Einstieg in den Segelkunstflug

Einstieg in den Segelkunstflug

Christoph Fackeldey

Segelkunstflug? Na, was ist da schon dabei!
Ein Looping, eine Rolle, ein Turn, das kann man doch spätestens nach erfolgreichem Training mit einem dreiachsgesteuerten Segelflugmodell.

Nun, wer so denkt, dem sei mal der Besuch einer Meisterschaft im Segelkunstflug empfohlen. Da ist weitaus mehr Können gefragt, als es ein wenig in der Luft herum turnen erfordert. Die große Kunst dabei ist es, zwischen den am Himmel gezeigten Figuren einen nahtlosen Übergang zu schaffen. Beispielsweise bei der sogenannten „bekannten Pflicht“, die inzwischen in jeder der drei Klassen (Einsteiger-, Sport- und Internationale Klasse) geflogen werden muss. Es gibt dazu gute Informationsquellen wie die des Sportreferenten Dieter Hummel unter http://akro-segelflug.dmfv.aero.

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Diese Harmonie zeigt sich dann im besten Fall bei einer Kunstflugvorführung der besonderen Art, die geprägt ist von einer exakten Raumaufteilung in der sogenannten Kunstflugbox.

Zu viele Fachbegriffe in einem Satz? Ich gebe zu, damit konnte ich zuvor auch nicht viel anfangen. Rammt eine Holzstange in die mittlere Platzbegrenzung eures Flugplatzes und stellt euch links und rechts davon einen Raum vor, in dem die Figuren geflogen werden. Dieser gesamte Bereich ist dann die Kunstflugbox, sozusagen eure Bühne. Auf just dieser Bühne führt ihr dann euern Film vor, ja Film, denn die Figurenabfolge muss wie ein Film im Kopf ablaufen. Wer noch überlegt, welche Figur nach einer geflogenen Figur denn jetzt als nächste kommen muss, hat bereits einen sichtbaren „Filmriss“ …

Aber keine Bange, es sieht meist schwieriger aus, als es ist!

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Oft gibt es Vorurteile: Man brauche ein 6 Meter-Segelkunstflugmodell oder jemanden aus der Szene, der einen mit den Gegebenheiten eines Wettbewerbs vertraut macht. Dazu kann ich sagen: Man braucht sicherlich kein Großmodell der Spitzenklasse. Zum Einstieg in die Sportklasse reicht bereits ein 3 Meter-Kunstflugsegler. Es muss auch nicht immer ein neues Modell sein. Mit ein wenig Glück lässt sich oft auch ein gut erhaltenes, gebrauchtes Modell auftreiben, das einen guten Start in die Segelkunstfliegerei ermöglicht. Und Wegbegleiter gibt es auch… - 2010 startete der Fachreferent Dieter Hummel mit seiner Crew, an deren Stelle ich mal Ralf Doll nennen möchte, erstmals mit drei Regionalwettbewerben auf deutschem Boden.

Diese Regionalwettbewerbe sollten einerseits den bereits etablierten Piloten eine weitere Plattform bieten, um sich im Wettbewerbgeschehen fliegerisch zu steigern, andererseits aber auch Neulingen die Chance geben, sich sozusagen auf „kleinerer Bühne“ mal der Herausforderung eines Wettbewerbs stellen zu können.

Eine Person, die hier besonders erwähnt werden muss, ist Ralf Doll. Er nimmt sich sehr viel Zeit und scheut keine Mühen, Neulingen mit ihren typischen Ängsten und gelegentlichen Flugfehlern als Patron und Mentor zur Seite zu stehen.

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Ich selbst habe kürzlich über den F-Schlepp berichtet und nun wird sich mancher vielleicht fragen: „Was hat das jetzt mit dem Segelkunstflug zu tun?“ Grundsätzlich eigentlich nichts. Aber wenn man sich beide Szenen genauer anschaut, dann entdeckt man nicht nur deren Gemeinsamkeiten, sondern dort auch häufig die gleichen Piloten.

Parallelen zum F-Schlepp sind:
  • Präzision bei der Ausführung der Figuren,
  • ohne F-Schlepp kann kein Segler „kunstfliegen“,
  • gegenseitiges Coachen wie beim F-Schlepp.
Was zeichnet den Segelkunstflug aus?
  • Fliegen ohne mechanischen Antrieb,
  • kraftvoller, eleganter und harmonischer Flugstil,
  • lautloses und präzises Fliegen,
  • hohes Maß an fliegerischem Können erforderlich,
  • Kameradschaftsgeist auch im Wettbewerb,
  • perfekte Beherrschung des Modells auch in ungewöhnlichen Fluglagen.
Seit 2004 war ich oft mit der Kamera Besucher der Segelkunstflugszene, die seinerzeit von Frank Oeste nicht nur maßgeblich geprägt und ins Leben gerufen, sondern der Modellflugwelt auch multimedial sehr professionell präsentiert wurde. Nachdem sich Frank inzwischen leider von der Modellfliegerei ab und seiner zweiten Leidenschaft, der manntragenden Fliegerei, zugewandt hat, kam der Wunsch auf, diese Lücke wieder zu schließen.

Allerdings mit ein paar Photos und einigen Berichten ist es nicht getan, es bedarf schon persönlichen Engagements, hier auch dauerhaft Nachwuchspiloten an den Start zu bringen. Ralf Doll spielt nunmehr eine wichtige Schlüsselrolle. Ich kann mich noch an die DM in Lauterbach 2004 erinnern. Ralf Doll war gerade erst kurze Zeit dabei und startete in der Sportklasse. Keine sechs Jahre später kann er auf sehr erfolgreiche Platzierungen in dieser Klasse verweisen und ist inzwischen ein erfahrener Pilot in der internationalen Klasse.

"Warum sollte ich nicht auch mal selbst dort mitfliegen?", war ein Kerngedanke in meinem Kopf, als Ralf Doll mich bat, diese Szene doch wieder mit Wort und Bild zu begleiten. Durch einen Zufall ergab sich die Gelegenheit, dieses einmal praxisnah bei einem Regionalwettbewerb, genauer gesagt dem 3. Regionalwettbewerb in Euskirchen im Juli 2010, zu testen. Einen Bericht hierzu findet Ihr unter: http://www.f-schleppontour.de/html/euskirchen.html

Nun werden einige vielleicht denken, der Kerl redet eingangs von nicht notwendigen 6 Meter-Modellen und fliegt selbst einen SZD 59 mit 5,28 m. Ja, das stimmt! Aber es ist derzeitig mein einziges Segelflugmodell und ich kaufte es mir nicht, um mich dem Segelkunstflug zu widmen. Das war mehr Zufall und ergab sich aus Gesprächen mit eben jenem Ralf Doll, der mich „infiziert“ hat.

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Just in der Einsteigerklasse war auch ein junges Nachwuchstalent namens Marcel Rybski. Er fliegt einen 3 Meter-FOX und erreichte bereits seine erste 1.000er Wertung. Es war eine Freude, Marcel im Wettbewerb zu beobachten. Er wird sicherlich noch einen erfolgreichen Weg vor sich haben. Aber seine bereits in so jungen Jahren gesammelte Wettbewerbserfahrung macht ihn schon jetzt zu einem ganz Großen.

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Das ist auch der Geist, der in dieser und anderen Wettbewerbsszenen leben muss. Er ist unser aller Antrieb, den Spaß an der Sache zu behalten, sich immer wieder dem gewissen Nervenkitzel im Wettbewerb zu stellen. Das bringt Erfahrungen mit sich, die man auf keine andere Art und Weise erwerben kann.

„Learning by doing“ sagt ein englisches Sprichwort und genau das möchte ich als Sprachrohr von Ralf Doll hier zum Ausdruck bringen. Ladet euch die Flugprogramme der Einsteiger- und Sportklasse herunter, kommt zu den Wettbewerben und lasst euch von Kürflügen mit schönster Musikuntermalung begeistern.

Ich hoffe, wir treffen uns eines Tages bei einem Segelkunstflug-Wettbewerb!
(Reload des gleichnamigen Artikels aus dem Jahre 2010)
 
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