Sender WEATRONIC BAT 64: Das doppelte Linux-Lottchen (Teil 1)

Sender WEATRONIC BAT 64

Das doppelte Linux-Lottchen

Ein Artikel aus FlugModell Ausgabe 08/15.

Karl-Heinz Keufner
Seit einiger Zeit erlebt man eine rasante Entwicklung der Fernsteuerungssender: Sie ähneln immer mehr einem PC. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung stellen die beiden neuen WEATRONIC-Sender BAT 60 und 64 dar. Der Name WEATRONIC stand schon immer für Highend-Produkte mit besonders innovativen Lösungen im Bereich der Fernsteuerungstechnik. Das gilt auch für den neuen Pultsender von WEATRONIC, der gleich mehrere Innovationen an Bord hat.


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Selten haben wir so viel Innovationen in einem Gerät gesehen: Der neue WEATRONIC-Sender hat so viele bestaunenswerte mechanische und elektronische Features, dass es den Rahmen eines Berichts sprengen würde. Soviel sei in jedem Fall gesagt: Der BAT 64 hat wahrlich einige technischen Innovationen zu bieten.


Premiumklasse

Bereits beim Auspacken stellt man fest: Das ist ein hochwertiges Produkt. Das gilt nicht nur in Bezug auf die Größe und das Gewicht, sondern vor allem auch für die Verarbeitung.

bat 64_Trageriemen.jpgDer BAT 64 ist ein echter Pultsender, wobei die Betonung auf Pult liegt. Ohne Trageriemen geht da nichts, aber mit dem zum Lieferumfang gehörenden Kreuzgurt hängt der Sender, auch dank der halbrunden Anformung, genau gerade vor dem Piloten. Trotz seines Gewichts und seiner Abmessungen ist er relativ bequem zu handeln.

Insgesamt stehen 28 Steuerelemente für bis zu 96 Funktionen zur Verfügung, die frei zugeordnet und frei programmierbar sind. Dabei handelt es sich neben den beiden Kreuzknüppeln um drei Schieberegler, zwei normale Drehgeber und acht digitale Endlosdrehgeber sowie um insgesamt elf serienmäßige Schalter, von denen sechs als 3-Stellungsschalter ausgeführt sind.

Die vorderen acht Schalter können dabei individuell angeordnet oder durch andere Schalter oder Taster in verschiedenen Ausführungen ersetzt werden.

Durch die geschickte Anordnung lassen sich sämtliche Bedienungselemente gut erreichen. Man kann diesem Sender funktionelle Eleganz bei guter Ergonomie bescheinigen.


Brillanter Bildschirm

Das Display dient zur Programmierung des Senders sowie zur Anzeige der Parameter. Es ist sehr übersichtlich und gut ablesbar. Das liegt nicht nur an der optimalen Position im oberen Bereich des Senders sondern auch an der enormen Lichtstärke, dem guten Kontrast und der hohen Auflösung.

Texte, Bilder und Grafiken werden sehr brillant dargestellt, die Touch-Funktion funktioniert hervorragend.

Unter dem Display ist der Lautsprecher integriert, dessen Lautstärke sich getrennt für jede einzelne Aufgabe einstellen lässt.
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Sowohl während des Betriebs im eingeschalteten als auch beim Ladevorgang im ausgeschalteten Zustand werden über diese Status-LED wichtige Informationen weitergegeben.

Damit ist eine effektive Ladekontrolle, aber auch eine Überwachung des Akkus und der Funkstrecke während des Einsatzes möglich.

Die richtig gut gemachte Anleitung gibt es leider nur als PDF im Netz.


Solide Präzision

Die vollkommen neu konstruierten Steuerknüppel mit ihrer neunfachen Kugellagerung sind die Besten, die dem Autor jemals in die Finger gekommen sind. Das gilt sowohl für den mechanischen, als auch für elektrischen Aufbau.


Kulissenscheiben

Genial einfach gelöst ist die mechanische Umstellung der Steuerknüppel von Mode 1 auf Mode 2. Da müssen keine Spiralfedern aus- und auf der anderen Seite wieder eingebaut und mit Hilfe von Miniaturschrauben die Rückstellkräfte justiert werden.
Bei WEATRONIC haben die Konstrukteure auf unterschiedliche Kulissenscheiben gesetzt. Mit diesen Steuerscheiben bestimmt man nicht nur, ob ein Kanal selbst neutralisierend ist, man kann auch die Steuercharakteristik verändern.

Dazu muss nur die richtige Scheibe, WEATRONIC spricht von Möwenscheiben, seitlich an der Knüppelmechanik angeschraubt werden. Dafür stehen acht Varianten zur Verfügung, mit denen individuell die Rückstellkräfte, der Kraftverlauf und die Rastung vorgegeben werden können. Jeder Stick kann in seiner Charakteristik den Vorlieben des Piloten angepasst werden. Damit eröffnen sich vollkommen neue Perspektiven.


Hallgeber

Auch die Umsetzung der Knüppelbewegungen in elektrische Signale erfolgt auf fortschrittliche Art und deshalb nicht durch übliche analoge Potentiometer, sondern berührungslos und verschleißfrei durch moderne Hallgeber.

Die Steuerknüppel sind dadurch wartungsfrei und störungsunanfällig.


Vollkommen unabhängig

Die größte Leiterplatte, das Mainboard, ist die wichtigste elektronische Baugruppe des Senders. Am Mainboard sind mehrere kleine Leiterplatten angelötet. Dazu gehören die beiden vorne senkrecht angebrachten Platinen, die jeweils eine der beiden zirkularpolarisierten Patchantennen sowie die Komponenten der Funktechnik tragen.

Es sind somit zwei vollkommen unabhängig arbeitende HF-Systeme im Sender integriert. Auch die separaten Leiterplatten der Drehgeber und die mittig angebrachten Schalterbank sind direkt mit dem Mainboard verbunden.

Über hochwertige Steckverbindungen werden die externen Platinen der acht vorderen Schalter und der Steuerknüppel, die die Elektronik für die Hallgeber tragen, angeschlossen. Unter der Hauptplatine befindet sich das Display-Board, auf dem der Prozessor angebracht ist, der mit dem Betriebssystem Linux arbeitet und unter anderem das Display ansteuert.

Diese Einheit, WEATRONIC spricht vom so genannten LINDIS Board, stellt die Benutzeroberfläche für sämtliche Ein- und Ausgaben sowie für die komfortable Programmierung bereit.

Für die Steuerung des Modells während des Fluges ist dieses Board, das kontaktsicher über mehrere Steckleisten mit der Hauptplatine verbunden ist, nicht unbedingt erforderlich.

Das gilt absolut nicht für die dritte Platine, das von oben aufgesteckte und mit vier Nylonschrauben sowie einer zentralen M4-Schraube gesicherte so genannte Battery-Board. Es ist mit den vier LiIo-Zellen bestückt, enthält eine elektronische Schaltung zur Überwachung der Lade- und Entladevorgänge, sowie einen Chip zur Kapazitätsüberwachung jeder einzelnen Zelle.

Darüber hinaus werden hier elektronisch die wichtigsten Parameter der Zellen, wie Strom, Spannung und Temperatur überwacht, auch ein Überlade- und Tiefentladeschutz ist integriert.


Intelligentes Akkumanagement

Das wichtigste für jeden Sender ist eine absolut sichere Stromversorgung. Diesem Aspekt wurde bei der Konzeption des WEATRONIC-Senders besonders Rechnung getragen. Das Akkumanagement verwendet jeweils drei Zellen, die zum Betrieb des Systems parallel geschaltet werden. Dadurch ergibt sich eine Kapazität von 9.000 mAh, mit dem der BAT 64 gut gerüstet ist.

Die vierte Zelle wird als Reserve genutzt. Nach jedem vollständigen Ladevorgang wird rotierend eine andere Zelle als Reservezelle bestimmt, um eine gleichmäßige Alterung der vier Zellen zu gewährleisten.

Mit einer eigenen Anzeige, dem so genannten Battery-Manager kann man sich den Zustand der vier Zellen anzeigen lassen.

Dabei werden die aktuellen Zellenspannungen, die Restkapazitäten und der jeweilige Status sehr übersichtlich dargestellt. Dadurch ist man jederzeit umfassend über die Stromversorgung informiert.

Aber Vorsicht: Der Überwachungschip benötigt eine Lernphase von einigen Lade-Entlade-Zyklen, bis er korrekte Werte anzeigt. Man sollte nicht verwundert sein, wenn in der ersten Zeit Kapazitätswerte ausgegeben werden, die oberhalb der Nennwerte der einzelnen Zellen liegen.

Wo Licht ist, gibt es aber auch immer Schatten: Die Zellen sind fest eingelötet. Sie können die Akkus also leider nicht so einfach ersetzen, wie gewohnt.


Großer Speicher

Das Management des Displays sowie die gesamte Programmierung und die Verwaltung der Dateien werden vom integrierten Linux-PC übernommen. Der Sender verfügt über einen großen internen Speicher, es sind keine zusätzlichen Medien notwendig.

Dem Nutzer stehen zum Beispiel für Bild- und Sprachdateien 500 MB zur Verfügung. Die Log-Dateien werden in einem Ringspeicher abgelegt. Das zweite System, der Flight-Controller, ist für die Aufbereitung der Servosignale bis hin zur Abstrahlung des HF-Signals zuständig.

Beide Rechnersysteme verwenden dabei die gleichen Modellparameter, die bei der Konfiguration eines Modellspeichers komfortabel über die Linux-Oberfläche vorgegeben und im Betrieb vom Flight-Controller verarbeitet werden.

Diese Trennung gewährleistet größtmögliche Sicherheit und bringt einen Vorteil mit sich.
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Das Flight-Controller-System wird von Aufgaben entlastet, die während eines Fluges nicht benötigt werden wie zum Beispiel Programmierabläufe, Speicher- sowie Verwaltungsroutinen der Modelldaten und deren Übertragung an externe Speichermedien.

Wichtig ist zu wissen, dass korrekte Daten, entsprechend der Programmierung des aktuellen Modellspeichers, zum Empfänger übertragen werden.

Das Modell kann einwandfrei gesteuert werden, selbst wenn der Linux-Rechner ausgefallen sein sollte. Das System, die Firmware, ist absolut ausgereift, aber es werden noch nicht alle möglichen Features bereitgestellt. Aktuell gibt es vorbereitete Funktionen, die noch nicht integriert sind und auf die deshalb an dieser Stelle auch noch nicht näher eingegangen werden kann.

Die Neuerungen werden später als Firmware-Update kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein solches Update ist absolut unkompliziert durchführbar, man muss nur die von der Homepage geladene Datei auf einen USB-Stick kopieren, der dann vor Einschalten des Senders in einen der USB-Slots gesteckt werden muss. Der Rest läuft vollkommen automatisch und absolut stressfrei ab.


WLAN-Anbindung

Mit der WiFi-Option haben Sie als Nutzer zudem die Möglichkeit, ganz bequem über ein externes anders WiFi-fähiges Endgerät, etwa ein Tablet oder ein Smartphone, die Modellkonfiguration vorzunehmen oder in den Menüs zu blättern und sich Daten anzeigen zu lassen.

Man kann bequem mit der Maus am PC oder im Wohnzimmer mit dem Tablet in der Hand auf dem Sofa sitzen und den eingeschalteten BAT 64 via WLAN-Router konfigurieren. Ob man das Feature braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden, über das große Display gelingt das auch alles auf direktem Weg.


Zwei redundante HF-Systeme

Der BAT 64-Sender ist mit zwei unabhängigen Sendemodulen ausgestattet, die abwechselnd senden aber beide gleichzeitig die Rückkanaldaten empfangen.

Das ist ein redundantes System, bei dem alle 80 zur Verfügung stehenden Kanäle des 2,4-GHz-Bandes durchsprungen und über zwei unabhängigen Hardwarebaugruppen gesendet werden.

Jedem Sendemodul ist eine der beiden Antennen zugeordnet. Die Antennen werden abwechselnd für den Sendebetrieb herangezogen.

Der Rückkanal wird von beiden Antennen empfangen und von beiden Modulen ausgewertet. Sollten dabei Qualitätsunterschiede festgestellt werden, wird das jeweils bessere Signal weiter verarbeitet und die Qualität als Telemetrieanzeige zur Verfügung gestellt.

Da beide Antennen etwas unterschiedlich ausgerichtet sind, die eine etwas nach rechts und die andere etwas nach links, wird der Luftraum optimal abgedeckt.

Dabei ist es ist wichtig zu wissen, dass auch die WEATRONIC-Empfänger über zwei Empfangsmodule verfügen, die jeweils beide das Sendersignal empfangen und auswerten sowie abwechselnd die Rückkanaldaten senden.


Adaptiver Frequenzsprung

WEATRONIC arbeitet bei seinen Sendern mit einer extrem schnellen Datenübertragung von 100 Paketen pro Sekunde (100 Hz) praktisch verzögerungsfrei. Das Übertragungsverfahren wurde konsequent nach dem seit Beginn des Jahres geltenden neuen ETSI-Standard EN 300 328V1.8.1 entwickelt, dabei wird „Listen before Talk“ (LBT) realisiert.

Vor jeder Aussendung auf einen neuen Kanal wird dessen Belegung gemessen und bei belegten Kanälen mit reduzierter Leistung gesendet. Dieser spezielle Ablauf bietet neben einem hohen Maß an Rücksichtnahme gegenüber andern Usern des Bandes eine hohe Übertragungssicherheit.

Damit nicht genug: Bei WEATRONIC steht das zweite Sendemodul auf einem anderen Frequenzslot zur Datenübertragung bereit, so dass ein Höchstmaß an Sicherheit realisiert wird.

WEATRONIC nutzt konsequent die maximale Anzahl von Frequenzbereichen, weil Sicherheit eben keine Kompromisse erlaubt.


Fazit

Das gilt im Übrigen für das ganze System: Die Firma WEATRONIC hat schon immer großen Wert auf hohe Qualität gelegt, das betrifft auch den neuen Sender BAT 64, zumindest in der Papierform. Dieses Produkt kann qualitätsbewussten Piloten, die ein echtes Spitzenprodukt erwerben möchten, wirklich empfohlen werden.
 
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