination von Kolben und Zylinder eine annähernd gleiche Wärmeausdehnung stattfindet, was im Betrieb eine konstant hohe Leistung bedeutet.
Der Motor springt immer sofort an, egal ob kalt oder warm. Drei oder vier Flips ansaugen, nochmal in Leerlaufstellung ein bis zwei Flips, Kerzenklemme dran und nach dem nächsten Flip läuft der Motor.
Einem kalten Motor sollte mindestens eine Aufwärmphase von 30 s bis 60 s bei mittlerer Drehzahl gegönnt werden. Auch die kleinen Motoren nehmen es einem auf Dauer übel, sofort gleich Vollgas zu bekommen.

Nach gut 20 Stunden Motorlaufzeit zeigt der neue Enya, was in ihm steckt. Als Propeller habe ich eine APC12x6 montiert, damit dreht er 12.950 U/min. Die Extra wiegt trocken 3250 g und steigt dank dieser Antriebsauslegung mit hoher Geschwindigkeit unendlich senkrecht gen Himmel.
Mit der APC 12x6 hält sich die Maximaldrehzahl in Grenzen, so dass die Lärmerzeugung mit dem Hatori Resorohr in einen angenehmen und akzeptablen (78dBA) Bereich fällt.
Der Enya zeichnet sich durch eine hervorragende Laufruhe und eine optimale Gasannahme mit sehr guter Spitzenleistung aus. Ein gut eingestellter Vergaser braucht auch nach vielen Flügen nicht nachreguliert zu werden, solange immer die gleiche Spritmixtur geflogen wird!
Meine Mixtur: 12% vollsynthetisches Öl, (egal welche Sorte) und 5% Nitromethan, damit laufen die Enyas auch nach vielen Jahren mit hoher Leistung. Mein ältester aktiver Enya zählt 32 Jahre mit rund 1800 Betriebsstunden.


Fazit

Ein perfekter Motor für alle Modelle um die 1,6 m Spannweite und mit etwa 3 kg - 3,5 kg Gewicht. Besonders natürlich für die guten "alten" RC1-Flieger. Die bekommt man immer noch, wie beispielsweise die Curare 60, den Blue Angel und den Shadow von Beineke, um nur einige zu nennen.

Einen kleinen Nebeneffekt hat dieses Modellfliegen auch noch: Die Kosten sind akzeptabel niedrig.

Vielleicht habe ich ja mit diesem kleinen Bericht den Einen oder Anderen dazu animiert, auch mal wieder einen Flieger mit einem Methanolmotor auszurüsten und zu fliegen.
 
Hallo Rainer,

das ist genau das, was ich immer wieder erlebe, allerdings auch mit OS-Motoren. Schöner Artikel!

cu,

Rüdiger
 
Moin Rüdiger, danke,
klar sind viele Motoren wirklich gute Motoren, bei mir sind es halt die Enyas, Motoren von OS, Webra, Saito und Rossi ect. sind natürlich mitgemeint.

Gruß Rainer
 
Hallo,

schöner Bericht, mich freut es immer wenn noch jemand aktiv Methanoler betreibt. Eine flächendeckende Wiederverbreitung dieser Motoren steht und fällt allerdings mit der Spritversorgung. Sicher kann man online Sprit bestellen, aber nicht jeder hat eine Firmenadresse. Letztlich werden Methanoler eine kleine Nische bleiben da sich bedauerlicher Weise auch immer mehr Hersteller vom Markt zurückziehen.

Gruß Andreas
 
Hallo Andreas,
danke, ja leider wird es immer schwieriger Methanol zu bekommen. Und auch die kleinen Läden in der Nähe, die es früher fast in jeder Stadt gab, gibt es nicht mehr, wo man immer Sprit bekommen hat.
Letztendlich wird es eine kleine Nische für Liebhaber bleiben, denn der E-Fraktion gehört die Zukunft, ist ja auch gut so.
Interessant ist festzustellen, dass es immer mehr Liebhaber gibt die sich den Spaß mit den Methanolern gönnen und das finde ich schön, so bleibt ein Teil Modellbaugeschichte am Leben.

Gruß Rainer
 
SIMPROP hat prima Sprit, auch Diesel. Wenn man das Glück hat, noch ein Modellbaugeschäft in der Nähe zu haben,
ist Beschaffung kein Problem ....
Grüße

Andy
 
Ich persönlich gehe davon aus, das ich später mal anfange selber zu mischen falls meine Sprit-Lieferanten mal aufhören sollten. In den kleineren Läden ist's meisten rund doppelt so teuer.

Methanol selbst ist nämlich ein ziemlich billiges Zeugs :-)
 
Stimmt, aber der Bezug von reinen Methanol wird auch immer schwieriger. Früher haben wir immer selbst gemischt, haben uns immer 50l weise Methanol geholt.
 

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