40 Jahre Modellfliegen...

40 Jahre Modellfliegerei

Da kann man schon mal nachdenken, was dabei rausgekommen ist.

Holger Willmann

Das wird eine sehr allgemeine Betrachtung der Modellfliegerei aus meiner Sicht. Sie kann daher weder vollständig, noch objektiv sein.
Vielleicht findet sich dennoch der eine oder andere wieder.

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Die Anfänge in den 70ern

Angefangen hat alles mit "Schnellbaukästen" und dem überlieferten Know-How von Modellbauhändlern, Vereinskollegen und Autoren wie Erich Rabe. Die fliegerischen Fähigkeiten kamen wegen der Angst um's Material und der eher zweifelhaften didaktischen Fähigkeiten der helfenden "Experten" nur sehr langsam auf ein brauchbares Niveau.

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Folgte man der herrschenden Lehrmeinung, kam nach dem Erlernen des sicheren Landens nun die Anforderung, unbedingt ein "richtiges" Modell bauen zu müssen - und das warf einen damit gleich mal wieder auf Anfang zurück. Es war natürlich wieder ein Baukastenmodell, wieder ein Höllenaufwand, und wieder hatte man vor dem Erstflug die Hosen gestrichen voll. Denn anstatt zu versuchen, das erste Modell im Schlaf zu beherrschen, unter allen Wetterbedingungen die Reflexe zu trainieren und endlich die Angst zu überwinden, musste es ja wieder etwas Neues, etwas "Besseres" sein.

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Auf diese Weise stagnierten die Fähigkeiten, und das hatte mehrere Gründe:
  • So ein vorgekautes Baukastenmodell baut man gefälligst nach Anleitung. Nun kam es aber vor, dass in der Anleitung dicke Böcke enthalten waren, oder die eigentlich wichtigen Zusammenhänge nicht (verständlich) erklärt wurden. So blieb eine Gurke zwangsläufig eine Gurke.
  • Auch manches "Fachbuch" enthielt kapitale Fehler, die mangels eigener Kenntnisse und der fehlenden Möglichkeit des Austausches z. B. in Foren kaum zu erkennen waren.
  • Der Support durch die "alten Hasen" im Verein war oft geprägt von gefährlichem Halbwissen, was durch lautes und von-sich-selbst-überzeugtes Auftreten überspielt wurde.

Irgendwann habe ich mir dann die Frage gestellt, warum diese Herren (genau wie ich) immer nur mit irgendwelchen Baukastenvögeln aufkreuzten, an denen sie immer was zu meckern hatten. Wieso bauten die nicht ihre eigenen Modelle? Bei genauer Betrachtung war es mit der Bauausführung an deren Superfliegern nicht weit her: Schlabbrige, spaltbehaftete Anlenkungen, gruseliges Finish und teils merkwürdige Flugeigenschaften kratzten doch arg an der "Vorbildfunktion".


Dann eben auf eigene Faust

Später sah ich den einen oder anderen, der sein fliegendes Material tatsächlich selbst entworfen und gebaut hatte. Diese (Rand-)Gruppe trat im Gegensatz zu den "Experten" eher still und zurückhaltend auf, so dass von dort nicht der gewünschte Input kam.

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Hubers Konstruktionsbuch und Leistens RC-Deltamodelle brachten dann nach dem zwanzigsten Verschlingen die erste Ahnung über die Zusammenhänge, und das Beste war: All' das ließ sich anhand von selbstgebauten Balsagleitern "in echt" nachvollziehen!
So kamen die ersten Fortschritte, die es mir ermöglichten, die Flugeigenschaften jedes Modells gezielt zu verbessern.


Ausrüstung

Grenzen wurden bis in die 90er Jahre durch die zur Verfügung stehende Ausrüstung gesetzt. MHz-Fernsteuerungen eignen sich eher nicht für wirkliche Tiefflüge, weshalb fünf Meter über Grund schon als "tief" galten. Und so blieb der Flug in Bodennähe auf den Landeanflug beschränkt. Entsprechend unsicher wurden die Steuerbewegungen, sobald Gras am unteren Rand des Blickfelds erschien. Reflexe schulen geht aber am besten dann, wenn man auf das Modell herabschauen muss.

Servos wogen bis in die 90er um die 50 g oder mehr und mussten mangels Alternativen auch für völlig untergeordnete Funktionen wie Motordrossel oder Seitenruder verwendet werden. Zusammen mit bleischweren Empfängern und Akkus, sowie der erforderlichen Massivbauweise, um den Vibrationen der Verbrennungsmotoren zu trotzen, war das Mindestgewicht eines Flugmodells "von außen" vorgegeben.

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Goldene Zeiten?

Es müssen für die Industrie bis einschliesslich der 90er Jahre wahrhaft goldene Zeiten gewesen sein: Fernsteuerungen wurden lediglich in der Peripherie durch Programmierbarkeit und zunehmende Anzahl der Funktionen „aufgepumpt“, während sich an der eigentlichen Übertragungstechnik über Jahrzehnte nichts änderte.

Importe aus Fernost (außer über eigene Kanäle) gab es noch nicht.
Die „exotischen“ Außenseiter mit ihren Elektroantrieben konnte man noch mehr oder weniger ignorieren und weiterhin seinen Methanolkram unter's Volk bringen, das lief doch fast von selbst.

Für mich war das die Zeit, in der meine Modellfliegerei so vor sich hindümpelte. Von Verbrennern genervt, Elektroantriebe mit brauchbarem Leistungsgewicht noch in weiter Ferne und Fernsteuertechnik von 1965 - das sah nach Sackgasse aus.


Es ändert sich (endlich!) etwas

Ungefähr mit Beginn des neuen Jahrtausends passierten genau die Entwicklungsschritte, die ich mir schon seit 20 Jahren gewünscht habe.
Elektroantriebe waren plötzlich leistungsmäßig nicht mehr der begrenzende Faktor eines Modells und ließen sich an alle Flugaufgaben anpassen. Damit war ich dem Flugbetrieb ohne tanken, glühen, anlassen, einstellen, putzen usw. einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Parallel dazu wurden die RC-Komponenten immer kleiner, so dass die Modelle nicht immer größer werden mussten, sondern kleiner und damit leichter zu handhaben sein konnten.

Der vorerst letzte Schritt war das Erscheinen der 2,4GHz-Anlagen. Spontane, geländebedingte Zuckungen in irgendeine Richtung gab es nicht mehr, und die unsägliche Quarzunsicherheit (schaltet da noch einer seinen Sender auf demselben Kanal ein?) gehörte endlich der Vergangenheit an. Folgerichtig profitierten die Fähigkeiten von der gewonnenen Sicherheit, weil man sich nicht immer wieder auf irgendwelche von außen verursachten Szenarios vorbereiten musste. Ein Einschlag war ab sofort meist selbst zu verantworten, das allseits beliebte "STÖRUNG!"-Schreien überzeugte nicht mehr.


Neue Möglichkeiten

Mit den so geänderten Randbedingungen konnte ich die Modellfliegerei endlich so betreiben, wie ich das "damals" schon gerne gemacht hätte: Mit vertretbarem Aufwand in der Werkstatt die Modelle bauen, wie ich sie schon immer haben wollte, um damit auf dem Flugfeld nur noch "Akku rein und ab dafür" durchzuziehen.

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Mit dieser Taktik wurden Hunderte von Flügen pro Jahr möglich, ohne dass der Aufwand für Wartung und Reparaturen dazu in einem Missverhältnis steht. Technische Ausfälle, sei es durch stehengebliebene Motoren oder die früher so beliebten Funkstörungen, gab es in den letzten zehn Jahren nicht mehr (wahrscheinlich war das auch schon früher so, nur war eben immer eine Ausrede parat). Dank des elektromotorbedingten Wegfalls der Vibrationen ist die Zuverlässigkeit der elektronischen Komponenten inzwischen extrem hoch. Aus dem gleichen Grund muss die Zelle auch nur noch die Belastungen des Flugbetriebs aushalten, anstatt gegen Hubkolben-Schüttelei gepanzert zu sein.


“Man kann nur zähmen, was einem vertraut ist!“

Dieser Spruch von Saint Exupéry trifft auch auf Flugmodelle zu. Der durch die ARF-Welle ermöglichte schnelle Wechsel des Fluggeräts führt dazu, dass viele Modellflieger praktisch nie über die Phase des Herantastens an die Möglichkeiten ihres Modells hinauskommen.

Meine ersten Eigenkonstruktionen sind jetzt über zehn Jahre alt und nach wie vor im Einsatz. Das ist nicht etwa langweilig, sondern ermöglicht dank genauer Kenntnis der Eigenschaften nach hunderten von Flügen den Betrieb auch unter extremen Bedingungen, sei es bei üblen Wetterbedingungen oder auf völlig unbekannten Fluggeländen.


Und wo geht die Entwicklung jetzt hin?

Keine Ahnung.
Aber eins weiß ich: Egal, was da kommt, ich werde mich darauf einstellen können.
Die vergangenen 40 Jahre waren nämlich nicht vergeblich!

Soweit meine Bestandsaufnahme. Ich wünsche allen Modellfliegerkollegen, dass sie auch weiterhin unser Hobby auf ihre eigene Weise betreiben können.
 
Super geschrieben. Ich finde mich in deinem Text wieder :-) Was war es früher so kompliziert... und heute so fürchterlich einfach. Wer hätte noch vor 30 Jahren gedacht, dass es verrückte gibt, die einen Indoor-Depron-Jet mit echter Turbine fliegen. Der der dies behauptet hätte, den hätte man auf direktestem Wege in die Klappsmühle gesteckt :-)
Beim Lesen deiner Zeilen kamen einige Erinnerungen hoch. Aber irgendwie war es doch schön. Die Jugend von heute wird dies alles nicht mehr erleben.

LG von der coolen Sau, Michael
 
Hallo Holger,
den ersten Teil kann ich bestätigen, überängstlicher "Fluglehrer", Charter am Knüppel und möglichst auf 300m Sicherheitshöhe Kurven üben.
Störungen hatte ich allerdings außer auf 27Mhz nie. (die zwischen den Ohren aussen vor)
Schnell Baukästen waren eben eine lose Brettchen Sammlung mit gestanzten Rippen und Graupner war der König des komplizierten Kastenrumpfes und die Dinger waren Absturzsicher konstruiert und viel zu schwer.
Löbliche Ausnahme waren damals die Pilot Baukästen.
Nach vielen Eigenkonstruktionen bin ich heute bei Retro Modellen und vorbildgetreuen gelandet.
NATÜRLICH mit Motor ! Das Elektrogeraffel mag mittlerweile Leistung haben und problemlos funktionieren aber ein Modellflugzeug MUSS zwingen knattern und eine Rauchfahne hinter sich herziehen die nicht vom abfackelnden Lipo Akku kommt.
Stehe daher Neuerungen eher skeptisch gegenüber, von den neuen Fernsteuerungen würde ich bestenfalls eine Yeti kaufen da das andere Zeug nach Wegwerf Spielzeug aussieht und sich auch so anfühlt.
Guido
 
Zitat:"Der Support durch die "alten Hasen" im Verein war oft geprägt von gefährlichem Halbwissen, was durch lautes und von-sich-selbst-überzeugtes Auftreten überspielt wurde."

..... gibt es heute auch noch, aber kaum im Verein, eher in Foren.....:D
 
Klasse geschrieben,
in der Anfangszeit 1972 /73 , mit Basagleitern, dann mit Freiflug ,Beginner, Nancy. Dann 1975 die erste Funke, eine der ersten 35mHz im Landkreis und einen Milan von Carrera ganz aus Holz gebaut. Bis 1983 diverse Modelle mit GFK Rumpf wie, LS 1 von KDH, Salto von WiK, ASW17 Carrera, Geier von Robbe, einige Verbrenner Modelle von 1,5 - 6,5ccm wie Robbe Bronco, Speedy Gonzales FMT Bauplanmodell mit 1,7ccm Webra und einen Namenlosen Doppeldecker mit 6,5ccm Motor der sehr gut flog Bis 1983 alles probiert Schiffe, Auto's, Motorräder. 1980 das Erste Richtige Motorrad, die erste feste Freundin, Heirat, Kinder, Haus................Scheidung................................
und 2008 wieder Anfang mit der Fliegerei. Das alte Zeugs ist bis auf den Salto und die LS 1 über den Jordan gegeangen. Die alte Funke nicht mehr Funktionstüchtig.
Ja die Zeit und Technik hat sich schon sehr verändert.
Schön war es Damals, Kameradschaft hatte noch ein Stellenwert. Nur von Damals bin ich der einzige aus unserer Gruppe der noch oder wieder das schöne Hobby betreibt.
Ja in dem Bericht sehe ich mich auch wieder.
 
Moin zusammen,

ja, auch ich habe mich hier wiedergefunden. ;)
Holger hatte mir den Text und einige Bilder geschickt - "Mach was draus..." :p Habe ich auch versucht und in meinem Bilder-Fundus gewühlt.
Und die Robbe Charter war mein erstes Modell in 1976 mit der ersten MPX-35MHz-Anlage, 20kHz-Kanalabstand damals noch. Der Text-Logik folgend war dann die Graupner Quick Fly MK 3 mein zweites Modell, auch hier passend im Text platziert.

Wie die Geschichte sich doch so wiederholt...
 
Hallo,
so negativ sehe ich die "alten" Zeiten nicht. Die auch schon in den 1970er Jahren üblichen Lästereien über Graupner-Produkte kenne ich aber auch...Nun einige waren sicher nicht ganz unberechtigt, andere Blödsinn.
Es gab spätestens ab Mitte der 1970er Jahre Sevos, die ca 30 g wogen...Gut, ein Standardservo lag oft wirklich bei 60 bis 70 g und kostete ca 80 bis 120 DM. Aber "Tiefflugtauglich " waren Modelle und Ausrüstung allemal....falls es der Pilot war. Als dann der CB-Funk eingeführt wurde, habe ich meine treue Varioprop, die mit dem gelben 8-Kanalsender eingemottet und durch eine Multiplex Combi 79 40 MHZ ersetzt. Lange habe ich 3 Micoservos (die Roten , 30 g schwer) und ein PS 3 Servo für die Motordrossel eingesetzt.
 
Auch wenn 2G4 wichtig war, ist für mich doch das Aufkommen von Brushless Antrieben und Lipos das wichtigere Ereignis. Damit kam man von der schweren Gurke mit kurzer Flugzeit zu den heute üblichen leistungsfähigen Modellen, bei denen kaum noch Leistungswünsche offen bleiben. Und auch die Wettbewerbslandschaft ist weitgehend auf Elektro umgeschwenkt, wo die Wahl bestand.
 
hm..............

da hat mir doch einer einen Spiegel vorgehalten.
Ich kann hier jedes Wort nachvollziehen.
Mir ging es genau so !
 
Ich denke, die Zeiten haben sich nicht sooo sehr verändert: wir hatten damals, wie heute, Modelle, auf die wir stolz waren. Die Flugzeiten waren geringer, aber wir haben uns über jede Minute gefreut. Wenn es ohne Bruch abging, waren wir stolz wie Oskar...

Man braucht die Vergangenheit nicht zu beschwören, viele von uns haben sich die Freude an dem Zeug von damals erhalten...
 
Moin,

ja es kamen viele Erinnerungen hoch. Robbe Mars 40MHz und Robbe Charter war die Wahl nach mehreren 2-Achs Seglern und die Micro-Servos aus der Zeit waren eher Mammut-Servos aus heutiger Sicht. Egal es hat Spass gemacht und es macht mir noch immer Spaß, aber für mich gehört das Methanolgeknatter einfach dazu. Es fehlt mir halt der Sound wenn ich Elektro fliege. Also aus meiner Sicht ein schöner Bericht.

Gruß
Jörg
 
Hallo Holger und Kollegen,

auch ich schaue seit Sept. 2016 auf 40 Jahre Modellfliegerei zurück und bin dabei etwas ins reflektieren gekommen.

Ja, damals in den 70ern wurde einen Winter lang am Modell gebaut und man war entsprechend vorsichtig. Ein Absturz im Frühling konnte bedeuten, dass man den Rest des Jahres nichts mehr zum fliegen hatte. Mit Taxi und Co. wurde in immenser Höhe trainiert, Vorsicht, Vorsicht, bloß nix kaputt machen. Die Tragflächen damals brauchen weg wie nichts und bestanden aus heutiger Sicht aus einer einzigen Sollbruchstelle.

Und die Klugscheißerei war niemals so ausgeprägt wie damals, hab ich auch so in Erinnerung. Die wirklich Guten traten bescheidener auf.

Später dann von Taxi und Co auf die damals üblichen RV-IVE-Segler und die aufkommenden F3B-Segler umgestiegen. Der Flamingo 1 von MPX ist auch aus heutiger Sicht ein akzeptabler Segler, aber damals "Wahnsinn". War aber auch nicht wenig Arbeit, dass Teil fertig zu machen verglichen mit den heutigen ARF-Teilen.

Irgendwann Mitte der 80er war ich dann die Gummi- und Windenseil-Holerei leid. Verbrenner waren keine Alternative, Elektro teuer und damals auf leichte Thermiksegler beschränkt. Studium und Reisen standen an, geflogen wurde nur noch in den Semesterferien, wenn überhaupt. Mein alter Verein ging den Bach runter und dadurch auch den Kontakt zur Scene verloren. Aber Holger hat Recht, damals tat sich entwicklungs-technisch im Modellflug nicht soviel. Bei den Verbrennern wurden die Methanoler durch größere "Mopedmotoren" abgelöst, bei Elektro war die Entwicklung nur langsam. Dass Robbe mit dem Calibra 1992 einen der ersten Hotliner auf den Markt gebracht hat, hab ich leider nicht mitgekriegt, da ich in den 90ern komplett pausiert habe.

Neustart dann mit 40 Jahren in 2002 mit dem P13-Elektro von Staufenbiel. Dieser hatte qualitätsmäßig nicht mal das Level des Flamingos 25 Jahre vorher, war aber günstig und schnell fertig zu machen. Interessant, dass damals die leidigen Bürstenmotoren wie Speed 600 + 700 vielfach noch Standard waren, obwohl in Industrie und Küche überall bürstenlose eingesetzt wurden. Die Fernsteuerungen waren programmierbar, die Empfangssicherheit durch Funklärm schlechter als 25 Jahre vorher.

Ein unglaubliches Erlebnis war in 2003 mein erster Hotliner-Flug, der eigentlich aus heutiger Sicht nicht hot war: ein gebrauchter Calibra mit Speed 700 und 12 NC-Zellen. Ich kam am Abend noch Hause und sprach irgendwas von "das Teil ist besser wie Sex", was bei der Holden dann nicht so gut ankam. Jedenfalls haben mich die Hottys jahrelang nicht mehr losgelassen.

Die wirkliche Technik-Revolution kam dann ab 2005 mit den Lipos (in Verbindung mit preiswerten ALs) und später die 2,4 GHZ-Technik. Und dann noch die leidigen Schaumwaffeln, von denen ich auch den einen oder anderen besessen habe. Manchmal glaube ich, der Einstieg für Beginner ist heute zu einfach und deshalb verlieren die gleich wieder das Interesse.

Resümee aus 40 Jahren (minus 10 Jahre Pause): Es ist toll, aus heutiger Sicht die 70er mitbekommen zu haben. Dann weiß man erst, wie gut es uns heute geht. Einen Haufen Geld auf den Kopp gehauen, aber irgendwo muss die Kohle ja hin. Viel Spaß gehabt, tolle Modellflugkameradschaft erlebt und natürlich auch die eine oder andere Enttäuschung und Ärger. Aktuelle Trends wie Kreisel in Flächenmodelle und Telemetriedaten auslesen interessieren mich schlicht weg nicht.

Jetzt bin ich 55 und beobachte meine fliegerischen Fähigkeiten kritisch. Bin ich schon im rückläufigen Bereich? Sehe ich schlechter als letztes Jahr? Wann beginnt für mich die Alters-Phase der Hochdecker und Semiscale-Großsegler? Ein Vereinskollege ist 85 und fliegt noch super. Ein VORBILD!

Weitere Diskussionsbeiträge fände ich toll.

Viele Grüße
Joachim, Hofheim am Taunus
 
Mit einem "kleinen UHU" hatte es vor nicht ganz 40 Jahren angefangen. Ohne große Erfahrung selbst zusammengebaut und bespannt und mit Freunden zusammen "experimentiert".
Weiter gings über eine kurze RC-Car-Phase mit Robbe's Finikofi mit Motoraufsatz und Carrera's ASW17 zu den Motorfliegern mit einem vom Vater auf dem Dachboden gebauten und verstauten Graupner Amateur...
Heh... so instabil waren die Flieger doch garnicht: Der Amateur hat nach einem "Radschlag" über beide Randbögen grade mal einen neuen Propeller benötigt. Die ASW17 Hatte eine Begegnung mit dem einzigen weit und breit stehenden Strommasten in der Nähe der Wurzelrippe. Ich sehe es heute noch wie der Flieger um den Masten herum trudelnd zu Boden ging... ausser einer eigedellten Nasenleiste war da nicht viel.

Es war auch die Zeit des ersten Kontakts zu den Hubschraubern: Sky Lark EH-1 - Ein Elektroheli mit zwei Mabuchi-Bürsten und einem langen Kabel zu einer Autobatterie.
Charter, Taxi, Rasant und Zaunkönig waren weitere Stationen die dann zu einer etwas größeren Great Planes Piper mit meinem ersten 4-Takter geführt haben.

Und Funkstörungen gab es wohl doch, denn es ging nicht nur mir so. Auf unserem Fluggelände gab es links und rechts in Verlängerung der Bahn bei feuchtem Wetter und nach Regen ein "Funkloch" in dem einfach nichts mehr ging. Es gab die Vermutung dass das feuchte Fangnetz diese Störungen/Ausfälle verursachte... ärgerlich war daran, dass es genau in der Zone des Endanfluges vorkam und ich meinen geliebten Acro-Junior erst nach drei Tagen Regen aus dem Rapsfeld bergen konnte...

Vario's Skyfox und die kleine Bell 222 waren dann die "Standardbegleitung" bis dann der erste TRex-450 auftauchte. Brushless-Motoren und LiPo haben mir dann gezeigt dass ich die Technik wohl zu lange ignoriert hatte. Ausserdem waren die meisten Kollegen und Freunde schon länger nicht mehr dabei und so schlief das Hobby auch bei mir ein.

Aber - schön war die Zeit... man hat viel gebaut, repariert und auch experimentiert und Erfahrungen austauschen können. Auch war es immer wieder faszinierend zu sehen wenn die Wettbewerbspiloten ihre Kunstflieger bewegt haben, auch wenn das "gemeine Volk" wie ich dann "Flugverbot hatten...

Ausgerechnet ein paar "Schaumwaffelpiloten" bringen mich jetzt zurück zur RC-Fliegerei und ich merke nun dass sie die RC-Welt doch schon sehr verändert hat.
Große irgendwie filigrane Modelle die man sich nicht traut anzufassen scheinen zu dominieren. Zu bauen gibts kaum noch etwas (zumindest nicht von den mir bekannten Herstellern)... da hilft nur noch der Griff nach Bauplänen um zum Traummodell zu kommen.
Der Markt ist aus meiner Sicht komplett unübersichtlich geworden. Ich bin nicht mal mehr selbst in der Lage einen passenden Antrieb für den alten Elektro-UHU zu finden. Wenn ich den Aussagen glauben schenken darf, dann ist alles was ich hier noch "auf Lager" liegen habe, veralteter Schrott... irgendwie ist das auch sehr demotivierend wenn ich sehe, dass alles so "schnelllebig" wie die Computerindustrie zu sein scheint.
Wie mag es da heute einem Anfänger gehen hier einen Überblick zu gewinnen... ganz ehrlich... ich würd' die Zeit gern zurückdrehen und die 2,4GHz-Anlagen mitnehmen...

Danke für den tollen Beitrag der mich durchaus an schöne Zeiten erinnert hat

Gruß

Markus
 
Hallo zusammen
An dem Artikel kann ich nicht viel oder eben fast nichts abgewinnen.
Ich betreibe Modellflug seit 1953. Damals waren Baukasten gefüllt mit bedrucktem Holz das selbst ausgeschnitten werden musste. Mangels Geld für das Fliegerlein wurde mit Mehlpappe geklebt und mit Papier bespannt. Die bereits fliegenden Kollegen waren mit wenig Ausnahmen sehr hilfsbereit. So erhielt ich damals Bücher und Zeitschriftartikel die die Flugmechanik und deren Tücken beschrieben. Also nichts von Klugscheisserei usw. Meine damalige Freifliegerei verhalf mir zu handwerklichem Wissen das bis Heute die Grundlage des Modellbaus geblieben sind. Auch die später gebauten Motormodelle aus Baukasten waren gut geeignet um Kunstflugwettbewerbe mitzufliegen. Das war mein Start zu den Modellmotoren. Damals mit Methanol heute ausschliesslich mit Benzinmotoren. Mit den damaligen Kunstflugmotormodellen kamen auch Einziehfahlwerke zum Einsatz. Nach und nach baute ich Eigenkonstruktionen oder baute nach geänderten Bauplänen. Das ist bis heute so geblieben. Allerdings haben meine Modelle heute Vorbildcharakter sind aus Holz oder aus GFK und keine Klebefolie ala Speckglanzoberfläche. Sie haben daher auch keine Falten, auch wenn die Sonne den ganzen Tag darauf scheint. Dafür weiss ich wie hoch die Drehzahl, die Zylindertemperatur, die Flughöhe und die Geschwindigkeit in der Luft sind oder waren.
Wie ihr daraus lesen könnt habe ich mit dem Wegwerfmodellbau nichts am Hut meine Modelle sind zum Teil viele Jahre alt und fliegen immer noch sehr gut.
Mein Leitfaden habe ich aus den damaligen Modellheft Scale. Der Redaktor schrieb dort immer:
Gebaut nicht gekauft.
Schöne Grüsse
René
 
Das ist ein eigener Magazinbeitrag;)
Ich hätte nicht damit gerechnet, so viel Reaktion hervorzurufen. Noch dazu den wahrscheinlich längsten Kommentar seit Magazingedenken :D
H.
offenbar nicht alleine mit seiner Geschichte
 
45 Jahre RC-Flug, hier ein Erlebnis von 1973 , Frühjahr/ Frühsommer

45 Jahre RC-Flug, hier ein Erlebnis von 1973 , Frühjahr/ Frühsommer

Toller Bericht, versuch doch mal bei der Fortsetzung die Probleme mit den Umlauten in den Griff zu kriegen.
Gruß
Joachim

Im Sommer 1973 hatten wir folgendes Erlebnis: Mein Taifun Sprint schwächelte und wollte und wollte nicht anspringen. Ein Kollege gab uns eine Ladung etwas höhernitrierten Sprit. Dann sprang er an. Er zog die Kadi schneller hoch als jemals zuvor und die Thermik tat ihr übriges. Ich weiß heute nicht mehr ob der Motor auch länger lief, ich weiß nur noch, daß meine Kadi immer kleiner und kleiner wurde, ein kleiner roter Punkt am blauen Himmel. Hin und wieder blitzte der Alumotoraufsatz und verhinderte einen kompletten Kontrollverlust. In wachsender Panik begann ich zu drücken….der rote Punkt wurde schneller….“Nicht drücken !“ Schrie jemand: „Sonst montieren die Flächen noch ab!“ Ich weiß nicht mehr , ob ich gezogen habe, auf jeden Fall wurde der rote Punkt langsamer, blieb kurz stehen, und wurde dann wieder schneller: „Jetzt hat sie einen Looping geflogen !“ Kam es aus dem „Off“. Ich flog sozusagen blind… Einige Minuten , oder besser Evigkeiten später, war sie wieder als Flugzeug zu erkennen….Ich landete sie sicher. Der Kollege, der mir geholfen hat, hatte eine „Fernglasbrille“ auf (gab es damals bei Neckermann) und konnte dadurch mein Modell weiterhin sehen….
 
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