HOCHSTROM-XT-STECKSYSTEME

Hochstrom-XT-Stecksysteme

Unter gelbem Hochstrom

Milan Lulic


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Modellpiloten verwenden zur Verbindung von Akku und Regler die verschiedensten Stecksysteme. Dazu gehören etwa die bekannten Hochstromsteckverbindungen wie die 3,5 bis acht Millimeter großen Gold-Stecker, der bekannte grüne MPX-M6-Stecker oder Deans Ultra Plug. Immer öfter sehen wir nun auch fertig konfektionierte Akkus mit gelben Steckern – Milan Lulic stellt die verschiedenen Varianten des XT-Stecksystems und dessen Vorteile vor.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich die gelben Hochstromsteckverbindungen bei den Modellfliegern durchgesetzt und etabliert haben. Egal, ob man bei einem Flächen-, Heli- oder Multicopter-Steuerern in den Akkukoffer schaut: Sehr oft sind die LiPo-Akkus mit solchen soliden, gelben Steckern, sorry, fachlich richtig „Buchsen“, ausgerüstet.

Diese gelben Hochstromsteckverbindungen mit den Bezeichnungen XT30, XT60 und XT90 beziehungsweise XT90S werden von der chinesischen Firma Amass produziert und von vielen Modellbauhändlern angeboten. Uns standen Musterexemplare der Firma Conrad, vertrieben unter der Eigenmarke „Reely“, zur Verfügung.

Doch warum konnte sich ein neues Stecksystem in so kurzer Zeit durchsetzen? Welche Eigenschaften und Vorteile bieten die gelben Stecker und Buchsen?
Zunächst vereinigen sie einige bewährte Eigenschaften: Es sind hochwertig gefertigte Stecker mit vergoldeten Kontakte in geschlitzter Ausführung. Dies bedeutet: große Auflagefläche – niedriger Kontaktwiderstand.

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Dazu kommen gute Griffigkeit und Halt der beiden Verbinder bei gleichzeitig guter Trennbarkeit. Sehr vorteilhaft für Selbstlöter: Die halb offenen Löthülsen sind um 180° zueinander verdreht, so wird beim Verlöten der Anschlusskabel ein Kurzschluss oder eine ungewollte Lötbrücke vermieden. Beim Einschrumpfen des Kabels lässt sich außerdem der Schrumpfschlauch ein Stück weit in das Gehäuse schieben und so eine offene Kontaktstelle vermeiden. Die Kontakte sind im Gehäuse geschützt. Und es gibt, last but not least, noch einen weiteren Grund, warum das ST-Stecksystem so beliebt ist: Es ist verpolungssicher!

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Größen XT30 bis XT90

Die kleinsten Stecker und Buchsen gibt es mit der Bezeichnung XT30. Das XT30-Stecksystem ist mit 2 mm-Steckern und Buchsen für Kabelquerschnitte von 1,5 mm2 (16 AWG) ausgerüstet und kann mit 25 A belastet werden, kurzeitig auch bis 35 A – ein Stecksystem für die niedrigere Strombelastbarkeit also eine Nummer größer und quasi Standard bei den Modellfliegern: XT60. Die XT60- Buchsen sind sicherlich die mit der größten Verbreitung und so die meist benutzten Steckverbinder aus dem ST-Programmsortiment. Das XT60-Stecksystem ist mit 3,5 mm durchmessenden vergoldeten Kontakten ausgerüstet und für alle Anwendungen bis 60 A Dauerstrom beziehungsweise bis 100 A Impuls geeignet. Die Kontakte sind für einen maximalen Kabelquerschnitt von 4 mm2 (13 AWG) dimensioniert.
Manche Anbieter führen auch die XT60+ -Variante mit zusätzlichen Isolierkappen im Programm.

XT90 ist eine weitere Entwicklung des bewährten Konzepts von XT60 für den Hochstrombereich. XT90 bietet alle Eigenschaften des XT60, gepaart mit höherer Lastfestigkeit, größeren Gehäusen und guter Kühlung der freiliegenden Kontakte. Das XT90-Stecksystem ist mit 4,5 mm großen vergoldeten Kontakten ausgerüstet und für alle Einsätze bis etwa 90 A Dauerstrom oder 120 A Impuls geeignet. Die Kontakte sind für maximalen Kabelquerschnitt von 6,0 mm2 (10 AWG) dimensioniert. XT90S ist eine weitere Variante des XT90-Stecksystems mit all seinen guten Eigenschaften und verfügt als Besonderheit über eine eingebaute Anti-Blitz-Funktion („S“ = Spark = Blitz).

Das XT90S-Stecksystem ist auch mit 4,5 mm großen vergoldeten Kontakten ausgerüstet, mit XT90 voll kompatibel und für alle Einsätze bis etwa 80 A Dauerstrom geeignet. Die Kontakte sind für maximalen Kabelquerschnitt von 6 mm2 (10 AWG) dimensioniert.
Die XT90S-Stecker und -Buchsen werden mit zusätzlichen Isolierkappen geliefert, daher ist eine zusätzliche Isolierung der Anschlussstellen mit Schrumpfschlauch nicht mehr nötig. Durch die Isolierkappen ist eine feste Verbindung gewährleistet und kein Abknicken der Anschlusskabel mehr zu befürchten.

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Höhere Belastung

Für sehr hohe Belastungen greift man sicherlich zum XT150- oder AS150-Stecksystem. Während das XT150-System mit 6 mm großen vergoldeten Steckern und Buchsen ausgerüstet und für alle Anwendungen bis 100 A Dauerstrom geeignet ist, ist das AS150-Stecksystem mit 7 mm großen vergoldeten Steckern und Buchsen bestückt und für alle Anwendungen bis etwa 130 A geeignet. Im Stecker ist ebenfalls eine Anti-Blitz- Funktion integriert bei einem Vorladewiderstandswert von 5,6 Ω. Während ein XT150- Steckverbinder mit Stecker, Buchsen und Isolierhülsen zirka 16 g auf die Waage bringt, wiegt ein AS150-Stecksystem mit Stecker, Buchsen und Isolierhülsen etwa 27 g.


Temperaturanstieg

Der Hersteller gibt für das XT60-Stecksystem folgende Daten an: Bei einer Belastung mit 60 A ergibt sich nach fünf Minuten ein Temperaturanstieg auf 70 °C und bei 80 A Belastung nach 90 Sekunden ein Temperaturanstieg auf 80°C.
Wir haben eigene Tests mit den XT60- Steckverbindern durchgeführt. Bei einem Dauerstrom von 56 A stieg die Temperatur nach 60 Sekunden von 23,5°C auf 28°C, nach 120 Sekunden auf 34°C und nach 180 Sekunden auf 40°C. Gute Werte, aber sicherlich wurde ein Teil der Wärme durch die Anschlusskabel (4 mm2) abgeleitet. Weitere Messungen im Flugmodell, die so nur am Boden durchgeführt werden können, wurden vom Regler des Testmodells wegen Hitzestau unterbrochen.

Beim Umrüsten auf das XT-Stecksystem ist Löten angesagt. Natürlich kann man sich
mit Adaptern behelfen, aber das ist nicht die beste Lösung. Noch mehr Löten ist gefragt, wenn wir alle unsere Akkus, Regler und Ähnliches auf das TX-Stecksystem umrüsten wollen.


Löten mit Wäscheklammer

Zuerst brauchen wir beim Löten eine „Dritte Hand“, wie sie im Handel angeboten wird. Ich benutze gerne meine „Dritte Hand“ mit Wäscheklammern – ein 50 Jahre altes Museumsstück. Diese „Hand“ ist beim Verzinnen beziehungsweise Verlöten von Kabel und Stecker eine wertvolle Hilfe und verhindert die bekannten verbrannten Finger!

Sehr wichtig: Beim Löten an Stecker oder Buchse sollte man immer das Gegenstück einstecken. Bei Steckern und Buchsen verzinnen wir zuerst die Kontakte und beim Regler die beiden abisolierten Kabel. Ob wir zuerst das Plus- oder Minuskabel anlöten, ist egal. Wichtig ist nur, dass wir den Schrumpfschlauch schon auf das Kabel aufgezogen und weit weg von der Lötstelle platziert haben, sonst schrumpft er schon bevor wir ihn über die Lötkontakte schieben können.

Beim Akku entfernen wir zunächst nur bei einem Kabel die Isolierung, da sonst beim Hantieren oder Löten Kurzschlussgefahr droht! Das Kabel wird verzinnt, verlötet und mit Schrumpfschlauch isoliert. Jetzt drehen wir die XT-Buchse um und können ohne Gefahr das andere Kabel am freien Kontakt anlöten und mit Schrumpfschlauch isolieren. Haben wir „zufällig“ den Schrumpfschlauch vergessen oder nicht genug weit weg von der Lötstelle platziert, dann löten wir zweimal!


Weitere Stecksysteme

Conrad hat im Programm auch noch die MT30- und MT60-Steckverbinder mit dreipoligen Steckern, Buchsen und Isolierkappen. Mit diesem Stecksystem können saubere und feste, aber jederzeit trennbare Verbindungen zwischen Regler und Motor hergestellt werden. Da die Stecker und Buchsen mit Isolierkappen verschlossen werden, ist eine Isolierung mit Schrumpfschlauch nicht notwendig.


Fazit

Die XT-Stecksysteme haben sich im Modellbau längst etabliert und werden gerne von Modelfliegern genutzt, insbesondere die XT60- und XT90- beziehungsweise die beliebte XT90S-Variante mit der integrierten Anti-Blitz-Funktion. Viele Modellbaufirmen haben das erkannt und bieten ihre Akkus schon fertig konfektioniert mit XT-Buchsen an. Auch für Selbstlöter und „Umrüster“ eignet sich das XT-Stecksystem hervorragend. Das Stecksystem ist sehr gut durchdacht, die Kontakte lassen sich gut und sauber löten, der Erfolg ist garantiert.
 
Hier im Forum gibt es eine Diskussion, in der es auch darum geht, dass scheinbar verschiedene Qualitäten dieses Stecksystems auf dem Markt zu finden sind. Dort findet sich als Empfehlung ebenso der Hinweis auf den bereits oben im Artikel genannten Hersteller Amass (gibt es zum Beispiel auch hier).
Die entscheidende Frage wäre jetzt, woran man die Stecker dieses Herstellers erkennt? Welches sind die entscheidenden Qualitätsmerkmale, die man von außen leicht sehen kann? Schön wären natürlich auch Bilder, die die verschiedenen Varianten gegenüberstellen.

Milans Dritte Hand hatte mich übrigens schon vor einigen Jahren fasziniert, so dass sie ihren Weg (als Link) auch in unser RCN-Wiki geschafft hat. ;)

Dieser XT-Artikel ist jetzt auch im Wiki bei der Steckverbindung verlinkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier im Forum gibt es eine Diskussion, in der es auch darum geht, dass scheinbar verschiedene Qualitäten dieses Stecksystems auf dem Markt zu finden sind. Dort findet sich als Empfehlung ebenso der Hinweis auf den bereits oben im Artikel genannten Hersteller Amass (gibt es zum Beispiel auch hier).
Die entscheidende Frage wäre jetzt, woran man die Stecker dieses Herstellers erkennt? Welches sind die entscheidenden Qualitätsmerkmale, die man von außen leicht sehen kann? Schön wären natürlich auch Bilder, die die verschiedenen Varianten gegenüberstellen.

Milans Dritte Hand hatte mich übrigens schon vor einigen Jahren fasziniert, so dass sie ihren Weg (als Link) auch in unser RCN-Wiki geschafft hat. ;)

Dieser XT-Artikel ist jetzt auch im Wiki bei der Steckverbindung verlinkt.

Hallo Maistaucher
die Herstellerangabe Amass steht auf dem Stecksystem
MfG Bruno B.
 
Hallo,
mir fehlen ein wenig die Angaben zum Übergangswiderstand. Hat da jemand belastbare Werte?

VG
 
ein hinweis fehlt evtl. noch:

NIE beide kabel aufeinmal, also plus und minus, zusammen mit dem seitenschneider abknipsen. sonst kann es einen kurzschluss geben.
 
Für Anfänger welche Stecker löten sei noch empfohlen die Akkus zu entladen (Erhaltungsspannung), dann brutzelt es weniger beim Kabel durchschneiden :D

Das A & O beim löten ist das passende Werkzeug.
Anfängerfehler Nr 1 ist mit einer zu kleinen Lötspitze (zu wenig Leistung) zu lange auf dem Kontakt herum zu braten bis der Stecker schmilzt.
 
hallo,
die Variante mit der Klammer ist einfach und gut,
damit beim Löten die Kontakte im Plastegehäuse nicht verdrückt oder verschoben werden können, stecke ich "Mutter" und "Vater" zusammen (mit Reserve Steckern) und löte dann.
gruß gerthi
 
Hi,
hoffe daß ich hier richtig bin, ansonsten bitte verschieben.
auf der Suche nach komfortablen Hochstromsteckern, bin ich auf solche blauen 8mm-Stecker gestossen, die exakt wie die XT-Reihe aussieht. Diese sollen 150A verkraften und Anti Blitz schon eingebaut. Bei Amaz.. und Eb.. sind selbige gelistet. Leider noch nicht verfügbar. Falls Jemand dazu etwas beitragen kann, wäre ich dankbar. Meine XT90 möchte ich nicht mehr missen, aber bei über 100A wirds halt eng.
 
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