TAS - Tucson Aerobatic Shootout

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von Sascha Fliegener
aus der Fachzeitschrift "Modell" 1/2009

Seit 2001 findet jedes Jahr das Tucson Aerobatic Shootout, gerne auch TAS genannt, im Wüstenstaat Arizona (USA) statt. 2008 hatte ich das große Glück, dabei sein zu dürfen. Das Shootout hat sich mittlerweile zum weltweit größten Wettbewerb für vorbildähnliche Kunstflugmodelle entwickelt. 63 Piloten aus 7 Nationen waren dieses Jahr am Start. Europa wurde vertreten durch Bernd Beschorner (D), Gernot Bruckmann (A), Matthew Poots (UK) und den Autor (D).

Nicht weniger als sechs verschiedene Klassen werden beim TAS geflogen. Kein Wunder, dass einige Tage dafür nötig sind. Der Wettbewerb geht daher von Mittwoch bis Sonntag. Zuerst sind die Kategorien Sportsman, Intermediate, Advanced und Unlimited dran. Diese Klassen sind IMAC-konform und werden das ganze Jahr über in den Staaten bei verschiedenen Wettbewerben geflogen, vergleichbar mit dem European Acro Cup in Europa. Jeweils eine Bekannte und eine Unbekannte werden mittwochs, donnerstags und freitags in jeder Klasse geflogen. Der Schwierigkeitsgrad steigt von Sportsman zu Unlimited kontinuierlich an und ist auch in den Einsteigerklassen beachtlich, denn Kunstflugwettbewerbe sind hier weitverbreitet und das Niveau ist hoch. Am Nachmittag wird dann noch eine unbekannte und bekannte Pflicht der Invitational-Klasse geflogen. Hierzu werden die weltbesten Piloten eingeladen.

Am Samstag fliegen nur noch die Finalisten der IMAC-Klassen, alle Invitational-Piloten mit einer zweiten Pflicht und auch die Freestyle-Piloten sind das erste Mal dran. Der Sonntag ist der attraktivste Tag für die Zuschauer, denn neben zwei Freestyle-Durchgängen fliegen nur noch die Finalisten der Invitational-Klasse.

Um die Masse an Flügen bewältigen zu können, fliegen in den IMAC-Klassen zwei Piloten gleichzeitig im selben Fenster. Wie geht das? Ganz einfach, wer ausweicht, verliert – nämlich Punkte für die versaute Figur. Zwei Punktrichterteams punkten gleichzeitig – der Ansager muss im Flug dafür sorgen, dass das richtige Flugzeug verfolgt wird. Bis zu vier Modelle sind in der Luft, denn während die letzte Figur geflogen wird, muss der nächste Pilot schon starten. Trotzdem hat es im gesamten Wettbewerb keine einzige Kollision gegeben. Für uns Europäer ist das eine gewöhnungsbedürftige Sache, denn trotz des ganzen Durcheinanders muss man volle Konzentration behalten. So kommt allerdings jeder zu seinen Flügen und hat zwei Streichdurchgänge.

Das Flugfeld ist einzigartig: Mitten in der Wüste gelegen, gibt es keinerlei Platz- oder Lärmprobleme. Viele Amerikaner fliegen daher die berüchtigten „Abgasumlenker“, auch „stock mufflers“ genannt. In Europa unvorstellbar. Aber der Sound eines Vierzylinders mit „open exhausts“ hat zugegebenermaßen etwas. Den Vogel abgeschossen hat diesbezüglich Quique Somenzini mit seinem riesigen »Ti-12«-Doppeldecker, eine modifizierte »Pitts Python«, mit DA-200-cm3-Vierzylinder und vier (!)
MTW-Resorohren. Mit einem 32 x 10-Zoll-Bolly-Vollkohle-Prop knallen die Blattspitzen wie bei einer Manntragenden. Das Flugbild des Doppeldeckers ist phänomenal, allerdings hatte Quique mit den starken Wüstenwinden zu kämpfen und bei diesen Bedingungen sind Eindecker deutlich überlegen.
Apropos Wüstenwinde: Hier herrschen Wetterphänomene, die in Europa unvorstellbar sind. Fast immer ist es windig, weil weit und breit alles flach ist. Was in Deutschland als unfliegbar gilt, ist in Tucson eine schwache Brise. Allerdings ist der Wind hier konstanter und kaum böig. Dazu kommt der berüchtigte „dust“, also aufgewirbelter Sand. Der sorgt stellenweise für verdammt schlechte Sicht bei blauem Himmel. Ein besonderes Phänomen sind die „dust devils“, die wie kleine Wirbelstürme den Staub in die Höhe reißen. Beim Briefing wurde darauf hingewiesen, dringlichst zu vermeiden, diese zu durchfliegen. Zu sehen gab es sie öfters, Samstag war der traditionelle Sturm-Tag, so windig, dass das Freestyle leider abgesagt werden musste. Innerhalb von 5 Minuten drehte der Wind um 180°, und es war auf einen Schlag mindestens 5° kälter, weil ein Tief aus Alaska mit einem warmen Karibikausläufer genau über Tucson aufeinandertraf. Der kalte Wind hat den Kampf leider gewonnen. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt!

Hier einige Impressionen:
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Das passiert, wenn der liebevoll gebaute Styropilot etwas Smokeöl abkriegt. Das sorgte für viel Gelächter ...

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Viele Piloten setzten neben Raucheffekten auch Bänder ein.

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Ebenfalls viel eingesetzt: Beim Freestyle werden sehr agile (und billige!) Modelle der 2,60 -m-Klasse eingesetzt. Das ist die "Extra 260" von Hangar 9 von Jefferey Szueber Jr.

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Der damals 15-jährige Ryan Archer gilt als einer der erfolgreichsten Nachwuchspiloten der USA. Er fliegt eine CARF "Extra 260" mit 3 m Spannweite und DA-150 mit Greve-Rohren.

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Gernot Bruckmann erreichte 2008 einen großartigen 4. Platz in der Invitational-Klasse mit seiner "Krill Yak 55 M" mit 3 m Spannweite und 3W 170 samt BMB-Dämpfern

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Das muss man gesehen haben. Bill Hempel mit seiner Piper Cub im Maßstab 1:2, 28 kg und 3W 275 beim Freestyle. Er flog Torquerollen, Messerflugkreise und sogar Powerrollen.

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Tiefer geht's nimmer! Zak Wests "Extra 330" knapp über dem Boden. Bei einem Kontakt wird der ganze Flug genullt; das kam aber erstaunlicherweise nicht vor.

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Adam Bry aus Morrison, CO, konnte die Unlimited-Klasse für sich entscheiden.

Die offizielle Homepage:
http://tucsonaerobaticshootout.com/
Hervorragende Videos findet Ihr auf www.higherplaneproductions.com
oder auch auf youtube!
 
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