RC-Paragleiterszene in Damüls/Vorarlberg
Claus Eckert
Claus Eckert
Die RC-Paragleiterszene war wieder auf Tour. Nach Moosberg und Hallerndorf ging es am ersten Juni-Wochenende nach Damüls in Vorarlberg. Mitte April schneite es auf der Elsenalp noch heftig. Erst Mitte Mai waren die zwei Meter Neuschnee wieder abgetaut. Die umliegenden Berge mit ihren letzten Schneefeldern boten eine herrlich alpine Kulisse. Wie Diamanten standen die nahen Schweizer Dreitausender am Horizont und bildeten einen beeindruckenden Hintergrund für das erste RC-Paragleitertreffen 2017 in Damüls.
Bereits am Mittwoch trafen die ersten RC-Paragleiterfans ein und so wurde bereits intensiv geflogen. Sascha Rentel und Daniel Kortmann leisteten wie immer einen hervorragenden und individuellen Support. Die Fliegerei im alpinen Gelände forderte manchem Neuling alles ab. Für diese war es sehr beruhigend, jemand in Rufweite zu haben, der mit klaren Ansagen und Ratschlägen zu helfen wusste. So verschwand die anfängliche Nervosität zusehends und mit jedem Tag wurden auch die Anfänger mutiger. Dennoch kam es gelegentlich noch zu Fehleinschätzungen. So ist es selbst beim RC-Paragleiter-Hangfliegen unvermeidlich, hin und wieder mal ein paar Meter absteigen zu müssen, um das Fluggerät zurückzuholen.
Eine dieser Bergungen erwies sich aber als etwas aufwändiger. Ein super eingestellter Schirm glitt kurz nach dem Start in fast gerader Linie, aber steuerlos, bis auf den Gegenhang. Dort setzte er, etwa 1,8 km Luftlinie entfernt, mit einem Höhenverlust von rund 300 m auf einem Baum auf. Ausgemessen mittels Google Earth.
Alban Bertsch, der lokale Koordinator (www.flyalban.at), benötigte einige Telefonate, bis letztendlich der Schirm am nächsten Tag geborgen werden konnte. Alban gehört ein großer Teil dieses Geländes. Wer dort z. B. mit Seglern hangfliegen will, sollte unbedingt mit ihm Kontakt aufnehmen. Er zeigt die passenden Startstellen und kennt die „Hausbärte“ bestens.
Bekanntlich zeigt sich das Wetter im Gebirge nicht immer von der besten Seite. Daher gab es im „Basislager“ Elsenalpstube viele Gelegenheiten, um Workshops zu veranstalten. Sascha und Daniel hielten Vorträge und boten Support beim Einstellen der Schirme.
Wer aus der Flächenfliegerfraktion kommt, der wird überrascht sein, wie anders ein RC-Paragleitschirm zu fliegen ist und wie der Schirm eingestellt werden muss, um optimal zu fliegen. Brems-, Beschleuniger- und Steuerleinen, A-, B- und C-Ebene usw. sind Begriffe, die zu lernen sind. Tatsächlich ist selbst das Starten aufwändiger, als ein Flugmodell den Hang hinab zu werfen.
Der Schirm muss wie ein Hufeisen geformt auf dem Boden liegen. Die A-Leinenebene sollte kurz vor dem Start straff sein. Die B- und C-Ebene locker liegen. Der Start erfolgt nahe an der Hangkante und möglichst exakt gegen den Wind. Ein kurzer, kräftiger Zugimpuls auf den Körper zu und der Schirm steigt über den Kopf des Starters. Jetzt kontrollieren, ob die Ohren des Schirms geöffnet sind und dann mit einem beherzten Schub den Schirm hinaus ins Element schieben. Falls er nicht im Hangwind steigt, ist Motoreinsatz gefordert, um zum ersten Thermikbart zu kommen. Das ist bei den RC-Paragleitern derzeit nicht anders möglich. Das Sinken ohne Aufwind ist leider doch zu stark.
Umso größer ist dann die Freude, wenn dank der Hochgebirgsthermik ohne Motorunterstützung geflogen werden kann. Diese Thermik gab es an den Tagen in Damüls reichlich, folglich sehr viele lange Flüge. Manche Piloten bekamen das Lächeln einfach nicht mehr aus ihrem Gesicht.
Damüls 1 (Damüls 2 findet im September statt) war wie eine Offenbarung für mich. Da ich die RC-Paragleiterszene schon einige Zeit begleite, habe ich nicht nur viele liebenswerte Piloten und Pilotinnen kennengelernt, sondern auch deren Fortschritte miterlebt. Waren es zu Beginn blutige RC-Anfänger, haben sie sich im Laufe der Zeit zu richtigen Profis entwickelt.
Ihre Schirme hängen viel ruhiger in der Luft, das knappe Fliegen an der Hanglinie und die Landeeinteilungen sind richtig klasse geworden. Es macht riesig Spaß, den bunten Schirmen beim Dahingleiten zuzusehen. Am Sonntag gab es dann die Videoanalysen der Starts und Landungen jedes einzelnen Piloten. Dabei man hat deutlich gesehen, wie souverän die Piloten mit den unterschiedlichen Situationen umgingen.
So schön diese RC-Paragleitertreffen auch sind, spricht man mit den einzelnen Piloten darüber, wie es denn zu Hause in den Vereinen mit dem Fliegen ist, so fühlt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Waren es damals die RC-Hubschrauber, die den Flächenflieger störten, sind heute es die RC-Paragleiter, die auf den Modellfluggeländen nicht so gerne gesehen sind.
Das ist sehr schade, denn mancher RC-Flächenpilot würde grandios scheitern, wenn er so einen „Stofffetzen“ sauber fliegen und vorher perfekt einstellen müsste. Ja, ich weiß, wovon ich „rede“...
Wenn also mal ein RC-Paragleiter-Pilot auf dem Modellfluggelände auftaucht, ruhig mal hingehen und mit ihm quatschen. Vielleicht darf man ja mal so einen „Fetzenschirm“ steuern…
Der Vorflugcheck ist wichtig.
Konzentration ist notwendig, wenn man optimal im Aufwindschlauch steigen will.
Dicht beieinander im Aufwind.
Nahe am Hang.
Die Flightline war immer voll.
Mancher kniete vor seinem Schirm.
Nina (r.) und Micha (l.) beim Einstellen.
Auch die Elektronik will überprüft werden.
Micha und Daniel sortieren die Leinen.
Wolken gab es auch...
..und manchmal kondensierten die Wolken auf Hanghöhe oder knapp darüber.
Blauer Himmel tut immer gut.
Auch Schirme sind von oben schön anzusehen.
Daniel bei den Vorbereitungen zum Nachtflug.
Früh am Morgen ging es wieder in die Luft.
"3S - Super-Supporter Sascha" (ganz rechts) im Einsatz.
Sonne und Wolken wechselten ab.
Flächenflieger waren auch da...
Auch ein Hubschrauber landete.
Gruppenbild vom Freitag
Gruppenbild am Samstag
(v.l.) Sascha Rentel (Hacker), Gilbert Wohlwend (Wirt der Elsenalpstube), Eva Nussbacher (unsere perfekte Bedienung), Daniel Kortmann (Hacker), Alban Bertsch (örtl. Koordinator), wie gewohnt lieferten sie alle vollen Einsatz.