Schalldämpferbau für 4-Takt Glühzünder

Schalldämpferbau für 4-Takt Glühzünder

Thomas Kurze (Mooney)
Erstveröffentlichung 18.02.2005



Schalldämpferbau für 4-Takt Glühzünder,
oder: Wie gibt man Konservendosen ein zweites Leben?


(Bildbericht, hier exemplarisch dargestellt am Rohbau einer Siai Marchetti SF 260)​

Einleitung

Manchmal ergibt es sich, dass das vorhandene Schalldämpfersystem nicht mit den gegebenen Maßen am Modell in Einklang zu bringen ist. Manchmal leidet auch schlicht die Optik.

Dann heißt es, wie so oft: Bekannte Schalldämpferbauer kontaktieren oder mal eben selber machen.
Ich hatte mich für die 2. Möglichkeit entschieden, da eigene Freizeit bekanntlich nichts kostet.

Ausgangspunkt meiner Überlegungen war ein liegend eingebauter 91er 4-Takter mit dem Auslass nach unten.
Dadurch ergibt sich unter der Motorhaube auf der zylinderabgewandten Seite ein recht grosser Leerraum.
Hier passt also prächtig ein Schalldämpfer hin! Um die bestmögliche Schalldämpfung zu erreichen, sollte es ein 3-Kammersystem werden. Entsprechend dem Original sollten aber auch die Auspuffrohre links und rechts unter dem Rumpf nicht nur herausschauen, sondern auch funktionstüchtig sein.

Um Arbeit zu sparen, sah ich mich also nach einem passenden Schalldämpferkörper um. Spraydosen sind untauglich, da meistens aus Aluminium. Also Konservendosen aus Weissblech. Lässt sich leicht bearbeiten und gut hartlöten.

Beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt unserer Wa(h)l (welch Wortspiel), folgte ich brav meiner Frau durch die Gänge (das mach ich sonst nie, bin immer beim Spielzeug oder bei den Zeitschriften), auf der Suche nach den passenden Dosen.
Dann sah ich sie. Die kleinsten Kondensmilchdosen, die es gibt.
Zack eingepackt, zu Hause Maß genommen, Enttäuschung, nämlich 5mm zu lang, die Motorhaube passte nicht mehr.
Aber der Durchmesser war genau der, den ich suchte. Also noch mal in die Einkaufsmeile und wieder durch die Gänge gestreift. Endlich was passendes gefunden - die kleinen Dosen, die mit Tomatenmark gefüllt sind.


Nun kann der Bau des Schalldämpfers losgehen.

Was braucht man an Material?
  • 2 Konservendosen,
  • etwas Karosserieblech oder Messingblech,
  • Eisenrohr 10x0,5mm oder 10x1,0mm,
  • Wellschlauch,
  • passenden Auslasskrümmer mit Überwurfmutter.

Was braucht man an Werkzeug?
  • Säge, Feile, Cuttermesser, Blechschere, Dorn, Drahtbürste, Schleifpapier und die Utensilien zum Hartlöten,
  • gutes Augenmaß und Zeit.
  • Das Lieblingsgetränk sollte auch in erreichbarer Nähe sein.

1. Herstellung des Schalldämpfers

Die Dosen werden jeweils an einem Deckel mit dem Dorn gelocht.
Dann wird das Tomatenmark unter Wasser herausgespült.
Die Dosen werden entlackt und metallisch blank geschmirgelt
Ein kleines Loch wird in eine Dose gedrückt. Hier kann später beim Löten die heisse Luft entweichen.
Aus dem Blech werden Halterungen geschnitten und angepasst.
Dann wird alles hartgelötet und das Flussmittel wieder entfernt.

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Die gelochten Dosen, es können ruhig noch mehr Löcher mit dem Dorn hinein gedrückt werden.

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So werden später die Dosen aneinander gelötet. Die gelochten Deckel zueinander. Dadurch ergibt sich ein 3-Kammer-System

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Anpassen der Schalldämpferlaschen

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Provisorisch wird alles fixiert, um zu prüfen, ob die Motorhaube noch passt.

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Metallisch blanke Teile, fertig zum Hartlöten

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Nach dem Löten

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Flussmittel entfernt

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Probeanbau. Passt!


2. Herstellung des Auspuffkrümmers und Schalldämpfereinlasses

Der eigentliche Schalldämpfereinlass besteht aus quer gelochtem Rohr 10x1mm. Das Rohr wird am anderen Ende durch plattdrücken verschlossen.
Nun wird an passender Stelle ein Loch in die Dose gedrückt und langsam aufgeweitet, bis das Rohr hineingesteckt werden kann.
Auf der anderen Seite vorsichtig mit dem Cuttermesser das Dosenblech schlitzen. Den Schlitz so aufweiten, bis das zugedrückte Ende des Rohres durchpasst. Verlöten und fertig.
Der Schalldämpferauslass an der anderen Konservendose wird entsprechend hergestellt.

Anpassen und verlöten von Auspuffkrümmer, Wellschlauch usw, hängt jeweils vom Einbaufall ab.

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Einzelteile: Auspuffkrümmer, Wellschlauch, Reduzierstücke und Schalldämpfereinlassrohr

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Alles miteinander verlötet.

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So sieht das montiert aus.

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Hier ist gut die verlötete Durchsteckung des Einlassrohres zu sehen.

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Hier mal aus anderer Blickrichtung.

[PAGE][/PAGE] 3. Herstellung des Auspuffgeweihs

Das Abgas soll aus dem Schalldämpfer heraus in ein Auspuffgeweih strömen, sodass es links und rechts vom Rumpf aus den Auspuffrohren austreten kann.
Um die Schwingssysteme zu entkoppeln, sind Schalldämpfer und Auspuffgeweih nur durch einen Siliconschlauch verbunden.
Das von mir benutzte Rohr hat die Abmasse von 8x0,5mm.
Die Bilder sagen da mehr, also:

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Gut zu sehen, der noch nicht vom Flussmittel befreite Flansch, der das Abgas in den Geweihbogen leitet.

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Geweihbogen von rechts

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Von vorn unten


4. So sieht das Ganze im Rohbau mit Motorhaube aus.
.
Natürlich muss noch alles feiner bearbeitet werden. Die Schalldämpfereinheit wird gereinigt und entfettet.
Dann mit Auspufflack aus der Spraydose mattschwarz lackiert.
Abschliessend wird alles im Backofen bei höchster Temperatur eingebrannt.

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von rechts

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von links

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von unten

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Detail, Auspuffrohre


Resumee:

Der Probelauf der gesamten Einheit zeigte, dass der Schalldämpfer so gut dämpft, dass das Ventilklackern des Motor bis 3500 1/min noch deutlich zu hören ist.
Mangels Messgerät kann ich leider keine Werte nennen, hört sich aber im Vergleich zum Originaldämpfer höchstens nur halb so laut an.
Die gesamte Einheit wirkt sich leicht drosselnd (ca 300 1/min) aus. Nach entfernen des Auspuffgeweihs ist keine Drosselung mehr messbar.

Zur Demonstration hier zwei Beispiele des Lärmpegels bei niedrigen Drehzahlen - Video 1 (3,8 MB .avi) - Video 2 (3,8 MB .avi).

Abschließend kann ich sagen, das Ganze sieht nach mehr Arbeit aus als es eigentlich ist.
Wie alltagstauglich das System ist, wird sich später zeigen.

Wer noch Tipps braucht, findet mich bei RCN. smiley5.gif

Viel Spass
Thomas
 
Ist ja schon ein paar Tage her, aber soweit ich mich erinnere einfach runtergeschliffen. Ist doch hauchduenn die Lackschicht.
 
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