Freiflug-WM in der Mongolei

Bernhard Schwendemann

F1A: E. Galor (ISR) – F1B: G. Mijiddorj (MGL) – F1C: V. Alexandrov (UKR)


Mit der Mongolei trug erstmals ein Land in Fernost eine Freiflug-Weltmeisterschaft aus. Die Mongolei - so weit weg, eine so andere Kultur, da gingen im Vorfeld die Meinungen auseinander. Die Einen wollten unbedingt hin, Andere dagegen gar nicht.
Ein paar der deutschen Freiflieger nahmen deshalb gar nicht an der kompletten Qualifikation teil – am Ende verzichtete jedoch nur Jörg Schellhase und Stefan Rumpp rückte nach. So konnte Deutschland ein komplettes Team Mitte Juli in die Mongolei senden. Es waren etwas weniger Länder (34) als sonst am Start, manche auch mit nur kleinen Teams, so waren nur 9 Länder mit 9 Piloten gekommen.

Wibke Seifert war ganz fleißig und fütterte regelmäßig und immer ganz aktuell den Blog auf der Webseite der Thermiksense. Bernhard Schwendemann ergänzte die Texte durch ganze Bilderstrecken von den Ereignissen. Die Zeitverschiebung von 7 h machte es möglich, die Freiflieger zu Hause schon zum Frühstück mit den neuesten Infos zu versorgen. Der Blog wurde sehr viel aufgerufen (bis Ende August über 16 000 Klicks), es gab viele positive Rückmeldungen und einige Länder übernahmen sogar übersetzte Fassungen.


Kurzfassung der WM

Bevor es an die Details geht, hier das Wichtigste der WM in Kürze: Bei durchweg guten Flugbedingungen, wenn auch teilweise windig und bei schwieriger Thermik, wurden Weltmeister:
In der Segelflugklasse F1A nach zwei Stechen: Eyal Galor (ISR), sein Team gewann auch die Mannschaftswertung. Die Platzierungen der deutschen Teilnehmer unter den 76 Startern: 9. Stefan Rumpp, 25. Thomas Weimer, 58. Frank Adametz. Das Team wurde achter unter den 33 Nationen. Lauri Malila, der für die Schweiz fliegt, wurde 43.
In der Gummimotorklasse F1B nach zwei Stechen: der amtierende Asienmeister Gongor Mijiddorj (Mongolei), der Mannschaftstitel ging an die Ukraine. Die Platzierungen der deutschen Teilnehmer unter den 76 Startern: 14. Bernd Silz, 37. Bernhard Schwendemann, 46. Michael Seifert. Das Team wurde neunter unter den 29 Nationen. Dietmar Piper wurde 55., Harald Meusburger 70. und Verena Greimel 76., alle Österreich.
In der Motorflugklasse F1C nach zwei Stechen: der amtierende Europameister Viacheslav Alexandrov (UKR), China wurde Mannschaftsweltmeister. Die Platzierungen der deutschen Teilnehmer unter den 45 Startern: 17. Michael Sondhauß, 19. Claus Gretter, 39. Claus-Peter Wächtler. Das Team wurde sechster unter den 18 Nationen. Reinhard Truppe (AUT) wurde Vierter.
In der Gesamtnationen-Wertung kam das deutsche Team auf den 4. Platz.
Viele Details sind im Blog der Thermiksense nachzulesen: www.thermiksense.de, dies soll hier nicht wiederholt werden.

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Das deutsche Team bei der Eröffnung der WM


Anreise und erste Eindrücke

Es gibt nur wenige brauchbare Flugverbindungen von Deutschland in die Mongolei und jeweils nur zwei bis drei Flüge pro Woche. Das Team hatte sich für die Anreise in drei Gruppen geteilt:
Bernd (F1B) und Brigitte Silz, Claus-Peter (F1C) und Veronika Wächtler, Michael (F1B) und Wibke Seifert, und Michael (F1C) Sondhauß flogen am Sonntag (19.7.) mit Mongolian Airlines mit einer ganz neuen B-767 direkt von Frankfurt nach Ulaanbaatar.

Aus Zeitgründen (dadurch konnte allerdings der 1. Weltcup vor der WM nicht geflogen werden) starteten Thomas Weimer (F1A) und Helfer (und WC-Teilnehmer) Fritz Wilkening sowie Frank Adametz (F1A), Stefan Rumpp (F1A), Volker Bajorat (Helfer und WC-Teilnehmer) und Bernhard Schwendemann (F1B) am Mittwoch (22.7.) von Stuttgart bzw. Berlin mit der Turkish Airlines nach Istanbul und von dort dann gemeinsam weiter mit einer Zwischenlandung (zum Auftanken und Personalwechsel) in Bishkek (Hauptstadt von Kirgisistan). Nach Istanbul ging es der Südküste des Schwarzen Meers entlang und wenn man sich die Landkarte anschaut, ist der sinnvolle/sichere Flugkorridor Richtung Osten nicht allzu breit. Durch den Flug nach Osten kam schnell die Nacht herein und die Zwischenlandung Ortszeit so um 2 Uhr nachts war etwas gespenstisch. Außer den Fluggästen (auch die Finnen und die Israelis waren in der B-737) war der Flughafen leer, aber die paar Duty-Free Shops waren geöffnet. Man hätte sich mit allerlei westlichen Waren eindecken können (… Alkohol, Lego, Haribo ….).

So schnell wie die Nacht hereingebrochen war, so schnell wurde es wieder hell und richtig spannend, wenn man nach unten schaute. Die Landschaft sieht sehr verlassen und weitgehend unwirtlich aus, nur wenige Lebenszeichen sind zu entdecken. Dann überqueren wir das Altai-Gebirge, das „ziemlich nahe“ an das Flugzeug heranreicht, so hoch ist es. Es schließlich sich eine Wüstenlandschaft an, zunächst mit einer sehr ausgeprägten Landstruktur in Ost-West-Richtung. Erst in der Nähe von Ulaanbaatar sind wieder Zivilisationsspuren zu erkennen und erst kurz zuvor wird es etwas grün, Bäume und Landwirtschaft sind zu erkennen.
Recht viele Touristen kommen mit uns an (inzwischen ist es Donnerstag). Unsere Modellkisten, die alle und unversehrt ausgeliefert werden, werden allerdings noch getoppt von den riesigen Fahrrad-Kartons, die eine Bike-Adventure-Gruppe mitgebracht hat.
Junge, englisch sprechende Damen empfangen uns und geben unsere Wünsche an die Fahrer unseres Kleinbusses und eines Zusatzfahrzeugs weiter. Alles passt rein. Ungewohnt: gefahren wird zwar rechts, aber das Lenkrad ist in vielen Fahrzeugen auch rechts.

Die ersten Eindrücke bei der Fahrt am Rand der Hauptstadt mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohner (die anderen 1,5 Mill der Mongolen verteilen sich über den Rest des Landes – 4,5 mal so groß wie Deutschland, das ergibt dann 2 Einwohner pro km2) vorbei. Wie im Reiseführer beschrieben, bekommt man gleich einen Eindruck der großen Gegensätze: neu und alt, arm und reich, halb zerfallen und neu aufgebaut. Herunter gekommen Häuser ganz in der Nähe glänzender Neubauten (zum Teil eingezäunte Wohnviertel), die meist japanischen Autos sind überwiegend älter, aber in ordentlichen Zustand. Gar Manche stehen aber am Straßenrand und werde gerade repariert. In der Stadt sieht man viele Lexus-SUVs, wer viel Geld hat, fährt einen schwarzen Mercedes G500, wer noch mehr hat, die G63-Version von AMG. Ganze Reihen von kleinen Imbissständen am Straßenrand, aber auch Frauen, Männer und Kinder, die ein Glas mit kleinen Früchten hochhalten und ein paar Tögrög verdienen wollen. Bei der Straßenunterhaltung ist viel Handarbeit angesagt. Schon am Stadtrand sind die Jurten (Gers) zu sehen, teils eher vereinzelt, teils in ganzen „Stadtteilen“. Und überall Kühe, die sich frei bewegen können. Die Stadt insgesamt liegt sehr im Dunst, wohl ein Ergebnis der Wetterlage und von Emissionen. In der Ferne sieht man die wenigen Glaspaläste aus dem Häusermeer herausragen – diese Gebäude könnten auch in Singapur z.B. stehen.

Wo sind wir denn überhaupt angekommen auf der Landkarte? Der Breitengrad ist etwa derselbe wie Deutschland, also einfach waagrecht nach Osten. Und bezüglich des Längengrads liegt Ulaanbaatar etwa wie Vietnam. Abgesehen von den Gebirgen liegt das Land auf rund 1500 m Höhe.
Der Fahrstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, da aber der Verkehr oder der Straßenzustand keine hohen Geschwindigkeiten auf unserer Strecke erlaubte, war es ganz gut auszuhalten (später erlebten wir aber auch wilde Manöver bei schneller Fahrt).
Dann Stopp an einem ganz modernen, großen Supermarkt, um uns vor allem mit Wasser einzudecken. Ein kleiner Schock: Apfelsaft und Orangensaft von Edeka („gut&günstig), rein deutsch beschriftet und mit einem Preis von über 1 Euro für die mongolische Kaufkraft recht teuer. Am Ausgang aus dem Großraum gab es eine Mautstelle, um die asphaltierte Straße zu finanzieren – weiter draußen sind dann Schotterpisten angesagt. Langsam bleibt das städtische Umland zurück und die grünen Weiden mit Kühen, die auch mal gerne längere Strecken galoppieren, Pferde und Schafe und zwischendrin die Jurten und ein paar PKW drumherum. Dann geht es ab auf einem Erdweg Richtung Gelände, die kleinen weißen Punkte sind das Jurten-Dorf. Ein riesiges, leicht wellige Gelände und dahinter, aber in gebührendem Abstand, dann ein Höhenzug. (Diese Kapitel wurde gleich nach unserer Ankunft geschrieben, dies sind also die ersten, noch ganz frischen Eindrücke.)


Das WM-Camp

22 Jurten mit je vier Betten – auf einem Holzbrett eine Auflage von 1 cm! Für uns Mitteleuropäer eine Qual – einige wechseln noch in der Nacht in ihre Schlafsäcke und verwenden die dünne Bettdecke als zusätzliche Unterlage. Andere beschaffen sich aus einem Vorrat eine zweite Unterlage. Die Jurten haben oben in der Mitte ein paar Glasscheiben für das Licht und zwei Löcher für die Luft. Als dann in der Nach der Regen kam, mussten zwei Freiwillige raus, die Kappe wieder darüber zu ziehen, dass innen alles trocken bleibt.

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Hier wohnten die Teilnehmer, die sich für das Jurten-Camp entschieden hatten.

Spanplatten-Klohäuschen, innen drin ein Karton mit Holzspänen, die man dann nach getaner Tat darüber leert (funktioniert sehr gut). Der Sturm später reißt die Türen ab und wirft einige der Häuschen sogar um. Auch das Duschhäuschen (mit Waschbecken, nur kalt, außen) war aus Spanplatten, Wasser gab es aber nicht immer, manchmal sogar warmes. Dann ein Restaurantzelt und eine Küchenjurte, in der z.T. auch das Personal übernachtete. Gezapft wurde mongolisches und deutsches Bier. Dazu noch eine Café- und Restaurant-Jurte und eine große Bühne für die Siegerehrungen, flankiert von der üblichen Flaggenparade.

Das Frühstück ist jeden Morgen anders, mal im Verpflegungszelt, mal wird es in die Jurte gebracht. Ein kleines Becherchen Tee, ein kleiner Sandwich, z.T. mit einer Wurst drin, ein Miniaturbrötchen, ein bisschen Butter und Marmelade. Für viele jeden Morgen wieder ein neuer Schock. Brotscheiben bekommt man nach, auch Tee. Aber Vielen hilft nur der Weg zum Supermarkt.

Die Jurten wurden sogar ausgekehrt und nicht nur Abfalltüten geleert, sondern auch Abfall eingesammelt, sogar an der Startlinie. Alle Mongolen, die hier arbeiteten, waren sehr hilfsbereit, auch wenn man sich manchmal mit Händen und Füßen verständigen musste. Toll war, immer zwei geländegängige Kleinbusse (Mitsubishi) mit Fahrer zur Verfügung zu haben, einer sprach sogar etwas deutsch, der andere nur mongolisch – zwischen Jurtendorf und Startstellen, zum Einkauf oder am Ruhetag auch für einen Ausflug. Die Fahrer waren ständig am Platz, sie übernachteten sogar in ihren Fahrzeugen. Sie waren immer hilfsbereit, trugen das Gepäck auch zur Jurte oder an die Startstelle.

Nun zunächst zum Hauptereignis, der WM, über die Weltcup-Wettbewerbe wird anschließend berichtet.

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Der Wettbewerbsleiter mit seinen Helfern


F1A-Tag: Paukenschlag

Auf 7 Uhr war der erste Durchgang der WM angesetzt, kurz nach 6 Uhr, noch in der Dämmung, war das Team an der Startlinie und begann mit Probestarts. Geflogen wurde in der in der Reihenfolge Frank Adametz, Thomas Weimer, Stefan Rumpp, Rückholer mit zwei Fahrrädern waren die F1C-Flieger, Helfer die F1B-Piloten. Und er begann mit einem Paukenschlag: Das Modell von Frank pumpte herunter und lag mit 104 sec am Boden – ein Tiefschlag für die Stimmung und die Hoffnungen. Der zweite Durchgang brachte dann 3 Max, große Bärte waren noch nicht da, Frank Adametz hatte das Modell gewechselt. Auch im dritten Durchgang 3 Max, die Thermik nimmt zu. Auch im 4. und 5. Durchgang erreichen alle drei deutschen Piloten das Max, die Modelle steigen nun zum Teil auf in große Höhen. Nun sind zwei Stunden Mittagpause angesetzt, nur wer an diesem Tag fliegt, bekommt eine Essensmarke und ein Essen, alle anderen Teilnehmer und die Helfer können sich am Fluggelände oder im Camp was zum Essen kaufen.

Nach der Mittagspause war der Wind kräftiger (und aus neuer Richtung und so musste die Startlinie um 90 Grad gedreht werden), aber gut beherrschbar, schöne Bärte. Wieder alles Max im deutschen Team. Israel und Russland waren noch „sauber“. Von 16 Uhr bis 19 Uhr wieder Pause, dann das 5 min Stechen (mit drei Zeitnehmern pro Startstelle). Stefan Rumpp findet einen schönen Bart, Thomas Weimer kann, nachdem er seine verlorene Leine wieder eingefangen hatte, in den gleichen Aufwind hinein starten, beide erreichen die geforderten 5 min, wie 27 andere auch – 31 hatten sich für das erste Stechen qualifiziert gehabt. Ein weiteres Stechen kann am Abend nicht mehr geflogen werden, die Modelle würden genau vor der Sonne fliegen – das Risiko für die Zeitnehmer oder für das Verwechseln der Modelle wäre zu groß. Thomas Weimer, der lieber am Abend noch geflogen wäre, meint, wenn man einmal eine Sonnenfinsternis brauchen könnte, bekommt man keine.


Das 2. F1A-Stechen

Das F1A-Stechen um 6:30 Uhr vor der F1B-Meisterschaft um 7:00 bringt Stress für alle. Im Dunkeln geht es wieder raus auf das Gelände, F1A- und F1B-Leute müssen gleichzeitig Probestarts machen, Michael Seifert fliegt ja in F1B selber mit, muss aber einen der beiden Stechpiloten zuvor an der Startstelle unterstützen, die andere Startstelle betreut Wibke Seifert, „Assistent Teammanger“. Ansonsten organisiert Wibke Seifert sehr erfolgreich nicht nur die Startstelle, sondern praktische alles, was getan werden muss.

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das mongolische Fernsehen war stark vertreten

Auch die organisatorische Vorbereitung lag ganz in ihrer Hand. Stefan Rumpp und Thomas Weimer laufen in entgegengesetzte Richtungen los – es ist praktisch windstill. Für diese Bedingungen hat Thomas kein passendes Modell und liegt trotz guten Start bereits nach 3:01 min am Boden – Platz 25. Stefan Rumpp kollidiert mit Enes Pecenkovic aus Bosnien-Herzegowina, sein Modell hat eine große Delle in der D-Box, das LDA-Modell von Enes Pecenkovic löst sich dagegen in die Einzelteile auf. Mit dem Ersatzmodell macht Stefan Rumpp dann einen tollen Start, erreicht 5:16 min und wird damit neunter – am Ende der WM zeigt sich, dass dies das beste deutsche Ergebnis sein sollte. Der neue Weltmeister ist Eyal Galor (ISR, 473 sec), gefolgt von Enes Pecenkovic (BIH, 409 sec) und Szilard Sijjarto (ROU, 407 sec). Der neue Vizeweltmeister hat indirekt seinen Titel dem Zusammenstoß mit Stefan Rumpps Modell zu verdanken. Bei seinem zweiten Versuch findet sein kleines Thermikmodell in 5 m Höhe noch Aufwind und kurbelt ihn aus.

Für einige der Piloten war es ein Problem, nach den Testflügen in ruhiger Luft am frühen Morgen dann im Stechen bereits Thermik vorzufinden. Der neue Weltmeister fliegt einen Kosonozhkin-Flügel (großer Rippen-LDA). Der Meister selber erreichte nur den letzten Platz im 2. Stechen.
Titelverteidiger Robert Lesko (CRO) kam mit gebrochenem Daumen vom Weltcup in Ungarn, er konnte nicht trainieren oder einfliegen. Seinen erfolgreichen Flapper (Raketa Nera) steckte er in der Mongolei. Er hatte viel Pech, am Ende sogar eine Null in einem Durchgang.

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Pechvogel: Titelverteidiger Robert Lesko

Es war eine Senioren-WM und keine Junioren-Meisterschaft, trotzdem waren einige Piloten zu sehen, die selbst bei erträglichem Wind „hoch und raus“ flogen.


F1B-Tag: Mongolei-Tag

Wegen des vorangehenden F1A-Stechens ging es in F1B erst um 7:15 los. Bei bedecktem Himmel und wenig Wind erreichten 2/3 der Teilnehmer das 4 min Max. Nachdem Bernd Silz die 4 min nur knapp erreicht hatte, beschloss das Team den Start von Bernhard Schwendemann etwas zu verschieben, da er im Training deutlich geringere Höhen als Bernd Silz und Michael Seifert erreicht hatte. Die Taktik ging auf und er flog sicher die 4 min. Danach wurde es etwas einfacher, das Max (dann 3 min) zu erreichen. Im 4. Durchgang erwischte es Bernhard Schwendemann: 165 sec. Als wir bemerkten, dass es knapp werden könnte, war es zu spät zum Wedeln. Im 4. Durchgang wurde der Australier Paul Rossiters disqualifiziert, sein Gummi war zu schwer. Nach der Mittagspause ging es um 14 Uhr weiter, der Wind (5 m/sec) blies zwar unter 45 Grad zur Startlinie, sie wurde aber nicht gedreht. Im 7. Durchgang frischte der Wind weiter auf, es gab starke Thermik und entsprechende Absaufer. Und so einen erwischte Michael Seifert: 146 sec. 31 F1B-Flieger kamen ins Stechen, darunter die kompletten Teams aus der Ukraine und Tschechien, von GER nur Bernd Silz.
Die Startlinie wurde wegen des Militärflugplatzes in Windrichtung um 1 km auf ein leicht abschüssiges Gelände verschoben. Um 18:40 wurde bei 4 m/sec gestartet, die Luft war recht unterschiedlich, nur 14 Piloten kamen weiter, auch Bernd Silz.

Im zweiten Stechen meinte es Bernd Silz beim Start besonders gut – zu gut. Das Modell überzog und am Ende wurde er 14. mit 163 sec. Stepan Stefanchuk und Oleg Kulakovsky (beide UKR) erreichten 380 und 376 sec. Als Einziger erreichte Gongor Mijiddorj (MGL) das 7 min Max, er landete bei 7:05. Der neue Weltmeister war den ganzen Tag im deutschen Team-T-Shirt der WM 2013 geflogen. Der Jubel war groß und es war natürlich das Event für das Mongolische Fernsehen. Während der Gratulationen und Interviews zog dann jemand dem neuen Weltmeister die mongolische Trainingsjacke über. Das Mongolische Fernsehen war alle drei Tage mit einem Übertragungswagen und drei Kameras dabei. Dies ergab dann drei einstündige Sendungen, die auch noch mehrfach wiederholt wurden. Die Sendungen konnten auch einige Zeit im Internet abgerufen werden. Gongor Mijiddorj fliegt Modelle von Stefanchuk, jedoch mit einem M&K-Profil.

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Der neue Weltmeister im deutschen T-Shirt der WM 2013

Das deutsche Team hatte 2-3 Thermikmaschinen im Einsatz. Bernd Silz hatte eine neue, kompaktere aus der Werkstatt von Heiko Helmbrecht dabei. Sie funktioniert gleich wie die alte – nur das legendäre Klopfen ist unnötig. Michael Seifert hatte seine ältere Maschine, Anzeige über einen Palm, dabei und eine neue von einem israelischen Modellflieger. Temperatur und Wind werden vom Mast per Bluetooth zum Tablett-PC an der Startstelle übertragen, damit hat man einen relativ großen Bildschild, das System justiert sich automatisch. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie die Temperatur etwas träger anzeigt als die Bernd´sche Maschine.
In F1B waren viele bekannte Modelle zu sehen (Stefanchuk, Andriokuv, Vivchar mit Schwerpunkt auf Stefanchuk). Flapper waren wohl zwei am Start, ob LDA-Profile dabei waren, weiß ich nicht. Es waren sehr viele eindrucksvolle Steigflüge zu sehen, die erste steile Steigflugphase dauert hier sehr lange und die Modelle erreichen tolle Ausgangshöhen – bessere Trimmung? bessere Aerodynamik? Besserer Gummi?

Zwei bis drei Zeitnehmer waren an jeder Startstelle – immer leicht erkennbar an den grünen Leibchen.
Die jungen Leute wurden jeweils vor dem Wettbewerb auf dem Gelände versammelt und nochmals instruiert. Die Helfer hatte ein eigenes Camp in der Nähe des Wettbewerbgeländes. Pro Tag bekamen sie 10 $, bereits erfahrene 12$. Neben der Linie mit den Startstellen gab es zwei Begrenzungslinien – innerhalb derer man sogar beim Fotografieren vertrieben wurde.


F1C-Tag: Truppe Vierter

von Claus Gretter

Kurz vor 6 Uhr ging’s mit dem Bus und Much, unserem Fahrer, aufs Gelände zu den Startstellen: Kisten ausladen, Modelle zusammenstecken, Probestarts machen und… Und um 7 Uhr als es losgehen sollte: Regen, echter Schnürlregen, viel mehr Regen und noch mehr Regen… Hastig wurden die Modelle und sonstiger Krimskrams unter Muschel, Plane und Schirmen versteckt! Kiste zu, Affe tot, Zirkus pleite!

Claus-Peter Wächtler, Michael Sondhauß und Claus Gretter sind im deutschen Team und waren frühzeitig angereist um sich und die Modelle auf die Weltmeisterschaft einzustellen. Es konnte fast jeden Tag ausgiebig morgens, tagsüber und abends trainiert werden, was von den Mannschaftsmitgliedern unterschiedlich genutzt wurde. Und jetzt das…

Aber dann: Der erste Durchgang war auf 8 Uhr verschoben, die Schamanen haben in der Zwischenzeit am nahegelegenen Tuul–Fluss einen Wettertanz abgehalten, wurde es erst zaghaft trocken und schließlich kam die Sonne wie wir sie in den vergangenen Tagen im Darkhan Noyonii Khudag – so heißt das Gelände - noch nicht erlebt haben!

Nur wenige schaffen die vier Minuten nicht, John Cuthbert etwa, aber der hört jetzt doch wieder auf, kaum dass er wieder dabei ist, Verbitsky, der sein Modell in der letzten Sekunde in die Luft bringt, hat wohl seit einiger Zeit keine rechte Lust mehr… Alle eint der Kampf gegen den schlechten Sprit: Von Flasche zu Flasche wechselnde Qualität und mindestens 1000 Umdrehungen weniger, manchmal sogar 2000 Umdrehungen… Umtrimmen in den Tagen vor den Wettbewerben und ein Stoßgebet beim Start… Die Briten haben im Vorfeld sogar einen Protest eingereicht! Der suppige Sprit wurde gegen ein anderes zweifelhaftes Süppchen umgetauscht, die Trimmerei ging in eine neue Runde! Haha said the Clown!
In den nächsten Runden in denen wieder drei Minuten das Maximum waren, haben nur wenige Starter Federn gelassen. Bis zum Ende der regulären Durchgänge kommen so aber einige zusammen die es nicht ins Stechen schaffen. Das liegt aber nicht daran, dass 5 sec eine viel zu lange Motorlaufzeit wäre, es sind halt die Besten ihres Landes am Start! Ab dem nächsten Jahr werden halt die Motoren heißer – und kurzlebiger! Und Standard-Modelle sind dann sowieso out! Da hat sich bei der CIAM einer in die eigene Hose…

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Einer der vielen F1C-Folder

An Motoren sieht man immer noch die Nelson, Verbitsky mit Modell dran, klar. Fora mit Heckauslaß und vereinzelt schon der neue mit Seitenauslaß. Babenko liefert auch eigene Motoren zu seinen Modellen, vereinzelt sieht man noch Cyclon! Getriebe von Maximov, Zsengeller und den Hummer! Direktantrieb sieht man eher bei den Faltern!
Wegen des späteren Wettbewerbsbeginns wurde die Pause um eine Stunde gekürzt, einige nutzten die verbleibende Stunde für Probestarts und zum Feintrimm der Modelle, andere wagten nur einen zaghaften Dreh an den Schräubchen… Nun, in den nächsten Jahren endet der Wettbewerb an dieser Stelle und geht in ein umfangreiches Stechen über, dabei würden die älteren Herrschaften doch gerne noch zwei Runden weiterfliegen! Wer die Idee bloß hatte?
Dann ging es um 14.00 Uhr mit dem 6. Durchgang weiter, im Gegensatz zu den Vortagen um diese Zeit immer noch mit wenig Wind, so dass es ewig dauerte bis die Ablösungen kamen und es zu Flügen kam über die man eines Tages noch stundenlang am Lagerfeuer erzählen wird. Ja komisch, wie man über drei Minuten so lange reden kann…
Im 7. Durchgang frischte es wieder auf, aber über diese Runde legen wir lieber den Mantel des Schweigens und legen die Ergebnisliste entsetzt weg ins Land des Vergessens…
Wieder dabei der Mann dessen Modelle garantiert anders aussehen als andere: Volodymir Sychov, im Weltcup derzeit führend, in der Mongolei hingegen ohne Fortune… Wie die Modelle diesmal ausgesehen haben wissen wir nicht mehr, wir haben nicht genau genug geschaut, aber vielleicht müssen wir uns mal etwas einfallen lassen damit die anderen Modelle wieder ganz anders aussehen…

Und auch Mick Lester aus Großbritannien hat schöne Modelle, eigene Ideen, eigene Bauweisen! Ja, es gibt sie noch, die Freiflieger bei denen das Wort ‚bauen’ nicht für das profane Zusammenlegen von Gummis missbraucht wird…
Franco Gradi fliegt auch nicht gerade Modelle von der Stange, die Rümpfe sind eigenwillig und sehr schön, mal Standard-Flügel, mal Flapper, mal ein Babenko-Flügel und auch einen eigenen Faltflügel setzt er ein. Georgio Venuti zeigt zwischendurch Asymmetrie wenn ein Winglet fehlt, macht aber nichts, die Modelle sind eh schön.

Für 18.30 war dann das Fly-Off angesetzt. 19 Teilnehmer haben es geschafft. Es wurde schon etwas kühler, ein erster großer Pulk startete, dann noch nach und nach ein paar, es wurde viel gewedelt und 6 Teilnehmer überstanden diese Runde. Die Modelle kamen zurück, es wurde windiger, die ersten Modelle verschwanden in den Kisten und dann ging's los! Sturm und Regen! Alles flüchtet in den Autos vom Gelände, bei der Abfahrt sehen wir noch wie ein gutes Dutzend Leute am Zelt der Wettbewerbsleitung hängt und es am Abflug hindert…

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Das Unwetter naht

Much, unser Fahrer, ist ganz in seinem Element: Mit dem Mitsubishi-Bus düst er uns vom Gelände und immer noch nicht geschafft, die langgezogene Rolle wie bei einer Verfolgungsjagd im klassischen US-Krimi… Das war ein Tag! Und am nächsten Morgen soll das zweite Fly-Off stattfinden!
Der König der Spreiselmacher hat diesmal wohl heimlich trainiert, Gelände gibt es praktisch vor jeder Jurte. Ob Roy Summersby wieder so viele Modelle geschrottet hat wie in Argentinien entzieht sich deshalb unserer Kenntnis, wenigstens bleiben die Einschläge an der Startlinie mittlerweile aus. Titel hin, Titel her, die Klasse seines Landsmanns Bill East hat er nicht…
Immer wieder zu bewundern ist da unser Reinhard Truppe mit perfekt getrimmten Verbitsky - Flappern: Manchmal startet er schief und schepps und wenn’s ihm vor lauter Mäxen doch mal langweilig wird, liegt er zwischen den Durchgängen unter anderer Leute Autos um sie wieder zum Laufen zu bringen! Das macht ihm so schnell keiner nach - ein Platz auf dem Treppchen wäre ihm schon gegönnt gewesen!

Einen Platz vor dem Tisch hatte auf jeden Fall Artem Babenko! Den Tisch braucht er, schließlich ist er nicht nur ein ganzer Kerl sondern auch ein ganz großer Kerl! Auf dem Tisch hat er seine Fliegerkiste, der Tisch ist das Zentrum seines fliegerischen Geschehens, einen Stuhl braucht er nicht, schließlich treibt er Sport! Allein zum Glück fehlt noch ein Anlasser bei dem er nicht in die Knie gehen muss, denn schließlich muss er sich zum Starten wieder weit aufrichten…

Dass man nicht gerade über eine Kiste voller ukrainischer Production-Racer verfügen muss, wenn man gut fliegen will, hat Mike Roberts mit seinen schönen Achterberg-Modellen eindrucksvoll bewiesen! Eines mit 2667 mm Spannweite das er in jedem Durchgang eingesetzt hat und eine kleineres mit 2535 mm Spannweite lag als Ersatzmodell bereit. Beide mit Nelson-Hummer und Sidus-Timer ausgerüstet!

Die Chinesen werden Mannschafts-Weltmeister und einer von ihnen fliegt noch mit Seelig-Timern und so ist doch noch was Deutsches auf dem Treppchen! Ansonsten sind auch im Reich der Mitte gekaufte oder nachgemachte Modelle und Sidus-Timer angesagt…
Und dann ist da unser Slava! Als Verbitskys Propellermacher stand er immer etwas im Schatten der vielen großen Ukrainer! Slava? Alexandrov Viacheslav! Erst Europameister und jetzt Weltmeister! Vielleicht könnte man das Modell so beschreiben: Verbitsky-Flügel gefaltet, Sidus-Timer, Nelson Motor mit Getriebe und eigenem Zweiblattpropeller! Klar, als Propellermacher…
Und was gab’s noch: Die Funken–Marie hat fleißig gefunkt, ma muaß halt langsam schwätza sonsch schnallt sess idt! Und drr Franky hoad endlich schualfrei ghedt und mit drr Knatterkischd auf Peter Fonda gmacht! Und drr Scheff? Ha däär schwätzt en Haufe und hoadt en Schdumba grauchd…

Was gab es sonst noch in diesen zwei Wochen Mongolei? Natürlich Eröffnung, Modellabnahme, Abschluss der WM, dazu zwei Weltcup-Wettbewerbe und der MixMen mit Geldpreisen.


1. Weltcup-Wettbewerb

Mit dem F1B+F1C Wettbewerb gingen die zwei Wochen Freiflug in der Mongolei los. Der Wettbewerb startete pünktlich um 7 Uhr. Die Startstellen waren durchweg mit sehr jungen Leuten besetzt, je drei, die alle Englisch sprachen. Jede Startstelle hatte ein Glas mit Stativ. Es gab es keine Probleme, aber auch kaum Abtrieb. Hindernisse konnten kaum ein Thema sein, nur aus der Sicht zu fliegen. Das Wetter war trickreich, sehr ruhig, umlaufende Winde, eigentlich super, aber schwer Thermik zu finden. Entweder flogen die Modelle stabil, aber nicht in Bombenhöhe oder sie krebsten herum. So wie Bernd Silz im 4., er lag bei 2:28 unten (ergab Platz 19), und Michael Seifert pumpte im gleichen Durchgang zu Boden, weil er die Kurve zu groß gedreht hatte (damit Platz 21). Gewinner war Gongor Mijiddorj (MGL) mit 417 sec. Unter den ersten Vier waren drei Mongolen. Die beiden Weltcups wurden nur über fünf Durchgänge geflogen.

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Die große Steppe - weit weg die Hügel

Von den F1C-Fliegern kamen Claus-Peter Wächtler und Claus Gretter ins Stechen um 7 Uhr am nächsten Morgen. Claus-Peter Wächtler flog 6:22 min und wurde damit neunter. Bei Claus Gretter wurde bei mehreren gleichzeitigen Startern ein Überläufer gestoppt, der zweite Start war gut. Er flog 5:10 min und damit 12. Mit 200 sec im ersten Durchgang wird Michael Sondhauß 15. Es gewinnt Artem Babenko (UKR), er flog als einziger die 10 min.
Bei F1A sind keine Deutschen am Start, alle kamen erst an diesem Tag an. Es gewinnt mit 300 sec im Stechen Emmanuel Ragot (FRA). F1G und F1H (33 Teilnehmer, zählte auch zum ECH) wurden nach 4 Durchgängen abgebrochen (Regen und Wind). Tiffaney O'Dell (USA) schaffte als Einzige das 4 min Max. Das Stechen war dann am Sonntagmorgen. Per Findahl gewann mit 327 sec.

Die Siegerehrung fand auf der Bühne im Camp statt, mit Gedenken an den verstorbenen mongolischen F1B-Flieger Tuvshin.


2. Weltcup-Wettbewerb

Nach drei Durchgängen wurde der F1A-Wettbewerb am Samstag abgebrochen – der Wind blies meist mit über 5 m/sec und erreichte in den Spitzen über 10 m/sec, einige Modelle wurden nach der Landung zerstört. Abends wurde dann noch das Stechen (19 von 67 hatten die drei Max erreicht) über 5 min geflogen (hier fielen Frank Adametz und Thomas Weimer heraus). Das 7 min Stechen am Sonntagmorgen um 6:30 (da war es noch recht frisch) vor dem F1B-Wettbewerb erreichten sieben. Um 5:30 dämmerte es, vor 6:30 konnte man nicht fliegen, Training abends war bis 21:30 möglich. Spektakulär war die „Explosion“ des F1A-Modells von Roland Koglot beim Stechen – ein lauter Knall und viele Einzelteile fielen vom Himmel. Jama Danier (CAN) erreichte als Einziger die 7 min. Die Mehrheit der Teilnehmer flog LDA-Modelle (low-drag airfoil), fast die ganze Spitze hatte LDA-Flapper (Profilwölbung wird während des Bunts reduziert) im Einsatz, entweder als Vollkohle oder in Holm-Rippenbauweise, Standardmodelle waren auch im Einsatz (z.B. bei Chris Edge). Mild-LDA oder Hybrid-LDA (d.h. Profil zwischen konventionell und LDA der Anfangszeit) haben sich noch nicht durchgesetzt.

Der Wind war nach Sonnenaufgang stark zurückgegangen, die Thermik war aber schwierig, vor allem im 3. und 4. Durchgang, zuvor war die Luft eher gleichmäßig, im 5. sind dann viele Modelle richtig hoch gestiegen. Temperaturverlauf, Windgeschwindigkeit, Stellung der Streamer deuteten oft nicht einheitlich auf Thermik hin. Temperatur- und Windsensoren mit Bluetooth-Übertrag auf ein Tablett-PC sind hier im Kommen.

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Effektives Rückholen

B/C-Stechen am Sonntagabend 19 Uhr: Eine sehr lange Startlinie, da F1B (ca. 30) und F1C (ca. 15) gleichzeitig starten – rund 45 Startstellen und alle mit 2 bis 3 Zeitnehmern besetzt. Gute Bedingungen, Frank und Volker holen mit dem Fahrrad das Modell vom Michael Seifert zurück, auf dem sparsam bewachsenen Weideland lässt sich gut Rad fahren. Nach zwei Stechen erreichen die beiden Michaels die Plätze 5 – Seifert in F1B und Sondhauß in F1C. In F1C fielen die vielen Folder auf.


Modellabnahme und Eröffnung

Die Modellabnahme fand im Gebäude eines kleinen UL-Flugplatzes statt. Es wurde nur geprüft, ob alle Modellteile markiert sind, ob der FAI-Aufkleber drauf ist und ob die Angaben mit den Zertifikaten übereinstimmen. Dann gab es einen Stempel (mit nicht-wasserfester Farbe) über den FAI-Aufkleber und das Bauteil. Die meisten Teams waren am Montag an der Reihe, die restlichen am Dienstag.

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Rätsel bei der Anmeldung

Nachmittags dann noch die Mannschaftsführerbesprechung mit Klärungen zum Vorfahren mit Autos zum Ausladen und Essensmarken. Die Engländer legten einen förmlichen Protest gegen den Sprit ein, der ausflockte. Wie es in der Ausschreibung stand, bekommen die Teilnehmer nur an ihrem Wettbewerbstag ein kostenloses Essen – an den anderen Tagen müssen sie zahlen, ebenso wie die Helfer. Die Helfer bekommen für ihre 50 Euro nur die Geschenktüte, die vor allem ein XXXL-T-Shirt (diese Größe für alle), eine Thermosflasche, einen ganz guten Rucksack und eine Sonnenmütze enthielt.

Die Eröffnung bei prächtigem Wetter fand am riesigen Dschingis Khan Denkmal statt, eine 40 m hohe Edelstahl-Reiterfigur des Welteroberers auf einem Hügel. Die obligatorischen Ansprachen, die offizielle Eröffnung durch Ian Kaynes, die feierliche Erklärung sowohl als Sportler (Per Findahl und ein mongolischer Freiflieger) wie auch als Zeitnehmer fair und korrekt zu handeln. Dann wurden die Fahnen der FAI, der Mongolei und der WM gehisst - jeweils von zwei erfolgreichen Sportlern.

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Eröffnung vor dem riesigen Denkmal

Abgerundet wurde die Open-Air Eröffnung mit mongolischem Kehlkopfgesang, mongolischer Pferdekopfgeige (beides sehr eindrucksvoll) und einer mongolischen Tanzgruppe. Dann wurden alle Teilnehmer auf die große Treppe gebeten für das Gruppenfoto und zum Abschluss kamen dann noch alle Zeitnehmer und Helfer dazu. Eine gelungene Eröffnung.

Abends dann noch eine kurze Mannschaftsbesprechung (Ablauf, Zuordnung der Rückholer, Funkabwicklung und die Ermahnung immer 2 Modelle bereit zu haben und keine Zeit zu verschenken).


Training

Morgens sind alle außer Claus-Peter Wächtler beim Abschlusstraining. Ein Modell von Bernd Silz war von Einheimischen mit dem Auto zurück geholt werden, das Ohr war abgeknickt und so musste wieder getrimmt werden. Danach nutzten Viele die Zeit, wieder mal warm zu duschen und dann richteten die F1A-Flieger in den Jurten die Modelle für Mittwoch – den ersten Wettbewerbstag der WM 2015. Nachmittags überzog dann kräftiger und anhaltender Regen das Gelände.


MixMen verblasen

Am Mixmen, der nach der WM stattfand, nahmen nur 48 Piloten teil. Bei Einigen war einfach die „Luft raus“, Andere hatte die Vorhersage von viel Wind abgehalten. Beim MixMen fliegen alle Klassen direkt gegeneinander. Dem Sieger winken 1500$, die nächsten bekommen 1000$ und 500$. Und in diesem Jahr wurde F1C versuchsweise mit nur 4 sec Motorlaufzeit geflogen. Ian Kaynes führte die relativ schlechten Ergebnisse von F1C jedoch nicht auf die 4 sec zurück, sondern auf die schlechten Starts und Steigflüge in dem starken Wind. Wegen des heftigen Winds wurde der Wettbewerb dann nach dem 3. Durchgang abgebrochen und das Stechen auf den Abschlusstag morgens 7 Uhr festgesetzt. Vom deutschen Team waren nur Frank Adametz und Volker Bajorat angetreten. Volker hat dann nach einen Absaufer abgebrochen um seine Modelle zu schonen. Frank kam ins Stechen und so wagten sich Frank mit Stefan und Volker morgens bei recht viel Wind raus an die Startstellen. Es gewann William Booth, F1B mit 274 sec im Stechen vor Szilard Sijjarto, F1A, +267. Hinter Per Findahl (F1A, +254) kam Frank Adametz (F1A, +237) auf den 5. Platz – eine gute Rehabilitation für sein WM-Ergebnis.


Abschluss / Bankett

Die Siegerehrung fand, wie die Eröffnung, auf dem Platz vor dem Dschings Khan Denkmal statt. Für die Teilnehmer gab es keine länderweise Anordnung wie bei der Eröffnung. Wir konnten uns frei auf dem Platz gruppieren – ganz angenehm. Dann die obligatorischen Reden, mongolisches Begleitprogramm (Gesang und Tanz, sehr schön). Auch hier wurden wieder verdiente Freiflieger bei einigen Aufgaben mit einbezogen, eine gute Idee. Schön war auch, dass die jungen Zeitnehmer/innen mit zwei modernen Choreografien auftragen.

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Die ganz jungen Rennreiter

Dann ging es wenige km weiter zu dem UL-Flugplatz, den wir schon von der Modellabnahme kannten, im „Bankett-Saal“ sollte das Bankett stattfinden. Wie wir vermutet hatten, war damit der Hangar gemeint, dessen riesiges Tor offen stand – abends wurde es immer empfindlich kühl. Die Halle war zur Hälfte mit Tischen bestückt, außen herum standen ein paar Stühle. Am Zapfhahn (das Bier musste bezahlt werden) bildete sich rasch eine „ewig“ lange Schlange. Michael Seifert gab unserem Fahrer Geld, um im nächsten Supermarkt einzukaufen. Wir kaperten einen Tisch, schnappten ein paar Stühle, all das reichte nicht, auch nicht eine „Nachlieferung“ auf einem Lieferwagen. Aber Freiflieger sind erfinderisch, rasch bildete sich eine Kolonne, das Flugplatzgebäude wurde gestürmt und restlos ausgeräumt, alles was es an Tischen und Stühlen gab, wurde in die Halle geschleppt. Das Buffet war ganz ok, wer aber sich erst gegen später in die Schlange einreihte, ging beim Dessert leer aus, es gab von allem einfach zu wenig.

Die Rockband, die die gängigen Titel rauf- und runter spielt, war wirklich gut und dem Sänger gelang es die Stimmung anzuheizen. Höhepunkt war der Schlagzeug-Einsatz von John Cuthbert (GBR, F1C) und die exaltierten Tanzflächen-Solos von John Carter (GBR, F1A). Die deutschen Paare machten die Tanzfläche unsicher und die DAeC-Luftballone über der Tanzfläche brachten zusätzlich Aktion.


Organisation

Die Weltmeisterschaft (die erste an der ich teilnahm) war gut organisiert. Die Zeitnehmer wurden jeden Tag nachgeschult, sie saßen im Halbkreis und wurden instruiert. Trotzdem schauten einige in ganz andere Himmelsrichtungen als das Modell flog. Nur wenige ausländische Zeitnehmer kamen zum Einsatz, ich sah einen Engländer, einen Italiener und einen Nordkoreaner. Volker Bajorat war zunächst als Zeitnehmer gemeldet, da aber der Veranstalter die Kosten für Jurte und Essen für ihn nicht übernehmen wollte, meldete er um auf „Helfer“ (was uns sehr zugute kam) – und dies, obwohl der Code Sportiv hier klar ist, selbst Ian Kaynes konnte den Veranstalter nicht zum Einlenken bewegen. Bei der WM wurde die Startlinie bei Änderung der Windrichtung bei Bedarf auch gewechselt, bei den Weltcups verlief die Line zum Teil in Windrichtung.

Die Informationen waren zum Teil spärlich, es gab nur die Durchsagen zu Durchgangsbeginn und –ende. Es gab kein Anschlag, wo man das Wichtigste hätte nachlesen können, auch unabhängig von Durchsagen.

Der Wettbewerbsleiter war nur schwer erkennbar und meist im Organisationszelt ein gutes Stück weg von der Startlinie. Dort aber sollte er mit offenen Augen und Ohren sein – um Dinge zu erkennen und ansprechbar zu sein. Die Ergebnisse allerdings waren immer aktuell auf großen Bildschirmen und im Internet. Im Camp und im Bereich der Wettbewerbsorganisation gab es meist WLAN. Allerdings war die Ergebnisliste auch vier Wochen nach der WM noch falsch – trotz mehrfacher E-Mails gab es keinerlei Reaktion vom Veranstalter.

Das größte Minus waren aber die sanitären Einrichtungen, sowohl die Duschen und Waschbecken an, sich wie auch die Verfügbarkeit von warme Wasser bzw. von Wasser überhaupt. Und das Frühstück sorgte auch nicht für Entzücken, sowohl von Zusammensetzung wie auch Menge und die Sitzplätze im offenen, kalten Zelt. Und zum Schluss musste ein Teil des Teams einen Tag früher ausziehen als geplant und bezahlt – mal sehen, ob das Geld zurückkommt.
Und das Bankett war schlichtweg ein Flopp – 40 Euro bezogen auf die Preisniveau in der Mongolei, irgendjemand muss daran verdient haben. Erst recht, wenn man das Bankett mit der WM 2013 in Frankreich vergleicht.
Auch wenn Wettbewerb und Camp/Versorgung wohl in getrennten Händen war, der Veranstalter ist letztlich für alles verantwortlich.

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Die neuen Weltmeister: F1A - Eyal Galor ISR,
F1B - Gongor Mijiddorj MGL,
F1C - Alexander Viacheslav UKR

Eine gute Weltmeisterschaft und ein tolles Erlebnis! Viele Fotos und der Blog direkt vom Gelände gibt es auf der Webseite der Thermiksense (später evt. „umgezogen“ zu „Wettbewerbe“)
www.thermiksense.de/index.php/wm-blog-2015-f1abc-mongolei.html
Die komplette Ergebnisliste:
http://www.freeflightnews.org.uk/champs/ch15/ff15.htm

Beitrag freundlicherweise von Thermiksense 2&3/2015 zur Verfügung gestellt.
 
Ein schöner Bericht !
- auch wenn da so manches etwas ...eigen .. war,
so vermute ich dass dies eine besondere Reise und Meisterschaft war.



Gruß
Andreas
 
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