Vorschlag für einen einziehbaren Flitschenhaken

Flitschenhaken in der Seglerkontur

Hendrik Schneider​

Flitschenhaken werden üblicherweise als Stift ausgeführt. Im einfachsten Fall ist dies ein fest im Rumpf eingebauter Stift, der einen Ring als Verbindung zum Flitschengummi aufnehmen kann. Dieser Stift liegt dann recht weit vorne am Segler in der Strömung. Alternativ wird im Rumpf ein Röhrchen eingelassen, in das ein am Flitschengummi befestigter Stift eingesetzt wird.

Der Stift soll aus dem Röhrchen herausfallen, sobald die Flitsche entspannt ist, also keine Kraft mehr eingeleitet wird. Das scheint recht gut zu funktionieren und dennoch gibt es immer wieder Stimmen, die Bedenken äußern.

Für meinen Macchiato habe ich deshalb nach einer einfachen Lösung gesucht, die sicheres Auslösen gewährleistet, dabei jedoch im Flug die Rumpfkontur nicht stört. Auch nicht durch eine Öffnung, die sich je nach Anströmung auch als wirksame Pfeife entpuppt.
nase.jpg
Bild 1: Die Nase des Macchiato. Der Flitschenhaken ist eingeklappt und stört nicht.

Herausgekommen ist eine sehr simple Konstruktion, die auch für in der Metallbearbeitung ungeübte Bastler nachbaubar ist.

Aufsicht_anim.gifanim_half.gif

Bild 2,3:
Der einklappende Flitschenhaken:
Im Flug immer in der Seglerkontur,
zum Start ausklappbar











Ich habe simples Blech (Bild 11 und 12) verwendet und werde am Ende zeigen, dass dies ausreichend ist. Damit ist sowohl die Beschaffung als auch die manuelle Bearbeitung einfach.

Da ich in der Metallbearbeitung Ungeübte anspreche noch eine Warnung: Beim Bohren von Blechen sind diese gut zu sichern. Damit wird das Festfressen des Bohrers und das Mitdrehen des Werkstücks vermieden. Sollte das dennoch passieren: auf keinen Fall versuchen das Blech mit den Fingern fest zu halten!

Der Aufbau:
Der Haken selbst ist um eine Achse drehbar und wird im Rumpf von zwei seitlichen Führungen gehalten. Der untere Anschlag für die eingefahrene Position wird vom Rumpf gegeben und muss lediglich die Kraft der Rückholfeder aushalten.

Der obere Anschlag in der ausgefahrenen Position wird von einer der beiden seitlichen Führungen übernommen und wird beim Flitschen in etwa mit der Kraft der Flitsche belastet.
Natürlich kann man den oberen Anschlag auch etwas "sauberer" ausführen, indem man das Seitenteil gerade lässt und hier das Material des Abstandshalters als Anschlag verwendet. Dann sollte allerdings der Abstandshalter nicht nur geklebt sein, sondern zumindest mit einer Schraube (oder einem Stift) gesichert werden. Wie gesagt, lastet hier immerhin etwa die gleiche Kraft wie am Flitschenhaken.

Gelagert wird der Haken drehbar auf einer einfachen Schraube, die idealerweise einen gewindelosen Schaft hat. Steht keine Schaftschraube zur Verfügung, kann hier auch eine Messinghülse verwendet werden, die, aus einem Messingrohr gefertigt, auf die Schraube geschoben wird. Richtig abgelängt stellt diese Hülse dann auch den Abstand der Seitenteile voneinander sicher, so dass die Mutter (eventuell auch eine Stoppmutter) fest angezogen werden kann. Das war mir zu viel Aufwand. Im Zweifelsfall läuft der Haken auch auf einem Gewinde ordentlich.

expl1c.jpg
Bild 4: Explosion seitlich

Das Bild 5 zeigt die Bestandteile des kompletten Flitschenhakens. Alle Bleche sind aus dem gleichen Material gefertigt. Die Seitenteile werden mittels der Distanzstücke miteinander verklebt. In der Zeichnung sind die Distanzstücke dicker als das Hakenmaterial. Darauf kann verzichtet werden, wenn die Verklebung mit Glasfaser angereichertem Epoxidharz erfolgt. Dabei auf ausreichendes Spiel des Hakens achten und daher die Teile nicht übermäßig pressen.
Natürlich muss beim Verkleben auch auf entsprechende Flucht der Achse geachtet werden.

Die Feder wird aus einem recht dünnen Draht gebogen auch hier ist die Qualität nicht sonderlich wichtig. Er wird einmal um die Achse gewickelt und dort zwischen zwei Beilagscheiben geführt. Sie sollte nicht zu streng gebaut werden ( Ø 0,4 mm reichen), da sonst das Ausklappen von außen zum Flitschen zu schwer wird.
expl2c_comment.jpg
Bild 5: Explosion, seitlich, mit Bezeichnung

Der Haken im Detail:
Die Form kann recht frei gewählt werden. Dennoch sind einige Überlegungen notwendig. Die Last ist im Bereich der Achse am größten, so dass hier nicht zu sehr an Material gespart werden sollte.
Die Hakenaussparung für den Flitschenring sollte soweit eingebuchtet sein, dass der Ring sicher hält und nicht abrutscht. Zur Bohrung hin sollte auf einen gleichmäßigen Übergang zur normalen Materialdicke geachtet werden (Vermeiden der Kerbwirkung).

HakenAnnotated.jpg
Bild 6: Haken mit Bemerkungen​

Auch zum offenen Ende hin sollte die Form flach ausfallen, da sonst bei starker Feder im Moment des Auslösens der Haken den Ring der Flitsche zwischen Ausbuchtung und Rumpf einklemmen könnte.

Damit die Feder eingreifen kann und gleichzeitig der obere Anschlag sauber ausfällt, muss ein Hammerkopf angeformt werden. Die Größe ergibt sich aus der Anforderung, dass der Haken im Anschlag senkrecht stehen soll. Der Anschlag wird vom gebogenen Seitenteil gegeben. Diese beiden Teile sind also aufeinander abzustimmen.

Der Rumpf bekommt eine Aussparung (Bild 8), durch die der Haken ausgeklappt wird. Idealerweise liegt der Haken in einer Ebene mit der Rumpfkontur. Der rechte Teil des Hakens liegt innerhalb des Rumpfs und muss daher entsprechend um die Wandstärke des Rumpfes abgenommen werden.
Das war es auch schon!

Drückt man mit einem harten Gegenstand im Bereich des roten Pfeils, öffnet sich der Haken und man kann den Ring des Flitschengummis einhängen.

Zur Festigkeit:
Die Grundlagen zur Berechnung findet man unter Balkentheorie. Ist man nur an der maximalen Spannung in einem rechteckigen Balken interessiert, reichen einfache Abhängigkeiten:
σ = 6Fd/bh²

Wobei σ die maximale Spannung im Material ist, F die Kraft, die auf einer Seite in den Balken eingeleitet wird (nicht die Kraft in der Mitte), d der Abstand von Lager zu eingeleiteter Kraft und b und h Breite und Höhe des Balkens sind.

Natürlich ist der Haken recht weit von dem idealen Balken entfernt. Um auf der sicheren Seite zu bleiben, kann man die obigen Maße wie in Bild 7 gezeigt zuordnen.

haken1_Kraefte1.jpg
Bild 7: Krafteinleitung​

Dazu habe ich angenommen, dass
F1 = 120 N (12 kg ist geschätzt der größte Zug, den ich je aufgebracht habe)
d = 10 mm
b = 3 mm
h = 5 mm
Es ergibt sich eine maximale Spannung im Material von σ = 96 N/mm².

Selbst der einfachste Baustahl hat eine Dehngrenze von 185 N/mm²
Ich habe also eine Sicherheit von zwei. Wer Flitschenrekorde aufstellen möchte, muss die Dimensionierung entsprechend ändern und irgendwann zu höherwertigem Stahl greifen.

Befestigung im Rumpf:
Der Haken überträgt die Kraft der Flitsche auf die Seitenteile und diese müssen die Kraft in den Rumpf einleiten. Ich habe beidseitig Dreiecksleisten aus Kiefer beigelegt um die Klebefläche zu vergrößern. Zudem habe ich nach vorne einen Kiefernklotz vorgesetzt. Das alles wird mit 24h Epoxy, Glasfaserfüllmaterial und Thixotropiermittel verklebt. Dabei sollte auch gleich die Mutter auf der Schraube verklebt (gesichert) werden, damit sie sich nicht im Laufe des Fliegerlebens löst.

Viel Spaß!


Anhang:
haken_drinnen.jpg
Bild 8: Der Flitschenhaken im eingeklappten Zustand

haken_draussen.jpg
Bild 9: Ausgeklappt, seitlich

haken_draussen1.jpg
Bild 10: Ausgeklappt, seitlich


Blech.jpg
Bild 11: Das von mir verwendete Baumarktblech.
Beim Zuschnitt sind die Löcher zu umgehen.

Blech_dicke.jpg
Bild 12: Blech, Dicke
 
Wenn der Hebel nach hinten schnappt und der Ring von der Flitsche daran hängen bleibt, möchte ich das Video dazu sehen... Im Ernst, du machst da etwas Komplizierter als es sein muss, ein Stift oder ein Loch für einen Stift funktioniert meiner Ansicht nach besser. Gruß Andreas
 
Sehr schöne Idee. Allerdings teile ich etwas die Bedenken von Andreas bezüglich der Einklapperei. Wir flitschen eigentlich nur Alpin unsere großen Kisten und da hätte ich Angst, das durch vorzeitiges Einklappen ohne Last der Ring in der Rundung hängen bleibt. Wäre dann der Supergau. Allerdings sollte dann der Haken bei aufkommen geringster Zugkräfte wieder aufklappen und den Ring freigeben. Also die Federkraft sollte minimal sein, so das Der Haken nur das Eigengewicht bewegen kann und die Rundung würde ich unten auslaufen lassen. Bei Verwendung von Stahlblech könnte man den Haken auch leicht magnetisieren, damit der Ring ohne Last nicht herunterfällt. Nicht jeder verwendet einen Flitsche, die ständig unter Spannung steht sondern nutzt einen Auslösevorrichtung. Dennoch eine Pfiffige Idee. Bei Großseglern könnte man den Haken ggf. mit der Schleppkupplung verbinden und dadurch einklappen. Gruß Onki
 
Hi,

also die Idee ist ok aber die Ausführung?
1. der Haken ist deutlich zu lang
2. die runde Ausnehmung überflüssig
3. der Haken sollte kurz und gerade mit leichtem Winkel nach hinten geneigt sein, so dass die Federkraft den Ring im Notfall nach hinten raus drückt.

LG Robert
 
Hi zusammen,

schön!
Die Kommentare gehen genau in die beabsichtigte Richtung.

Der Vorschlag soll zum Optimieren anregen.
Wenn das Teil nachgebaut und dabei verbessert wird ist das klasse!
Ich fliege den Haken in der fotografierten Ausführung (also mit deutlich mehr Einbuchtung zum Auswurf hin als im Vorschlag) schon einige -zig Starts am Macchiato. Alleine das Gewicht des Gummis reicht bei weitem aus, um den Ring beim Überflug das Ankers auszulösen (ist meist gut zu sehen).
Also: Feder nicht zu fest machen und es gibt kein Problem.

Ich habe mich für eine Einbuchtung für den Ring entschieden, weil ich einen zwischen Metall und Rumpf-GFK eingeklemmten Ring nicht als saubere Lösung empfunden habe.

-- wie gesagt: jeder optimiere nach seinem Dafürhalten.

Gruss
Hendrik
 
Hallo Hendrik,die Idee ansich finde ich gut, aber warum so aufwändig? Du hast jetzt eine Mechanik die um ca. 90° aufgeklappt wird, das Seil wird dann in einer Aussparung eingehängt, durch den 90° Winkel hast du eine relativ große Bauhöhe.Mein Vorschlag: den Drehwinkel auf ca. 20° begrenzen, das Seil dann in der Rückseite einhängen, Vorteile: geringere Bauhöhe, Gefahr des Seileinklemmens minimiert, einfacherer Aufbau.FliegergrußClemens
 
Hi, ich bin ein Fan von Roehrechen, aus Messing zB. in 6mm Größe, und dieses dann schräg in die Spitze laminiert, dass Gummi bekommt dann einen gewinkelten Rundstahlhaken und fertig. Der Rumpf wird minimal verletzt und das Seil flutscht immer raus. Für die Statik, kann man auch noch einen Längsspannt mit einkleben... Viel Spass und Gruß aus Bärlin!
 
Der Vorschlag ist ... Unfug !Zu viele Risikofaktoren zu dem warum ein Rad neuer erfinden ? :p

Schade das Du keine konstruktive Kritik übst....

Ich suche hier auch immer nach einer Lösung für meinen Freestyler und finde den Vorschlag sehr gut. Leider habe ich in der Rumpfnase zu wenig Platz...

Wie würde die 20° Lösung aussehen?

Gruß Daniel
 
konstruktive Kritik ... ? wenn es eine perfekte Lösung gibt und die ist Stift/Hüle/LochimRumpf dann ist es nun mal die beste jede andere Lösung ist damit ein schlechte (was ich bis jetzt sah!)

Die hier vorgestellte ist die Risikoreichste die ich überhaupt sah bis jetzt !

bei meinem Segler ist eine rund 6mm Hüle im Rumpf und der Stift geht nicht mal ganz rein 4-5mm nach 10000000 Starts wüsste ich nicht was man besser machen kann.

Das Rad ist also schon erfunden.
 
Hi, ich bin ein Fan von Roehrechen, aus Messing zB. in 6mm Größe, und dieses dann schräg in die Spitze laminiert, dass Gummi bekommt dann einen gewinkelten Rundstahlhaken und fertig. Der Rumpf wird minimal verletzt und das Seil flutscht immer raus. Für die Statik, kann man auch noch einen Längsspannt mit einkleben... Viel Spass und Gruß aus Bärlin!

Ich bin auch ein Freund von der Röhrchenausführung. Funktioniert tadelos und wird von mir mit verschiedenen Abmessungen, an jedem Modell das geflitscht wird, angewendet.

Die klappbare Ausführung ist eine Idee, für mich jedoch viel zu aufwändig in der Herstellung und, wie schon von anderen angemerkt, eventuell problembehaftet im Betrieb.

Ein paar Bilder zur Röhrchenausführung mit Längsspant, dem Flitschenrundstahlstift zum einstecken und eine Skizze (Einbauvorschlag)

DSC01492.jpgDSC01494.jpgDSC01495.jpgFlitschenhaken 001.jpg
 
ahahah hab das Video gesehen und einen Lachkrampf bekommen ! Bei dem Segler ist es doch egal wie der Hacken ist .... oder erwartest dir damit irgend eine Verbesserung in der Flugleistung :D ......... schön versenkt hast es bleibt überhaupt kein Schmutz hängen !
 

Neueste Beiträge

Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten