Sekundenklebertest

Sekundenklebertest

Teil 1

Christian Abeln - Volker Cseke


Nach dem Lesen dieses Titels werden sich jetzt vermutlich zahlreiche Leser fragen, was es an einem Sekundenkleber schon zu testen gibt. Er wird gekauft, man benutzt ihn und das war's dann, normalerweise. Mal klebt er besser, mal klebt er schlechter, mal macht er etwas kaputt und mal ist das Ergebnis so, wie es sein soll und erwartet wird. Zu kaufen gibt es ihn an allen möglichen und unmöglichen Verkaufsstellen, im Baumarkt und beim Lebensmitteldiscounter, beim fliegenden Händler in der Fußgängerzone oder auch beim fernöstlichen Direktversender. Und dann gibt es da noch die Fachhändler, die sich mit dem Umfeld der Kleber und des Klebens beschäftigen.

So ein Fachhändler ist an die Redaktion des RC-Network Magazins herangetreten und hat die Möglichkeit angeboten, einen Sekundenkleber der etwas anderen Art zu testen. Da die beiden Autoren gerade etwas Zeit und auch Bedarf hatten, wurden die Proben geordert und der Test konnte beginnen.

Um folgendes Produkt geht es:

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Most Indrustrieprodukte
Waldweg 11
85461 Grünbach
www.most-industrieprodukte.de
+49 8122 9998360

CA Klebstoff Superfix "entspannt"

Beworben wird dieser Kleber, der in zwei Viskositäten angeboten wird, mit folgenden Merkmalen:

- kein Ausblühen,
- geruchlos,
- bleibt flexibel,
- hohe Temperaturbeständigkeit,
- keine Beeinträchtigung elektronischer Bauteile,
- top Schlagfestigkeit,
- sehr hohe Klebekraft.

Basis: Methoxyethyl Cyanacrylat
Farbe: transparent, farblos
Viskosität 25°C (Brookfield): ~ 40 - 60 mPa.s
bzw. ~ 1200 - 1500 mPa.s
Dichte: ~ 1,14 g/cm³
Lagerzeit bei 5°C bis 8°C: 12 Monate
Spaltfüllvermögen: < 0,1 mm
Temperaturbeständigkeit: -50°C bis +80°C
Handfestigkeit: ~ 5 - 90 Sekunden
Endfestigkeit: 24 Stunden

Anwendungsbereiche:
Superfix ermöglicht eine außergewöhnlich starke Haftung zwischen fast allen Materialien, außer Polyäthylen, Polypropylen und Fluor, das Plastik enthält.
Verklebbare Materialien:
Styropor, ABS, Aluminium, Bakelit, Bronze, Buthylen, Zelluloid, Chloropren, Chrom, Delrin (Acetylharz), Glas, Kupfer, Gummi, NBR, Neopren, Nitril, Nylon, Phenol, Polycarbonat, Polystyrol, Porzellan, Hart-PVC, rostfreier Stahl.
Bei porösen Materialien Superfix-Aktivator verwenden.

So weit die Aussagen der Firma Most Industrieprodukte.

Zunächst haben wir uns in der Werkstatt umgeschaut und nach geeigneten Opfern gesucht. Einen neuen Kleber direkt am Lieblingsmodell testen, auch wenn es gerade von „nagelneu“ nach „gut gebraucht“ befördert worden war (dem Springbaum sei Dank), möchte man dann doch nicht machen.

Deshalb wurde schließlich die Restkiste nach Material durchforstet, wobei wir Folgendes für testtauglich befanden:

- Buchenholz in Streifen von 3 mm x 20 mm,
- Balsaholz aus 2 mm Brettchen,
- Kiefersperrholz in 2 mm und 3 mm Dicke,
- Moosgummi als 2 mm Plattenmaterial,
- EPP in Streifen von 8 mm x 20 mm.

Diese Materialien wurden jeweils untereinander verklebt, wobei ein eher sparsamer Klebstoffauftrag vorgenommen wurde.

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Buchenholz, 2 mm als T-Stück

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Buchenholz, 2 mm (fasergleich)

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Buchenholz, 2 mm (fasergleich)

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Balsaholz, 2 mm (quer zur Faser)

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Balsaholz, 2 mm (fasergleich)

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Kiefersperrholz, 2 mm und 3 mm

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EPP, 8 mm

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EPP, 8 mm

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Moosgummi, 2 mm

Nach Durchtrocknung über Nacht - ist zwar Sekundenkleber, doch die Freizeit wird in Augenblicken gemessen - erfolgten Belastungen mit den Fingern bzw. mit einem Hebel in Form einer Flachzange.

Interessiert hat uns die Flexibilität beim Verkleben von Moosgummi. Hier entsteht bei normalem Sekundenkleber immer eine recht harte Kante auf der Klebefläche. Also erstmal gedreht und geknautscht und dann kräftig gezogen.

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Wirklich sehr flexibel und eine gute Verklebung.

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Die Zerstörung bei Überlastung erfolgt im Material.

Die Probe mit dem EPP war leider nicht so gut verlaufen. Auf Grund des sparsamen Auftrags und der niedrigviskosen Konsistenz waren die Klebstellen nicht durchlaufend verbunden.

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Da, wo eine beidseitige Benetzung erfolgte, geschah der Bruch im Material. Für EPP sollte man auf jeden Fall die "dickere" Variante nehmen. Aber auch hier zeigte sich die Flexibilität des Klebers als positives Merkmal. Die Probestücke ließen sich verdrehen und knautschen, ohne irgendeine Form von Ermüdung zu zeigen.

Bei den Verklebungen der verschiedenen Hölzer fiel als erstes auf, dass es keine Ausblühungen und Schleier gab. Bei der T-förmigen Verklebung der beiden Buchenstäbe bildete sich eine kleine Klebekante aus, die klar und sauber blieb.

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Der Bruch erfolgte auf der Klebefläche, Holzfasern wurden hochgezogen. Die Festigkeit war überraschend hoch. Natürlich haben wir die Kräfte nicht gemessen, es waren ja keine normierten Probekörper. Aber gefühlsmäßig war es eine gute Klebung.

Die anderen Klebungen zwischen Balsaholz und Sperrholz entsprachen dem Gewohnten von guten Sekundenklebern und zeigten alle ein einwandfreies Bruchverhalten im Material.

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Als Fazit kann festgehalten werden: Ein ganz normaler Sekundenkleber - aber mit entscheidenden Vorteilen!

- Bleibt etwas flexibel, Klebungen mit Schaum werden nicht so stark in der Bewegung eingegrenzt.
- Blüht nicht aus, an benachbarten Teile entsteht kein Niederschlag.

Nach diversen Klebetests (was verklebt das Zeug womit und stimmt die Behauptung bezüglich Ausblühen wirklich?) ging es ans Eingemachte. Der Praxistest stand an.

Die MiG-15 einer der beiden Autoren wartete auf Ihre Kabinenhaube. Kein Ausblühen? Wollen wir doch mal sehen.
Die Haube war so angepasst, dass kaum noch Spalten vorhanden waren. Die Sekundenkleberflasche wurde gezückt und ab dafür. Nach knapp 10 Sekunden war die Haube bombenfest verklebt. Selbst nach exzessiver Benutzung von Aktivator konnte keinerlei Ausblühen beobachtet werden. Donnerwetter! Das hatte ich bisher so noch nie gesehen.

Bei Reparaturen von diversen EPP-Modellen sowie verschiedener GfK- und Holzteile, musste der Klebstoff seine Fähigkeiten beweisen.
Wir konnten keinen Fall feststellen, bei dem der Klebstoff nicht seine versprochenen Leistungen erbracht hätte.

Alles in allem handelt es sich um einen empfehlenswerten Sekundenkleber, bei dem man keine Angst zu haben braucht, dass irgendein Material durch den Kontakt mit diesem Produkt leidet oder gar zerstört wird. Zumindest bei unseren Anwendungsfällen im Modellbau zeigte der Klebstoff seine uneingeschränkte Leistungsfähigkeit.

Zum Teil 2!
 
Wo kann man diesen Klebstoff beziehen?
Most liefert nur an Gewerbe, so steht es zumindest auf deren Homepage.
Gruß,
Günter
 
Blüht nicht aus, kein lästiger Nebel ist schon mal sehr interessant. Wie war es nun genau mit dem Geruch, wirklich nicht das übliche "Beissen" und "Augentränen". Und ja - wie als Privatmann beziehen? Und: Preis / Flasche? Danke
 
Ich habe bisher zwei geruchlose Varianten verwendet. Den UHU 202 und Bob Smith Odorless. Bei beiden konnte ich feststellen das die Trockenzeit etwas länger ist, er klebt also nicht so blitzschnell was ich aber als hinnehmbar errachte. Laut den Datenblättern bei UHU hat die die geruchlose Variante eine andere chemische Ausgangsbasis "Alkoxyethyl-Cyanacrylat". Die "Normalen" basieren auf "Ethyl-Cyanacrylat" und haben auch andere Festigkeitswerte und Anwendungsbereiche wie z. Bsp. Verwendbarkeit bei Styropor.

Bei beiden (UHU 202 und Bob Smith) funktionieren Verklebungen mit dem Multiplex Elapor nicht vernünftig, nach einiger Zeit löst sich die Verklebung. Im Test hier wurde sehr viel mit Holz getestet was ja irgendwie immer geht und nur eine Probe mit EPP gemacht. Da sich die Schäume der Schaummodellhersteller/lieferanten unterscheiden wäre das eigentlich die wirklich große Frage und eine ggfs. sinnvolle Ergänzung. Dies nur als Hinweis bzw. Idee.
 
Danke für diesen Test.brachte neue Erkenntnisse ,werde in Zukunft diese Kleber ausprobieren.
MfG Peter Schmalenbach
 
Hallo,

vielen Dank für die Rückmeldungen.

-> Test an anderen Schäumen: Habe zwischenzeitlich auch mal Elapor damit geklebt, hält noch, habe ich allerdings nicht zerstörend geprüft, der Flieger soll ja wieder in die Luft. :D

-> Bezugsmöglichkeit: Einfach Herrn Most anschreiben, da gibt es sicher Mittel und Wege.

-> Geruch: Zumindest nicht negativ aufgefallen, da er auch nicht raucht und knistert beim schnellen Anziehen.


Viele Grüße

Volker
 
Hallo CA-Freunde,
was mich noch sehr interessieren würde, ist die offizielle Stellungsnahme bezüglich Veklebung auf Metall.

Versuchsweise habe ich das Fahrwerk einer B17 mit 195cm Spannweite mit Baumarktalurohren ausgeführt uns diese nach anschleifen direkt mit CA geheftet, mit Baumwollflocken ausgemufft und dann mit CA-klebern getränkt. Bis jetzt hats gehalten. Stärker beanspruchte Teile habe ich mit DekoSilberDraht umwickelt und diese Wicklung direkt mit CA getränkt.
Kleinere GFK-Teile mache ich aus Glasseide mit CA-Tränkung, funktioniert einwanfrei.
Verstärkungen mache ich häufig mit CA: Glasseide auf Holz legen, CA-Tränkung und sofort etwas dicken Bauplastik darüber drücken, warten bis hart, Plastik abziehen und fertig.
LG Werner
 
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