A-Spatz im Maßstab 1:2,5

A-Spatz im Maßstab 1:2,5


Oliver Theede

Erstveröffentlichung 24.12.2010


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Nach mehreren Jahren Abstinenz vom Oldtimerbau entschied ich mich, mal wieder einen zu bauen. Da ich sehr von den Scheibe-Flugzeugen begeistert bin, fiel die Wahl dieses Mal auf den A-Spatz der Firma Egon Scheibe, Dachau, heute SCHEIBE AIRCRAFT GMBH, Heubach.


Geschichte

Nachdem ab dem 28. April 1951 der Segelflug in Deutschland wieder erlaubt war, stieg in den Segelflugvereinen der Bedarf an einsitzigen Flugzeugen für den aufstrebenden Leistungssegelflug. Mit dem A-Spatz entwickelte Scheibe - als zweite Konstruktion - die einsitzige Ergänzung zur Mü 13 E, Bergfalke I. Obwohl sich die Spatzen als sehr wendig erwiesen, hatten sie aufgrund ihrer geringen Flügelschränkung (ausgenommen L Spatz III) die schlechte Eigenschaft, bei überzogenem Flugzustand - ohne besondere Vorwarnung - über die Fläche abzukippen und ins Trudeln überzugehen. Dieser Zustand konnte jedoch durch schnelles Gegenseitenruder (Standardverfahren) sofort beendet werden. Piloten, die diese Eigenschaft kannten und beachteten, wurden mit herrlichen Flügen belohnt, denn der A-Spatz überstieg bei Thermik andere Typen oft wie ein Ballon. Die Flugzeuge der Baureihe Spatz waren mit etwa 500 Exemplaren das erfolgreichste Produkt der Firma Scheibe-Flugzeugbau GmbH.

A-B-Spatz
Diese Segelflugzeuge waren die Vorgänger der Spatz-Serie. Von den Mitteldeckern mit einer Spannweite von 13,20 m wurden ungefähr 35 Stück gebaut. Es gibt nur noch sehr wenige davon.


Modellkonstruktion

Die Konstruktion erfolgte mittels CAD, Corel Draw X3 innerhalb eines Monats in akribischer Kleinstarbeit nach Bildern, Zeichnungen und Skizzen. Bedanken möchte ich mich noch bei Herrn Reichle für die Bilder von einigen Details. Ich versuche, bei so einem Modell immer im vorderen Rumpfbereich eine Art Stecksystem zwischen Spanten, Rumpfboden und Kufenbereich zu realisieren, das nicht sehr auffällt, aber den Aufbau erheblich erleichtert.
Des Weiteren hatte ich darüber nachgedacht, einen Schränkungsverlauf in die Tragfläche einzuarbeiten. Da aber schon mein L-Spatz 55 keinerlei Neigung zeigte, wie das Original im engen Kreisflug über die Fläche abzukippen, behielt ich die Flächenplanung ohne Schränkung bei, genau wie bereits bei meinem L-Spatz. Die Drehbremsklappen sollten auch vom Rumpf aus betätigt werden, was bedeutete, alle Aussparungen und Ausnehmungen für die Ansteuerung mit einzuplanen.

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Das Modell

Rumpf

Der Rumpfbau erfolgte auf dem Rücken, wobei die ersten Spanten im vorderen Rumpfbereich Stützfüße erhielten, die später entfernt wurden. Die Spanten habe ich ausgedruckt, das Papier anschließend mit Pritt auf 6 mm Sperrholz aufgeklebt und dann per Hand ausgesägt. Wenn man danach das Papier sofort wieder löst, bekommt man es rückstandslos wieder ab. Die Leisten der Hauptgurte wurden aus 10 x 10 mm Kiefernleisten, die Verstrebungen aus 10 x 10 mm halbhartem Balsaholz hergestellt. Bei den Kiefernleisten verwende ich immer sehr feinjährige Kiefer (Abstand kleiner als 0,5 mm). Nachdem der Rumpfbau soweit fortgeschritten war, dass er vom Baubrett gelöst werden konnte, wurde der Rumpfrücken mit den trapezförmigen Spanten ergänzt. Geklebt habe ich mit Ponal G3.

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Die Kabinenhaube wurde aus 6 mm bzw. 4 mm Messingrohr mit klarer Verglasung gefertigt. Dabei ist darauf zu achten, dass man die Messingrohre mit dem Brenner leicht ausglüht, um sie leichter biegen zu können. Seitenleitwerk und Höhenleitwerk (Profil NACA 009) wurden in Balsaholz-Rippenbauweise mit Balsaholm und Kiefernasenleiste gebaut und mit 0,8 mm Birkensperrholz im Bügelverfahren beplankt. Auch Seiten- und Höhenruder wurden in Balsaholz-Rippenbauweise hergestellt und mit einer Sperrholzendleiste versehen.

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Angeschlagen wurden die Ruder mit den großen Stiftscharnieren von Toni Clark. Die Kufe fertigte ich aus drei Lagen feinem Eschenholz. Auf die erste Lage wurde die untere Rumpfbespannung aufgebracht. Die zweite und die dritte Lage wurden miteinander verklebt und nach der Bespannung des Rumpfes auf die erste (bespannte) Eschenholzlage der Kufe aufgeschraubt. Als Federung dienen zwei abgedrehte Türstopper mit 40 mm Durchmesser.

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Den Sitz bildet ein Grundgerüst aus Balsa und Sperrholz. Die Vertiefung in der Rückenlehne dient zur Aufnahme des Fallschirmpaketes des Piloten. Als Sitzfläche verwendete ich 0,8 mm Alu- und Litoblech.
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Instrumententafel

Die Instrumententafel besteht aus 3 x 0,6 mm Sperrholz mit einer 6 mm Sperrholz- Zwischenlage. Als Instrumente wurden Vorlagen auf dem PC vergrößert, auf Fotopapier gedruckt und auf die untere hintere Lage Sperrholz aufgeklebt. Danach erhielten die Instrumente selbst hergestellte Zeiger. Zwischen erster und zweiter Lage Sperrholz wurde eine klare PVC-Scheibe eingeklebt, und zum Schluss erhielten die Instrumente einen Rahmen aus O-Ringen.
Auf meiner Homepage gibt es auch einen Bericht, wie ich meine Instrumententafeln herstelle.
(Auch bei gibt es einen Beitrag von Oliver über den Bau eines Instrumentenbrettes. )
Steuerknüppel und Pedale wurden beweglich eingebaut. Sie sind mit den RC-Komponenten gekoppelt und bewegen sich gleichsinnig mit den Steuerfunktionen. Sie bestehen aus V2A und Messing.

Die Holmbrücke wurde auf einer Helling in V2A und Messing hergestellt und mit Sperrholz verkleidet. Nach Fertigstellung wurde sie in den Rumpf eingebaut und mit dem Rumpfgerüst mit M2 Inbusschrauben und Stoppmuttern verschraubt. Die Steckung erfolgt mittels drei 3 x 16 mm Federstählen in Messingtaschen und einem 8 mm Rundstahl als Torsionssteckung. Darauf erfolgte die Ergänzung des Rumpfrückens mit dem, wie beim Original, abnehmbaren Teil des Rückens im Steckungsbereich.

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Als Abschluss nahm ein Pilot mit einer Größe von 72 cm im Cockpit Platz.


Flächen

Als Flächenprofil verwende ich einen E 207/205-Strak. Die Einzelteile sind CNC gefräst. Die Wurzelrippen sind aus 5 mm Birkensperrholz, die ersten Rippen, bis zum Strak, aus 2 mm Birkensperrholz, alle übrigen Rippen sind aus 3 mm Balsaholz. Die Rippen haben 0,8 mm Sperrholzaufleimer. Alle Holme laminierte ich aus 3 x 10mm Kiefernleisten, die vom Flächenanfang bis zum Flächenende von drei auf ein Stück auslaufen. Dabei achte ich immer darauf, dass die Kiefernleisten sehr feinjährig sind und die Maserung nicht irgendwo heraus läuft. Die Nasenleiste besteht ebenfalls aus einer Kiefernleiste. Verkastet wurde der Holm mit 3 mm, 1 mm bzw. 0,8 mm dickem Birkensperrholz. Beplankt wurde auch hier im Bügelverfahren mit 0,8 mm Birkensperrholz. Wie die Leitwerke wurde auch die Endleiste in Sperrholz ausgeführt. Die Bremsklappen sind CNC gefräste Sperrholzteile. Sie erhielten Klappenhebel aus Pertinax und sind auf Ober- und Unterseite als Dreh-Bremsklappen ausgeführt. Sie werden vom Rumpf aus mit einer Drehachse mit jeweils einem Servo pro Seite angesteuert.
Die Querruder sind auf der Oberseite voll beplankt und haben zusätzlich zu den normalen Rippen noch diagonale Rippen, um eine gewisse Steifigkeit zu erlangen. Angeschlagen sind die Querruder ebenfalls mit den Stiftscharnieren von Toni Clark. Alle Holzteile sind mit Weißleim, alle Metall- und Pertinaxteile mit 24-Stunden-Harz geklebt.

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Finish

Nach langen Recherchen und mehreren Stunden Suche im Internet fand ich den A-Spatz D-9003 von Luftfahrtprüfer Jörg Reichle, dessen Maschine bei der Fliegergruppe Fellbach stationiert ist. Deren Bemalung und Kennung habe ich übernommen. Alle Beplankungsteile wurden viermal mit Schnellschliffgrund von Clou behandelt, jeweils zwischendurch mit 240er Korn geschliffen. Bespannt wurde mit Oracover-Gewebe „Antik“. Zum Schluss erfolgte eine Lackierung mit zwei Schichten 2K-Lack RAL 9001 reinweiß mit Zugabe von 10% Elfenbeinweiß.

Der Kufenbereich wurde blau lackiert. Die Kennung wurde mit Corel X3 gezeichnet. Da es diesen Font leider nicht gibt, musste jeder Buchstabe und jede Zahl hergestellt werden. Geplottet wurden sie auf Hochleistungsfolie aus dem Werbebereich im gleichen RAL-Ton wie die Kufenbespannung.

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Anlagenkomponenten

* Futaba Doppelsuperhet-Empfänger, B-Band
* 1 Servo für Schleppkupplung Hitec 645MG
* 1 Servo für Seitenruder Hitec 805BB
* 1 Servo für Höhenruder Hitec 805BB
* 2 Servos für Querruder Hitec 645MG
* 2 Servos für Drehbremsklappen Hitec 645MG
* 1 Vario Picolario Talk

Als Akkus verwende ich zwei fünfzellige 2500 mAh NiCd -Akkus, die mit einer Eigenbau-Doppelstromversorgung über eine 40 Ah-Diodenweiche gekoppelt sind, zur Sicherheit mit einem Mosfet-Schalter ausgestattet. Die Verkabelung erfolgte mit verdrillten 0,5 mm² Servokabeln und wurde meistens direkt an die Servos angelötet.

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Erste Flugerfahrungen

Beim Erstflug stellte sich heraus, dass die EWD geringfügig verringert werden musste. Die zwei anschließenden Flüge verliefen absolut problemlos. Der Spatz fliegt lammfromm und neigt auch im Kurvenflug absolut nicht dazu, über die Fläche abzukippen. Leider konnten witterungsbedingt bisher keine weiteren Flüge stattfinden.

Erfahrungs- und Flugbericht werden im Frühjahr 2011 erscheinen.

Haben wir den schon bekommen?


Resume

Ich finde, es hat sich wirklich wieder einmal gelohnt, einen so schönen Oldtimersegler zu bauen. Ich hoffe, den Spatz in der kommenden Saison bei einigen Treffen präsentieren zu können. Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung: www.oliver-theede-oldtimersegler.de

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Hallo LS8-18, was soll ich sagen, eigentlich steht er immer noch zum Verkauf, mittlerweile im Archiv. Aber ich bin ihn letztes Jahr nach fast 4.Jahren mal wieder geflogen;) Leider haben mich andere Projekte gezwungen ihn stehen zu lassen:( Aber hier kann man ja einiges nachlesen: http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/172692-A-Spatz-M1-2-5/page3?highlight=a-spatz und hier gibt es von den letzten Flügen auch einen kleinen Film http://www.oliver-theede-oldtimersegler.de/ollisa-spatz.wmv Ich bin immer noch der Meinung, dass er besser als mein großer L-Spatz fliegt. Überhaupt wird es bald eine Dokumentation über den Scheibe A- und B-Spatzen in der Modell Aviator geben. Darauf folgt dann noch mal ein Bericht über meinen A-Spatzen mit einigen tollen Baubildern die ich noch nirgends veröffentlicht habe. Gruß Olli
 
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