Fesselflug im Rahmen von Jugendarbeit
Fragen - Probleme - Chancen
Rainer Schmidt
Fragen - Probleme - Chancen
Rainer Schmidt
Für so manchen „Fachmann“ des Modellsports ist der Fesselflug überholt, antiquiert und nicht mehr zeitgemäß.
Eine solch einseitige Einschätzung oder Beurteilung führt oft zu vorschnellen und möglicherweise falschen Schlüssen. Alle Modellsportarten haben ihre Besonderheiten, die in der Jugendarbeit wichtig sind. Besonders die elektrische Variante des Fesselflugs bietet neue Möglichkeiten für die Jugendarbeit.
Was sind die größten Probleme in der Jugendarbeit, insbesondere, wenn man eine Gruppe aufbauen möchte?
Nach meinen Erfahrungen sind Antworten, auch unabhängig vom Fesselflug, auf folgende Fragen zu finden:
- Wo finde ich Kinder und Jugendliche?
- Wer steht als Übungsleiter zur Verfügung?
- Wo finde ich eine Werkstatt, in der mehrere Kinder und Jugendliche arbeiten können?
- Woher bekomme ich eine Grundausrüstung an Werkzeugen, eventuellen Maschinen und Materialien?
- Wie kann der Modellbau finanziell unterstützt werden, da nicht jedes Kind über einen entsprechenden finanziellen Hintergrund verfügt bzw. die Eltern nicht immer gleich etliche Euro in ein Projekt stecken wollen, bei dem nicht sicher ist, ob es ihren Nachwuchs über eine gewisse Zeit begeistern kann?
Ich kann Schüler vor Ort ansprechen und habe eine Werkstatt mit einer Mindestausstattung in der Schule, was schon einmal kurze Wege bedeutet.
Auch die finanzielle Unterstützung ist in bestimmten Umfang gegeben, da seitens des Schulamtes und der Fördervereine, so Letztere bestehen, finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden (können). Dazu eine Materialpauschale, die von den Teilnehmern erhoben werden sollte. Ist es kostenlos, wird es möglicherweise nicht wertgeschätzt. Letztlich kostet der Modellsport auch „etwas“. So dürften also ausreichende finanzielle Mittel vorhanden sein. Gern kann man diese durch die Gewinnung von Sponsoren weiter aufstocken.
Ich hatte bisher nur wenig Gewerbetreibende, die sich einem Sponsoring der Jugendarbeit im Bereich handwerkliche Förderung verweigert haben.
Jetzt kommen die Punkte, die den elektrischen Fesselflug vom Fesselflug mit Verbrennungsmotoren, dem Frei- und RC-Flug unterscheiden:
1. Das Fluggelände: Ich fliege vor Ort!
Ich kann entsprechend der gesetzlich Bestimmungen elektrischen Fesselflug innerhalb eines Ortes an der Schule auf einem Sportplatz betreiben, wenn er einen Kreis mit einem Durchmesser von 40 - 55 m zulässt. Lärmbelästigung entsteht nicht, eine Flughöhe von rund 22 m wird nicht überschritten und durch die Fesselung ist kein „ungesichertes freies Fliegen“ möglich. Die Modelle der Jugendlichen werden zu Beginn mit Leinenlängen von etwa 14 – 18 m geflogen. Die Armlänge und eine notwendige Sicherheitszugabe erfordert etwa dann die 40 m. Vorausgesetzt, es werden Modelle mit Geschwindigkeiten um die 70 - 100 km/h geflogen. Speedflug usw. verbiete sich von selbst.
2. Kein Transport der Fesselflieger und ihrer Flugmodelle.
Wenn die Schule einen großen Schulhof oder einen naheliegenden Sportplatz hat, sind die Transportwege für die jungen Fesselflieger und ihre Modelle fast „Null“.
Das schließt nicht aus, dass nicht auch auf einem Modellfluggelände geflogen werden kann und sollte.
Genau unter diesem Aspekt kann der elektrische Fesselflug in der Jugendarbeit gegen jede andere Disziplin oder Sparte wesentlich punkten:
Er bietet an fast allen Schulen schon die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Jugendarbeit, von den Baumöglichkeiten im Werkraum bis zum Fliegen auf dem Sportplatz!
Das schließt nicht aus, dass auch Frei- und RC-Flug an einer Schule betrieben werden kann – aber mit dem notwendigen, größeren Aufwand. Insbesondere der Freiflug ist da eine kostengünstige Möglichkeit, den grundsätzlichen Aufbau eines Flugmodells mit Tragflächen in Rippenbauweise und die grundlegenden Gesetze der Aerodynamik kennen zu lernen, die auch beim Bau und Betrieb von Fesselflugmodellen wieder von Nutzen sein werden.
Tiefere Kenntnisse zum Beispiel über Elektroantriebe, Wirkungsweise der Luftschraube, RC-Anlage zur Motorsteuerung sowie Grundkenntnisse der Steuerung eines Flugmodells kommen dazu.
Nicht zu vergessen, die beim Fesselflug notwendige Koordination der Bewegung von Hand, Armen und Körper.
Ein Hauptproblem ist, und das trifft sicher für alle Modellsportarten zu, die fehlende Bereitschaft, Jugendarbeit zu leiten. Nicht die Kinder bzw. Jugendlichen fehlen oder sind nicht interessiert, sondern es fehlen die Betreuer, die bereit sind, ihr Wissen den Teilnehmern weiter zu geben, sie anzuleiten im Umgang mit einem Bauplan, mit Werkzeug und Material. Die ihnen dabei helfen, bei Problemen eigenständig kreative Lösungen zu finden oder einfach gesagt: Einen Teil ihrer Zeit mit ihnen sinnvoll zu verbringen.
Wir haben schließlich genügend Modellsportler im reiferen Alter…damit ist nicht eine Bastelstraße, ein Projekttag oder eine Projektwoche gemeint. Es geht um mehrere Kinder und Jugendliche, die (neudeutsch) "nachhaltig" betreut werden."
Man muss es nur wollen und zumindest versuchen. Ich habe da vor kurzem einen schönen Spruch gehört, kann aber den Autor leider nicht benennen:
„Wenn jemand sagt „Das geht nicht!“ - denke daran: Das sind seine Grenzen - nicht Deine!“
Welche Modelle sind geeignet?
Es gibt einfache Modelle oder auch Bausätze oder Frästeilesätze, um mit den Kindern erst einmal einen schnellen Erfolg beim Bau und Flug der Modelle zu erreichen. Im Freiflug mit den Modellen der Firma Thiele, wie „Spatz“ oder „Rohrspatz“.
Das E-Brett...
...zu dem es im Anhang eine Bauplanskizze gibt. Es ist nur ein Vorschlag, jeder kann dabei seinen kreativen Kräften freien Lauf lassen. Es erfüllt seinen Zweck als echtes Einsteigermodell, da es ermöglicht, das Gefühl für die Steuerung zu bekommen und einfachsten Fesselflug auszuführen. Mehr soll damit zunächst nicht erreicht werden. Nach einer Beschädigung kann man mit Sekundenkleber die Bretter schnell wieder richten.
Der „KUKI WM20XX“...
...als Frästeilesatz für 45 € (ab 5 Stück für 40 €) bei der Firma EMHW.
Es gibt bestimmt mehr Modelle, Baupläne und Bau- bzw. Frästeilesätze. Das muss jeder für sich entscheiden. Aber meine Erfahrungen mit diesen beiden Modellen sind sehr gut.
Fesselflug an der Schule ist letztlich viel mehr als nur Werbung für eine Modellsportart. Die Beschäftigung damit ist auch Vorbereitung auf ein Berufsleben. Wo kann sich ein Jugendlicher vorab in so vielen Berufen ausprobieren. Selbst wenn er feststellt, dass die Beschäftigung mit handwerklichen oder technischen Dingen nicht seinen Interessen entspricht, hat der Jugendliche etwas gelernt.
Mehr zu dieser Problematik ist z. B. bei „MObi“ zu finden, ohne dass hier in diesem Beitrag näher darauf eingegangen werden kann.
Eine beispielhafte Geschichte: "Modellbau bildet", einfach mal reinschauen.