Schwerwiegende Beruhigungsmittel für nervöse Ruder

Karl Dieffenbach
Mit freundlicher Genehmigung der Fachzeitschrift Modell

Maßnahmen gegen Ruderflattern

Wenn ein Modellpilot das Nervenflattern bekommt, hilft ihm vielleicht Baldrian. Hat ein Flugmodell Probleme mit Ruderflattern, so ist ebenfalls ein Beruhigungsmittel angeraten, denn so ein Modell ist ja schließlich auch nur ein Mensch. Allerdings ist es beim Modell mit Baldrian nicht getan. In Abwandlung eines Sprichworts lautet mein Rat: „Masse statt Klasse“. Besser noch: „Masse und Klasse“.

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Das hätte auch anders ausgehen können! Die einteilige Klappe dieses 6-m-Seglers war angebügelt und über zwei Servos angelenkt. Die innere Hälfte wurde durch das Flattern komplett abgerissen und trudelte zu Boden. Die Anlenkung des äußeren Servos wurde ebenfalls zerstört. Die anschließende Landung mit dem immer noch flatternden Querruder-Rest war eine Meisterleistung des Piloten. Als Ursache stellte sich eine gelöste Kontermutter an der Federstahlbacke heraus, wodurch sich bei dem leicht gekröpften Gestänge ein Spiel ergab. Die brachiale Gewalt des flatternden Ruders ließ dann zuerst die Gewindestange und dann das angebügelte Ruder selbst abreißen

Der typische Ablauf des Ruderflatterns: Wenn’s dem Esel zu wohl wird, dreht der Motor im Sturzflug hoch und höher – man gönnt sich ja sonst nichts. Doch urplötzlich wird das Motorgeräusch von einem unheimlichen Dröhnen übertönt, und schon fliegen die Fetzen. Fast gelähmt vor Schreck, ist der Pilot zum Zuschauen verdammt, wenn sich der Rest des Modells steuerlos aber zielstrebig auf die Suche nach Erdöl macht. Fassungslos und zerknirscht muss der Arme, der inzwischen zum Bleichgesicht geworden ist, auch noch die hämischen Kommentare der Kollegen über sich ergehen lassen: „Ich hab das kommen sehen ...!“ Wieder einmal hat das Ruderflattern zugeschlagen. Wäre es zu verhindern gewesen? Aber sicher!

Wieso gibt es eigentlich flatternde Ruder? Meistens ist das auf sorglos hingeschluderte Rudergestänge zurückzuführen, die entweder gedankenlos gekröpft worden sind, Spiel haben oder ganz einfach zu schwach ausgelegt wurden. Zu weiche, labile Ruderhörner können genauso die Ursache sein wie Billigservos mit mehr Spiel als Getriebe. Sind aber diese Punkte alle in Ordnung, so haben wir schon fast alles getan, was nötig ist, um mit dem Fluggerät tierisch herumheizen zu können. Aber nur fast alles. Es gibt nämlich noch mehr, was wir in diesem Sinne für die Sicherheit tun können. Diesbezüglich können wir bei den Großen etwas abschauen.
Bei denen sieht man häufig Massenausgleichsgewichte an den Rudern. Und was für die bemannte Luftfahrt gut ist, kann doch für unsere Modelle auch nicht schlecht sein. Aber bevor wir das auf unser Hobby übertragen, schauen wir uns das Prinzip erst mal etwas genauer an.


Grau ist alle Theorie

Eigentlich sollte das Ruder überhaupt keinen Grund zum Flattern haben, wo es sich doch gerade in der Mittelstellung so bequem machen könnte. Dass es trotzdem flattert, lässt sich mit allen Regeln der Physik und vielen Fachbegriffen erschöpfend begründen, doch das gehört in den Hochschul-Hörsaal. Also werden wir das Ganze lediglich stark vereinfacht betrachten.

Sowohl das Ruder als auch der Flügel bzw. das Leitwerk haben eine bestimmte Masse und einen dazugehörigen Massenschwerpunkt. Dass sich der Schwerpunkt jeweils irgendwo innerhalb dieser Teile befindet, ist einleuchtend. Der Schwerpunkt des Flügels bzw. der Flosse liegt also in Flugrichtung vor dem Ruderscharnier, der des Ruders dahinter. Da beide Massen durch das Scharnier verbunden sind, besteht zwischen diesen beiden Teilen eine dynamische Wechselwirkung, sobald Bewegung ins Spiel kommt. Diese dynamische Wechselwirkung ist nichts anderes als eine gegenseitige Beeinflussung durch deren Kräfte und Bewegungen. Mit einem einfachen Experiment kann dies leicht begreifbar gemacht werden: Wir hängen ein Höhenrudergestänge aus und bewegen das Rumpfende in schneller Folge auf und ab, wir schütteln es. Vor allem, wenn es sich um ein tiefes und schweres Ruder handelt, können wir deutlich fühlen, dass das Ruder eine im wahrsten Sinne des Wortes „kräftige“ Rückwirkung auf das Leitwerk hat. Die erwähnte Wechselwirkung ist hiermit also nachgewiesen worden, und zwar ganz ohne Theorie. Jetzt wundert es auch nicht mehr, dass so was ins Flattern geraten kann, sofern die Anlenkung das zulässt.

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Die einfachste Lösung für das Auswuchten eines Ruders ist Ballast in der Ausgleichsfläche

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn der Schwerpunkt des Ruders durch ein Gegengewicht zum Scharnier hin, also in den Drehpunkt, verlagert wird. Ein einfacher Versuch macht den Unterschied schnell deutlich. Dazu nehmen wir einen Bleistift, der aber noch möglichst lang sein sollte, halten ihn am Ende locker mit zwei Fingern (Zeigefinger unterhalb und Daumen oberhalb des Bleistiftendes) in waagerechter Lage und lassen ihn auf- und abwippen. Klar, das ist nichts anderes als der Versuch mit dem Rumpf, wobei hier die Hand das Leitwerk darstellt und der Bleistift das nicht ausgewuchtete Ruder. Dabei ist deutlich ein „Eigenleben“ des Stifts zu spüren. Nun simulieren wir ein ausgewuchtetes Ruder. Dabei halten wir den Stift in der Mitte, also genau an seinem Schwerpunkt. Der Unterschied ist deutlich. Da zappelt absolut nichts mehr, und der Bleistift liegt willenlos zwischen den Fingern. Genauso verhält sich die Sache auch beim Ruder. Sobald dieses ausgewogen ist, zappelt auch hier nichts mehr beim Schütteln. Der Unterschied ist nur, dass wir beim Bleistiftversuch den Drehpunkt in den Schwerpunkt verlegt haben, beim Ruder jedoch müssen wir den Schwerpunkt mittels Gegengewicht zum Scharnier hinbringen.

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Auch bei einem Voll-GfK-Modell lässt sich nachträglich ein Ausgleichsgewicht anbringen, wie bei diesem »Beaver«-Leitwerk: Öffnung schaffen, Bleischrot einfüllen und mit Harz fixieren, wobei die Nase beim Einharzen nach unten zeigt, damit der Ballast in die vorderstmögliche Position gelangt.

Alles klar? Nein! Da wäre nämlich noch der Fall, bei dem sich bauartbedingt kein Gegengewicht anbringen lässt. Ganz hilflos sind wir aber auch hier nicht. Die Antwort gibt uns wieder unser bewährter Bleistiftversuch, den wir jetzt zuerst mit dem Bleistift und dann mit einem Trinkhalm durchführen, beide jeweils am Ende gehalten. Dabei lässt der Trinkhalm aufgrund seiner wesentlich geringeren Masse kaum noch eine Rückwirkung an der Hand spüren. Auf das Ruder übertragen bedeutet das, dass die Flattergefahr mit der Masse des Ruders steigt. Wenn also kein Auswuchten möglich ist, sollten wenigstens die Ruder so leicht wie möglich sein.


Lastenausgleich

Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten, ein Ausgleichsgewicht anzubringen. Am einfachsten ist es, diesen Ballast in der Ausgleichsfläche eines Ruders möglichst weit vor dem Drehpunkt zu platzieren (siehe Fotos). Ist das nicht möglich, weil das Ruder keine Ausgleichsfläche hat, so wird das Gewicht in der Regel an einem Gestänge befestigt, das vom Ruder aus nach vorne unter die Tragfläche ragt, wie man das oft bei Querrudern manntragender Flugzeuge sieht. Solche Gestänge zeigen grundsätzlich schräg nach unten, um den notwendigen Ruderausschlag nicht einzuschränken. Der Winkel zur Waagerechten ist vom notwendigen Ruderausschlag abhängig und muss bei der Auslegung schon im Voraus berücksichtigt werden. Im Fall meines »Piper«-Querruders kann dieses Gewicht von unten in die Tragfläche eintauchen.
Somit sieht diese Konstruktion recht aufgeräumt aus. Sie hat obendrein den Vorteil, dass sich nichts dran verhaken kann. Wie es geht, zeigen die Bilder.

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Für die beschriebene Lösung beim »Piper«-Querruder wurde der Ballastträger aus Sperrholz gefertigt. Der hintere Teil ist der Form der Querruder-Rippen angepasst.

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Der Hebel wird probeweise eingesetzt – passt!

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Hier wird klar, warum der Hebel so eine eigenwillige Form hat. Zum einen muss er an den Holmen vorbeikommen, andererseits darf er bei maximalem Ruderausschlag nicht von innen gegen die obere Flügelbespannung drücken.

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Beim Aufballastieren ist wegen der später hinzukommenden Bespannung noch etwas Zugabe notwendig. Wenn wir am Ende nur wenig danebenliegen, ist das nicht schlimm.


Die Praxis

Bei mehreren Modellen habe ich die Ruder schon mit Massenausgleich versehen und bisher immer nur gute Erfahrungen
gemacht. Dabei ist das Verhindern des Ruderflatterns nicht der einzige positive Effekt. Hinzu kommt, dass ein ausbalanciertes Ruder mit einem kleineren Servo auskommt. Noch besser, man belässt die Servogröße wie gehabt und und bekommt somit einen Zuwachs an Sicherheit. Außerdem verhindert der Massenausgleich, dass auch bei einer noch so harten Landung Stöße auf das Servo übertragen werden. Betrachtet man die Energiebilanz der Stromversorgung, so kommt ein weiterer positiver Aspekt hinzu. Vor allem große schwere Ruder belasten die Servos zusätzlich durch ihr Eigengewicht, was mit Massenausgleich nicht der Fall ist. Wir sparen also auch noch wertvolle Energie.

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Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Bei Neutralstellung der Ruder hat das Gestänge die Form eines Abweisers, damit sich absolut nichts darin verhaken kann.

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Endabnahme: Der größtmögliche Ruderausschlag nach unten ist auf jeden Fall ausreichend.

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Nur beim Querruderausschlag nach oben kommt das Gegengewicht zum Vorschein.

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Am flugfertig aufgebauten Modell ist der Gewichtsausgleich nur dann zu sehen, wenn man sich drunter legt.

Im Fall der erwähnten »Piper« (2,80 m, 10 kg, ZG-62, Standard-Servos) hat der Massenausgleich seine Feuerprobe mit Bravour bestanden. Alle Ruder sind vollständig ausgewuchtet. Niemals gab es auch nur die geringsten Anzeichen von nervösen Rudern, trotz meines bekannt einsatzfreudigen Flugstils. Dazu muss ich zu meiner Schande gestehen, dass dieses Modell alles fliegt, was eine »Piper« eigentlich gar nicht darf, einschließlich senkrechtem Auf- und Abstieg, über Rollen und Messerflug bis hin zum Außenlooping! Und das mit normalen Standard-Servos. Seit über drei Jahren wird diesem Modell immer wieder ein baldiges Ende prophezeit, aber diese Propheten wissen eben nichts von den eingebauten Beruhigungsmitteln.


Mein Fazit

Der Massenausgleich lässt die Gefahr des Ruderflatterns gegen null gehen, er schont die Servos und spart Strom. Na, wenn das nicht genügend Gründe sind, die Ruder auszuwuchten! Bei mir ist es jedenfalls obligatorisch, wenn irgend möglich. Der Mehraufwand während der Bauphase ist gering, im Nachhinein wird’s schwieriger. Wenn man aber einen Flatterkandidaten besitzt, lohnt sich auch ein nachträgliches Umrüsten allemal. Generell gilt aber immer der Grundsatz: Das Flattern soll man den Vögeln überlassen, die sind nämlich dafür ausgelegt – unsere Modelle jedoch nicht!


Nachschlag

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Pünktlich zur Fertigstellung dieses Artikels hat der Zufall noch eins draufgesetzt, und das passte wie die Faust aufs Auge: Nach langer Pause flog ich wieder meine alte »Messerschmitt M27b«, als plötzlich ein Querruder ins Flattern geriet. Ein blitzschneller, beherzter Griff ins Höhenruder bei gleichzeitiger Gaswegnahme hatte die Wirkung einer Vollbremsung und konnte das Flattern noch rechtzeitig stoppen, bevor das Modell Federn lassen musste. Schnell wurde klar, dass die Anlenkung des betroffenen Querruders zerstört war, denn dieses hatte keine Funktion mehr und hing leicht nach unten. Nun galt es, die Langsamflugeigenschaften des Oldies voll auszureizen und das havarierte Modell vorsichtig zu Boden zu bringen. Nach geglückter Landung war der Fehler schnell gefunden: Der Servohebel war gebrochen. Ein kurzes Nachdenken machte mir bewusst, dass dieser etwa 20 Jahre alt sein musste. Da er aus Kunststoff ohne Faserverstärkung besteht, war er im Lauf der Jahre durch das Ausdiffundieren der Weichmacher spröde geworden. Die Vierkant-Passung wirkte dann zusätzlich noch wie eine Sollbruchstelle. Durch Schaden wird man klug, heißt es. Das gilt aber nur, wenn man den Wink des Schicksals versteht. Ich verstand diesen und inspizierte sofort den Hebel des zweiten QR-Servos. Volltreffer! Auch dieser war am Vierkant bereits deutlich sichtbar angerissen. Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich auch dieser verabschiedet hätte. Dass ich am selben Tag noch alle meine Modelle auf dieses Kriterium hin untersucht habe, versteht sich von selbst. Bei dieser Aktion habe ich dann noch zwei weitere Problemkandidaten bei anderen Modellen gefunden. Obwohl diese Hebel noch intakt waren, wurden sie ebenfalls ausgewechselt. Selbst die noch unbenutzten Servohebel dieser Bauart habe ich umgehend aus meinem Fundus entfernt und über den Hausmüll schadlos entsorgt.

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War der gebrochene Servohebel Ursache oder Folge des Ruderflatterns? Beides wäre denkbar gewesen. Im vorliegenden Fall war er eindeutig die Ursache.

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Dieser Servohebel wurde noch rechtzeitig ausgetauscht. Der Anriss (Pfeil) ist schon deutlich zu sehen.

So weit, so gut, was hat jedoch ein gebrochener Servohebel mit dem Gewichtsausgleich zu tun? Wäre die Geschichte mit ausgewuchteten Rudern anders verlaufen? Aber sicher, denn ein ausgewogenes Ruder bleibt in der Regel auch ohne Anlenkung sauber im Luftstrom stehen ohne zu flattern. Außerdem kann es nicht durch sein Eigengewicht herunter hängen und das Modell aus einer neutralen Flugbahn drängen. Die Auswirkung hätte sich also lediglich auf eine verminderte Querruderwirksamkeit beschränkt, und der Husarenritt auf Messers Schneide wäre mir erspart geblieben. So aber hätte mich der fehlende Gewichtsausgleich fast ein wertvolles Modell gekostet.
 
Sehr interessantere Artikel!

wieder was dazugelernt und dank der guten Bilder wird die Umsetzung zum Kinderspiel.
Werde das an meiner aktuellen Baustelle gleich mal umsetzen.

Liebe grüße und vielen Dank
Johannes
 
Bravo, wirklich toller Beitrag.

Interessant wäre eine praktikable Lösung für schnelle GFK/CFK Segler.

Grüße
Kai
 
Ja, der Artikel ist gut, weil er zutreffend ohne wissenschaftliches Brimborium das Prinzip "Massenausgleich kontra Flattern" laienverständlich beschreibt. Kompliment.
...Interessant wäre eine praktikable Lösung für schnelle GFK/CFK Segler. ...
Der Artikel ist einem Punkte aber nicht vollständig, wenn ich das als wohlmeinende konstruktive Kritik anmerken darf. Um das Bild rund zu machen, ist neben der Masse auch noch die Elastizität wichtig. Ohne Massenausgleich kann Flattern nur auftreten, wenn irgenwo elastische Verformbarkeit ins Spiel kommt. Wenn Servos/Gestänge ausreichend dimensioniert sind, bleibt hier als Haupt-Einflussgröße die Torsionssteifigkeit von a) dem Flügel (Leitwerksflosse) und b) dem daran anscharnierten Ruder.

Für GFK/CFK-Segler verbietet sich meistens aus Platzgründen ein Massenausgleich. Als wirksame Maßnahme gegen Flattern bleibt aber, Flügel und Ruder so torsionssteif wie möglich und dabei auch noch leicht zu bauen.

Die wichtigsten Maßnahmen:
- CFK/Gfk-Gewebe in +/- 45°-Richtung laminieren;
- Hieraus einen geschlossenen Hohlquerschnitt (Rohr) schaffen. Gewebe nur auf der Oberseite oder der Unterseite bringt (fast) gar nichts. Oberseite + Unterseite + Steg (!) mit 45°-Laminat schaffen einen solchen geschlossenen Hohlquerschnitt. Damit dürften die meisten Flatterprobleme in den Griff zu kriegen sein. Gilt gleichermaßen für Flügel und auch für die Ruder.

Dies nicht zum Schlechtmachen des o.g. Artikels, sondern mit allem Respekt zur Ergänzung.

Gruß,
Stefan
 
Bei GFK/CFK - Segler habe ich das Ruderflattern so gelöst, dass ich im Speed die Ruder ca. 1,5 mm nach oben Stelle. So habe ich kein Ruderflattern mehr , auch bei schnellem Fliegen in der Leewalze. Wichtig, dadurch werden auch die Servos entlastet.
Gruss Guenter
 
Dem schließe ich mich an - sehr interessant und schön geschrieben / bebildert. Habe auch ein paar Flieger auf die das passen könnte...

Viele Grüße
Wolfgang
 
... Erhöhe ich die Masse der Ruderfläche durch das Ausgleichsgewicht ... muß das Servo auch ein höheres Losbrechmoment aufbringen.

Erbitte zu diesem Punkt einen Kommentar.

Gruß
Robert R.
 
Einer der wenigen Artikel, die für Laien verständlich, aber trotzdem zu mind. 95% korrekt sind. Die relevanten Effekte sind anhand von gut gewählten Beispielen beschrieben, alle Maßnahmen leuchten ein. Ich denke, ich werde einige Modelle damit nachrüsten. Vielen Dank dafür! Großartige Abwechselung zu den ganzen Styromodell und Spielzeughubschrauberberichten, mit denen die Modellzeitschriften seit einiger Zeit zugemüllt werden (RCN möchte ich bezüglich dieser Anmerkung mal außen vor lassen, hier stimmt der Mix schon eher).

LG, Björn
 
... Erhöhe ich die Masse der Ruderfläche durch das Ausgleichsgewicht ... muß das Servo auch ein höheres Losbrechmoment aufbringen.

Erbitte zu diesem Punkt einen Kommentar. ...
Robert, von einem "Losbrechmoment" spricht man eigentlich, wenn's irgendwo klemmt, wenn also Haftreibung zu überwinden ist. Das sollte eigentlich bei einer Rudermechanik nicht vorkommen. Und wenn es doch vorkommt (klemmende Scharniere etc.), dann ist dies keine Sache der erhöhten Rudermasse.

Das einzige, was sich (theoretisch) für's Servo ändert ist, dass das Servo beim Anlaufen eine größere Masse beschleunigen muss. Selbst mit reichlich Zusatzmasse ist dieser Effekt im Regelfall so gering, dass er vernachlässigbar ist.

Bei den im Modellbau üblichen Verhältnissen kann ich keinen relevanten Nachteil eines Rudermassenausgleichs erkennen.

LG
Stefan
 
Vielleicht ist noch die Anmerkung interessant, dass man durch eine Erleichterung des Ruders den Frequenzbereich, in dem es zum Flattern kommen kann, beeinflussen kann.

Anders, als man das vielleicht vermuten würde, ist eine "Verstärkung" (mit Gewichtserhöhung) oftmals nachteilig. Wenn ein Ruder in Resonanz fällt, kann ALLES zerstört werden - und sei es noch so stabil. Die Zerstörung wird beim kleinsten Glied anfangen. Also z.B. wie oben bei der Servohebeln oder den Scharnieren. Hat man Pech, gibt das Scharnier nicht schnell genug auf und das System schwingt sich auf mit dem Effekt einer Resonanzkatastrophe. Dann kann auch die Dämpfungsfläche eines Leitwerks kaputt gehen.

Durch eine Erleichterung wird das Ruder vielleicht (etwas) instabiler. Da das Ruder aber in der Regel auch in erleichterter Form ausreichend (torsions-)fest ist, macht das keine Probleme.
 
Hallo,
schöner Beitrag und in der Anwendung für die gezeigten Modelle eine super Maßnahme.
In der Diskussion hier werden aber offensichtlich die verschiedensten Themen vermischt, bzw. in den Beitrag hineininterpretiert die damit nur sehr am Rande etwas zu tun haben - wenn überhaupt.
Der statische Massenausgleich ist für die "Ruderlappen" von Piper, Klemm und Co. eine sinnvolle Maßnahme - für Flugzeuge die wirklich aerodynamisch fliegen ( ;) ) aber denkbar ungeeignet. Hier kann nur eine saubere aerodynamische Auslegung Abhilfe schaffen, es sei denn man würde die Ruder mit Blei ausgiessen.
Man muss sich nur für eine grobe Abschätzung die Ruderflächen gegenüber den nötigen Steuerkräften ansehen (bei gegebener Geschwindigkeit). Überwiegen bei den Originalnachbauten von älteren Motormaschinen mit 15% Profildicke bis zu mittleren Fluggeschwindigkeiten die Massenkräfte sind diese bei schnellen, aerodynamisch sauberen Flugzeugen praktisch vernachlässigbar.
Ggf. macht sich ja jemand die Arbeit und verfasst dann über das Thema aerodynamische Ruderdämpfung einen Bericht, in der Diskussion hier ist das aber m.E. fehl am Platz.
 
Guter Artikel.

Hätte unlängst fast meine Simprop Turbo Raven beim Erstflug verloren, weil das Höhenruder zu flattern anfing. Is nochmla gut gegangen, aber ich denke, jetzt werde ich mal versuchen die massenauszugleichen.
 
Hi

Massenausgleich wurde bei den Originalen nicht wegen Flattern eingefürt sondern weil die Piloten die immer schwerer werdenden Maschinen nicht mehr von Hand steuern konnten.
Die Steuerkräfte wurden ja immer grösser !
Da halfen auch schon Trimmklappen an den Ruder !
Was mir bei den Beiträgen noch fehlt, ist "der Grund überhaubt" warum die Wechselwirkung zum auf und abschlagen eines Flächenteiles fürt.
Meines erachtens hat DAS mit Masse überhaubt nichts zu tun sondern wird Aerodynamisch verursacht.
Darum auch ein Einwand oben " Klappe ein paar Grad hochgestellt" und weg ist es !
Es wird durch die Wölbung der Fläche insgesammt, mit Ausschlag eines Ruders, bei unterschiedlichen Anströmwinkeln, (langsam oder Schnellflug) verursacht.
Grade bei fast null Auftrieb will die Fläche nur der Wölbung folgen und neigt zum unterschneiden.
Auch die Steuerkräfte des Ruders werden nicht durch dieses alleine erzeugt sondern durch die gesammte Fläche mit dem Flächenteil vor dem Ruder.
So sehe ich es jedenfalls !

Gruß Aloys.
 
... Massenausgleich wurde bei den Originalen nicht wegen Flattern eingefürt sondern weil die Piloten die immer schwerer werdenden Maschinen nicht mehr von Hand steuern konnten. Die Steuerkräfte wurden ja immer grösser ! ...
Hallo Aloys, nein, Deine Anmerkung stimmt nicht. Du verwechselst hier den Massenausgleich mit den "Hörnern" am Ruder, die nach vorne über die Scharnierachse herausstehen, wie oben in den Bildern 2 und 3 (SLW-Rohbau, Beaver-HLW) gezeigt. Die Hand- oder Steuerkräfte werden dabei nicht durch den Massenausgleich, sondern nur durch den nach vorne überstehenden Flächenteil reduziert. Der Massenausgleich reduziert nicht die Steuerkräfte. In der Praxis wurde und wird aber eine Kombination beider Effekte eingesetzt, demnach ein aerodynamischer Flächenausgleich (nach vorne überstehender Flächenanteil) auch als Halter für eine Ausgleichsmasse genutzt wird.

... Was mir bei den Beiträgen noch fehlt, ist "der Grund überhaubt" warum die Wechselwirkung zum auf und abschlagen eines Flächenteiles fürt.
Meines erachtens hat DAS mit Masse überhaubt nichts zu tun sondern wird Aerodynamisch verursacht. ...
Doch, es hat definitiv etwas mit Masse zu tun. Flattern entsteht durch eine Wechselwirkung zwischen aerodynamischen Kräften und Massenkräften, die über die Elastizität der Flügelkonstruktion mit einander gekoppelt sind und sich unter bestimmten Bedingungen gegenseitig aufschaukeln können.

Der Autor des obigen Artikels ging mit Vorsatz nicht in die Tiefe der physikalischen Erklärung, um den Artikel laientauglich zu machen. Eine genaue Erklärung, warum und unter welchen Umständen Flattern eintritt, setzt tatsächlich eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der zugrunde liegenden Physik voraus, was der Autor aber ausklammern wollte. Ich habe selber im manntragenden Flugzeugbau einige Flatteruntersuchungen durchgeführt und kann bestätigen, dass der Autor im Ergebnis mit seinen Aussagen völlig richtig liegt.

Gruß,
Stefan
 
Hallo,nach wie vor ein toller und nachdenkenswerter Bericht/Bauvorschlag.Ich habe bei meiner 2,2 Meter ARF-Raven das mit den Gewichtseinlagen in den Rudern mal ausprobiert.Da ein 50er Einzylinder nun mal sehr schüttelt,hielten die Höhenruderservos(gute Quali mit Metallgetriebe)leider nur knapp eine Saison-die vom Querruder leider auch.Nach ca.25-30 Gramm Gewichtseinlage in den Ruderklappen/Randbögen der Ruder halten sie nun schon 1 Jahr ohne Karies oder Spielvergrößerung.Das ist mal ein sinnvolles und einfaches Feintuning.
Gruß Reimar
 
Guter Bericht, mich verwundert nur das du es so lange ohne Massenausgleich betrieben hast... Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Ruder mit einer Spiralfeder auf die Neutralstellung zu zentrieren, funktioniert auch und die Servos müssen dabei auch nicht ständig das Gewicht der Ruder tragen... Hab eine solche Lösung an meiner grossen Pilatus Porter, am Höhenruder realisiert...
 
Hallo zusammen,

der Artikel ist zwar schon älter, aber ich hab aktuell eine Pilatus Porter zu bauen. Als technische Spielerei möchte ich versuchen, das Höhenruder mit so einem Massenausgleich statisch auszubalancieren.
Ich möchte aber das Gewicht nicht so weit hinten im HR einbauen, sondern vorne im Rumpf nahe des Schwerpunktes platzieren.

Meine Fragen in dem Zusammenhang:

1. Geht das auch? Oder macht das wenig Sinn? Besonders im Bezug auf die Vermeidung von Schlagbelastung bei Landestößen auf das Servo.

2. Geht das auch mit einem Federmechanismus statt eines Gegengewichtes? Würde eventuell Gewicht sparen.

Wie gesagt, es soll ein Experiment sein zum Testen, ob der Aufwand lohnt.

Uli
 
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