BAUSATZMODELL QUIDO VON AERO-NAUT

QUIDO von Aero-naut

Wenn der Vater mit dem Sohne...

Martin Grabmayer


Martin Grabmayer ist ein Modellbauer alter Schule. ARF-Modelle sind zu langweilig, am liebsten konstruiert er seine Modelle selbst. Die Entscheidung, einen Bausatz des Quido von aero-naut zu kaufen, hat sein Sohn getroffen. Und dazu das Versprechen gegeben, an diesem Modell kräftig mitzubauen. Wie die beiden mit dem kleinen Zweiachser zurechtgekommen sind und ob der vierjährige Gabriel tatsächlich dabei geblieben ist, davon berichtet Martin Grabmayer selbst.


Beitrag_wenn-der-Vater.jpg

Der Besuch der Messe „Faszination Modellbau“ in Friedrichshafen läutet für mich traditionell das Ende der Flugsaison ein und ist ein willkommener Ausflug zum Schlendern. Als ich vor zwei Jahren am Ende der Messe mit mehreren schweren Stofftaschen voller Werkzeug, Modellbausachen und Kleinteilen Richtung Ausgang lief, kommentierten zwei junge Frauen meinen Anblick mit: „So sieht Shopping für Männer aus.“ Im vergangenen Jahr ging meine Familie mit, verbunden mit einem Kurzurlaub am Bodensee. Am Stand von aero-naut wollte ich nur noch einen Propeller mitnehmen. Da entdeckte mein vierjähriger Sohn Gabriel die Bausätze des Luxx und des Quido. Er sagte, einen der beiden wolle er haben. Wir schauten uns beide Flugzeuge (aufgebaut über dem Stand) genauer an und er sagte, dass es der Quido sein solle.

Mein Hinweis, dass wir den erst bauen müssen und er nicht fertig sei, war kein Hindernis für ihn. Mit gewisser Neugierde, ob das wirklich klappen kann, sagte ich ihm, wir können den Flieger kaufen, aber dann ziehen wir auch den Bau gemeinsam durch. Gesagt, getan, der Bausatz war gekauft.

Nach der Arbeit wird gebaut

Ab dem Winter bauen wir zusammen Schritt für Schritt den Quido und zu meiner Freude hält der Kleine das Versprechen, „dranzubleiben“.
Wir gestalten die Bausequenzen nie zu lang, zwischen 15 Minuten und zwei Stunden. Meistens, wie bei uns allen, nach unserer Arbeit. Ich komme aus dem Büro, er aus dem Kindergarten … Besser als mit einem, zugegeben handwerklich begabtem, Kind kann man die Aussage des Herstellers, „Quido eignet sich für Modellbauer, die bereits erste Erfahrungen mit einem Holzbausatz […] gemacht haben und ist ein optimaler Einstieg in den RC-Modellflug“, nicht überprüfen.

Wir haben schon kleinere Wurfgleiter gebaut, aber das ist doch eine Nummer
komplexer. Der Bausatz ist komplett gefräst, bis auf die Winkelrippen zu den Knickflügeln, welche gelasert sind. Das Fräsen hat den riesigen Vorteil, dass man die Teile sofort verleimen kann. Der Laserschnitt hinterlässt immer etwas Abbrand, welcher für einen schmierigen Trennfilm sorgt, der aufwendig geschliffen werden muss. Das Schleifpapier nimmt den Ruß dann auch schnell an, so dass bei sauberer Arbeit diese Prozedur sehr lange dauert. Zum anderen ergeben sich auch Probleme bei hellen Bespannungen, da der dunkle Rand immer durchschimmert.

Weißleim-bevorzugt.jpg

Weißleim bevorzugt

Wir folgen beim Bau zuerst exakt der Montageanleitung. Aufgrund der vielen Abbildungen eignet sie sich tatsächlich hervorragend für den Einstieg ins Hobby, frei nach dem Motto „ein Bild mehr sagt als tausend Worte“. Da mein Sohn schon recht geschickt im Umgang mit Weißleim ist, wollten wir möglichst alle Verbindungen damit machen. Das Ziel des Zusammenbaues des Quido ist es, dass die Maschine so weit wie möglich von ihm gebaut wird.

Denn welches Hobby könnte mehr handwerkliche und kognitive Fähigkeiten fördern
als der Modellflug? Die Anleitung beginnt mit dem Aufbau des Hauptholms, der beim Quido als dreilagiger Kiefernholm aufgebaut ist. Mit Weißleim werden die drei Gurte verleimt und mit Wäscheklammern fixiert und angepresst.

Nach dem Trocknen muss der Holm verschliffen werden, da die Rippen auf diesen aufgeschoben werden. Die Platzierung der Rippen geschieht zunächst erst grob, denn hier kommt eine Besonderheit des Bausatzes auf uns zu: Auf dem Baubrett wird die mittlerweile bekannte Depron-Helling von aero-naut angebracht. Ich hatte zunächst meine Zweifel zu diesem Material als Helling. Aber die Idee ist genial, da das Material keinen Weißleim annimmt. Die Rippen werden anhand der Helling genau ausgerichtet und der Holm mittig platziert.

Da nun alles sauber passt, verwende ich zum Fügen der Rippen an den Holm mittelflüssigen Sekundenkleber. Dieser ist noch kriechfähig genug, um in die Spalten zum Holm einzudringen, läuft aber nicht gleich in die Helling. Die Endleiste ist als Beplankung oben und unten ausgeführt. Hier muss man beachten, dass die Balsabrettchen am Ende angefast sind, um eine ausreichende Klebefläche zu bieten. Ein Hinweis in der Beschreiung hierzu wäre hilfreich, wir haben diesen Umstand zuerst übersehen. Mit geringem Schleifeinsatz wurde dieser Fehler schnell behoben. Wo immer möglich, wird Weißleim verwendet. Nur selten kommt Sekundenkleber oder Uhu hart zum Einsatz.

Bastelnadeln_helfen.jpg

Bastelnadeln helfen

Der Rest des Flügelaufbaus mit seinen beiden oberen Holmen und der Teilbeplankung in der Mitte geht sehr einfach vonstatten. Lediglich ausreichend Nadeln und Wäscheklammern sollten vorhanden sein. Stichwort Nadeln: Ich habe mich viel zu lange in meinem Modellbauerleben mit Stecknadeln herumgeplagt. Die Investition in richtige Bastelnadeln schont Finger und Nerven. Nachdem alle Bauschritte der Oberseite erledigt sind, nehmen wir den Flügel aus der Helling und legen ihn auf den Rücken. Idealerweise wieder auf das Depron, da dieses den noch zarten Flügel schützt. Die Stützfü.chen trennen wir mit einem Messer vorsichtig ab und verschleifen den Rest. Danach folgt der Aufbau der „Ohren“. Das Prinzip ist im Grunde dasselbe, jedoch findet sich hier einer der wenigen Kritikpunkte unseres Bausatzes der ersten Serie: Der Ausschnitt der Rippen für den Holm beziehungsweise die Geometrie des Holmes passt nicht. Würde man es so verbinden, wären die Ohren unter Spannung beziehungsweise negativ geschränkt, was beides keinen Sinn ergibt. Abhilfe schafft ein etwas tieferer Ausschnitt in der mittleren Rippe vorne, so dass der Holm gerade durchlaufen kann. Der Rest wird mit einer Balsaleiste aufgefüttert und parallel zwischen den Rippen verschliffen.

Diesen Umstand haben wir bereits umgehend aero-naut berichtet und dort wurde das Problem beseitigt. Das ist echte Produktpflege, wie man sie sich vorstellt: Rückmeldung erhalten, Problem sofort angegangen. Der Kundenservice dort ist nicht nur kompetent, sondern auch echt freundlich – man merkt eben, dass das echte Modellbauer sind. Nach dem Fertigstellen der Ohren können wir diese an den Mittelflügel anbringen.

Laut Bauanleitung soll die V-Form durch die beiliegenden dreieckigen Leisten entstehen. Aus Erfahrung mit meinem kleinen Uhu weiß ich noch, dass zusätzliches Messen beziehungsweise definiertes Unterlegen für einen gleichen Winkel links und rechts notwendig ist. Bereits kleine Winkelfehler in den Rippen führen zu nennenswerten Differenzen, die sich im Flug und der Optik bemerkbar machen. Das Unterlegen wird mittels eines Balsarestes und eines Geodreiecks bewerkstelligt. Die Verbindung der Ohren zum Mittelstück gefällt mir nicht besonders gut, da die Kräfte nur durch das dreieckige Balsaholz übertragen werden.

Auch wenn man mir versichert, dass das hält, will ich diesen Bereich, auch in Hinblick auf die Anfängerschulung, verstärken. Wir stellen aus 3-mm-Flugzeugsperrholz kleine Winkelverbinder her. Die V-Form nehmen wir mittels eines Aluminiumstreifens von der Oberseite ab, der Rest konstruieren wir direkt auf dem Sperrholz und schneiden ihn mit der Laubsäge aus. Die Rippen werden unterhalb des Holmes ausgeklinkt und der Verbinder mit Hilfe von Klammern und Nadeln mit Weißleim angebracht. Jetzt haben die Holme auch eine mechanische Verbindung zueinander. Der Flügel wird nun am besten mit Hilfe einer Schleiflatte sauber verschliffen und zur Bespannung vorbereitet.

Quido_Rohbau.jpg

Bootsrumpf

Der Rumpf besteht aus einem Boot, an das man einen Leitwerksträger aus einem Kohlefaser-Rohr anbringt. Das Boot wiederum ist in konventioneller Balsa-Sperrholz-Bauweise ausgeführt und wie der Rest des Flugzeugs sauber gefräst, so dass auch jeder Anfänger damit klarkommen sollte.

Lediglich beim Einkleben des Kohlefaserrohrs sollte man auf gründliches Aufrauen und eine gute Säuberung mit Spiritus oder Aceton achten, damit die Klebestelle
fettfrei ist. Insbesondere das Verkleben des Leitwerks mit dem Rohr ist absoluter
Sorgfalt durchzuführen.

Abweichend von der Anleitung bauen wir das Leitwerk zunächst zusammen und kleben es auf, erst dann bespannen wir es. Dies zum einen, da sonst die Verklebung nicht sauber in den Ecken stattfinden kann, zum anderen, weil sonst das Risiko besteht, dass der Kleber der (abgelösten) Folie eine saubere Verklebung verhindert und als Trennmittel wirkt.

Um die Klebefläche zu vergrößern, kleben wir Keile auf und schaffen mit der Rundfeile ein formschlüssiges Klebebett für das Rohr. Eingeklebt wird das Leitwerk mit eingedicktem (dabei helfen Microballons) Fünf-Minuten-Epoxy. Das sollte nun halten. Das Servobrettchen wird dann erst verleimt, wenn man die passenden Servos bereits hat. Der Hintergrund ist, dass im schlechtesten Fall das Brettchen zu tief sietzt. In unserem Fall kommen Graupner DES 476 BB zum Einsatz, welche ideal in das Brettchen passen und nicht zu hoch sind für die bereits vorgebohrten Löcher im Spant für die Bowdenzüge. Stichwort Bowdenzüge: Vorgesehen ist, die Bowdenzüge außen am Leitwerksträger in Hülsen zu befestigen. Aus optischen Gründen und als Schutz schieben wir vor dem Ankleben des Leitwerks einen Schrumpfschlauch darüber, so dass die Bowdenzüge optisch sauber befestigt sind und sich nicht weiter durchbiegen können.

Das Einbauen der Ruder und das weitere Einbringen der Bowdenzüge verlaufen unspektakulär. Wir kröpfen vorne den Draht als „Z“, hinten wird er mit M2 Gewindestangen und Kunststoff-Gabelköpfen an den Ruderhörnern befestigt. Die Ruder sind mit Klebeband befestigt. Eine so simple wie immer noch geniale Idee.
Einzig die Ruderhörner fertigen wir abweichend vom Bausatz aus Sperrholz, ebenso wie den Verbinder der beiden Höhenruderblätter.

Teamwork.jpg

Teamwork

Wir bespannen das Modell mit roter, transparenter Oracover-Folie.
Das Dekor machen wir ebenfalls aus Oracover: schwarze Punkte. Die Idee der Marienkäferoptik hat mein Sohn. Die Farbauswahl im Modellbauladen ist für ihn sehr anstrengend, da sich viele Farboptionen geboten haben. Wie das fertige Modell zeigt, ist ihm die Farbwahl aber sehr gelungen.

Auch das Bespannen machen wir dann wieder zusammen: Ich schneide die Folie zurecht, der kleine Modellbauer bügelt dann, nachdem ich die Ecken vorfixiert habe, die Kanten sauber an. Das Nachspannen mit dem Fön erledige ich, das später notwendige Anbügeln der Folie an die Rippen macht der spätere junge Besitzer dann wieder selbst.

Die schwarzen Punkte schneiden wir mit einem Zirkel mit Skalpellaufsatz aus der Folie. Diese sind mit deutlich weniger Hitze auf gebügelt, da sie nach Möglichkeit nicht schrumpfen sollen. Der Empfänger ist ein bewährter Graupner GR12L. Er findet bequem unter dem Flügel, vor den Servos im Rumpf Platz.

Sohn_Modellbau.jpg

Beim Motoreinbau greifen wir zu den hochwertigen Produkten von Leomotion. Die Wahl sollte sich als ideal erweisen. Da mein Wissen im Bereich moderner Elektromotoren als überzeugtem Methanoler sehr gering ist, habe ich mich vertrauensvoll an Herrn Leodolter gewendet. Innerhalb kürzester Zeit habe ich eine Antwort mit einer Antriebslösung erhalten. Die Bestellung erfolgte umgehend, die Lieferung erfolgte prompt und einwandfrei. Der Propeller wurde aus dem Sortiment von aero-naut, der Spinner von Simprop verwendet. Der Außenläufer ist an vier eingeharzten M3-Gewindestangen befestigt und wird von vorne mit je vier Stoppmuttern gesichert. Die Akkus sind 2S-LiPos mit einer Kapazität von 1.250 mAh. Von der Größe her passen sie gut in den vorderen Teil des Quido, der Akkuwechsel
kann durch die Kabinenhaube erfolgen. Unter Gewichtsaspekten könnte der
Akku auch größer sein, da wir zunächst 30 Gramm Blei hinter den Motor kleben mussten. Nach dem Schwerpunkt-Auswiegen gemäß Bauanleitung kann es dann auch schon ans Eingemachte gehen: dem Erstflug.

Gut zu steuern

Im späten Frühjahr, nach fast einem halben Jahr Bauzeit, ist es dann soweit. Trotz kaltem und leicht böigem Wetter fahren Gabriel und ich auf unser Vereinsgelände und machen uns zuerst an den obligatorischen Reichweitentest.

Danach werfe ich mit einem leichten Schubs den Quido mit zirka drei viertel Motorleistung in sein Element, wo er sich gleich pudelwohl fühlt. Mir fällt zunächst die für einen Zweiachser gute Manövrierfähigkeit auf, das erst kritisch beäugte Seitenruderblatt ist ausreichend groß dimensioniert. Für einen Anfängerflieger genau genommen ideal. Markant ist aber die Tendenz, im Flug mit Motor stark wegzusteigen. Im späteren Segelflug bestätigt sich mein Verdacht, dass der Quido mit dem angegebenen Schwerpunkt etwas schwanzlastig ist, jedoch ohne bös - artige Abrisstendenz.

Quido-mit-Papa.jpg

Das Flugverhalten ist einwandfrei, es ist nur ein leichtes Pumpen zu sehen. Weitere 20 Gramm Blei schaffen Abhilfe. Der Quido hat seinen Schwerpunkt nun bei 55 Millimetern und verhält sich lammfromm; das Verhalten beim Steigflug und im Segelflug ist nun astrein. Er fliegt sehr neutral, bei losgelassenen Rudern kurvt er die angefangene (flache) Kurve weiter. Er richtet sich bei stärkeren Schräglagen, dank der gut abgestimmten Geometrie, von selbst auf, so dass ein Anfänger sich auf das neutrale und gutmütige Flugverhalten jederzeit verlassen kann. Mit den Knickflügeln und der gesamten Auslegung hat der Quido quasi die Panik- Automatik nach alter Väter Sitte serienmäßig eingebaut. Immer nach dem Motto: „Lass doch mal den Flieger in Ruhe und stör’ ihn nicht beim Fliegen, das kann der ganz von alleine …“

Fazit

Mit dem Quido ist aero-naut ein guter Wurf gelungen. Er ist ein klassischer Anfängerflieger ohne großen Bauaufwand, der schnelle Erfolge beim Erbauer sichtbar werden lässt. Die gefällige Optik, das gute Flugverhalten und der geringe Anspruch an die Komponenten prädestinieren ihn als Einsteigermodell oder als das einfache Modell für den routinierten Piloten zum gemütlichen Feierabendfliegen. Und durch das gute Kreis - verhalten wird der Quido auch zum Thermikschnüffler.

Quido_Modell_fertig.jpg

Modellbau als Einstieg

Als Vater freut es mich persönlich, so viel Qualitätszeit mit meinem Sohn bei meinem Hobby verbringen zu können. Interessant ist aber auch, dass der Modellflug eine große Faszination auf ein Kind ausüben kann und die Begeisterung am Bauen über längere Zeit anhält. Vom pädagogischen Aspekt aus betrachtet, handelt es sich um eine ideale Frühf.rderung, da durch den Aufbau das Verständnis für das System Flugzeug von Grund auf betrachtet wird.

Auch die Wertschätzung des Produkts und die Identifikation des Erbauers mit dem Geschaffenen fördern eine erfolgreiche weitere Schulung und das Interesse an unserem Hobby. Durch die Kenntnis des Flugzeugs fällt auch eine später eventuell notwendige Reparatur leichter. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, lohnt es sich in jedem Fall, die Modellfliegerei mit einem Bausatz zu beginnen, egal ob jung oder alt. Der Gewinn an Erfahrung und der Stolz, etwas geschaffen zu haben, sind die ersten Glücksmomente, noch lange vor dem ersten Flug. Der erste Flug ist dann unbeschreiblich – und das muss man einfach selbst erlebt haben.
 
Zuerst muss ich dem Vater meinen Respekt für das kindgerechte Vorgehen und die notwendige Geduld aussprechen. Es ist eine Freude für mich....als ehemaligen Pädagogen...zu sehen, dass auch der Junge das Durchhaltevermögen und Freude an der Sache eingebracht hat! Eine ideale Förderung der Fähigkeiten und Fertigkeiten! Ich wünsche euch beiden, dass ihr beide bei diesem schönen und lehrreichen Hobby bleibt! Die Voraussetzungen dafür scheinen mir ideal zu sein!
 
QUIDO von Aero-naut

Wenn der Vater mit dem Sohne...

Martin Grabmayer


Martin Grabmayer ist ein Modellbauer alter Schule. ARF-Modelle sind zu langweilig, am liebsten konstruiert er seine Modelle selbst. Die Entscheidung, einen Bausatz des Quido von aero-naut zu kaufen, hat sein Sohn getroffen. Und dazu das Versprechen gegeben, an diesem Modell kräftig mitzubauen. Wie die beiden mit dem kleinen Zweiachser zurechtgekommen sind und ob der vierjährige Gabriel tatsächlich dabei geblieben ist, davon berichtet Martin Grabmayer selbst.



Der Besuch der Messe „Faszination Modellbau“ in Friedrichshafen läutet für mich traditionell das Ende der Flugsaison ein und ist ein willkommener Ausflug zum Schlendern. Als ich vor zwei Jahren am Ende der Messe mit mehreren schweren Stofftaschen voller Werkzeug, Modellbausachen und Kleinteilen Richtung Ausgang lief, kommentierten zwei junge Frauen meinen Anblick mit: „So sieht Shopping für Männer aus.“ Im vergangenen Jahr ging meine Familie mit, verbunden mit einem Kurzurlaub am Bodensee. Am Stand von aero-naut wollte ich nur noch einen Propeller mitnehmen. Da entdeckte mein vierjähriger Sohn Gabriel die Bausätze des Luxx und des Quido. Er sagte, einen der beiden wolle er haben. Wir schauten uns beide Flugzeuge (aufgebaut über dem Stand) genauer an und er sagte, dass es der Quido sein solle.

Mein Hinweis, dass wir den erst bauen müssen und er nicht fertig sei, war kein Hindernis für ihn. Mit gewisser Neugierde, ob das wirklich klappen kann, sagte ich ihm, wir können den Flieger kaufen, aber dann ziehen wir auch den Bau gemeinsam durch. Gesagt, getan, der Bausatz war gekauft.

Nach der Arbeit wird gebaut

Ab dem Winter bauen wir zusammen Schritt für Schritt den Quido und zu meiner Freude hält der Kleine das Versprechen, „dranzubleiben“.
Wir gestalten die Bausequenzen nie zu lang, zwischen 15 Minuten und zwei Stunden. Meistens, wie bei uns allen, nach unserer Arbeit. Ich komme aus dem Büro, er aus dem Kindergarten … Besser als mit einem, zugegeben handwerklich begabtem, Kind kann man die Aussage des Herstellers, „Quido eignet sich für Modellbauer, die bereits erste Erfahrungen mit einem Holzbausatz […] gemacht haben und ist ein optimaler Einstieg in den RC-Modellflug“, nicht überprüfen.

Wir haben schon kleinere Wurfgleiter gebaut, aber das ist doch eine Nummer
komplexer. Der Bausatz ist komplett gefräst, bis auf die Winkelrippen zu den Knickflügeln, welche gelasert sind. Das Fräsen hat den riesigen Vorteil, dass man die Teile sofort verleimen kann. Der Laserschnitt hinterlässt immer etwas Abbrand, welcher für einen schmierigen Trennfilm sorgt, der aufwendig geschliffen werden muss. Das Schleifpapier nimmt den Ruß dann auch schnell an, so dass bei sauberer Arbeit diese Prozedur sehr lange dauert. Zum anderen ergeben sich auch Probleme bei hellen Bespannungen, da der dunkle Rand immer durchschimmert.


Weißleim bevorzugt

Wir folgen beim Bau zuerst exakt der Montageanleitung. Aufgrund der vielen Abbildungen eignet sie sich tatsächlich hervorragend für den Einstieg ins Hobby, frei nach dem Motto „ein Bild mehr sagt als tausend Worte“. Da mein Sohn schon recht geschickt im Umgang mit Weißleim ist, wollten wir möglichst alle Verbindungen damit machen. Das Ziel des Zusammenbaues des Quido ist es, dass die Maschine so weit wie möglich von ihm gebaut wird.

Denn welches Hobby könnte mehr handwerkliche und kognitive Fähigkeiten fördern
als der Modellflug? Die Anleitung beginnt mit dem Aufbau des Hauptholms, der beim Quido als dreilagiger Kiefernholm aufgebaut ist. Mit Weißleim werden die drei Gurte verleimt und mit Wäscheklammern fixiert und angepresst.

Nach dem Trocknen muss der Holm verschliffen werden, da die Rippen auf diesen aufgeschoben werden. Die Platzierung der Rippen geschieht zunächst erst grob, denn hier kommt eine Besonderheit des Bausatzes auf uns zu: Auf dem Baubrett wird die mittlerweile bekannte Depron-Helling von aero-naut angebracht. Ich hatte zunächst meine Zweifel zu diesem Material als Helling. Aber die Idee ist genial, da das Material keinen Weißleim annimmt. Die Rippen werden anhand der Helling genau ausgerichtet und der Holm mittig platziert.

Da nun alles sauber passt, verwende ich zum Fügen der Rippen an den Holm mittelflüssigen Sekundenkleber. Dieser ist noch kriechfähig genug, um in die Spalten zum Holm einzudringen, läuft aber nicht gleich in die Helling. Die Endleiste ist als Beplankung oben und unten ausgeführt. Hier muss man beachten, dass die Balsabrettchen am Ende angefast sind, um eine ausreichende Klebefläche zu bieten. Ein Hinweis in der Beschreiung hierzu wäre hilfreich, wir haben diesen Umstand zuerst übersehen. Mit geringem Schleifeinsatz wurde dieser Fehler schnell behoben. Wo immer möglich, wird Weißleim verwendet. Nur selten kommt Sekundenkleber oder Uhu hart zum Einsatz.


Bastelnadeln helfen

Der Rest des Flügelaufbaus mit seinen beiden oberen Holmen und der Teilbeplankung in der Mitte geht sehr einfach vonstatten. Lediglich ausreichend Nadeln und Wäscheklammern sollten vorhanden sein. Stichwort Nadeln: Ich habe mich viel zu lange in meinem Modellbauerleben mit Stecknadeln herumgeplagt. Die Investition in richtige Bastelnadeln schont Finger und Nerven. Nachdem alle Bauschritte der Oberseite erledigt sind, nehmen wir den Flügel aus der Helling und legen ihn auf den Rücken. Idealerweise wieder auf das Depron, da dieses den noch zarten Flügel schützt. Die Stützfü.chen trennen wir mit einem Messer vorsichtig ab und verschleifen den Rest. Danach folgt der Aufbau der „Ohren“. Das Prinzip ist im Grunde dasselbe, jedoch findet sich hier einer der wenigen Kritikpunkte unseres Bausatzes der ersten Serie: Der Ausschnitt der Rippen für den Holm beziehungsweise die Geometrie des Holmes passt nicht. Würde man es so verbinden, wären die Ohren unter Spannung beziehungsweise negativ geschränkt, was beides keinen Sinn ergibt. Abhilfe schafft ein etwas tieferer Ausschnitt in der mittleren Rippe vorne, so dass der Holm gerade durchlaufen kann. Der Rest wird mit einer Balsaleiste aufgefüttert und parallel zwischen den Rippen verschliffen.

Diesen Umstand haben wir bereits umgehend aero-naut berichtet und dort wurde das Problem beseitigt. Das ist echte Produktpflege, wie man sie sich vorstellt: Rückmeldung erhalten, Problem sofort angegangen. Der Kundenservice dort ist nicht nur kompetent, sondern auch echt freundlich – man merkt eben, dass das echte Modellbauer sind. Nach dem Fertigstellen der Ohren können wir diese an den Mittelflügel anbringen.

Laut Bauanleitung soll die V-Form durch die beiliegenden dreieckigen Leisten entstehen. Aus Erfahrung mit meinem kleinen Uhu weiß ich noch, dass zusätzliches Messen beziehungsweise definiertes Unterlegen für einen gleichen Winkel links und rechts notwendig ist. Bereits kleine Winkelfehler in den Rippen führen zu nennenswerten Differenzen, die sich im Flug und der Optik bemerkbar machen. Das Unterlegen wird mittels eines Balsarestes und eines Geodreiecks bewerkstelligt. Die Verbindung der Ohren zum Mittelstück gefällt mir nicht besonders gut, da die Kräfte nur durch das dreieckige Balsaholz übertragen werden.

Auch wenn man mir versichert, dass das hält, will ich diesen Bereich, auch in Hinblick auf die Anfängerschulung, verstärken. Wir stellen aus 3-mm-Flugzeugsperrholz kleine Winkelverbinder her. Die V-Form nehmen wir mittels eines Aluminiumstreifens von der Oberseite ab, der Rest konstruieren wir direkt auf dem Sperrholz und schneiden ihn mit der Laubsäge aus. Die Rippen werden unterhalb des Holmes ausgeklinkt und der Verbinder mit Hilfe von Klammern und Nadeln mit Weißleim angebracht. Jetzt haben die Holme auch eine mechanische Verbindung zueinander. Der Flügel wird nun am besten mit Hilfe einer Schleiflatte sauber verschliffen und zur Bespannung vorbereitet.


Bootsrumpf

Der Rumpf besteht aus einem Boot, an das man einen Leitwerksträger aus einem Kohlefaser-Rohr anbringt. Das Boot wiederum ist in konventioneller Balsa-Sperrholz-Bauweise ausgeführt und wie der Rest des Flugzeugs sauber gefräst, so dass auch jeder Anfänger damit klarkommen sollte.

Lediglich beim Einkleben des Kohlefaserrohrs sollte man auf gründliches Aufrauen und eine gute Säuberung mit Spiritus oder Aceton achten, damit die Klebestelle
fettfrei ist. Insbesondere das Verkleben des Leitwerks mit dem Rohr ist absoluter
Sorgfalt durchzuführen.

Abweichend von der Anleitung bauen wir das Leitwerk zunächst zusammen und kleben es auf, erst dann bespannen wir es. Dies zum einen, da sonst die Verklebung nicht sauber in den Ecken stattfinden kann, zum anderen, weil sonst das Risiko besteht, dass der Kleber der (abgelösten) Folie eine saubere Verklebung verhindert und als Trennmittel wirkt.

Um die Klebefläche zu vergrößern, kleben wir Keile auf und schaffen mit der Rundfeile ein formschlüssiges Klebebett für das Rohr. Eingeklebt wird das Leitwerk mit eingedicktem (dabei helfen Microballons) Fünf-Minuten-Epoxy. Das sollte nun halten. Das Servobrettchen wird dann erst verleimt, wenn man die passenden Servos bereits hat. Der Hintergrund ist, dass im schlechtesten Fall das Brettchen zu tief sietzt. In unserem Fall kommen Graupner DES 476 BB zum Einsatz, welche ideal in das Brettchen passen und nicht zu hoch sind für die bereits vorgebohrten Löcher im Spant für die Bowdenzüge. Stichwort Bowdenzüge: Vorgesehen ist, die Bowdenzüge außen am Leitwerksträger in Hülsen zu befestigen. Aus optischen Gründen und als Schutz schieben wir vor dem Ankleben des Leitwerks einen Schrumpfschlauch darüber, so dass die Bowdenzüge optisch sauber befestigt sind und sich nicht weiter durchbiegen können.

Das Einbauen der Ruder und das weitere Einbringen der Bowdenzüge verlaufen unspektakulär. Wir kröpfen vorne den Draht als „Z“, hinten wird er mit M2 Gewindestangen und Kunststoff-Gabelköpfen an den Ruderhörnern befestigt. Die Ruder sind mit Klebeband befestigt. Eine so simple wie immer noch geniale Idee.
Einzig die Ruderhörner fertigen wir abweichend vom Bausatz aus Sperrholz, ebenso wie den Verbinder der beiden Höhenruderblätter.


Teamwork

Wir bespannen das Modell mit roter, transparenter Oracover-Folie.
Das Dekor machen wir ebenfalls aus Oracover: schwarze Punkte. Die Idee der Marienkäferoptik hat mein Sohn. Die Farbauswahl im Modellbauladen ist für ihn sehr anstrengend, da sich viele Farboptionen geboten haben. Wie das fertige Modell zeigt, ist ihm die Farbwahl aber sehr gelungen.

Auch das Bespannen machen wir dann wieder zusammen: Ich schneide die Folie zurecht, der kleine Modellbauer bügelt dann, nachdem ich die Ecken vorfixiert habe, die Kanten sauber an. Das Nachspannen mit dem Fön erledige ich, das später notwendige Anbügeln der Folie an die Rippen macht der spätere junge Besitzer dann wieder selbst.

Die schwarzen Punkte schneiden wir mit einem Zirkel mit Skalpellaufsatz aus der Folie. Diese sind mit deutlich weniger Hitze auf gebügelt, da sie nach Möglichkeit nicht schrumpfen sollen. Der Empfänger ist ein bewährter Graupner GR12L. Er findet bequem unter dem Flügel, vor den Servos im Rumpf Platz.


Beim Motoreinbau greifen wir zu den hochwertigen Produkten von Leomotion. Die Wahl sollte sich als ideal erweisen. Da mein Wissen im Bereich moderner Elektromotoren als überzeugtem Methanoler sehr gering ist, habe ich mich vertrauensvoll an Herrn Leodolter gewendet. Innerhalb kürzester Zeit habe ich eine Antwort mit einer Antriebslösung erhalten. Die Bestellung erfolgte umgehend, die Lieferung erfolgte prompt und einwandfrei. Der Propeller wurde aus dem Sortiment von aero-naut, der Spinner von Simprop verwendet. Der Außenläufer ist an vier eingeharzten M3-Gewindestangen befestigt und wird von vorne mit je vier Stoppmuttern gesichert. Die Akkus sind 2S-LiPos mit einer Kapazität von 1.250 mAh. Von der Größe her passen sie gut in den vorderen Teil des Quido, der Akkuwechsel
kann durch die Kabinenhaube erfolgen. Unter Gewichtsaspekten könnte der
Akku auch größer sein, da wir zunächst 30 Gramm Blei hinter den Motor kleben mussten. Nach dem Schwerpunkt-Auswiegen gemäß Bauanleitung kann es dann auch schon ans Eingemachte gehen: dem Erstflug.

Gut zu steuern

Im späten Frühjahr, nach fast einem halben Jahr Bauzeit, ist es dann soweit. Trotz kaltem und leicht böigem Wetter fahren Gabriel und ich auf unser Vereinsgelände und machen uns zuerst an den obligatorischen Reichweitentest.

Danach werfe ich mit einem leichten Schubs den Quido mit zirka drei viertel Motorleistung in sein Element, wo er sich gleich pudelwohl fühlt. Mir fällt zunächst die für einen Zweiachser gute Manövrierfähigkeit auf, das erst kritisch beäugte Seitenruderblatt ist ausreichend groß dimensioniert. Für einen Anfängerflieger genau genommen ideal. Markant ist aber die Tendenz, im Flug mit Motor stark wegzusteigen. Im späteren Segelflug bestätigt sich mein Verdacht, dass der Quido mit dem angegebenen Schwerpunkt etwas schwanzlastig ist, jedoch ohne bös - artige Abrisstendenz.


Das Flugverhalten ist einwandfrei, es ist nur ein leichtes Pumpen zu sehen. Weitere 20 Gramm Blei schaffen Abhilfe. Der Quido hat seinen Schwerpunkt nun bei 55 Millimetern und verhält sich lammfromm; das Verhalten beim Steigflug und im Segelflug ist nun astrein. Er fliegt sehr neutral, bei losgelassenen Rudern kurvt er die angefangene (flache) Kurve weiter. Er richtet sich bei stärkeren Schräglagen, dank der gut abgestimmten Geometrie, von selbst auf, so dass ein Anfänger sich auf das neutrale und gutmütige Flugverhalten jederzeit verlassen kann. Mit den Knickflügeln und der gesamten Auslegung hat der Quido quasi die Panik- Automatik nach alter Väter Sitte serienmäßig eingebaut. Immer nach dem Motto: „Lass doch mal den Flieger in Ruhe und stör’ ihn nicht beim Fliegen, das kann der ganz von alleine …“

Fazit

Mit dem Quido ist aero-naut ein guter Wurf gelungen. Er ist ein klassischer Anfängerflieger ohne großen Bauaufwand, der schnelle Erfolge beim Erbauer sichtbar werden lässt. Die gefällige Optik, das gute Flugverhalten und der geringe Anspruch an die Komponenten prädestinieren ihn als Einsteigermodell oder als das einfache Modell für den routinierten Piloten zum gemütlichen Feierabendfliegen. Und durch das gute Kreis - verhalten wird der Quido auch zum Thermikschnüffler.

Anhang anzeigen 11792064

Modellbau als Einstieg

Als Vater freut es mich persönlich, so viel Qualitätszeit mit meinem Sohn bei meinem Hobby verbringen zu können. Interessant ist aber auch, dass der Modellflug eine große Faszination auf ein Kind ausüben kann und die Begeisterung am Bauen über längere Zeit anhält. Vom pädagogischen Aspekt aus betrachtet, handelt es sich um eine ideale Frühf.rderung, da durch den Aufbau das Verständnis für das System Flugzeug von Grund auf betrachtet wird.

Auch die Wertschätzung des Produkts und die Identifikation des Erbauers mit dem Geschaffenen fördern eine erfolgreiche weitere Schulung und das Interesse an unserem Hobby. Durch die Kenntnis des Flugzeugs fällt auch eine später eventuell notwendige Reparatur leichter. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, lohnt es sich in jedem Fall, die Modellfliegerei mit einem Bausatz zu beginnen, egal ob jung oder alt. Der Gewinn an Erfahrung und der Stolz, etwas geschaffen zu haben, sind die ersten Glücksmomente, noch lange vor dem ersten Flug. Der erste Flug ist dann unbeschreiblich – und das muss man einfach selbst erlebt haben.
Tja, jetzt haben wir schon 2023. Was dar ich zum "Quido" berichten? Der BK ist Gegenstand der von mir gegründeten "GTA" zur Nachwuchsgewinnung für unseren Verein. Wir sind in den nächsten Wochen im Fertigstellungsstadium. Die 6 Klasse, mit der ich dieses Projekt durchführe freut sich schon auf die "ersten Schritte" als RC- Modellflieger. Schöne Grüße aus Sachsen! Opa Ernst
 
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