Deutsche Meisterschaften im Freiflug in Manching 12.-14.08.2011

von Dieter Brehm

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Wie jedes Jahr im August steht die Deutsche Meisterschaft fest im Terminplan von uns Freifliegern. Am Freitag reisten die Teilnehmer aus allen Bundesländern an, um gegen 16:00 Uhr mit den ersten Durchgängen für die Klasse F1A zu beginnen. Bei F1A handelt es sich um Segelflugmodelle, die mittels 50 m-Hochstartseil gestartet werden. Sehr schön anzuschauen waren Modellentwicklungen, bei denen neue Flügelprofile (LDA= Low Drag Airfoil) mit geringerem Luftwiderstand eingesetzt werden. Durch die LDAs werden Schleuderstarts mit einem zusätzlichen Höhengewinn von bis zu 50 m möglich. Die F1A-Piloten beschleunigen ihr Modell durch beherztes Sprinten sehr stark und schießen es am Gipfelpunkt senkrecht in die Höhe. Nach einer Steigzeit von etwa 1,5 s wird das Modell durch einen Zeitschalter in die Horizontale gedrückt; der adlersgleiche Thermikflug beginnt.

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Willi Herwig präsentiert den kraftvollen Start seines F1A

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Der Samstag begann mit Regen, der glücklicherweise in den frühen Morgenstunden nachließ und so einen trockenen Wettbewerbstag möglich machte. Der Wind blies mit moderaten 2 bis 3 m/s und stellte somit keine außergewöhnliche Belastung für die Wettbewerber dar. Um 8:30 Uhr begann der Wettbewerb mit den Motorklassen F1B, F1Q und F1C.

Kurz zur Erklärung der Klassen: Bei allen Klassen handelt es sich um Segelflugmodelle, die mit einem Motor auf Höhe gebracht werden. B = Gummimotor, C = Verbrennungsmotor und Q = Elektromotor.

Die Spannung der Kameraden war gut zu spüren. Die Klassen F1B, F1C und F1Q erfordern zumeist längere Zeit zur Modellvorbereitung und dabei ist quasi das Knistern in der Luft vor dem ersten Durchgang deutlich zu erahnen. Auch ich wurde von der vorherrschenden Nervosität angesteckt und machte gleich beim ersten Durchgang einen klassischen Anfängerfehler indem ich den Antriebskopf meines F1B-Modelles nicht entriegelte. Dies hatte zur Folge, dass nach dem schönen und kraftvollen Wurfstart der Gummimotor nicht anlief. Da F1B-Modelle nahezu senkrecht geworfen werden, kam, was kommen musste: Das Modell lag nach wenigen Augenblicken wieder im Gras – Fehlstart. Das Unglück setzte sich im zweiten Versuch fort – das Modell stieg zwar planmäßig, aber die Gleitflugeinstellungen passten nicht zur Wetterlage. Das Modell geriet ins Pumpen und verpasste somit die geforderte Maximalflugzeit trotz Thermik um 13 s. Natürlich habe ich vor dem nächsten Durchgang umgetrimmt, will heißen, den Schwerpunkt nach vorne gelegt und die EWD etwas verringert. Die Durchgänge 2-5 gelangen mir mit diesen Einstellungen recht gut. Meine Nase für Thermik ließ mich nicht im Stich, wobei ich dieses Jahr erstmals ein technisches Hilfsmittel zur Thermikortung heranzog: ein Anemometer, ein Kombinationsmessgerät, das die Temperatur und die Windgeschwindigkeit misst. Dennoch wählte ich im 6. Durchgang den falschen Startzeitpunkt und erreichte statt der geforderten 180 s nur 177 s. Der siebte Durchgang war wieder hochdramatisch, weil nach einem weiteren Fehlstart ein Propellerblatt brach. Es waren lediglich noch 10 Minuten im letzten Durchgang übrig und ich musste schnellstmöglich mein zweites Modell aufrüsten. Zum Glück schaffte ich alles rechtzeitig und konnte bei brauchbar tragender Luft den letzten Durchgang mit einem Max abschließen. Am Ende fehlten mir in der Summe 16 s, wodurch ich letztlich auf dem 9. Platz landete.

Sieben Kameraden kamen ins Fly off. In der Klasse F1C waren es fünf und in der Klasse F1Q lediglich zwei. Das Stechen in F1Q konnte ich beobachten. Beide Piloten überzeugten durch einen perfekten Start mit riesigen Höhen. Zum Schluss hatte aber Dietrich Sauter deutlich die Nase vorn und holte sich damit den Meistertitel. In der Klasse F1C wurde ein zweites Stechen erforderlich, nachdem Michael Sondhauß, Dittmar Meißnest und Sigurd Seydel gleichermaßen furiose Bilderbuchflüge abgeliefert hatten. Dittmar setzte sich im zweiten Stechen durch und konnte den Meistertitel verteidigen. Die F1B-Leute lieferten sich einen spannenden Kampf um die Meisterehre. Den besten Moment abwartend, standen die Kontrahenten an ihren Startstellen. Als die Luft gut schien, starteten fast alle Fly off-Teilnehmer ihre Modelle kurz nacheinander. Nur Peter Windisch ging nicht mit und wartete auf eine bessere Chance. Als Peter dann schließlich startete, unterlief ihm ob der großen Anspannung ein Fehler, der Propeller begann vorzeitig zu laufen. Der Start war damit verpatzt. Dennoch gelang es ihm, das Modell siegbringende Thermik zu setzen. Mit einem schönen Flug wurde Peter Windisch damit Deutscher Meister.


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Tristan Seifert startet sein F1B

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Der Sonntag begrüßte uns mir heiterem Wetter und erlaubte somit den störungsfreien Fortgang des Wettbewerbes in der Klasse F1A. Insgesamt waren noch vier Durchgänge zu fliegen, was sich bei drehenden Winden teilweise doch schwieriger gestaltete, als erwartet. Zuletzt blieben zwei Piloten übrig, die konstant Maximalzeiten erreicht hatten. Also auf ins Fly off! Ob der thermischen Wetterlage entschied sich die Wettbewerbsleitung für ein 3 min Stechen ohne Thermiksuchen. Dies gelang Christopher Thom und Bernd Hönig ohne Schwierigkeiten. Im zweiten Stechen wurde ein sogenanntes Bremsstechen angesetzt: nach exakt zwei Flugminuten musste die Thermikbremse ausgelöst werden. Gemessen wird dabei die Zeit bis zum Boden. Bernd hatte bei diesem zweiten Stechen Pech, da sein Modell aufgrund eines Programmierfehlers des elektronischen Timers falsche Steuerbefehle erhielt und schon beim Start unterschnitt. Christopher hingegen meisterte die gestellte Aufgabe hervorragend und sicherte sich damit den Meistertitel.

So sehen Sieger aus:
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Christopher Thom, Deutscher Meister F1A

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Peter Windisch, Deutscher Meister F1B

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Dittmar Meißnest, Deutscher Meister F1C

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Dietrich Sauter, Deutscher Meister F1Q
 
Danke Dieter, sehr schöner und informativer Bericht. Man ist richtig "dabei" obwohl man nicht anwesend war. Wenn wir dich nicht hätten.

Gruß Heinz
 
freiflug manching

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wunderbarer bericht. wenns auch lange her ist mit der freifliegerei es ist immer wieder schoen wenigstens auf diese art noch teilnehmen zukoennen. gruessle heiko
Danke Dieter, sehr schöner und informativer Bericht. Man ist richtig "dabei" obwohl man nicht anwesend war. Wenn wir dich nicht hätten.

Gruß Heinz
 
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