ION Neo von Freudenthaler im Vergleich

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Dieter Berens, Hendrik Schneider

Hat man einen ION Pro+ im eigenen Hangar und ist gleichzeitig an einem Vergleich beteiligt, bei dem ein ION Neo Kandidat ist, dann wird jeder meine Neugier verstehen. Es gab gleich zwei Gründe, die mich veranlassten, gerade den ION Neo aus den zur Auswahl stehenden Modelle auszuwählen. Zum einen ist mir der prinzipielle Aufbau breits vom ION Pro+ bekannt. Daher sollte mir das Ausrüsten und flugfertig machen des Modells schnell von der Hand gehen. Zum anderen ist da die spannende Frage, ob und wie sich die Unterschiede zwischen dem ION Neo und dem ION Pro+ im praktischen Betrieb auswirken.

Dieser Artikel ist im Zusammenhang mit den anderen Artikeln des Vergleichs entstanden:
Einleitung: 2 m-Elektrosegler - Vier Modelle im Vergleich
BUTTERFLY von Topmodel
FENRIR 2.0E von Küstenflieger
SPIRIT V Evo von Staufenbiel
Schlussbetrachtung: Vier Modelle im Vergleich - Das Fazit

Den ION Neo unterscheidet hauptsächlich das Leitwerk von den anderen Modellen im Vergleichsfeld: Er hat ein T–Leitwerk und ihm fehlt das Seitenruder. Das Seitenleitwerk ist recht groß ausgefallen und sollte daher genügend Führung bieten. Die Differenzierung der Querruder ist etwas sorgfältiger durchzuführen aber ansonsten scheint das ruderlose Seitenleitwerk keine Nachteile zu bringen. Der Vorteil des fehlenden Seitenruderservos ist allerdings auch kein Killerargument.

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Der ION Neo im Lieferzustand


Der Bausatz

Der ION Neo wird in einem gut aufgeräumten Karton, der wiederum in einem Umkarton verpackt ist, geliefert. Die Flügel, zwischen Hartschaumresten verpackt, sind gut gegen Oberflächenbeschädigungen geschützt. Versandschäden waren daher nicht festzustellen.

Wenn man schon ein Modell bei Freudenthaler kauft, ist es naheliegend, auch zu Klapppropeller und Spinner aus gleichem Haus zu greifen. Beide Artikel wurden entsprechend meiner Bestellung von Freudenthaler geliefert und passen zum Modell. Der Bausatz ist insgesamt etwas besser ausgestattet als die Produkte der Konkurrenz. So ist beispielsweise der Motorspant und die Akkurutsche dabei, die Ruderhörner sind aus GfK gefertigt und sogar die Verlängerungskabel für die Servos liegen bei. Ebenso sind die Servoausschnitte in den Tragflächen fertig verkastet. Das Modell macht daher einen sehr kompletten und durchdachten Eindruck.

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Teileübersicht

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Kleinteilesatz

Aufbau

Die einzige wirkliche Herausforderung bei der Fertigstellung des ION Neo ist der Einbau des Servos für das Höhenruder (HR). Es wird in eine im Seitenleitwerk vorhandene Öffnung eingesetzt. Das Ruderhorn des HR-Servos muss sehr kurz sein, damit es nicht über die Kontur des Seitenleitwerks hinaus ragt. Die Öffnung für das Gestänge ist noch nicht vorbereitet. Sie muss so weit auf gefeilt werden, bis es ohne anzulaufen das HR bewegen kann. Der Gestängedraht hat einen vorgefertigten Z-Knick, der in den Servohebel gehört. Das andere Ende ist um 90° abzuwinkeln, um dort das Ruderhorn des HRs einzuhängen. Da diese Anlenkung keine nachträgliche Justierung der Länge erlaubt, muss man sorgfältig vorgehen und kann das Servo erst nach der Montage des Höhenleitwerks und der Ausrichtung des HRs im Strak in das Seitenleitwerk einkleben.

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HR-Servoeinbau - Ausschnitte für das Gestänge sind schon gefertigt

Am Rumpf sind hinter dem Motor und der Tragflächenaufnahme Lüftungsschlitze auszuschneiden. Der Motorspant muss eingeklebt werden. Sturz und Zug sind durch die bereits abgeschnittene Rumpfnase vorgegeben und scheinen zu passen. Die beiliegenden Einschlagmuttern müssen im Rumpf unter der Tragflächenaufnahme eingeklebt werden. Da hierzu die Tragfläche auf dem Rumpf ausgerichtet werden muss, geschieht dies erst nach Fertigstellung der Tragflächen.

Die Tragflächen verbindet ein Flächenstahl. Dessen Aufnahme ist fertig und es ist nur noch ein Torsionsstift kurz vor der Endleiste anzubringen. Zwei Buchendübel, in die Nasenleiste eingeklebt, übernehmen die vordere Tragflächenbefestigung auf dem Rumpf. Wie verabredet, habe ich das Modell exakt so erstellt, wie es die Anleitung vorgibt. Die einzige Ausnahme habe ich mir bei den beiden Buchendübeln erlaubt: Diese wurden nicht direkt eingeklebt. Statt dessen habe ich zunächst zwei Messinghülsen in der Fläche geklebt und in diesen die beiden Dübel nur „angeheftet“. Im Fall einer härteren Landungen dienen die Buchenstifte als Sollbruchstelle und müssen dann gegebenenfalls ausgetauscht werden. Der Austausch wird durch die Messinghülsen sehr erleichtert.

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Modifikation der Flächensteckung

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Flächensteckung im Detail​

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Tragflächen mit Befestigungen und Servolitzen, Übersicht

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Servoeinbau

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Ruderhörner; Das linke ist nicht in der Baubeschreibung zu finden.

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Ruderhorneinbau

Die Ruder sind fertig anscharniert. Die Ruderhörner, in guter Qualität, liegen bei und müssen in die Ruder geklebt werden. Hier tritt (wenn auch nur in geringem Ausmaß) das gleiche Problem wie bei BUTTERFLY und SPIRIT auf: Der Bausatz hat eine Überarbeitung erfahren, während die Anleitung nicht angepasst wurde. Die Ruderhörner von Querruder und Wölbklappen sind nicht identisch und man muss sich überlegenen, welches Horn wohin gehört. Der Servoeinbau und die Anlenkung mit den vorhandenen Kleinteilen funktioniert problemlos. Obwohl die Gestängeanschlüsse aus Kunststoff sind, ist die Festigkeit des Materials für den ION Neo vollkommen ausreichend. An den Enden der beiliegenden Verlängerungskabeln wurden Stecker aufgekrimpt.

Die Servowege habe ich der Anleitung entsprechend eingestellt. Sie benötigen nur noch ein wenig Feinabstimmung bei der Querruderdifferenzierung, weil kein Seitenruder vorhanden ist.
Ein Multiplex-Empfänger und ein 4S 3000 mAh LiPo aus eigenen Beständen machten das Modell startklar.

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Wie die anderen Modelle im Vergleich, wurde auch der ION Neo mit Teilen von Staufenbiel ausgerüstet. Der Motor ist ein Dymond V-MAX V35-XL, der den Anforderungen des Modells entsprechend größer gewählt wurde, als die Motoren der Konkurrenz

Die Anleitung ist gut, aber in englisch verfasst und sehr kurz gehalten. Letzteres bedeutet, dass man leicht das eine oder andere Detail (vor allem in den Skizzen) übersieht, wenn man nicht genau darauf achtet.


Aufrüsten

Der Rumpf bietet ausreichend Platz für Akku und Empfänger. Hinzu kommt, dass kein Servo mit Gestänge im Rumpfvorderteil stört. Das Aufrüsten ist schnell erledigt: Das Höhenleitwerk wird mit dem Ruderhorn auf das Gestänge aufgeschoben und mit dem Seitenleitwerk verschraubt. Die Tragflächen verbindet ein Flächenstahl. Dann werden die Servostecker an den Empfänger gesteckt. Danach wird die Tragfläche mit den Buchendübeln in den Rumpf eingesetzt und im hinteren Bereich mit zwei Kunststoffschrauben fixiert.
Den Akku noch an der zur korrekten Schwerpunktlage markierten Position im Rumpf befestigen und fertig ist der Aufbau. Die silberne Kabinenhaube passt und verschließt die Rumpföffnung einwandfrei.


Flug

Der ION Neo hat ganz klar das Freudenthaler-Hotliner-Gen eingebaut. Wir wollten aber keine Hotliner testen und haben deshalb den ION, ebenso wie die anderen Modelle, beim alpinen Hang- und Thermikflug mit den anderen Modellen verglichen. Wie im abschließenden Teil zu lesen sein wird, hat der ION ein Profil, das am ehesten auf Geschwindigkeit getrimmt ist. Der ION bewegt sich zusammen mit FENRIR und SPIRIT in einer Gewichtsklasse und ist damit deutlich schwerer als der BUTTERFLY. Durch die geringe Flügelfläche hat aber der ION bei weitem die höchste Flächenbelastung. Damit ist er schneller als die Konkurrenz, was sich zwar im Durchzug positiv bemerkbar macht, Landungen aber auch etwas anspruchsvoller werden lässt.

Die Ruderwirksamkeit ist gut bis sehr gut. Der ION Neo reagiert sofort, ohne nervös zu wirken. In der Anleitung werden keine Angaben darüber gemacht, welche Abmischung der Ruder zu angenehmen Flugverhalten führt. Im Folgenden werden daher einige für mich passende Einstelldaten mit angegeben. So empfinde ich es als nicht empfehlenswert, die Wölbklappen zu den Querrudern zu mischen.
Der Schwerpunkt wird von der Anleitung in einem Bereich von 65 mm bis 73 mm angegeben, angenehm zu fliegen ist der ION Neo mit einer Schwerpunktlage bei 67 mm.

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Das Profil des ION Neo, ein HD45-mod

Der ION Neo will geflogen werden. Langsamflug ist bis zu einer gewissen Grenze problemlos. Bei Strömungsabriss senkt das Modell sehr deutlich die Nase und nimmt wieder Fahrt auf. Ein Abkippen über die Tragflächen wurde bisher nicht beobachtet. Damit die Strömung nicht an den Flächenenden zuerst abreißt, was den ION Neo über die Fläche abkippen lassen würde, hilft es, beim Verwölben nur oder hauptsächlich die Wölbklappen einzusetzen und die Querruder im Strak zu belassen.

Durch das fehlende Seitenruder ist der Flug in der Thermik (enges Kreisen) leicht eingeschränkt, aber machbar. Man merkt dem Modell an, dass Thermikkreisen nicht seine starke Seite ist. Auch hier hilft das Verwölben, den ION langsamer und mit weniger Sinken fliegen zu lassen.

Fazit

Der ION Neo ist ein toller Flieger für geübte Piloten. Für Anfänger oder als direkten Nachfolger für einen EasyGlider ist der ION Neo zu schnell und zu wendig. Für Piloten, die erst einen EasyGlider beherrschen, ist der ION Pro+ als Allrounder und als Einstieg in die ION-Welt besser geeignet, da dieser durch das Profil (MH32) und die größere Flächen nicht nur bessere Thermikeigenschaften sondern auch bessere Langsamflugeigenschaften aufweist. Dafür ist der Durchzug des ION Neo spürbar besser als beim ION Pro+.

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Modell von vorne

Fertiges Modell.jpg
ION Neo - fertig

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Der ION Neo in seinem Element, die Wölbklappen in Thermikstellung

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Nur ein Loop...so macht der ION Neo auch Spaß

Hier die Diskussion im Forum - 2 m-Elektrosegler - Vier Modelle im Vergleich - die Diskussion
 

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